Zelle IX - Eireann

  • " Eireann." Ein kurzes Seufzen war zu hören. War sich wirklich so eingenommen von sich selbst zu denken nach all dem Chaos welches sie verschuldet hatte, oder auch nicht, würde man ihr blindlings glauben.
    Appius war Soldat. Er war unnachgiebig wenn es um Dinge ging die mit seinem Beruf zu tun hatten aber war auch einsichtig und nachgiebig und erst recht wenn es ausserhalb der Castra nötig war.


    "Eireann. Glaubst du wirklich dass es so einfach ist dir zu glauben? Ich habe dich mit guten Absichten am Markt erstanden. Spontan." Eine kurze Pause entstand.


    " Centurio Octavius teilt mir nicht mit was seine Ermittlungen brachten. In diesem Fall jedenfalls nicht. Schliesslich betrifft es mich selbst." beantwortete er die Frage Eireanns.


    " Mich würde aber selbst interessieren was du bei diesem Lupar gemacht hast. Abgesehen davon dass du dich unerlaubt aus der Casa entfernt hast. Und wenn du schon nicht dem Centurio offen warst und alles dargelegt hast wie es war dann sei es wenigstens nun mir gegenüber."


    Tiberios....." Tiberios hat keinen Zutritt zur Castra. Er ist Sklave und es steht kein Argument dafür dich zu besuchen. Er lässt dir jedenfalls Grüsse ausrichten und zwei Sprichwörter. Vermutlich sollst du dir die zu Herzen nehmen."



    Was Du auch machst, tue es klug und denke daran, wohin es führt!


    Man muss immer Zeit lassen: der Tag bringt die Wahrheit ans Licht!


    "Hier." dabei schob er eine kleine Papyrusrolle durch die Öfnnun in der Türe.

  • Als ihr Name mit diesen seufzen über seine Lippen entwich, zuckte die Dunkelhaarige leicht zusammen. Was hatte dies zu bedeuten? Bereute er es mittlerweile das er sie auf dem Sklavenmarkt gekauft hatte? Aus dem Augenwinkel warf die Keltin dem Römer einen musternden Blick zu.
    “Ich will niemanden etwas böses. Auch nicht Domina Furia Stella.“
    Versuchte sich die Dunkelhaarige zu erklären. Wobei ihr das Herz bis zum Hals pochte und sie ihre Finger unwillkürlich zu Fäusten ballte. Ihre geballten Fäuste presste sie gegen ihre Oberschenkel und versuchte das leise rasseln ihrer Handfesseln zu ignorieren.
    “Aber.. hast du nicht das Recht zu erfahren was dein Vorgesetzter in Erfahrung gebracht hat? Oder bekommst du keine Auskunft weil du mein Dominus bist?“
    Nachdem diese Worte die Lippen der Keltin verlassen hatten, senkte sie ihren Kopf und fokussierte den steinernen Boden zu ihren Füßen. Was würde der Römer antworten? Genau das wovor sich Eireann innerlich gefürchtet hatte. Ihr Dominus wollte sämtliche Einzelheiten wissen. Und so atmete Eireann tief durch und hob ihren Kopf an.
    “Du weißt das ich mich unerlaubterweise aus der Casa Furia geschlichen habe. Das habe ich aber nur getan weil ich mich nach einem Geschenk für Domina Furia Stella umsehen wollte. Ich.. ich wollte Domina Furia Stella durch diese kleine Aufmerksamkeit milde stimmen.“
    Mit einem offenen Ausdruck in den Augen musterte die Silurerin ihren Dominus und hoffte inständig er glaubte ihren Worten.
    Als er ihr dann schließlich die Pergamentrolle durch die Gitterstäbe schob war Eireann aufgeregt. So dass sie mit bebenden Fingern nach der Pergamentrolle griff.
    “Danke Dominus.“
    Hauchte die junge Frau und strich mit einem gar zärtlichen Lächeln auf den Lippen über die Pergamentrolle. Vorsichtig entrollte sie diese und ließ ihren strahlenden Blick über Tiberios fein säuberliche Buchstaben gleiten.
    “Hast du die Nachricht an mich gelesen Dominus?“
    Natürlich hatte er das. Oder etwa nicht?

  • Ungläubig schüttelte Appius den Kopf. Welchvunlogisches Verhalten es doch war mit dem Eireann versuchte etwas wieder gut zu machen.


    " Vllt solltest du einmal den Kopf benutzen und nicht einfach Emotionen freien Lauf lassen.
    Du hast dich unerlaubt entfernt ohne dass ich davon wusste.. Warum du dich aus der Casa geschlichen hast ist völlig irrelevant. Und wenn du Furia Stella gefallen hättest wollen, es wäre ein einfacherer Weg dazu vorhanden gewesen. Nämlich sie nicht als jemanden sehen der dir dein Leben schlecht macht sondern als jemanden der dir die Möglichkeit gibt eine Aufgabe zu haben.


    Und dass ich nicht ständig anwesend sein kann wusstest du."


    Appius schüttelte erneut den Kopf.


    " Genau aus diesem Grund werde ich keine Auskunft von Centurio Oktavius bekommen. Weil ich dein Dominus bin und somit in diese Geschichte involviert bin. Wenn auch ohne meinem Zutun. Und ja . Ich habe die Nachricht gelesen. Sei froh darüber."


    " Ich habe zu tun. Aus reiner Güte hin ich hier her gekommen und nicht weil ich dazu vllt verpflichtet wäre.
    Vergiss nicht was Tiberios dir schrieb und ich sage es dir auch.....die Wahrheit. Bleib bei der Wahrheit."

  • Als ihr Dominus seinen Kopf schüttelte presste Eireann ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Während ihr unzählige Gedanken durch den Kopf geisterten. So behielt sie diese Gedanken für sich. Es war unsinnig mit ihrem Dominus über dieses Thema zu diskutieren. Hm. Sie sollte ihren Kopf benutzen und ihre Emotionen kontrollieren. Dies war für Eireann nun mal leichter gesagt als getan.
    “Ich habe einfach nicht nachgedacht Dominus.“
    Murmelte die Dunkelhaarige mit leiser Stimme und starrte zu Boden. Hoppla. War Eireann tatsächlich reuig und einsichtig?
    “Ich.. ich bin es nicht gewohnt in Gefangenschaft zu leben.“
    Versuchte sich die Keltin zu erklären. Wobei ihr das Herz bis zum Hals pochte und sie ihre geballten Fäuste gegen ihre Oberschenkel presste.


