Zelle IX - Eireann

  • Die Worte ihres Dominus klangen harsch in Eireanns Ohren. Sodass die Keltin unwillkürlich zusammen zuckte und ihre Finger äußerst fest in ihrer zerrissenen Tunika verkrampfte. Einer der Wachen brachte schließlich einen Bottich Wasser und Eireann griff mit zitternden Fingern danach.


    “Ja Dominus.“
    Wisperte die Dunkelhaarige und hob die Schale vorsichtig an ihre Lippen. Der erste Schluck brannte regelrecht in ihrer Kehle und Eireann beleckte sich durstig ihre Lippen. Als sie den ersten Durst gestillt hatte, reinigte sie sich mit dem restlichen Wasser Hände und Gesicht.
    Das brackige Wasser in der Schüssel hatte eine deutlich bräunliche Färbung angenommen.


    “Ich werde dir keinen Ärger mehr bereiten Dominus.“
    Versicherte die Silurerin und blickte aus großen Augen zu dem Römer empor.
    “Was ist es für eine Unterkunft?“
    Wollte Eireann dann doch wissen und presste im nächsten Moment ihre Lippen fest zusammen. Als ihr Körper von einem Hustenreiz geschüttelt wurde.
    “Dominus.. ein Medicus... bitte.“
    Flehte Eireann mit äußerst leiser Stimme und streckte dem Römer ihre schmalen Finger in bittender Weise entgegen.

  • " Der wird benachrichtigt. Keine Sorge." antwortete Appius. Der Zustand der Sklavin war vom Gesund weit entfernt.
    " Aber wir müssen zuerst die Unterkunft erreichen. Erst dann kann man dir helfen."
    " Ein "Freund" hat die Möglichkeit dich dort unterzubringen bzw er stellt mich sicher diese Möglichkeit zur Verfügung.
    Trink jetzt noch etwas und dann gehen wir." dabei leerte er das dreckige Wasser einfach zur Seite und füllte die Schale mit frischem Wasser auf.


    " Ich möchte ehrlich zu dir sein. Nach den Ereignissen bin ich zu dem Entschluss gekommen mich von dir zu trennen. Es wird das beste sein.
    Es gibt keine Aufgabe für die du vernünftig eingesetzt werden kannst und dies hier...damit meine ich die Umstände die du mir bereitest....sind nicht tragbar." Ein kurzes Seufzen war zu vernehmen.
    Geduldig wartete der Furier bis die Sklavin erneut einige Schluck Wasser zu sich genommen hatte um sie dann mit der nötigen Rücksichtnahme aus dem Carcer zu führen.

  • “Ich danke dir Dominus. Aber ich.. ich möchte dir keine weiteren Unannehmlichkeiten bereiten.“
    Wisperte Eireann mit leiser Stimme. Auch wenn ihre Stimme selbst bei diesem leisen Stimmenklang bedenklich zu kratzen begann. So dass Eireanns Finger unwillkürlich an ihre Kehle glitten. Als ihre Finger dabei den Sklavenkragen berührten, zog sie ihre Finger hastig zurück. So als hätte sie sich ihre Finger an dem Eisenring verbrannt.


    “Ich werde dir gehorchen Dominus.“
    Flüsterte die Dunkelhaarige und blickte mit fiebrig glänzenden Augen zu dem Römer empor. Als ihr Dominus befahl das sie noch etwas trinken sollte, nickte die Keltin langsam und wartete bis man die Wasserschale wieder füllte. Dann hob sie die Schale an ihre Lippen und seufzte genußvoll, als das kühle Nass über ihre Lippen rann und ihre Kehle befeuchtete.


    Als ihr Dominus seine Stimme mit diesem ernsten Klang an ihr Gehör dringen ließ, zuckte Eireann abermals zusammen und fokussierte den Boden zu ihren Füßen.
    “Es tut mir Leid Dominus. Dir und der Gens Furia diesen Ärger bereitet zu haben. Und Tiberios.“
    Bei der Nennung des dunkelblonden Sklaven pochte der Dunkelhaarigen das Herz bis zum Hals und sie spürte wie ihre Handinnenflächen schweißfeucht anmuteten.


