[Forum Pacis] - Ein Ort der Ruhe und des Friedens

  • Das Forum Pacis wurde nach dem erfolgreichen Iudea-Feldzug des Kaisers Vespasian auf einer Fläche von 135 x 100 Metern nordöstlich der Basilica Aemilia errichtet. Der quadratische Platz wird drei Seiten von marmornen Portiken umschlossen und zur südöstlichen Seite durch den Friedenstempel (Templum Pacis) und symmetrische Nebengebäude abgeschlossen, deren Vorhallen sich in die Portiken einfügen, so dass der gesamte zentrale Platz von Säulengängen umschlossen ist. Die Nebengebäude beinhalten eine griechische und eine lateinische Bibliothek, sowie ein Museum für die Beute aus Jerusalem und ein Museum für griechische Kunst, welche Vespasian hier untergebracht hatte. Der zentrale Platz ist als Garten gestaltet, in dem sich Brunnen und griechische Statuen befinden. Nordwestlich steht das Forum Nervae.


    Der Advocat Aulus Iunius Tacitus zieht sich oft an diesen Ort zurück, um in Ruhe nachzudenken.

  • Nach der Salutatio beschloss ich, nicht direkt zum Tempel der Venus Verticordia zu gehen, sondern zuerst den Ort aufzusuchen, an dem ich bisher immer meine Gedanken ordnen konnte. So früh am Morgen war hier relativ wenig los, was meiner Intention sicher förderlich wäre. Das Wetter war sicher nicht optimal, um im Garten zu verweilen, aber dafür gab es ja die Portiken. So wandelte ich in den Säulengängen und fragte mich, was ich eigentlich sinnvollerweise tun sollte. Was gefiel mir an Fusca? Ihr Aussehen? Sicher. Ihre Bildung? Auf jeden Fall. Ihr Selbstbewusstsein? Ja, sicher. Was mich dann aber zwangsläufig zur anderen Frage brachte: Würde ihre Familie eine Verbindung gutheißen? Die Gens Seia war zweifelsfrei ambitioniert. Ich war in keinem Ordo und auf absehbare Zeit würde das auch so bleiben, schon wegen meines nicht vorhandenen Grundbesitzes. Andererseits war ich ein erfolgreicher Jurist und sogar in die Erstellung von Gesetzesvorhaben involviert. Doch konnte ich Letzteres schlecht publik machen. Seius Stilo wusste es, da war ich mir sicher. Doch konnte ich ihn nur schwer durchschauen.


    Mein Vater hätte natürlich noch direkt gefragt, ob die Gens Seia uns etwas nützen würde. Das konnte man aber kurz durchkalkulieren. Ein Optio der Prätorianer und ein Mitglied des Ordo Senatorius waren auf jeden Fall vorhanden. Beide würden sicher noch weiter Karriere machen, da war ich mir sicher. Ein Nutzen wäre hier also durchaus zu erwarten.


    Blieb noch die philosophische Frage: Sollte ich versuchen, ein Verlöbnis, vielleicht sogar eine Heirat, mit einer Frau zu erstreben, weil ich sie begehrte? Sicher, Begehren war eine starke Kraft und wäre sicher nicht schädlich. Doch verstellte es vielleicht den Blick auf Wesentliches? Ich kannte Fusca ja noch nicht wirklich. Realistischerweise musste man natürlich anmerken, dass sich die meisten Eheleute bei ihrer Heirat kaum kannten und entsprechend war das keine notwendige Voraussetzung. Warum war es mir dann wichtig? Natürlich war hier der Einfluss von Venus spürbar, oder eher der von Amor. Doch war ich nun immerhin fähig, das alles rationaler zu betrachten. Meine Gedanken waren klar, wenngleich ich keine abschließende Bewertung fand. Vielleicht war es dieser Ort. Oder es war der kühle Wind, der meinen Verstand schärfte. Oder es war der Einfluss meiner Schutzgöttin Minerva, deren Tempel auf dem benachbarten Forum stand.


    Was mich letztlich zur wichtigsten Frage brachte: Sollte ich mich wirklich an Venus wenden? Immerhin hatte ich bisher recht wenig mit ihr zu tun, außer hin und wieder ein Opfer aus Höflichkeit. Was, wenn sie mir zürnte, weil ich Minerva bevorzugte? Logisch gab es nur einen Weg, das herauszufinden. Doch wollte ich das? Wichtiger noch: Wollte ich das jetzt?


    Ich wusste es nicht, und so zog ich weiter meine Bahnen durch die Portiken, um meine Gedanken weiter zu ordnen.

  • Nach all dem Für und Wider kam ich zu dem Entschluss, dass es noch zu früh sei, um sich zu binden. So sehr mir Fusca auch gefiel. Die Reise nach Germanien hatte ich schon viel zu lange aufgeschoben und so beschloss ich, dieser den Vorrang zu geben. Natürlich bestand das Risiko, dass Fusca bei meiner Rückkehr aus der Provinz bereits verlobt sein würde. Das war nun einmal so im Leben, dass jede Entscheidung Risiken barg. Man musste nur entscheiden, ob man das Risiko eingehen wollte oder nicht. Und man sollte berücksichtigen, welche anderen Wege man dafür nicht ging und welche Risiken wiederum damit verbunden waren. Im Endeffekt war auch ein wichtiger Punkt in meiner Entscheidung, dass es in Germanien nicht um irgendwen ging, sondern um meine Mutter und meine Schwester. Blutsverwandtschaft sollte Vorrang haben.


    Wieder einmal hatte mir dieser Ort des Friedens klare Gedanken beschert. Ich dankte den Göttern dafür, insbesondere Minerva, die im benachbarten Forum ihren Tempel hatte. Mein Verstand war klar, mein Entschluss gefasst. Und so verließ ich diesen Ort wieder und beschloss, die nötigen Einkäufe zu tätigen, um die Reise gut ausgerüstet antreten zu können.

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