    “Aber Furia Stella mag mich nicht.“
    Protestierte Eireann und musterte ihren Dominus mit einem starren funkeln in ihren Seelenspiegeln.
    Schließlich konzentrierte sich Eireann auf die Pergamentrollen des Lockenkopfs und versuchte hinter das Geheimnis der Nachrichten zu kommen.
    “Weißt du was als nächstes mit mir passiert? Wurde meine Aussage mit dem Bericht verglichen?“
    Dann verstummte sie auch schon und knabberte nervös auf ihrer Unterlippe.
    “Wann darf ich den Carcer verlassen? Wird mich Domina Furia Stella in der Casa Furia -willkommen- heißen?“
    Bei diesen Worten spürte Eireann wie ihr das Herz bis zum Hals schlug und sie mit nieder geschlagenem Blick vor ihrem Dominus verharrte.


    “Ich vermisse Tiberios.“
    Wisperte Eireann mit leiser Stimme und strich erneut über die Pergamentrollen.

  • Die Tage im Carcer verstrichen und es wurde still. Eireann wurde still. War sie zu anfang noch renitent gegenüber den Wachen und den Soldaten gewesen. So war sie nun vollends verstummt. Ob man die einst stolze Keltin tatsächlich gebrochen hatte? War dies überhaupt möglich? Oder versuchte sie ihre Umgebung lediglich in Sicherheit zu wiegen, um zum nächsten tödlichen Schlag auszuholen? Wenn man jedoch genau hinhörte konnte man dann doch leise Geräusche aus Eireanns Zelle vernehmen. Beinahe wirkte es so, als spräche sie mit jemandem. Aber dies war unmöglich. Durfte die Keltin doch keinen Besuch empfangen, bis auf die Cohortes Urbanae und ihren Dominus natürlich. Vielleicht war es das leise tropf~tropf was man aus Eireanns Zelle vernehmen konnte. Oder das leise rasseln ihrer Fesseln, mit denen die Miles ihre Hände zusammen gekettet hatten. Als würde sie einen Zauberspruch weben, wenn sie ihre Hände frei hätte. Sie war doch keine Druidin.


    Ob dieser Gedanken huschte ein gar melancholisches Lächeln über Eireanns Lippen. Wie hätte sich ihr Lebensfaden gesponnen, wenn sie nicht den Römern zum Opfer gefallen wäre? Dann wäre sie Cathals Gemahlin geworden. Bei dem Gedanken an den Verstorbenen intensivierte sich das melancholische Lächeln auf den Lippen der Keltin.
    “Oh Cathal. Ich hoffe du verweilst an einem besseren Ort. Bald sehen wir uns wieder.“
    Traurig mutete das Lächeln an, welches sich bei diesen Worten auf Eireanns Lippen gebettet hatte.
    “Du hättest mich zur Vernunft gebracht. Mit deinen gräulich schimmernden Augen.“


    Da verstummte Eireann abrupt und furchte leicht ihre Stirn. Auch Tiberios, der furische Sklave hatte graue Seelenspiegel. Konnte es sein und der Geist ihres verstorbenen Verlobten lebte in Tiberios weiter? Denn instinktiv wusste Eireann das sie der Alexandriner vor dieser Dummheit, unerlaubt die Casa Furia zu verlassen, abgehalten hätte. Aber nein. Das konnte nicht möglich sein. Auch wenn dieser Gedanke schön wäre. Schließlich senkte die Dunkelhaarige ihren Kopf. Kauerte sich in eine der Ecken zu Boden und schloss langsam ihre Augen. Nur das stetige tropf~tropf war auch weiterhin zu vernehmen.

  • Es waren wieder einige Tage ins Land gezogen. Und allmählich hatte sich die Keltin mit dem Gedanken abgefunden niemals mehr die Strahlen der Sonne auf ihrer Haut zu spüren. Apathisch kauerte die Dunkelhaarige in der Ecke. Dann und wann ließ Eireann ihren unsteten Blick an den steinernen Wänden empor gleiten. Bevor sie ihren Kopf auch schon hängen ließ.
    “Göttin? Wieso erlöst du mich nicht von meiner Qual? Cathubodva dich rufe ich an. Wieso nimmst du mich nicht auf in dein Reich. Hier hält mich nichts mehr.“


    “Noch nicht einmal dein kleiner gelockter Freund?“
    Erklang eine glockenhelle Stimme an das Gehör der Silurerin.


    “Du sprichst von Tiberios? Er hat mir dieses Pergament gegeben. Aber ich weiß nicht was er mir damit sagen will. Ich soll abwarten? Die Wahrheit wird ans Licht kommen? Wie lange soll ich hier drin noch verweilen?
    Verzweifelt stieß die Dunkelhaarige diese Worte hervor und da funkelte tatsächlich die alte Eireann aus ihren glühenden Seelenspiegeln. Dieses Licht erlosch im nächsten Moment abrupt und ließ den Blick der Keltin abermals unstet von einer Wand zur anderen gleiten.