    Nachdem Eireann die Schale bis zur Hälfte geleert hatte. Stellte Eireann die Schale vorsichtig zu Boden und stützte sich auf den Römer, der ihr seinen Arm um die Schultern bettete. Mit vorsichtigen Schritten verließ Eireann den Carcer der Cohortes Urbanae.

  • Die Gruppe marschierte durch die Castra, die beiden Urbaner behielten die zwei Tatverdächtigen genau im Auge. Hier bedeutete eine falsche Bewegung, dass sie ihre Kollegen und Kameraden schützen mussten. Sie würden ohne zu zögern von ihrer Waffe Gebrauch machen.


    Allen voran bei der Sklavin. Sie hatte mehrfach durch Wort und Tat bewiesen, was man von ihr halten sollte - nichts.


    Lurco und Pullus betraten den Carcer und der Kollege schaute die beiden Gefangenen an.


    "Das Subjekt bekommt seine Standardzelle. Und dieser Bursche hier, Nicon wird hier sicherheitsverwahrt. Er hat möglicherweise Informationen bezüglich des kriminellen Packs, dass unsere Station angegriffen hat. Damit er nicht zufällig mit einem Messer im Rücken aufwacht, muss er hier verschlossen werden.


    Das Subjekt befand sich heute, ausgerechnet als überall gebrandschatzt und gemordet wurde, am ersten Tatort. Es hat über Steine gewischt, so als wollte es die Spuren die dort zu finden sind beseitigen. Und genau an jenem Tatort wurde von uns eine weitere Leiche entdeckt. Also bitte kein falsches Mitleid mit dem Subjekt. Es könnte mit verantwortlich sein, für den Tod von unseren Kollegen in der Subura.


    Sobald ich zurück bin, verhören wir die beiden", warnte Lurco.


    Der Carcer-Kollege musterte die Sklavin wie ein widerwärtiges Insekt. Er ergriff sie ebenfalls am Sklavenkragen und warf sie in die Zelle, die sie vor kurzem erst verlassen hatte. Die Tür donnerte ins Schloss und schon war sie aus dem Blickfeld der Urbaner verschwunden. Der Schlüssel ging im Schloss und alle Anwesenden nickten bekräftigend.


    Als nächstes war Nicon an der Reihe, er wurde zwar etwas sanfter in die Zelle gesperrt, aber Zelle war Zelle.


    "Wir müssen wieder los, zurück zur neuen Station. Oder besser gesagt zur neuen Bauruine", sagte Pullus.


    Umgehend machten sie sich wieder auf den Weg.




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    Hier gehts weiter:

  • Ihren Kopf hielt Eireann gesenkt. Während sie durch die Gassen getrieben wurde. Denn ihr Schleier befand sich noch immer in der Pranke des Urbaners und es sah fast so aus als würde sie ihren Schleier nicht so schnell wiederbekommen. Ein Gedanke der sie ihre Lippen fest aufeinander pressen ließ. Vielleicht könnte sie den Soldat fragen ob er ihr den Schleier wiedergeben würde? Immerhin war dieser Schleier ein Geschenk ihres Dominus. Bei dem Gedanken an ihren Dominus wurde Eireann regelrecht übel. Und so war es nicht verwunderlich das sie einige Schritte taumelte. Eh' sie ihre Schrittfolge wieder unter Kontrolle hatte.


    In der Castra angekommen spürte die Keltin musternde Blicke auf sich und wünschte sich mehr denn je ihren Schleier herbei. Denn hinter diesem hätte sie sich verstecken können. Doch so blieb Eireann nichts anderes übrig als ihren Kopf äußerst tief zu halten. Sodass ihre dunklen Strähnen ihr Gesicht verbargen. Als Eireann, in Begleitung der beiden Urbaner und Nicon erneut den Carcer betrat, straffte sie unwillkürlich ihre Schultern und versuchte ihre Nervösität in den Griff zu bekommen.


    Als Lurco seinem Kollegen erklärte wo man Eireann aufgegriffen hatte und was sie dort gemacht hatte. Spürte die junge Frau wie ihr ein eisiger Schauer über den Rücken rieselte und sie ihre Lippen äußerst fest aufeinander drängte. Sie war doch nur auf dem Heimweg. Wie oft sollte sie dies denn noch wiederholen? Vielleicht solange bis es auch endlich in den Köpfen der beiden Soldaten ankam?


