Sola dosis facit venenum - Die Dosis macht das Gift

  • << RE: Turma II - Unterkunft des Decurio Publius Matinius Sabaco


    Die meisten Soldaten mussten sich mit Lora begnügen, alkoholarmem Tresterwein, sofern ihre Feldherren ihnen überhaupt den Weingenuss erlaubten. Bei der Ala hatten sie Glück. Sabaco aber war nicht nach dieser Plörre. Er brauchte schweren, süßen und gepfefferten Rebsaft gegen die zunehmenden Schmerzen in seinem Hals, und zwar heiß. Er saß an seinem üblichen Platz am Feuer, in die Flammen starrend, die dampfende Weinkaraffe auf dem Tisch und den Tonbecher in der Hand.


    Wie alle Soldaten trug er das Cingulum militare und den Pugio an der Seite. Vom Legionär unterschied ihn die Schuhtracht, denn bei der Ala trug man keine Sandalen, sondern geschlossenes Schuhwerk. Die grässlichen Hosen, die eigentlich dazugehörten, zog er allerdings, wie die meisten, in seiner Freizeit bei dieser Sommerhitze aus. Dass er zur Ala gehörte, war weithin sichbar, aber die meisten hier kannten den düsteren Gast sowieso bereits. Einen Stilbruch stellte allein die blaue Tunica dar, die sonst bei der Classis üblich war.

  • Faustus betrat den Schankraum der gut besucht war und sah sich nach einem ruhigen Plätzchen um. Die Besucher der Taberna musterten den Neuankömmling mit abschätzendem Blick. Er sah mit seiner imposanten Größe und der germanischen Ausstattung schon sehr verwegen und gefährlich aus. Besonders die Spatha an der Seite des Neuankömmlings sah danach aus schon sehr oft in Gebrauch gewesen zu sein. Die Einschätzung der Tabernagäste besagte übereinstimmend, dass man mit dem Fremden möglichst keinen Ärger anfangen sollte.


    Der Hüne sah sich weiter um nach einem geeigneten Plätzchen und so viel sein Blick letztendlich auf einen kampfgewohnten Decurio der in einer der Nischen saß. SO ging Faustus auf diesen zu und baute sich mit seiner Größe direkt vor ihm auf. "Salve Decurio ist an deinem Tische noch ein Platz für einen durstigen Wanderer frei?" Faustus blickte freundlich auf den Decurio hinab mit einem freundlichen Lächeln. Nun für Faustus mochte das freundlich wirken, da für Außenstehende sah das alles sehr grimmig aus. Doch der Iunier hatte wirklich Durst von der langen Reise durch das wilde Germanien und hoffte inständig, dass der Soldat seine Notlage erkennen würde und einem gemeinsamen Trunk nicht abgeneigt war.

  • Man konnte ihm ja vieles vorwerfen, aber mangelnde Kameradschaft gehörte nicht dazu. Da der Bursche eine Spatha trug, ging Sabaco davon aus, dass er zur Ala gehörte - und wahrscheinlich noch recht neu war. Scheinbar handelte es sich um einen gerade zurückgekehrten Kundschafter. Unter dem Tisch trat Sabaco gegen den freien Stuhl, der schabend über den Steinboden schlitterte und einladend neben dem Fremden stehen blieb. Zeitgleich schnippte Sabaco nach einem zweiten Becher, der auch zügig gebracht wurde. Da ihm nach Gesellschaft war und er auf ein paar Informationen hoffte, war er nicht geizig. Er schenkte dem Fremden vom heißen Wein ein.


    "Salve, setz dich ruhig dazu. Ich warte auf niemanden", schnarrte er. Denn alle, auf die er warten könnte, weilten in großer Ferne oder kämpften Gegen das tückische Fieber, das in ihrer Einheit grassierte. Nein, es würde niemand kommen. Den Blick des anderen vermochte Sabaco richtig zu deuten, er selbst war auch nicht unbedingt ein zartes Blümchen, aber auch Raubeine konnten freundlich sein. "Gibt es Neuigkeiten von jenseits des Rhenus? Deine Einheit?" Er musterte den anderen, konnte aber im Dunkel außer der Spatha nichts Militärisches an ihm entdecken. Oder vielleicht war es ein Zuträger, der in Zivil unterwegs gewesen war.