    “Meine Tochter. Höre was ich dir sage. Dein Leben wird nicht in dieser Zelle enden. Dein Lebensfaden wird noch nicht durchtrennt. Die Römer haben darüber keinerlei Macht. Lebe und kämpfe für deine Freiheit. Und bestrafe die die dir dieses Unrecht angetan haben.“
    Diese Worte drangen mit einem süßen Klang behaftet in Eireanns Geist und schienen die Dunkelhaarige tatsächlich zu stärken. Denn der unstete Glanz ihrer Augen erlosch. Stattdessen hielt eine stählerne Kälte Einzug in Eireanns Augen.
    “Cathubodva hat Recht. Die Römer können mich einsperren. Sie können mich vergewaltigen. Aber meinen Geist werden sie nicht brechen. Niemals!“


    Das sich Eireann beinahe in sich selbst verloren hätte, verdrängte die Keltin und richtete ihren Blick auf die Türe. Mit rasselnden Ketten näherte sie sich der Zellentüre und pochte tatsächlich dagegen.
    “Wie lange wollt ihr mich hier drin noch einsperren? Hallo? Hört mich jemand?“
    Nachdem diese Worte ihre Kehle verließen. Musste sich die Dunkelhaarige leicht räuspern und benetzte ihre ausgetrockneten Lippen mit ihrer Zungenspitze.
    Vielleicht würde sie gehört werden.

  • Mittlerweile wusste Eireann gar nicht mehr ob es Tag oder bereits wieder die Nacht herein gebrochen war. Im Inneren ihrer Zelle herrschte immer ein diffuses Halbdunkel. Dann und wann, eher sehr selten zuckte der Schein einer Fackel vorüber. Aber dieses Phänomen hatte die Dunkelhaarige bereits seit einigen Tagen nicht mehr entdecken können. Auch auf ihre Stimme hatte niemand reagiert. Sodass sich die Dunkelhaarige mutlos abwandte und ihren Kopf hängen ließ. Hatten die Urbaner darauf abgezielt. Wollten die Soldaten das sie hier im Carcer verrottete? Und wollte Eireann das die Römer gewannen? N e i n. Und dennoch spürte die Keltin wie sie allmählich resignierte. Was hatte es noch für einen Sinn, wenn sie sich verzweifelt an ihre Unschuld klammerte. Wenn noch nicht einmal ihr Dominus ihr glaubte und Tiberios mit seinen merkwürdigen Worten. Tiberios... Bei der gedanklichen Nennung seines Namens spürte die Dunkelhaarige wie sich ein schluchzen ihren Weg über ihre Lippen bahnte. Verzweifelt presste die Dunkelhaarige ihre Finger gegen die Lippen und verdrängte jenes Geräusch. Der Alexandriner war ohne sie besser dran. Sie würde ihn ins Unglück stürzen. Und dennoch verkrampfte sich ihr Herz augenblicklich und ließ Eireann hart schlucken.


    “Freiheit ... bitte.“
    Murmelte Eireann an die Türe gewandt. Denn noch immer verharrte sie davor und pochte tatsächlich noch einmal. Sie konnte doch nicht wirklich als einzige zu Gast im Carcer sein. Oder etwa doch? Schließlich presste Eireann sogar ihr Ohr gegen das Holz der Türe und lauschte auf jedes Geräusch. Jedoch war das einzige Geräusch ihr eigener Herzschlag. Und so wich sie mutlos geworden einige Schritte zurück und kauerte sich erneut zu Boden.
    “Vielleicht ist dies mein Schicksal? Aber hatte Cathubodva nicht gesagt das mein Lebensfaden noch nicht gekappt wird?“
    Murmelte die Dunkelhaarige vor sich hin. Und harrte weiterhin der Dinge. Wenn man sie tatsächlich nicht vergessen hatte.

  • " Jo. Das sieht man dass du nicht nachgedacht hast. Und das ist auch dafür verantwortlich dass Furia Stella dich nicht mag. Und dass du nun eingesperrt bist. Nur...dir hat eben nicht viel anders Freiheit gelegen die du hattest."


    Appius zuckte kurz mit den Schultern. " Momentan wird sich an der Situation nicht wirklich etwas ändern. Ich habe einiges zu tun. Darum gehe ich nun. Und denk daran was Tiberios dir schrieb. Lügen werden immer aufgedeckt darum bleibe bei der Wahrheit. Ich kann auch nur abwarten."


    Appius blickte die Frau mit zusammengekniffenen Lippen an und wandte sich dann um und ging den Gang entlang zum Ausgang.

  • Tatsächlich ließ sich ihr Dominus dann doch dazu herab und richtete Worte an sie. Und für einen kurzen Augenblick flackerte das kleine Flämmchen der Hoffnung in Eireanns Körper. Vielleicht hatte ihr Dominus doch ein Einsehen und entließ sie in die Freiheit. Wenn er die Berichte gelesen und ihre Worte vernommen hatte, dann musste er ihr glauben. Oder doch nicht? Denn sonst wäre die Keltin schon längst in Freiheit. Und dieser Gedanke ließ Eireann hart schlucken. Bevor sie bittend zu dem Römer empor blickte.


    “Ich habe dem Centurio die Wahrheit gesagt. Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Was willst du noch von mir hören Dominus?“
    Dann verstummte Eireann und atmete langsam ein- und wieder aus. Bevor sie erneut ihre Stimme erklingen ließ.
    “Du weißt warum ich weggelaufen bin Dominus. Du kannst mich hier nicht ewig einsperren!“
    Fauchte die Keltin auf einmal und stürzte in Richtung der Türe. Vielleicht hatte sie Glück. Doch der Römer war schneller und knallte Eireann die Türe vor der Nase zu.


    “Ich . hasse . dich!“
    Schrie ihm die Dunkelhaarige wutenbrannt nach. Bevor sie schwer atmend vor der geschlossenen Zellentüre verharrte. Mit bebenden Körper fixierte Eireann die geschlossene Kerkertüre und versuchte krampfhaft ihre Tränen zurück zu halten.

  • Ein T r a u m der nie v e r g e h t - Die Tage und Nächte zogen dahin. Ungesehen und ungehört von der Keltin. Denn mittlerweile hatte Eireann jegliches Zeitgefühl verloren. Das Zwielicht hüllte sie vollkommen ein und raubte ihr im metaphorischen Sinn das Augenlicht. Lediglich ihr Gehör hatte sich geschärft. Denn die kleinen Nagetiere musste Eireann bereits häufiger verscheuchen als ihr lieb war. Dabei hatte die Dunkelhaarige doch selbst nichts. Lediglich das ranzige Stroh, welches ihr als Schlafstätte diente.