    Langsam hob Eireann ihren Kopf an und fokussierte den Urbaner mit einem wachsamen glühen in ihren Augen.
    “Ihr habt die Falsche.“
    Konnte man Eireanns Stimme vernehmen.
    “Mein Dominus wird mich hier heraus holen.“
    Dabei blitzte es kurzzeitig in ihren Seelenspiegeln auf. Als sie mit gestrafften Schultern vor der Zellentür stand und dennoch keinen Schritt hinein tat. Erst der rüde Griff des Soldaten an ihrem Sklavenkragen ließ Eireann in die Zelle stolpern.


    Schließlich folgte das Geräusch des sich herumdrehenden Schlüssels und Eireann blieb direkt vor der Türe stehen. Ewig konnten die Urbaner sie hier nicht festhalten. Die Handhabe fehlte. Diese hatte auch beim Brand des Ganymed gefehlt und dennoch war Eireann lange Zeit Insassin dieser Zelle gewesen.

  • Wieso kam ihr Dominus nicht und befreite sie aus diesem Loch? Die Soldaten hatten ihren Dominus doch mit Sicherheit über den Verbleib seiner Sklavin informiert. Hatten sie doch, oder? Für einen kurzen Augenblick bekam es Eireann mit der Angst zu tun und ihr Herz trommelte hastiger in ihrer Brust. Was würde geschehen wenn ihr Dominus sie im Carcer einfach vergaß? Nein. Daran wollte die Dunkelhaarige nicht denken. Und so schob sie diesen Gedanken weit von sich.
    “Was geschieht mit mir? Ewig könnt ihr mich hier nicht festhalten.“
    War das Stimmlein der Keltin zu vernehmen. Während sie sich direkt vor der Türe postiert hatte und ihre Ohren spitzte. Denn wenn sie nicht alles täuschte musste sich Nicon in ihrer unmittelbaren Nähe in einer der Zellen befinden.


    Schließlich wich Eireann von der Türe zurück und ließ sich an die Wand gelehnt, zu Boden gleiten.
    “Ich habe nichts gemacht. Ich habe nichts gemacht. Ich habe nichts gemacht.“
    Murmelte die Sklavin immer wieder leise vor sich hin. Beinahe wirkte es so als wollte sie sich durch diese Worte innerlich beruhigen. Denn der Carcer ängstigte Eireann. Auch wenn die Angst momentan noch vom Zorn und der Ungerechtigkeit überlagert wurde. Und dann hörte Eireann die Stimme ihres Dominus in ihren Gedanken, dass sie gehorchen sollte. Und verstummte augenblicklich.

  • Tatsächlich hatte sich Eireann in ihren Kokon aus allumfassende Stille gehüllt. Während sie sich auf dem durchweichten Stroh zum Schlafen niedergelegt hatte. Ihre Tunika war ohnehin besudelt. Da machten ein paar Strohhalme nun auch nichts mehr aus. Und dennoch spürte die Keltin wie das schlechte Gewissen an ihr nagte. Die Zeit verstrich so unglaublich zäh. Beinahe noch langsamer als bei ihrer ersten Inhaftierung. Zumindest hatte Eireann diesen Eindruck. Während ihr Geist frei und ohne Sorgen über ihrem Körper schwebte und man den Eindruck gewinnen könnte die junge Frau lächelte im Schlaf. Doch offenbar war dieses Lächeln lediglich eine optische Täuschung. Wer lächelt denn auch schon wenn man inhaftiert wurde? Eben. Niemand.


    Die Nacht wich dem frühen Morgen und Eireann öffnete augenblicklich ihre Augen. Das Stroh raschelte leicht unter ihrem Körper, als sie sich vorsichtig aufrichtete und im nächsten Moment in die Höhe stemmte. Mit etwas ungelenken Bewegungen näherte sich die junge Frau der massiven Türe und pochte leucht dagegen. Wie um auf sich aufmerksam zu machen. Blieb nur abzuwarten ob sie auch tatsächlich von einem der Soldaten gehört wurde. Ihr erstes pochen verhallte ungehört. Und so pochte die junge Frau ein weiteres mal und spitzte angestrengt ihre Ohren.


