Anleitung zur Arbeit mit Quellen

  • Arbeit mit Quellen

    "Quellen, das heisst Zeugnisse aus der Vergangenheit, sind die Grundlage der Tätigkeit von Historikerinnen und Historikern. Sie ermöglichen Aussagen über die Vergangenheit und dienen deshalb als Belege für geschichtswissenschaftliche Arbeiten. Da jede Quelle eine ihr eigene Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte hat, wendet man das Verfahren der Quellenkritik an, um den Kontext der Quelle zu ergründen, bevor man zur Quelleninterpretation schreitet."


    - Homepage der Universität Basel


    0. Einleitung

    Menschen können lügen und ihre Hinterlassenschaften tun dies ebenso oft. Vor Jahrtausenden nutzte man schon Propaganda als politisches Instrument. Manch altertümliche Quellen berichtet zudem von Ereignissen, die bereits damals viele Jahre zurücklagen, so dass der Autor sich seinerseits schon auf Überlieferung verlassen musste. Nicht zuletzt können Menschen auch irren oder die vorliegende Quelle wird durch seine subjektive Wahrnehmung und sein fehlendes Wissen um größere Zusammenhänge inhaltlich verzerrt.


    💡 Keine Quelle darf - ohne sie zu hinterfragen - für die einzig richtige erklärt werden.


    Wir können nicht immer zweifelsfrei feststellen, wie nahe sich eine vorliegende Quelle an "der Wahrheit" hält. Jedoch können wir mehrere Quellen zu einem Sachverhalt miteinander vergleichen, um ein breiteres Bild zu erhalten. Besonders interessant sind für uns Quellen, die unabhängig voneinander entstanden sind und einen Einblick in gegenteilige Sichtweisen zu ein und demselben Thema ermöglichen.


    Bevor eine Quelle im Hinblick auf die eigene Fragestellung bewertet werden kann, geht der Historiker folglich den Schritt der kritischen Betrachtung.

    1. Quellenkritik

    a) Quellenbeschreibung


    Zunächst erfolgt die Bestimmung der Quellengruppe. Wir gehen dabei der Frage nach, ob die Quelle geschaffen wurde, um von einer Sache zu berichten, oder ob sie nur zufällig erhalten blieb.


    Man unterscheidet zwischen:

    • Traditonsquellen/Monumenten (sind von vornherein für die Veröffentlichung bestimmt, z. B. Historiographien)
    • Überrestquellen/Dokumenten (sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, z. B. Briefe, Urkunden, Tagebücher).

    Solche Unterscheidungen sind allerdings nicht immer eindeutig. So werden Zeitungsartikel zum Beispiel als Dokumente behandelt, auch wenn sie von Anfang an zur Veröffentlichung bestimmt waren.


    💡 Die Diskussion bleibt auch in der Geschichtswissenschaft ein wichtiger Bestandteil des Erkentnisgewinns.


    Eine weitere Unterscheidung findet statt nach:

    • Primärquellen - unmittelbarer zeitlicher Bezug
    • Sekundärquellen - bereits aufgearbeitet

    💡 Jede Sekundärquelle ist als Monument zu fassen. Der Umkehrschluss ist jedoch unzulässig.


    Auch hier ist die Zuordnung nicht immer eindeutig. So kann ein Tagebuch sowohl Primär- als auch Sekundärquelle sein. Beispiel: Die Memoiren eines Politikers sind trotz ihres unmittelbaren zeitlichen Bezuges in der Regel den Sekundärquellen zuzuordnen, da sie zur Veröffentlichung bestimmt sind, eine propagandistische Absicht haben und eine alleinige Deutungshoheit der Ereignisse behaupten. Das Tagebuch der Anne Frank, das nie zur Veröffentlichung bestimmt wurde, muss mit anderen Augen gelesen werden. Es wird von Historikern als Primärquelle behandelt.


    b) Textsicherung

    • Ist die Quelle echt?
    • Wie authentisch ist sie?
    • Wie ist der Erhaltungszustand?


    c) Äußere Kritik


    Wir müssen uns bei jeder Quelle die Fragen zum historischen Kontext stellen:

    • wer der Urheber war und wann er lebte,
    • was der Anlass war, diese Quelle zu erschaffen,
    • an wen sie sich richtete,
    • welches Ziel damit erreicht werden sollte.


    d) Innere Kritik


    Nach einer sorgfältigen "Äußeren Kritik", die sich mit den Rahmenbedingungen der Entstehung befasst, schreitet man zur "Inneren Kritik", die sich sorgfältig mit dem Inhalt der Quelle auseinandersetzt. Sie wird sprachlich aufgeschlüsselt und ggf. unbekannte Begriffe nachgeschlagen, Namensnennungen und Anspielungen untersucht sowie Verweisen nachgegangen.


    2. Quelleninterpretation

    a) Inhaltsangabe


    Beschreibung der formalen Gliederung sowie eine Zusammenfassung des gesamten Inhalts. Autor, Datum und Adressat werden genannt.



    b) Eingrenzung des Aussagebereichs und des Informationswertes


    Wenn die Quelle in dieser Manier auf Kontext und Inhalt untersucht wurde, wirdmet man sich der Eingrenzung ihres Aussagebereichs, sprich, wir werfen einen kritischen Blick auf die Absicht des Verfassers, schlagen in anderen Quellen zur Kontrolle nach, konsultieren Fachliteratur. Sprich, wir ordnen sie in ein soziales, wirtschaftliches, biographisches, rechtliches, ideologisches und kulturelles Umfeld ein sowie in den größeren historischen Zusammenhang.



    c) Ergebnis und Zusammenfassung


    Erst nach all diesen Betrachtungen widmet man sich dem Ergebnis und der Zusammenfassung. Wir kehren zu unserer Fragestellung zurück und bestimmen den Erkenntiswert für uns. Es war ein langer und harter Weg bis hierher, doch dafür sind wir nach all der Arbeit so nah an der Wahrheit, wie dies für uns möglich ist - oder haben erkannt, dass die uns vorliegende Quelle leider keinen Erkenntnisgewinn darstellt und wir uns nach Alternativen umsehen sollten.


    3. Zum weiterlesen

    Anleitung zur Arbeit mit Quellen als PDF ( (KU Eichstätt-Ingolstadt)

    Artikel zur Quellenanalyse der Uni Basel

    Lehrblatt zur Arbeit mit Quellen für die Realschule - Etwas kürzer gefasst und leichter verständlich, aber genau so richtig.

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