    Bei dieser stummen Erkenntnis entschlüpfte ein tonloses seufzen ihren Lippen. Während sie ihren Blick mit einem nachdenklichen Ausdruck über die Steine der Mauern gleiten ließ. Trug sie vielleicht doch eine Mitschuld am Brand des Ganymed? Ob dieser etwas wirren Gedanken biss sie sich leicht auf die Unterlippe. Während sie sich eine Strähne hinter die Ohren steckte. Und dabei einen Kratzer auf ihrer Wange entdeckte. Denn Eireanns Finger waren dreckig und der Kratzer brannte bei jener gar flüchtigen Berührung.


    Der Brand im Ganymed. Eine Verkettung unglücklicher Umstände? Und dennoch hatte Eireann in einer ihrer Visionen ein brennendes Gebäude gesehen. Was sie jedoch auch gesehen hatte, deckte sich nicht mit der Wirklichkeit. Sie hatte sich selbst im inneren des Gebäudes gesehen. Unfähig sich zu rühren. War sie gefesselt gewesen? Dies hatte die Silurerin schon nicht mehr gesehen. Denn da brach die Vision ab und hinterließ lediglich stechende Kopfschmerzen.
    “Vielleicht hätte ich mit dem Ganymed dem Erdboden gleich gemacht werden sollen.“
    Diese Worte murmelte sie leise vor sich hin. Und vor ihrem geistigen Auge erblickte sie die beiden Miles, die sie spöttisch angrinsten.
    “Nein. Geht weg.“
    Keuchte Eireann erstickt auf und presste sich mit hastig trommelnden Herzschlag gegen die steinerne Mauer in ihrem Rücken. Dabei starrte Eireann mit weit aufgerissenen Augen in's Nichts.

  • Stille herrschte im Inneren der Zelle in die man die Keltin gebracht hatte. Selbst die Ratten hielten sich von ihrer Zelle fern. Während Eireann spürte wie ihr Lebenswille immer schwächer zu werden schien. Ihr Lebensfaden sich allmählich aufzulösen begann. Hatte Cathubodva nicht gesagt das ihr Lebensfaden nicht zerreißen würde und das sie persönlich über sie wachen würde? Auch Götter konnten sich irren. Götter waren nicht unfehlbar.


    Schließlich schüttelte es Eireanns Körper unter einem bellenden Husten der tief ihrem Brustkorb innewohnte. Ihre einst zu hübschen Frisuren geflochtenen Strähnen, hingen der Keltin wirr und strähnig ins Gesicht. Während in ihren Augen ein Fieber tobte. Doch nicht eines das von ihrer Seele gespeist wurde. Ihr Körper wurde schwächer. Ihre Lebenskraft sickerte mit jedem gequält rasselnden Atemzug über ihre Lippen.
    “Göttin. Heilige Cathubodva ich stehe an deiner Schwelle. Wann kommst du mich holen?“
    Mühsam gelang es Eireann ihre Augen zu öffnen und ihre Umgebung wie durch einen Schleier zu fokussieren. Umrisse und Konturen waren schon längst zu einer formlosen Masse im Zwielicht verschmolzen.


    Langsam schloss Eireann ihre fiebrig glänzenden Augen und ein seliges Lächeln huschte dabei über ihre Lippen. Während die Entzündung in ihrem Körper tobte und die Keltin schwächer und schwächer zurück ließ.
    “Göttin, das Licht.. es ist so hell.“
    Flüsterte sie mit unendlicher leiser Stimme und einem glückseligen Lächeln auf den Lippen. Dann war das strahlende Leuchten auch schon verschwunden und das Zwielicht des Carcer umfing Eireanns Körper.

  • Geschwächt kauerte die Keltin auf ihrem Strohlager, an das sich noch nicht einmal mehr die Ratten heran trauten. Ob dieser Gedanken huschte ein leichtes Lächeln über Eireanns ausgetrocknete Lippen. Und wenn sie sich nicht irrte dann glühte ihr Körper noch immer. Die Urbaner sollten einen Medicus in ihre Zelle schicken. Oder wollten sie das die Dunkelhaarige in dieser Zelle starb? Auszuschließen wäre es zumindest nicht. Nicht nachdem was vorgefallen war und was man der jungen Keltin vorwarf. Als Eireann ihre Lippen öffnete, um ihre Stimme erklingen zu lassen, entwich lediglich ein krächzendes Geräusch. Sodass die Dunkelhaarige abrupt ihre Lippen zusammen presste und erschöpft ihren Kopf hängen ließ. Nein. Hier würde sie ohnehin niemand hören und so lehnte Eireann ihren Kopf gegen die steinerne Mauer und versuchte an schönere Zeiten zu denken. Zeiten in der sie noch keine Sklavin war und zusammen mit ihrer Schwester und den anderen Kindern durch die Wälder tobte. Dabei umspielte ein gar sanftes Lächeln die Lippen der Dunkelhaarigen.


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    Ihre Heimat war Caerwent, das die Römer in 'Venta Silurum' umbenannten. Ihr Vater war etwas ähnliches wie der Stammesfürst ihrer Gemeinschaft. Als Eireann geboren wurde, war ihr Vater überglücklich. Denn seine Gemahlin hatte bereits zwei Fehlgeburten hinter sich. Und die heilkundigen Frauen rieten ihr dringend es nicht noch einmal zu versuchen. Doch Muirne blieb stur und schließlich erblickte Eireann das Licht der Welt. Offensichtlich hatte Muirne ihren Sturkopf tatsächlich an ihre Tochter weiter vererbt. Denn Eireanns weinen erklang sogleich lautstark, kaum hatte die ältere Hebamme vorsichtig an Eireann gezogen. In warme Tücher gewickelt bekam Muirne die Neugeborene in die Arme gelegt. Nachdem Eireann ihren dritten Geburtstag erleben durfte, wurde ihre Mutter erneut schwanger und wurde nach neun Monaten von einer kleinen Tochter entbunden. Die kleine Sìne war ein wahrer Augenstern und das genaue Gegenteil der ungestümen Eireann. So war es häufiger die Jüngere die Eireann tadelnd anblickte und lediglich mit ihrem Kopf schüttelte. Und Eireann verstand.