    Schließlich ließ Eireann ihre Stimme erklingen und verharrte direkt vor der Türe. Irgendwann musste sie doch gehört werden.
    “Bitte. Lasst mich in die Freiheit. Ich werde auch alles machen, was ihr wollt.“

  • Auch dieses pochen verhallte ungehört und Eireann ballte ihre Finger zu Fäusten. Wie lange wollten sie die Urbaner diesmal schmoren lassen? Und hieß es nicht das sie verhört werden sollte? Abermals geisterten der jungen Frau viel zu viele Gedanken durch den Kopf und verursachten einen stechenden Schmerz in ihren Schläfen.
    “Ist es ein Fluch der auf mir liegt? Ich war doch nur auf dem Heimweg.“
    Murmelte Eireann mit leiser Stimme und spürte wie ihr Herz hastiger in ihrer Brust pochte.
    “Bitte. Öffnet die Türe und lasst mich in die Freiheit.“
    Bettelte die stolze Keltin nun beinahe. Während sie ihren Blick starr auf die hölzerne Türe gerichtet ließ. Doch nichts geschah. Die Türe öffnete sich nicht.
    “Bitte.“
    Wagte sie einen erneuten Versuch und näherte sich der Türe. Jetzt presste Eireann sogar ihr Ohr gegen die Türe und lauschte mit angehaltenem Atem. Hatte sie da nicht gerade Schritte vor der Türe vernommen?
    “Hallo? Ist da jemand?“
    Stieß Eireann hastig hervor und lauschte mit gespitzten Ohren. Doch wieder nichts. Sie war tatsächlich alleine. Und diese Erkenntnis bohrte sich wie eine spitze Dolchklinge direkt in ihr Herz hinein. Schließlich wandte sich die junge Frau mit tiefer Verzweiflung im Blick herum. Näherte sich ihrem Strohlager und sank entmutigt zu Boden. Ihre Göttin meinte es nicht mehr gut mit ihr. Zuerst die Tatsache das sie Tiberios unwiderbringlich verloren hatte. Und dann ihre erneute Inhaftierung.

  • Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen.
    Allmählich spürte Eireann wie ihre Atmung immer flacher wurde und sich ein zufriedenes Lächeln auf ihre Lippen schlich. Ein befreiendes Lächeln? Könnte man durchaus als solches betiteln. Auch wenn die Keltin eigentlich eine starke Persönlichkeit war. So setzte ihr diese erneute Inhaftierung sichtlich zu. Und das nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort war. Wenn sie nur nicht diese Abkürzung genommen hätte.... Jedoch würden sämtliche Selbstvorwürfe nichts bringen. Und so verharrte die junge Frau im dreckigen Stroh sitzend. Die Knie gegen ihren Körper gezogen und ihre Arme darum gelegt.


    Vielleicht würde sie in diesem Augenblick ihr Lebenslicht vollends zum Erlöschen bringen. Das Gegenteil was sie Tiberios gesagt hatte und was er ihr vermitteln wollte. Bei dem Gedanken an den furischen Sklaven ballte Eireann ihre Finger zu Fäusten. Sie wollte ihn doch eigentlich komplett aus ihrem Gedächtnis streichen. Genauso wie er sie vergessen zu haben schien. Denn alleine bei seinem kalten Blick war es Eireann eisig über den Rücken gerieselt. Mit einer unbedachten Tat ihrerseits hatte die Dunkelhaarige alles zerstört. Sie hatte sich sogar vor dem Lockenkopf erniedrigt. Und dennoch hatte Tiberios sie betrachtet als wäre sie eine völlige Fremde für ihn.


    Während die Sklavin in ihren Gedanken festhing. Wanderte ihr Blick erneut zur Türe und betrachtete diese. Würde es überhaupt zu einem Verhör kommen? Oder hatte dies der Soldat nur gesagt das sie ohne Gegenwehr mitkam? Wie würde dss Verhör stattfinden? Und welcher der Soldaten würde das Verhör führen? Etwa der Römer der sie bereits zum Brand des Ganymed befragt hatte? Leise seufzte Eireann schließlich auf und ließ ihren Kopf gegen die steinerne Wand in ihrem Rücken sinken.


    Und erneut konzentrierte sie sich auf ihren Atem.
    Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen.

  • Lurco betrat mit Pullus und Kyriakos die Castra und machte sich auf den Weg zum Carcer. Er hatte die Sklavin zu verhören. Sie meldeten sich bei Publius Cantilius Caldus, der die drei zu der Zelle der Inhaftierten führte. Caldus schloss auf und blieb mit Pullus und Kryiakos draußen stehen, während Lurco die Zelle betrat.


