Campus Martius - Ein Auftrag für die Kreuzweg-Bruderschaft

  • Nach meinem Gespräch mit Aurelius Romanus hatte ich mir das weitere Vorgehen überlegt. Da ich mir nicht absolut sicher war, wie ich die Kreuzweg-Bruderschaft am besten erreichen konnte, machte ich mich des Nachts auf den Weg. Das war der zuverlässigste Weg, die Bruderschaft zu treffen. Schon bald erkannte ich einen Trupp an deren Verhalten. Man bot mir Begleitung an, die ich gerne annahm, obwohl es lediglich zurück zum Domus Iunia ging. Auf dem Weg dorthin beauftragte ich allerdings die Kreuzweg-Brüder, an ihre Anführer ein Angebot zu übermitteln: Ich würde sie für eine eine Suche nach einer Person beauftragen wollen. Diese Suche sollte in ganz Rom stattfinden. Details nannte ich nicht, sondern gab als Treffpunkt den Campus Martius, vor dem Odeum, zur neunten Stunde des nächsten Tages an. Bei Interesse sollten Vertreter der Bruderschaft dorthin geschickt werden. Für die Übermittlung der Botschaft gab ich einen Aureus. Alles Weitere wollte ich am Treffpunkt klären.


    Ohne zu wissen, ob mein Auftrag auf Interesse gestoßen war, wartete ich am nächsten Tag vor dem Odeum. Ich war sogar etwas zu früh, war doch noch eine Viertelstunde Zeit, bis die neunte Stunde anbrach. Wie bei wichtigen Dingen üblich, war ich in eine Toga gekleidet.

  • Aulus Iunius Tacitus

    Hat den Titel des Themas von „Ein Auftrag für die Kreuzweg-Bruderschaft“ zu „Campus Martius - Ein Auftrag für die Kreuzweg-Bruderschaft“ geändert.
  • Es war selten, dass eine derartige Anfrage an alle Anführer der Bruderschaften gesendet wurde. Daher war Selenus nicht gerade in Laune dem Aufruf zu folgen, zumal er eigentlich nicht im Sinne hatte, selbst teilzunehmen oder sich den Bedingungen eines Auftraggebers unterzuordnen. Doch da es sich hierbei gemäss Auskunft seiner Brüder um dieselbe Person handelte, welche vor den Wahlen mit einem aussergewöhnlich hohen Obulus aufgefallen war, liess sich Selenus dazu überreden, mindestens einen Bruder zu schicken. Er selbst würde zwar in der Nähe sein und sehen ob sich die Anführer der anderen Bruderschaften selbst zeigten, aber er hatte eigentlich nicht im Sinne selbst aufzutreten.


    Die Wahl fiel auf den Anführer des Trupps, welcher den Auftraggeber bereits vor einigen Tagen über den Esquilin begleitet hatte. Der Auftraggeber kannte diesen Mann bereits und es würden daher keine weiteren Identitäten preisgegeben. So fand sich dieser besagte Mann etwas früher als angewiesen beim Treffpunkt ein.

  • Ich erkannte den Mann. Lächelnd ging ich auf ihn zu.


    "Salve. Ich freue mich, dass meine Anfrage zumindest ein wenig Interesse geweckt hat. Wirst du für alle Bruderschaften Roms sprechen, oder kommen noch weitere Repräsentanten?"


    Falls man sich auf einen einzelnen Vertreter geeinigt hatte, könnte ich damit auch leben. Wichtig war mir lediglich, dass der Auftrag angenommen und ausgeführt würde.

  • Der Anführer wurde von dem Auftraggeber angesprochen. Das war zu erwarten gewesen. Daher antwortete er freundlich.


    Salve Bürger. Niemand kann für alle Bruderschaften Roms sprechen. Es werden daher noch andere Männer eintreffen.


    Bereits während die beiden zusammen sprachen, traten andere Männer an sie heran. Sie hatten den Anführer als den ihnen benannten Kontakt erkannt und gesellten sich nun zu der Gruppe hinzu. Freundschaftliche Handschläge unter den Abgesandten wurden ausgetauscht, denn bei aller Konkurrenz zwischen den Bruderschaften traf man sich hier doch auf neutralem Boden um gemeinsam einen möglichen Auftrag zu empfangen.