    Die beiden Mädchen wuchsen heran und wurden zum Hüten des Viehs abbestellt. Schafe und Ziegen weideten in extra angelegten Pferchen, als Tributzahlung an die Römer. Denn dieser keltische Stamm war nicht f r e i. Wie es sich einige der Kelten wünschten. Und abends an den prasselnden Lagerfeuern machte der eine und andere seinem Unmut über die Knechtschaft der Römer Luft. Zu dieser Zeit hielten sich die Frauen bereits in den Rundhäusern auf und kümmerten sich um den Nachwuchs. Schließlich war Schlaf so wichtig. Eireann jedoch, sie musste damals wohl um die sechs Jahre gewesen sein, schlich sich an die Feuer heran, an denen die Männer des Stammes saßen und lauschte ihren leidenschaftlichen, wenngleich ebenso aufrührerischen Reden. Auch von der Icenerkönigin Boudicca war die Rede und Eireann spürte wie ein eisiger Schauer ihren Rücken hinab rieselte. Lautlos schlich sie zurück in das Haus ihrer Eltern und konnte lange nicht einschlafen. Denn die Worte der Männer hallten noch äußerst lange in ihren Gedanken wider.


    Als Eireanns Mondblutung das erste mal einsetzte und sie begann sich zur Frau zu wandeln, trat eines Tages ihr Vater an sie heran und eröffnete seiner Tochter, dass er sie mit einem jungen Krieger aus dem Stamm verloben würde. Sein Name wäre Cathal und er wäre ein ausgezeichneter Speerwerfer. Cathal, der junge Mann mit den gräulich schimmernden Augen, sollte ihr Ehemann werden. Eireann verbiss sich die Frage ob er mit dieser Verlobung übrreinstimmte. Ihr Vater war das Oberhaupt und ihm hatte sie zu gehorchen. In diesem Zeitraum zeigte sich auch zum ersten mal ihre Hellsichtigkeit. Erschrocken, gar panisch wirkte die junge Silurerin. Bevor sie von ihrer Mutter an der Hand genommen wurde und Muirne ihrer Tochter über diese Gabe erzählte. Es wurde immer von Mutter zu Tochter übertragen. Und manchmal konnte es tatsächlich einige Generationen überspringen.
    Eireann verstand nicht was es bedeutete mit dieser Gabe gesegnet worden zu sein und erstarrte wie ein Reh, wenn sich der Speer des Jägers herab senkte. Allmählich schien sie sich jedoch damit arrangiert zu haben. Während sie mit einigen der anderen Kindern in den Wäldern tobte und spielte. Der junge Krieger Cathal war offensichtlich zu ihrer aller Schutz mitgekommen.


    Wann immer Eireann ihren Blick aus dem Augenwinkel in seine Richtung gleiten ließ, bemerkte auch sie seinen Blick auf sich und erzitterte innerlich. Kein Wunder. Seine grau schillernden Augen erinnerten sie an die Augen eines Wolfes. Und auch seine Bewegungen wirkten lauernd und elegant zugleich. Offensichtlich war er zum Krieger geboren.
    Am Abend von Samhain, wenn sich Lust und prickelnde Erregung miteinander paarten, saßen die beiden Verlobten auf einer hölzernen Bank, hielten sich an den Händen und sahen sich tief in die Augen. Denn Eireann hatte sich geschworen das sie nur dem Mann ihre Jungfräulichkeit schenkte, den sie auch von ganzen Herzen liebte. Und dies konnte nur ihr Verlobter sein. Zärtlich streichelte sie ihm über die Wange. Während er sanft ihre Fingerspitzen liebkoste. Doch mehr würde Eireann nicht zulassen und der Krieger mit den grau schillernden Augen verstand dies.
    Den Morgen danach verbrachten viele des Stammes äußerst lange in ihren Hütten und keiner ahnte die drohende Gefahr. Noch nicht einmal die hellsichtige Muirne, Eireanns Mutter.


    Plündernde Banden zogen durch das Land und stahlen das Vieh das zur Tributzahlung an die Römer gedacht war. Eireann hielt sich damals in den Wäldern auf, um Waldbeeren für den Frühstücksbrei zu sammeln. Als sie zurück in ihr Dorf kam, sah sie brennende Rundhäuser und die Leichen unzähliger Männer und Frauen. Zwar versuchten sich ihre Eltern in Sicherheit zu bringen. Doch starben sie beide röchelnd. Durchbohrt von Speeren. Ihrer Schwester gelang es zu fliehen. Und seitdem gilt sie als verschollen. Ihr Verlobter stellte sich tapfer den Banditen entgegen. Doch auch Cathal war der Übermacht nicht gewachsen, auch wenn er tapfer kämpfte. So verlor er doch diesen Kampf und das silbergrau seiner Augen brach. Eireann und einige andere Mädchen wurden gefangen genommen, um auf einem der Sklavenmärkte zum Verkauf angeboten zu werden. Seit diesem Tag brodelte in Eireann ein unversöhnlicher Hass auf die Römer. Wenn ihr Volk schon Tribut zahlte, wieso hatten die Römer ihr Volk nicht gerettet?


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    Mit hastig pochendem Herzen öffnete Eireann ihre fiebrig glänzenden Augen und starrte in das Dämmerlicht des Carcers. Ihre Traumreise in die Vergangenheit hatte sich plötzlich so real angefühlt. Wie konnte das nur möglich sein?

  • Regelrecht panisch wirkte der Glanz in den Augen der Dunkelhaarigen, als sie verzweifelt versuchte ihren hastig pochenden Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen.
    “Es war so real. Und doch war es nur ein Albtraum.“
    Murmelte sie mit unendlich leiser Stimme. Denn mittlerweile schmerzte eine jede Bewegung, sodass sie sich auf ihrem notdürftigen Strohlager eingerollt hatte. Vielleicht würde sie einfach einschlafen und somit in die Geisterwelt hinüber treten. Denn das die Rabengöttin am anderen Ufer auf sie wartete und sogar ihre knöcherne Hand nach Eireann ausstreckte, spürte die Keltin. Und doch hielt sie etwas zurück. Etwas oder jemand? Der furische Sklave? Vielleicht. Langsam schloss Eireann vor körperlicher Erschöpfung ihre Augen und stieß ein langgezogenes Seufzen aus. Jenes Geräusch mündete sogleich in einem rasselnden Hustenanfall. Sodass die Keltin tatsächlich leise aufwimmerte und ihre Finger in das Stroh krallte.


