Er ließ Matidia schauen, so lange, wie sie wollte. Ihm gefielen ihre Blicke und er würde so gern fortfahren mit dem, wonach es ihm verlangte, doch so wie Matidia sich züchtig beherrschte, tat er das auch. Es fiel ihm nicht schwer, sich zu zügeln, er besaß einen starken Willen, aber leicht fiel es ihm auch nicht, denn das Sehnen nach Matidia reichte viel tiefer.
Als sie aufsah, erwiderte er das Lächeln. Bei den Göttern, wann hatte er das letzte Mal so viel gelächelt? Hatte er vorher überhaupt jemals gelächelt? Eigentlich hatte er immer bloß gegrinst. Er brachte seine Tunika ohne hinzusehen wieder in Ordnung, so weit das mit einer heiß glühenden Eisenstange zwischen den Beinen ging. Die beschlagenen Lederriemen des Militärgürtels verbargen das Schlimmste. "Bereit für eine Eroberung - hört sich gut an. Wir wissen beide, was wir wollen: Ich will dich und du willst mich. Die Götter haben uns zusammengebracht! Jetzt muss nur noch dein Bruder mitspielen."
Bei dem Gedanken wurde Sabaco anders. Iunius Tacitus war niemand, dem er etwas antun konnte oder wollte, wenn der nicht spurte. Tacitus war sein Lehrer gewesen und er war gut und gerecht. Solche Eigenschaften - man mochte es kaum glauben - schätzte Sabaco. Sie machten das Leben berechenbar. Zudem war er ein Verwandter von Scato, der ihm das Leben gerettet hatte. Und sicher war Tacitus auch seiner Schwester lieb. Nein, an Tacitus durfte nicht gerührt werden. Falls Tacitus wirklich Nein sagte, würde es das Aus bedeuten. Sein Nein würde so endgültig sein wie der Schlag eines Richtschwerts.
Sabaco schnaufte besorgt, und umarmte Matinia, schob die Nase in ihr Haar, und ließ ihre Wärme auf sich wirken, als wäre es das letzte Mal vor seiner Hinrichtung, ehe er sie freigab, um ihr beim Abstieg zu helfen. In seinem Kopf schwirrten die Gedanken wie Motten um die Flamme einer Öllampe, mal im Licht und mal im Schatten, hin und her gerissen zwischen verzehrender Liebe und ungesunder Angst.