  • Mit nur einer Person eine Vereinbarung zu finden wäre natürlich deutlich einfacher gewesen, aber so wartete ich, bis sich weitere Abgesandte hinzugesellten. Als ich glaubte, dass alle Bruderschaften vertreten waren, fragte ich "Sind wir komplett oder fehlt noch eine Bruderschaft?"

  • Die Männer blickten sich gegenseitig an und überlegten, wer fehlen könnte.


    Nein, ich glaube es sind alle da. Also, was ist so dringend, dass du gleich alle Bruderschaften Roms engagieren möchtest? Wir wissen von keiner vermissten Person, die einen solchen Aufwand rechtfertigen würde.

  • "Ich weiß jetzt nicht, ob das gut oder schlecht ist, dass ihr von der Person nichts wisst."


    Natürlich war auch mir klar, dass niemand alles wissen konnte. Und mein Fall hatte definitiv noch nicht den Weg in die Öffentlichkeit gefunden und das war auch gut so.


    "Aber ich gehe dennoch davon aus, dass wenn, dann ihr mir helfen könnt. Ich suche einen Bürger aus Massilia, der sich auf den Weg nach Rom gemacht hat. Leider weiß er weder, wo er hin muss, noch wurde ich rechtzeitig informiert, wann er hier eintrifft. Das heißt, dass er in den nächsten Tagen hier ankommen kann oder bereits hier angekommen ist. Da er sich hier gar nicht auskennt, werdet ihr ihn finden und zu mir bringen müssen. Bevor ich euch nun weitere Informationen gebe, möchte ich gerne ein paar Formalien klären. Das Wichtigste zuerst: Habt ihr weiterhin Interesse, mir zu helfen?"

  • Die Männer blickten einander an. Keiner drehte sich um und ging weg, was das einfachste Zeichen gewesen wäre, dass kein weiteres Interesse vorhanden war. Alle blickten den Abgesandten an, der bereits einmal in Kontakt mit diesem Auftraggeber gestanden hatte. Seine Reaktion würde das weitere Vorgehen wesentlich bestimmen.


    Einen Moment lang geschah nichts, bevor jener Abgesandte antwortete:

    Das ist eine ziemlich ungewöhnliche Situation, die du uns hier schilderst. Welcher Art ist denn dein Interesse an diesem Mann? Warum suchst du ihn so dringend? Wir werden uns nicht an gesetzeswidrigen Taten beteiligen und dir einen Mann ausliefern, dem du danach Schaden zufügen wirst. Wir sind keine Banden von Mördern, wie du aus deiner eigenen Erfahrung wissen solltest.

  • "Und ich bin kein Vermittler von Auftragsmördern, sondern ein angesehener Jurist, wie du inzwischen herausgefunden haben müsstest," erwiderte ich unmittelbar.


    "Deine Fragen sind allerdings berechtigt. Mein Interesse liegt darin, dass dieser Mann ein wichtiger Zeuge in einem Fall sein könnte. Diesen muss ich einfach befragen können, um seinen Wert einschätzen zu können und ihn eventuell als Zeuge nutzen zu können. Das bedeutet natürlich auch, dass es andere Personen geben könnte, die ihm schaden wollen. Ich muss ihn deshalb unbedingt finden. Er hat keine Ahnung, welche Bedeutung er haben könnte."

  • Wieder schauten sich die Abgeordneten gegenseitig an. Die Unsicherheit schien beinahe fassbar zu sein. Es schien Diskussionsbedarf zu geben.


    Wir müssen uns besprechen, Jurist. Bitte lass uns für einen Moment alleine. Ich werde dich wieder zu uns holen, wenn wir unser weiteres Vorgehen besprochen haben.


    Namen waren für die Bruderschaften Schall und Rauch. Die Anrede als Jurist war demnach nicht böse gemeint. Dies wurde auch durch die Stimmlage und die neutrale Betonung klar.