    “Nur wenige Schritte und ich wäre erlöst.“
    Wisperte die Silurerin mit rauer Stimme und öffnete blinzelnd ihre Augen. Nein. Sie durfte nicht einschlafen. Denn dann würde sie womöglich abermals mit Bildern ihrer Vergangenheit gemartert. Äußerst vorsichtig richtete sie sich langsam auf. Und versuchte auf die Knie zu kommen. Dies gelang ihr schon einmal. Auch wenn sie spürte wie sich kalter Schweiß auf ihrer Stirn sammelte und ihre Kehle eng wurde. Verzweifelt versuchte sie den Hustenreiz niederzukämpfen. Was ihr auch gelang. Aus ihrer knieenden Position krallte sie sich an den rauen Steinen fest und zog sich umständlich in die Höhe. Während dieses Kraftaktes spürte Eireann wie ihre Brust zu brennen begann. Doch schließlich stand sie und musste sich dennoch vor Erschöpfung gegen die steinerne Mauer lehnen.


    “Ihr seid alle an einem besseren Ort. Mutter. Vater. Cathal.“
    Zumindest erhoffte sich dies die Dunkelhaarige. Schließlich konnte sie den Verstorbenen kein anständiges Begräbnis nach alten Riten zuteil werden zu lassen. Denn nachdem ihr Dorf dem Erdboden gleich gemacht wurde, fackelten die Männer nicht lange. Mit Stricken wurden die Mädchen aneinander gebunden. Und wer nicht hören wollte, bekam den Stock zu spüren. Alsbald hallte Wehklagen in den von Rauchschwaden dunklen Himmel. Während die Mädchen davon geführt wurden. Die Männer gönnten den Mädchen kaum Pausen und wer nicht mithalten konnte, wurde mit durchschnittener Kehle zurück gelassen. Auch wenn dies ein Verlustgeschäft für diese Banditen bedeutete. So kamen sie doch schneller voran. Eireanns Blick wirkte auf merkwürdige Art- und Weise seltsam entrückt. Als hätte ihre Seele ihren Körper verlassen und beobachtete diese Szenerie aus weiter Entfernung.
    “Ist dir die Flucht gelungen Sìne? Hast du ein sicheres Versteck gefunden kleine Schwester?“
    Natürlich wusste die Dunkelhaarige das ihre Schwester nicht antworten würde. Schließlich hatte sie sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Zumindest klammerte sich die Dunkelhaarige an diesen Gedanken und würde ihn nicht loslassen. Ihre kleine Schwester hatte sich äußerst gut versteckt, denn darin war Sìne eine wahre Meisterin. Ob dieser Gedanken musste Eireann hart schlucken. In den Nächten kuschelten sich die Mädchen eng aneinander. Während die Männer ihre Ware nie aus den Augen ließen. Die Mädchen waren schließlich klingende Münzen. Am nächsten Morgen wurden die Mädchen mit barschen Worten auf die Füße getrieben. Und während Eireann vorwärts taumelte, stieß sie gegen eines der anderen Mädchen und wäre beinahe zu Boden gestürzt. Da sauste auch schon der Stock als stumme Mahnung gegen Eireanns Beine. Und die Keltin knirschte mit den Zähnen. Während sie wilde Blicke in Richtung der Banditen entsandte.
    Irgendwann hatte die Dunkelhaarige aufgehört ihre Schritte zu zählen. Und schien nur noch zu funktionieren. Genauso wie die anderen Mädchen.


    Ihre Finger hatte die Dunkelhaarige sanft gegen das Mauerwerk gebettet und lehnte ihre heiße Stirn gegen den, in ihren Augen, kühlen Stein.
    “Nein. Es ist noch nicht vorbei.“
    Auch wenn ihre fiebrig glänzenden Augen und ihr vom Husten geplagter Körper, etwas gänzlich anderes berichteten.

  • “Die Raubkatze kommt zur Schlange. Die Schriften vernichtet. Das Lebenswerk in Flammen.“


    Dies waren die Worte die über Eireanns Lippen entflohen, als das Ganymed in Flammen stand. Schrecklich schön war es anzusehen, als das Lupanar ein Raub der Flammen wurde. Was solch eine kleine, gar unschuldige Flamme für zerstörerische Ausmaße annehmen konnte. Und sie sollte schuld daran tragen? Wie hätte die Dunkelhaarige dies denn bewerkstelligen sollen? Der Lupanarsbesitzer hatte sie schließlich eingesperrt.


    Und als Eireann an dessen Zudringlichkeiten dachte, wie seine schlangengleiche Zunge in ihre Mundhöhle vorgestoßen war... Rieselte ein Schauer über Eireanns Rücken und sie presste ihre Augen fest zusammen. Bis sie bunte Blitze tanzen sah. Schließlich atmete die Dunkelhaarige vorsichtig ein- und wieder aus. Unter keinen Umständen wollte sie nämlich eine erneute Hustenattacke provozieren.


    Taumelnd durchmaß die Keltin ihre Zelle und ließ sich vorsichtig auf ihrem Strohlager nieder.
    “Das Lebenswerk in Flammen.“
    Murmelte Eireann an sich selbst gewandt. Wer hätte ihr schon antworten sollen? Befand sie sich doch als einziger Gast im Carcer.


    “Wie es Tiberios wohl ergehen mag? Denkt er an mich oder hat er mich schon längst aus seinem Gedächtnis gestrichen?“
    Wisperte Eireann mit äußerst leiser Stimme und schloss schließlich erschöpft ihre Augen. Nur ein kleines bisschen ausruhen.