  • Faustus musste lachen über die Fragestellung des Decurio. Nun er kam sehr schnell zur Sache was der junge Germane wohlwollend anerkannte. Sein Gegenüber war ein interessanter Mann und Faustus war gespannt in welche Richtung sich das Gespräch entwickeln würde. "Nun in Germanien herrscht eine unruhige Stimmung, irgend etwas ist am kochen genaueres konnte ich aber nicht feststellen, da ich versucht habe den öffentlich zugänglichen Plätzen aus dem Weg zu gehen. Jedenfalls sind die Krieger aggressiver als sonst und scheuen auch nicht davor zurück Mord und Totschlag zu verbreiten. Zu mindestens handelt es sich nicht um die gewöhnlichen Überfälle. E scheint mehr dahinter zu stecken. Aber du weißt ja wie das so ist, man soll seine Nase nicht überall reinstecken, vor allem wenn es einen nichts angeht." "Hm übrigens meine Name lautet Faustus Iunius Rupa und ich gehöre nicht den Streitkräften an." Faustus hatte schnell gelernt, dass man auch ohne Rom ganz gut zurecht kommen konnte. Wobei er hatte eigentlich nicht s zu verlieren insofern konnte er sich auch vorstellen bei der Ala reinzuschnuppern. Wichtig war das er Raufereien und Kämpfe erleben konnte. Und natürlich regelmäßige Bezahlung war auch nicht zu verachten. Er nahm einen gewaltigen Schluck zu sich und spülte den Staub in seiner trockenen Kehle hinab.

  • Sabaco nickte dem anderen zu. Das Gespräch entwickelte sich in eine Richtung, die ihm gefiel. "Salve, Iunius. Interessant. Mein Name ist Publius Matinius Sabaco, Decurio der Turma Secunda, Ala I Aquilia Singularium. Ich habe einen deiner Verwandten in meiner Einheit, einen Iunianus Fango. Kennt ihr euch?" Sabaco plauderte leutselig, doch es gab noch etwas anderes, das ihn interessierte.


    Die Informationen des Mannes ließen ihn aufhorchen. "Du kennst dich also gut aus hinter den Grenzen von Rom? Das trifft sich. Mir ist mein Kundschafter abhanden gekommen ... das verdammte Fieber. Für ein paar Detailinformationen würde ich etwas springen lassen. Insofern kann es sich lohnen, seine Nase noch tiefer in gewissen Angelegenheiten zu versenken."


    Er hob vier Finger. "Vierzig Sesterzen, wenn du mir etwas über die Anführer dieser Aufwiegelung berichtest - je Kopf! Damit ich sie ihnen abschneiden kann. Das entspricht dem gesamten Monatslohn eines Eques. Den bekommst du, vielleicht sogar doppelt oder dreifach, wenn du dich noch einmal in die Wälder Germaniens wagst. Ich brauche ihre Namen, ihren Stamm, und wo genau sie wohnen - und alles, was sich nebenbei sonst noch in Erfahrung bringen lässt.


    Und wenn du mich mit deiner Leistung überzeugst", er schwenkte seinen Becher und betrachtete den kreisenden Wein, "habe ich vielleicht danach noch mehr Arbeit für dich."

  • Faustus sah den Decurio durchdringend an und überlegte wie es für ihn weitergehen sollte. Der Römer wollte tatsächlich das er zurückkehrte in die wilde Weite Germaniens. Er sollte anscheinend spionieren, weil die Römer mitbekommen hatten das irgendwas in der Grenzregion oder dicht dahinter nicht stimmte. Das Geld war verlockend, doch Faustus traute der Geschichte nicht wirklich. Wenn soviel durch die Römer investiert wurde, dann war die Kacke deutlich am dampfen und es konnte eigentlich nur überdurchschnittlich gefährlich werden. Was also wollte Faustus nun wirklich? Zurück in die Weiten Germaniens? Wieder ein einfaches germanisches Leben führen? Oder sollte er versuchen mit dem Verwandten Kontakt aufzunehmen und ggf. einen Platz in der Ala für sich zu finden und als Hilfssoldat für Rom zu kämpfen? Hm, hm, hm ........


    "Nun ich kenne meinen Verwandten nicht wirklich, wäre aber froh mich mit ihm einmal zu unterhalten. Ich habe doch etliche Fragen hinsichtlich meines Vaters. Abgesehen davon willst du das ich hinter die Grenze gehe und für dich spioniere? Deine Sesterzen scheinen doch eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben eines Spions aufzuweisen. Doch das ist soweit schon in Ordnung, allerdings möchte ich doch noch etwas mehr von dir haben. Ich hatte sowieso mit dem Gedanken gespielt in die Streitkräfte einzutreten und dort das Leben eines Hilfssoldaten zu führen. Die Ala wäre vermutlich meine Anlaufstelle, da hier mehr Freiheit herrscht als in der Legion. Ich möchte nicht auf mein Pferd verzichten und vermute das ich in der Ala meine Ziele und Wünsche eher voranbringen kann."