  • Ich nickte kurz und schritt dann in Richtung Tiber. Vielleicht hätte ich mehr Informationen preisgeben sollen? Andererseits lagen auch jetzt schon sehr viele Informationen vor. So ging ich weiter, bis ich die Gruppe zwar noch sehen, aber nicht mehr hören konnte.

  • Die Abgeordneten der Bruderschaften Roms steckten die Köpfe zusammen. Einige waren skeptisch, fanden den ganzen Aufwand ausserordentlich verdächtig. Andere fanden es einfach, die Ohren offen zu halten. Einige diskutierten offen darüber, wie man am meisten Geld aus diesem Auftrag machen konnte. Am Ende einigte man sich jedoch darauf, den Auftrag anzunehmen und die Ohren in ganz Rom offen zu halten.


    Als Kontakt wurde die Bruderschaft des Esquilin bestimmt, da diese bereits mit dem Mann zu tun hatten. Als Sekundärkontakt sollte die Bruderschaft des Quirinal bestimmt, da diese bereits wusste, wo der Mann wohnte. Sie hatten ihn immerhin nach Hause begleitet.


    Die anderen Brüder verabschiedeten sich und ging ihrer Wege, während die beiden Kontaktpersonen sich dem Auftraggeber wieder näherten.


    Wir haben unsere Entscheidung getroffen. Die Brüder vom Quirinal werden mit uns zusammen, den Brüdern vom Esquilin, deine Kontakte sein. Zuerst der Esquilin, in zweiter Linie der Quirinal. Was wir nun von dir brauchen ist ein Name und eine möglichst genaue Beschreibung des Mannes. Falls möglich, vielleicht sogar eine Zeichnung? Auch über die Bezahlung für diese Hilfe müssen wir uns noch einige. Alle Brüder Roms werden sicherlich nicht billig sein.

  • "Es freut mich, dass ihr den Auftrag annehmt. Wollen wir zuerst das Finanzielle regeln? Da ich eure Preise nicht kenne und auch nur wenig Freude am raten habe, werde ich ganz geradeheraus sein. Was kostet ein Tag?"


    Ich hatte zwar freie Hand bei der Bezahlung und Aurelius Romanus hatte klar gemacht, dass Geld keine Rolle spielte. Dennoch musste ich ja nicht mehr ausgeben, als nötig war.


    "Bedenkt bitte, dass ich zwar durchaus großzügig bin, aber die Summe auch gegenüber der Person, die ich in dem Fall vertrete, rechtfertigen muss. Wobei ich diese selbstverständlich bereits darauf hingewiesen habe, dass wir hier sicher über eine größere Summe sprechen. Also seid bitte realistisch, wobei euch ein guter Lohn für eure Mühen durchaus gegönnt sein soll."

  • Du weisst, was du uns für deine Sicherheit in einer kurzen Zeit bezahlt hast. Nun möchtest du, dass wir uns tagelang einer Suche widmen, deren Länge unsicher ist, ja von der du uns nicht einmal sagen kannst, ob sie überhaupt jemals zu einem guten Ende kommen wird. Nehmen wir also an, dass jeder Bruder einen Denar täglich von dir erhält, so sprechen wir über eine Summe, die mehrere Aurei täglich ergeben wird. Wer auch immer am Ende diesen Betrag bezahlen wird, muss über ein beträchtliches Vermögen verfügen, um eine derartige Suche zu finanzieren.


    Die Mathematik war nicht die Stärke dieser Brüder, aber eine relativ einfache Rechnung wie diese konnten sie gerade noch einigermassen überprüfen, wenn auch nicht selbst errechnen. Ob der Mann nun also die richtigen Schlüsse ziehen würde, oder ob er eine Summe anbieten würde, die nicht den Vorstellungen der Brüder entsprach, das würden die beiden Männer durchaus nachvollziehen können.

  • Ich rechnete kurz im Kopf, welches Angebot ich unterbreiten würde. Ich hatte sechs Repräsentanten gezählt, also ging ich davon aus, dass es sechs Bruderschaften gab. Weiterhin nahm ich an, dass vielleicht 10-15 Männer je Bruderschaft Augen und Ohren offenhalten würden. Bei einem Denar je Person kam ich auf 90 Denare täglich, was drei Aurei und 15 Denare waren.