  • Wieviel Zeit war vergangen, seitdem Eireann vor Erschöpfung eingeschlafen war? Waren es nur Stunden? Oder tatsächlich Tage gewesen? Und was hielt die Dunkelhaarige eigentlich davon ab jemals wieder aufzuwachen? Vielleicht sollte sie ihre Augen geschlossen halten und darauf warten bis sie von der knöchernen Hand des Todes berührt wurde? Denn, wenn sie ehrlich zu sich selbst war, was hielt sie noch in der Welt der Sterblichen? Ihre Eltern und Cathal erwarteten sie bereits sehnsüchtig. Und auch ihre Schwester würde sie in der Anderswelt endlich wieder in die Arme schließen können. Denn das Sìne überlebt hatte, war äußerst unwahrscheinlich. Ob dieser Gedanken huschte tatsächlich ein sanftes Lächeln über ihre Lippen und ihre Gesichtszüge wirkten, als würde sie von einem seligen Glanz umstrahlt werden. Es konnte nicht mehr lange andauern, dann wären sie allesamt vereint.


    Und Tiberios? Der Lockenkopf war ohne sie besser dran. Er würde seinen Weg gehen und die Keltin würde ihn nicht länger (be)hindern. Obwohl ihr das Herz bei diesem Gedanken tatsächlich schmerzhaft in der Brust pochte. Nein. Es war tatsächlich besser so. Der furische Sklave war zu höheren bestimmt. Dies wusste Eireann je länger sich ihre Gedanken um den Lockenkopf drehten. Dann fielen ihr wieder seine Notizen ein, die ihr von ihrem Dominus überbracht wurden. Mit einem bittersüßen Lächeln strich die Silurerin über das mittlerweile äußerst zerknitterte Pergament. Diese Worte klangen in Eireanns Ohren wie hohle Phrasen. Tz! Die Zeit würde die Wahrheit ans Licht bringen? Unbewusst zerknüllte Eireann das Pergament und schleuderte jenes von sich. So kam das Pergamentknäuel in einer der Ecken zum Liegen. Und ward vergessen.


    Genauso wie Eireann vergessen wurde. So dass sie unbewusst ihre Arme ausstreckte.
    “Göttin, ich wäre bereit einzutreten in dein Reich.“
    Doch keine hallende Stimme erklang. Keine zarte Berührung erfolgte. Lediglich das Zwielicht umhüllte Eireann und ließ ihren fiebrigen Blick durch die Dunkelheit streifen. Von allen verlassen die ihr jemals lieb und teuer waren. War das die gerechte Strafe für ihren Frevel gegenüber der römischen Obrigkeit? Ein bellendes Lachen schüttelte Eireanns ausgemergelten und vom Fieber geschwächten Körper. Die Fesseln rieben immer wieder über ihre wunden Handgelenke. Während ihre braunen Haare strähnig in ihr totenbleiches Gesicht fielen.
    “Bald ist es so weit.“
    Wisperte Eireann mit tonloser Stimme und lehnte ihren Kopf gegen die steinernen Wände ihrer Zelle.

  • Mit gemischten Gefühlen nahm Appius langsam die Stufen hinab ins Verlies. Mit jedem Schritt würde es dunkler und wenn nicht Fackeln an den Wänden angebracht wären würde man schnell in tiefster Dunkelheit wandeln.
    Der Geruch des feuchten Gemmäuers gemischt mit dem rußigen Rückständen an den Wänden machte einem schon beim Betreten klar daß dieser Ort nicht sonderlich freundlich war.
    Hinzu kam nach dem erreichen der unteren Ebene der üble Gestank von fauligem Stroh, vergessenen Abfällen und dreckigen Menschen die nicht nur unsauber waren sondern auch Wunden aufwiesen die erst nach gründlicher, langwieriger Behandlung heilen würden.


    " Meister" so und noch anders nannte Appius humorvoll dir Wachen hier im Kerker." Lass Mal die Schlüssel Klirren. Die Sklavin Namens Eireann wird aus der Haft entlassen und unter Hausarrest gestellt. Befehl von Centurio Octavius."


    Appius hatte es nicht eilig. Eireann fristete zwar schon lange genug hier unten doch die Tatsache sie nun in die Casa Furia bringen zu müssen stieß im sauer auf.
    Stella würde einen Anfall bekommen. Entweder hysterisch, wütend oder schier die Nerven wegschmeissen wurde sie darauf reagieren. Auf keinen Fall mit offenen Armen würde sie sich mit der Tatsache abfinden. Müssen.
    Ja sie müsste sich einfach damit abfinden dachte sich Appius im Stillen.


    Der Wachsoldaten schien die Andeutungen Uneinigkeit des Options zu spüren und nickte freundlich.


    Wenn es Probleme geben sollte.....so dumm kann kein Mensch sein. nicht Mal ein Sklave. Ich persönlich würde mich mucksmäuschen Still verhalten wenn ich ins Hausarrest käme. Hauptsache von hier weg.
    Er ging nun den Gang entlang, das Licht der Fackeln verzerrte die Schatten zu eigenartigen Gebilde, bis er an der Zelle Türe ankam.


    Heeee. Aufwachen. Steh auf. Du wirst abgeholt. Und trödel nicht rum. Das Zimmer wird für den nächsten Hast schon gebraucht."
    Klirren und knirschend schon er den Schlüssel ins Loch und drehte diesen, neuerlich von Knirschen begleitet, um.


    Quietschend öffnete er die Türe und trat einen Schritt in die Zelle. "Los. mach schon. Auf mit dir.

  • Vom Tag zur Nacht und wieder retour. Das Zeitgefühl der Keltin war völlig konfus. War es Tag? Oder Nacht? Sollte sie wach sein oder eigentlich schlafen? Nun ja. Die letzten Tage hatte Eireann in einem eigenartigen Dämmerzustand verbracht. Ihre Augen waren zwar geöffnet. Aber ihr Körper ruhte auf dem muffigen Stroh, was ihr als Nachtlager diente. So hatte sie zumindest keine Schmerzen. Ohnehin atmete sie äußerst flach. Um keinen weiteren Hustenreiz zu provozieren. Denn die muffige Luft machte es nicht gerade besser. Dann und wann verlagerte Eireann ihre Position. Doch die meiste Zeit kauerte sie in einer der Ecken und starrte mit glasigem Blick vor sich hin. Auch wenn sie auf das kleinste Geräusch lauschte, so rührte sie sich nicht von der Stelle. Auch ihre leisen Zwiegespräche hatte Eireann eingestellt. Sie war ohnehin verloren und galt offensichtlich als vergessen.