    "Doch bevor ich zustimme möchte ich von dir wissen was du über die Situation weißt, was du vermutest oder was bereits vorgefallen ist." Ich muss von dir exakt wissen nach was ich suchen soll und wie weit ich eingreifen soll. Also reine Aufklärung oder ggf. auch die Beseitigung bestimmter Personen. Wie weit habe ich freie Hand und wie weit bin ich durch Rom gedeckt bei meinen Aktionen? Ohne Blut vergießen wird es definitiv nicht ablaufen, dafür scheint die Situation bereits zu weit eskaliert zu sein."


    Nun jetzt würde sich zeigen was der Römer wirklich wusste und in welche Richtung diese Operation laufen würde. Faustus war sich absolut im Klaren, dass er sehr viel Blut fließen lassen würde selbst wenn er sehr vorsichtig vorgehen sollte. Und er nahm sich vor sehr vorsichtig zu sein schließlich kostete ein Fehler sein Leben und nicht das des Römers.

  • Sabaco lächelt unverbindlich. "Die zunehmenden Überfälle in der Provinz auf die römischen Truppen sind bekannt. Details dazu wird niemand erfahren, der nicht Teil der Einheit ist. Was deine Deckung betrifft: Für Rom kann ich nicht sprechen, ich bin Offizier, kein Politiker. Sprich, gedeckt bist du allein durch mich. Mir aber ist es ein ... ein persönliches Anliegen, die Sicherheit wieder herzustellen. Eine Familienangelegenheit. Für dich ist erstmal nur wichtig, dass ich dringend die Namen der Anführer und ihren Aufenthaltsort benötige, und dich dafür fürstlich zu entlohnen bereit bin."


    Das sollte Rupa zeigen, wie ernst Sabaco die Angelegenheit war, dass es hier nicht um irgendetwas ging oder darum, Rupa ins offene Messer laufen zu lassen, sondern um etwas Wichtiges und Großes. Der Decurio nickte. "Und was deinen Karrierewunsch betrifft: Bei deiner Rückkehr werde ich sehen, was ich für dich tun kann. Tüchtige Männer werden stets gesucht. Noch einmal: Ich kann als Decurio weder für Rom noch für die Ala sprechen. Es wäre Augenwischerei, dir irgendwelche Versprechungen zu machen. Aber ich kann ein gutes Wort für dich einlegen. Wenn alles gut geht und wir gemeinsam reiten, wirst du mehr erfahren. Mehr über die Überfälle, mehr über den Rest."


    Sabaco kramte in seiner Gürteltasche. Er blätterte in seinen Gedichten und Zeichnungen, bis er ein freies Blatt fand. Das legte er auf den Tisch. Aus dem Kopf zeichnete er mit einem Kohlestift eine Karte der ihm bekannten Grenzregion. Sie enthielt keine wesentlichen Details, wie sie dem Militär vorlagen, aber ein paar bekannte Landmarken zur Orientierung.


    "Hier, für dich. Wenn du Karten lesen kannst, dann trage die Aufenthaltsorte oder Wohnorte ein. Töten sollst du erstmal niemanden. Bring dich nicht unnötig in Gefahr, schließlich wollen wir sie noch verhören und dich lebend wiedersehen. Abgesehen von Notwehr empfehle ich dir, auf Konfrontationen zu verzichten." Befehlen konnte Sabaco ihm noch nichts. Was Rupa am Ende tun würde, lag in seiner eigenen Hand. Wie er an die Informationen kam, würde niemand nachprüfen, wichtig war nur, dass sie brauchbar waren. Sabaco legte ihm noch zehn Sesterze als Vorkasse dazu.


    "Verwandte hast du sogar mindestens zwei in Mogontiacum! Beide bei den Streitkräften, aber nur einer ist in meiner Einheit. Ich vermittle dir den Kontakt zu beiden, wenn du wiederkehrst. Sind zwei anständige Burschen."


    Plötzlich horchte Sabaco auf. Der Klang eines Horns schallte durch die Nacht. Durchdringend, die Melodie unverwechselbar. Jeder Soldat im Schankraum sprang auf die Füße, auch Sabaco. "Sind wir im Geschäft?", fragte er gehetzt. Hinter ihm rannten die Mitglieder der Ala bereits nach draußen.

