Ein Wahlkampf war immer eine grossangelegte Sache und so war es völlig unmöglich, dass irgend ein Haus einer angesehenen oder auch nur einigermassen normalen römischen Familie davon nicht betroffen war. Jede auch nur einigermassen nutzbare Wand wurde für Wahlkampfparolen genutzt, das war normal und störte meist niemanden. Doch heute wurde noch mehr getan.
Die Bruderschaft von Selenus, welche üblicherweise bloss wohlhabende Reisende oder Anwohner durch das Gebiet des Esquilins begleitete und ihre Sicherheit garantierte, natürlich gegen ein entsprechend hohes Entgeld, war in diesem Wahlkampf ebenfalls beteiligt und engagierte sich nicht bloss beim Aufmalen von Wahlkampfparolen. Jedes auch nur einigermassen relevante Haus wurde zudem einzeln von den Brüdern besucht und die Bewohner wo immer möglich für den Wahlkampf eingespannt. Dies war natürlich nicht einfach und benötigte ein riesiges Mass an Planung, denn nicht jeder Bruder konnte jedes Haus besuchen. Es musste sichergestellt werden, dass jede Domus bloss einmal besucht wurde und dies zudem von einem Bruder, der möglichst bereits eine persönliche Beziehung zu einem der römischen Bewohner hatte und nicht bloss eine Sklavin kannte.
So erschienen innert kürzester Zeit nicht bloss Inschriften an den Wänden der Häuser, welche zur Wahl von Lucius Annaeus Florus als Prätor aufriefen, sondern es mehrten sich auch die Besitzer der Häuser, welche ihre persönliche Unterstützung des genannten Kandidaten schriftlich an ihren eigenen Wänden bekundeten.
LuAnFlo bringt als Cur Aqu das Wasser nach Rom,
Als Prätor wird er der Stadt Gerechtigkeit bringen!
So oder ganz ähnlich lautete die Wahlparole meist.