    "Aufstehen. Du wirst von mir verhört. In meinem Verhör gelten einfache Regeln, die sogar Du begreifen wirst. Du beantwortest rein meine Fragen. Du stellst keine Gegenfragen. Eine freche Antwort, eine respektlose Fratze, eine Deiner Glotzattacken und wir brechen das Verhör sofort ab. Einen Tag drauf komme ich wieder. Wir versuchen es erneut.


    Solltest Du es dann nicht packen, komme ich zwei Tagen wieder, dann in drei, dann in vier... sind wir bei einer Woche angelangt, bleibt es bei einer Woche. Dann schaue ich einmal die Woche nach Dir und wir versuchen ein Verhör zu führen. Ich denke Du verstehst was ich Dir sagen will.


    Fangen wir an. Weshalb hast Du die Ruine des Ganymed aufgesucht? Antworte", forderte Lurco unmissverständlich.

  • Zäh wie Honig verstrich die Zeit. Sekunden wurden zu Minuten. Wurden zu Stunden und schließlich zu Tage. Zumindest hatte Eireann diese Gedanken. Gedanken an die sie sich verzweifelt klammerte.
    “Hallo? Hallo?!“
    Verzweifelt krabbelte die Keltin zur Türe, presste sich dagegen und legte ihr Ohr gegen das Holz. Wo waren die Stimmen hin die sie glaubte vor der Türe gehört zu haben? Sie würde doch nicht... Nein. Diese Stimmen hatte Eireann deutlich gehört.


    Oder hatte sie sich diese Stimmen lediglich eingebildet. Wie es ihr bereits so häufig vorgekommen war? Entmutigt krabbelte Eireann zurück auf ihr Strohlager und schloss erschöpft ihre Augen.

  • Tatsächlich öffnete sich ihre Zellentüre und Eireann blinzelte in Richtung des Schatten, der sich im Türrahmen abzeichnete.


    Als dann seine Stimme an ihr Gehör drang, zuckte die Dunkelhaarige zusammen und senkte ihren Blick gen Boden. Wie eine schuldbeladene Büßerin musste die Keltin auf den Soldaten wirken. Denn es war ausgerechnet jener Soldat der ihr die Peitschenwunden zugefügt hatte. Als sie die Erinnerung daran zu übermannen drohte, ballte sie ihre Finger zu Fäusten und presste ihre Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen.


    Hastig krabbelte die Dunkelhaarige im nächsten Augenblick über den verdreckten Boden. In der stillen Hoffnung das sie den Urbaner noch erreichte, bevor sich die schwere Türe erneut schloss.
    “Bitte. Hört mich an, Dominus.“
    Bettelte die Dunkelhaarige und starrte schließlich nur noch das Holz der geschlossenen Zellentüre an.

  • Der nächste Tag brach an und die Keltin kauerte auf ihrem Strohlager. Ihren Blick hatte Eireann stoisch auf das Holz der Türe geheftet. Mit gespitzten Ohren lauschte die Dunkelhaarige auf etwaige Geräusche oder gar Schritte die sich der Zelle näherten. Doch noch blieb alles ruhig und die Keltin presste ihre Lippen fest aufeinander. Würde der Urbaner am heutigen Tag tatsächlich nach ihr sehen oder sollte sie seinen Worten keinen allzu großen Glauben schenken?
    Als sich dann die kleine Klappe in der Türe öffnete, zuckte Eireann unwillkürlich zusammen und starrte die kleine Klappe in der Türe an. Denn diese hatte sich geöffnet und die Stimme des Soldaten erklang erneut. Wieder war es dieselbe Frage die an ihr Gehör drang.
    “Mein Dominus hat mich auf den Mercatus Urbis geschickt, um dort nach einem Frauennachttopf Ausschau zu halten.“
    Das sie auf dem Mercatus Urbis Tiberios begegnet war, musste dieser Soldat nicht wissen.
    “Wieso kommst du eigentlich nicht in die Zelle? Hast du etwa Angst vor mir?“
    Diese kleine Spitze konnte sich die Keltin nicht verkneifen.
    “Ich dachte es ist eine Abkürzung und ich wollte nur nach Hause zu meinem Dominus. Dann jedoch hat mich die Ruine gerufen. Ich weiß das wirst du nicht verstehen Soldat.“
    Ruhig entwichen diese Worte den Lippen der jungen Frau. Während ihr Blick mit diesem stoischen Gesichtsausdruck auf dem Holz der Türe ruhen.