  • Nun anscheinend hatte es sein Gesprächspartner auf einmal eilig, wie auch die anderen Soldaten um irgendwo hinzueilen. Das machte Faustus nicht wirklich etwas aus und so blickte er gelangweilt auf das Szenario. Er hatte sich bereits entschieden und würde versuchen in die Ala zu kommen nach seinem Auftrag. Er fürchtete sich nicht davor als Soldat sein Auskommen zu verdingen, denn der Decurio gefiel ihm und er würde definitiv gut mit ihm auskommen. "Also gut Matinius ich mache dir den Spion und du versuchst das ich hinterher in die Ala aufgenommen werden kann. Ich werde mich in Germanien so ruhig wie möglich verhalten um möglichst schnell alle Informationen zu besorgen. Wenn du noch irgendwelche Informationen für mich hast dann lasse sie mir zukommen. Ich werde noch ein paar Tage in der Stadt verbringen und mich ausrüsten."


    Faustus lehnte sich im Stuhl zurück um den halbvollen Krug in Ruhe zu leeren, schließlich hatte der Römer schon gezahlt und einen guten Tropfen ließ man sich nicht entgehen. DIe Zaberna leerte sich überraschend schnell und an der Miene des Wirtes konnte er entnehmen das dieser sehr ungehalten war über den Verlust der zahlreichen Gäste. So winkte er den dicken Wirt zu und als dieser seinen Winken sah ging er schwer atmend auf Faustus zu. "Was kann ich für dich tun" sprach der Wirt ihn an. "Was ist denn auf einmal los mit den Soldaten, warum sind die denn alle so schnell verschwunden?" "Nun ich vermute es ist für die Soldaten Zapfenstreich oder es gibt wieder einen Alarm. Wobei so wie die Ala zur Zeit dasteht zerreißen sie kein nasses Pergament. Du musst wissen bei der ala kursiert ein gefährliches Fieber das sehr schnell zum Tode führen kann. E sind schon einige Soldaten verstorben." "Danke für die Informationen besorge mir noch einen Krug deines Weines damit der Tag heute geruhsam ausklingt." Er steckte dem Dicken ein ordentliches Trinkgeld zu und es war anscheined ausreichend, denn über die Wangen des Wirtes huschte ein zufriedenes Lächeln.

  • "Guter Mann. Vale."


    Dann nahm Sabaco die Beine in die Hand. Wenn hier in Mogontiacum die Cornicines durch die Nacht hallten, dann war das selten ein Probealarm. Trotzdem wirkte er zufrieden, wie er da als Letzter aus der Taberna trabte. Rupa hatte ihm etwas zurückgegeben, was er fast verloren hatte: Hoffnung. Wie wichtig der Auftrag nicht nur für die Ala war, sondern für Sabaco persönlich, würde Rupa noch erfahren, wenn sie sich wiedersahen. Sabaco hatte keinen Zweifel. Der Bursche würde sich gut machen.


    Bevor der Herbst kam, würden sie erneut miteinander sprechen.

  • NUn gut Faustus blieb noch eine Weile in der Taberna und leerte in aller Ruhe seinen Krug. Der Wein war vorzüglich und so leerte sich der Krug sehr schnell. Für den Germanen hieß es jetzt alles vorzubereiten für seinen Auftrag in Germanien. Er musste sich ein zweites Pferd zulegen das zugleich Pack- wie Reitpferd war und vor allem musste er Nahrungsmittel sowie prall gefüllte Trinkbeutel einkaufen für die vermutlich recht lange Reise durch Germanien. Der Römer hatte ihm nicht wirklich sinnvolle Informationen mitgegeben und so musste Faustus für sich entscheiden in welche Richtung die Reise gehen sollte.

    Spionage hinter den feindlichen Linien

  • Die Plünderer waren diesmal schnell und ohne Blutvergießen vertrieben, kaum bewaffnete Halbstarke, die sich beim Auftauchen der Turma II versprengten und einzeln in die Dunkelheit flüchteten. Sie zu verfolgen war sinnlos. Für den Rest der Nacht blieb ein Wachtrupp an dem betroffenen Gehöft zurück, in den nächsten Tagen würde es verstärkte Kontrollen in der Region geben.


    Mehr konnten sie vorerst nicht tun, das Übel musste an der Wurzel gepackt werden und dazu benötigten sie die Informationen ihres geschrumpften und durchlöcherten Netzwerkes.


    Sabaco hoffte gedanklich auf Rupa, als er mit seinem Teil der Männer heim ritt.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!