    "Nun, dann werde ich das Angebot doch einmal konkretisieren. Grob abgeschätzt wäre ich bei 3 Aurei und 15 Denaren täglich, in Summe für alle Bruderschaften. Nun sind mein Mandant und ich großzügig, weshalb ich jeder Bruderschaft einen Aureus pro Tag bieten kann. Das wären dann 6 Aurei je Tag. Um unnötigen Aufwand zu vermeiden, schlage ich vor, eine zehntägige Suche zu bezahlen. Das bedeutet, dass alle Bruderschaften gemeinsam und in Summe 60 Aurei, also 1500 Denare, erhalten, um bis zu zehn Tage lang Augen und Ohren offen zu halten. Findet ihr den Gesuchten schneller, habt ihr einen guten Schnitt gemacht. Die 60 Aurei gehören euch, selbst wenn ihr bereits morgen erfolgreich seid. Außerdem gibt es noch 3 Aurei als Bonus für die Bruderschaft, die den Gesuchten findet. Sind das akzeptable Konditionen?"


    Natürlich war das eine enorme Summe, allerdings ging ich davon aus, dass mein Mandant diese Summe problemlos in ein bis zwei Wochen wieder erwirtschaften würde. Der Reichtum der Patrizier war allgemein bekannt. Ich hoffte, dass wir uns hier nicht in unnötigem Geschacher verlieren würden, sondern schnell zu einem Abschluss kämen. Ich war mir auch relativ sicher, dass die Kreuzweg-Bruderschaft solche Summen nur selten angeboten bekamen.

  • Dass den beiden Kontaktmänner bei der genannten Summe nicht gleich der Mund offen stehen blieb war vermutlich bloss ihrer Erfahrung geschuldet. Sie hatten viel schon gesehen und wie alle wussten, jedoch niemand wissen konnte, waren die Bruderschaften selbstverständlich auch in diese oder jene illegale Aktion verstrickt. Ein Blick hin und her genügte, um das Angebot anzunehmen. Ausserdem liess diese Summe auch einige Rückschlüsse auf die eigentlichen Auftraggeber zu. Es gab nicht mehr als eine Handvoll Personen in Roma, ausserhalb der Kaiserfamilie und den Senatoren natürlich, welche sich solche Summen leisten konnten. Alle waren Patrizier mit beträchtlichem Vermögen, aber momentan keinem Mitglied im Senat. Der schlussendliche Auftraggeber musste sich also in den höchsten Kreisen Roms finden.


    Wir nehmen dein Angebot an. 60 Aurei für eine Suchzeit von maximal 10 Tagen. Wie gedenkst du diese Summe zu bezahlen?

  • "Nun, wie du dir denken kannst, habe ich das Geld nicht dabei. Ich schlage vor, dass wir zum Domus meiner Gens gehen und es dort holen."


    Womit ich mit dem größten Teil des Erbes meines Vaters in Vorleistung treten würde. Mein Vater hätte so etwas nie gemacht, aber ich war auch nicht mein Vater.

  • 60 Aurei waren eine Summe, die man selten zu Hause lagern hatte, doch es gab Menschen, welche den Geldverleihern nicht trauten, obwohl es da auch solche gab, die einen tadellosen Ruf hatten und sogar für den Kaiser Geschäfte mit Schuldscheinen und Geldverleih tätigten. Daher war es zwar erstaunlich, dass dieser Mann eine solche Summe zu Hause lagerte, aber es war nicht abwegig.


    Natürlich. Die Bruderschaft des Quirinal wird unsere Sicherheit garantieren, bis die Brüder vom Esquilin übernehmen können und das Geld an seinen Bestimmungsort gelangt. Die Aufteilung auf die Bruderschaften übernehmen wir.

  • Wir folgten unserem Auftraggeber. Begleitet wurden wir in sicherem Abstand von Brüdern der jeweiligen Bruderschaft, bis wir an der Porta der Domus Iunia ankamen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!