  • "Keine Frechheiten, keine Gegenfragen, so lautete die Regel. Bis übermorgen", antwortete Lurco und verschloss die Klappe.


    Gemeinsam verließ die Gruppe den Zellentrakt.
    "Das wird wohl was dauern", schmunzelte Caldus.
    "Wir haben noch ungefähr 20 Jahre Dienst, danach muss ein anderer übernehmen", gab Pullus locker zurück.

  • “Bitte. Komm zurück. Bitte.“
    Bettelte die Dunkelhaarige und lauschte den sich entfernenden Schritten. Während sie ihre Finger gegen das Holz der Türe presste. Nur um im nächsten Augenblick hart dagegen zu pochen. So hart das ihre Fingerknöchel aufplatzten. Dies jedoch spürte Eireann nicht.


    Während sie verzweifelt das Hassgefühl niederkämpfte, welches sich seinen Weg in die Freiheit suchte.
    “Nein.“
    Keuchte sie auch schon im nächsten Augenblick und wandte sich abrupt herum. Die verschlossene Türe ignorierte Eireann und kauerte sich abermals in das zerwühlte Stroh.


    Mit zusammen gepressten Lippen umklammerte Eireann ihre Knie, die sie an ihren Körper gezogen hatte und lehnte ihren Kopf dagegen. Zum Glück bemerkte niemand die heißen Tränen der Wut, welche aus ihren Augenwinkeln kullerten und ihre Wangen befeuchteten.
    “Ersticken sollt ihr. An eurem eigenen Blut krepieren.“
    Murmelte sie mit leiser Stimme und wischte sich über die Augen.


    Abermals ließ sie ihren Blick mit diesem stoischen Ausdruck auf der Türe ruhen und harrte der Dinge.

  • Erneut war es still geworden im Inneren ihrer Zelle. Denn Eireann konzentrierte sich einzig auf ihre Atmung. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Und dann wären da noch ihre aufgeplatzten Fingerknöchel die schmerzten. Während sich die Dunkelhaarige erneut in ihre eigenen Gedanken verkrochen hatte, bemerkte sie nicht wie sich die Schritte der Urbaner erneut näherten. Erst beim Klang seiner Stimme zuckte Eireann zusammen und presste sich eng gegen die steinerne Mauer in ihrem Rücken. Mit einem flackernden Glanz in ihren Augen versuchte sie ihren Blick auf die kleine Öffnung zu fokussieren. Und spürte wie ihr das Herz innatürlich laut in ihrer Brust pochte. Sie würde einfach die Wahrheit sagen und lediglich auf die ihr gestellten Fragen antworten. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.
    “Mein Dominus hat mich auf den Mercatus Urbis geschickt, um dort nach einem Frauennachttopf Ausschau zu halten.“
    Zum Ende hin wurde Eireann immer leiser. Jedoch raffte sie sich noch einmal auf und ließ ihre Stimme abermals erklingen.
    “Ich dachte es ist eine Abkürzung und ich wollte nur nach Hause zu meinem Dominus. Dann jedoch hat mich die Ruine gerufen. Die.. die Steine.. sie sangen ein wunderschönes Klagelied und erst meine Berührung brachte sie zum Verstummen.“
    Erneut verstummte Eireann und biss sich auf ihre Unterlippe. Während sie spürte wie ein angstvolles Gefühl die Glut der Wut in ihrem Innersten abtöteten und die Keltin ihren Kopf hängen ließ.

  • "Lüge. Wo wohnt Dein Herr? Wo stand das Ganymed? Suchen müsstest Du dort nichts, Du kennst beide Orte. Keine Lügen, keine Gesichtsakrobatik, bis in drei Tagen. Da versuchen wir es erneut", sagte Lurco schlicht und schloss die Klappe.


    "Das dauert", schmunzelte Pullus.
    "Scheinbar kann die Sklavin nicht sprechen ohne das Gesicht zu verziehen. Ihre Wahl wie lange sie hier ist", entgegnete Lurco gelassen, als sie den Zellentrakt verließen.

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