    Schließlich war leises rascheln aus der Zelle zu vernehmen. Offensichtlich verscheuchte die Dunkelhaarige gerade wieder eine der gefräßigen Ratten. Bevor sie sich aufrichtete und ihren Blick starr auf die Kerkertüre richtete. Hatte sie da nicht soeben ein Geräusch vor ihrer Zelle vernommen? Vielleicht hatte man sich doch an sie erinnert? Tatsächlich spürte Eireann wie sich das leise Flämmchen der Hoffnung in ihrer Brust zu Wort meldete. Auch wenn es womöglich nur falscher Alarm war. Aber diese Regung zeigte das noch Leben in der furischen Sklavin steckte.


    Das Flämmchen der Hoffnung peitschte schließlich höher, als sie das knirschende Geräusch eines Schlüssels im Schloß vernahm. Unwillkürlich presste sie ihren ausgemergelren Körper gegen die steinerne Wand ihrer Zelle und starrte mit angstvollen Augen in Richtung der Zellentüre. Und tatsächlich öffnete sich diese und eine der Wachen erhob seine Stimme. Doch noch immer rührte sich die Dunkelhaarige nicht. Bis die Wache in ihre Zelle trat und Eireann schwankend auf die Füße kam. Die Sklavin sah wahrlich schrecklich aus. Ihre dreckstarrende und blutbesudelte Tunika schlotterte um ihren ausgemergelten Körper. Ihre Gesichtsfarbe war totenbleich und ihre Augen lagen tief in den Höhlen. Geschmückt von dunklen Augenringen. Davon abgesehen zeugten die Verletzungen von ihrer Auseinandersetzung mit dem Lupanarsbesitzer; nur das diese unter ihrer zerrissenen Tunika verborgen waren.

  • Nachdem der Wachsoldat die Zelle betreten hatte macht auch Appius einen Schritt in den kleinen Raum. Als wäre er gegen eine Wand geprallt zuckte er zurück. " Verdammte Sauerei. Das stinkt zum Himmel wir die Cloaka Maxima."


    " Scheisse nochmal." fast schreiend blickte er den Wachsoldaten an. " Wird hier nicht darauf geachtet was mit den Gefangenen ist?" Er benutzte absichtlich die Mehrzahl und Gefangene.
    Mit, vor Ekel, verzogenen Gesicht trat er aus der Zelle. " Komm raus Eireann. Ausser du willst länger hier bleiben."


    Bei allen Göttern. Jetzt muss ich mich auch noch darum kümmern dass sie säubern und halbwegs fit aussieht. Die Intention dieses Gedanken war jene dass Eireann demnächst an diesen Hairan abgegeben werden würde. Da sollte sie zumindest halbwegs frisch aussehen.
    Und....in die Casa könnte er sie so auf keinen Fall bringen.
    Er musste sich etwas anderes einfallen lassen. Und zwar rasch. Zumindest war ihr Zustand sind gleicht dass sie keine Faxen machen könnte. Ein beruhigender Gedanke.

  • Im ersten Moment konnte Eireann lediglich den Wachsoldat erblicken, der ihre Zellentür aufgesperrt hatte. Und dennoch presste sie sich unbewusst gegen die steinernen Wände, während sie aus angstvoll geweiteten Augen der Wache entgegen blickte. Waren die Urbaner endlich zu einem Urteil gekommen? Und wie lautete es? Würde man Eireann tatsächlich der Brandstiftung bezichtigen? Ohne Beweise. Denn wie sollte sie den Brand gelegt haben sollen, wenn sie von Kyriakos eingesperrt war?


    Als dann die Stimme ihres Dominus an ihr Gehör drang, schnappte Eireann nach Luft und bereute es im nächsten Augenblick sogleich. Denn der röchelnde Husten setzte augenblicklich ein und die Keltin hielt erschöpft ihren Kopf gesenkt.
    “Dominus.“
    Wisperte die Keltin leise und krampfte ihre Finger in ihre dreckstarrende Tunika. Die Handfesseln hatten Druck- und Scheuerstellen hinterlassen. Genauso wie der Sklavenkragen um ihren Hals.


    Taumelnd setzte die Dunkelhaarige ihre Schritte voran und trat schließlich aus der Zelle. Vor dem Römer blieb sie schließlich mit zitterndem Körper stehen.
    “Ich bitte um Verzeihung dir diesen Ärger bereitet zu haben Dominus.“
    Von ihrem drohenden Verkauf wusste sie nichts. Woher auch? Auch das die Urbaner Tiberios vorgeladen hatten. All' dies war Eireann nicht bekannt.

  • " Spar dir die Worte." Seine Stimme hatte einen resignierenden Unterton gepaart mit leichtem Kopfschütteln. " Kraft wirst du noch brauchen denn tragen werde ich dich sicher nicht."
    Mit etwas harscherem Ton verlangte er Wasser um der Sklavin wenigsten etwas Flüssigkeit zuzuzbringen.
    " Trink langsam. Und reinigen dir dann auch zumindest das Gesicht und die Hände."


    Während er mit Eireann sprach fiel im ein dass es in der Subura einen Ort gab an dem die Sklavin untergebracht werden könnte. Und für Aufsicht war auch gesorgt.


    " Es wird anstrengend für dich aber nicht unmöglich. Du kommst vorerst bei einem "Freund" unter. Dort wirst du dich erholen. Doch vorher möchte ich das Versprechen dass du keine Probleme während dieser Zeit machst. Und nicht Mal dran denken. Die Konsequenzen wären endgültig ohne Hoffnung auf Unterstützung und Vergebung."

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