[Atrium] Unterweisung der Sklaven in den Riten der Serer

  • Begoas führte die Neuankömmlinge ins Atrium. Gut ein Dutzend Sklavinnen und Sklaven war bereits versammelt, die in kleinen Grüppchen zusammen standen. Malachi, der ehemalige Gladiator und Custos Corporis stand in der Nähe des Tablinums und passte auf, dass sich alle benahmen. Am Rand des Atriums stand ein Tisch mit Tonbechern und Wasserkrügen. Die Sklaven konnten sich daran bedienen, worauf sie hingewiesen wurden, wenn Begoas sie hineinführte. Ansonsten gab es zunächst keine Befehle oder Regeln, die den Sklaven mitgeteilt wurden. Ein paar der anwesenden Sklaven nutzten das, um sich miteinander über ihre Herren auszutauschen, andere standen etwas verloren da und versuchten, aus der Situation das Beste zu machen.

  • Die beiden folgten dem Mann und stellten sich zu den Anderen. "Siehst du? Gäbe es das bei ihm?", flüsterte sie zu Sporus, als sie die Gruppe und das Wasser betrachtete. Ihr Herr war doch deutlich strenger, zumindest diesem Eindruck nach.

  • Sporus verneinte die Frage von Amytis. Er schaute sich ausgiebig um, es waren so viele Sklaven hier, so viele neue Gesichter, die ihn etwas einschüchterten. Besonders der Gladiator machte ihm etwas Angst. "Ich denke auch inzwischen, dass es uns hier besser gehen wird," sagte Sporus , um sich selber Mut zu machen. "Ich bin gespannt, was wir machen müssen", erwähnte er noch

  • Es folgte noch ein weiteres Dutzend Sklaven, die innerhalb der nächsten Minuten eintrafen. Schließlich betrat Araros den Raum. Der schmächtige alte Mann war zwar als Sklave zu erkennen, strahlte als Maiordomus aber zugleich eine gewisse Autorität aus. Kurz räusperte er sich, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich zu ziehen. Er sprach dann mit seiner angenehmen Stimme. "Salvete. Ich grüße euch alle und freue mich, dass eure Herren dem Herrn Tacitus helfen. In den nächsten Wochen werdet ihr in den nötigen Sitten unterwiesen, um den Herrn als Diener bei einer Audienz zu unterstützen. Wie ihr sicher erkennen könnt, seid ihr deutlich mehr als zwölf. Es werden aber nur zwölf Sklaven benötigt. Das bedeutet, dass nur die besten von euch an der Audienz teilnehmen werden. Gebt euer Bestes, dass werdet ihr unseren Kaiser sehen dürfen. Und jetzt stellt euch bitte in zwei Reihen auf. Lasst einen passus zwischen der hinteren und der vorderen Reihe Platz. Größere Sklaven nach hinten, kleinere nach vorne. Es soll ja schließlich jeder und jede gesehen werden." Araros wartete, bis alle sich passend aufgestellt hatten, bevor er weitersprach. "Gut. Wenn ich es euch sage, werdet ihr euch verbeugen. Ich erkläre euch, wie. Nehmt die rechte Hand vor den Bauchnabel. Handfläche nach innen, Finger ausgestreckt und zusammen. Danach legt ihr die linke Hand genauso auf die rechte Hand. Und dann einfach nach vorne beugen, bis der Oberkörper parallel zum Boden ist. Das heißt, dass der Oberkörper am besten an jeder Stelle gleich weit vom Boden weg ist. Wenn ihr euch verbeugt, schaut ihr nach unten. Egal, was passiert, der Blick bleibt nach unten gerichtet. erst, wenn euch jemand etwas anderes sagt, dürft ihr nach oben blicken. Alles verstanden?" Dabei schweifte sein Blick über die Anwesenden. Da er den einen oder anderen fragenden Blick sah, nahm er das als Frage an. "Ich meine das so." Er führte die Verbeugung vor. Dann drehte er sich zur Seite und führte die Verbeugung noch einmal vor. "Alles klar? Gut so."


    Nachdem er mit seinen Ausführungen fertig war, wartete er kurz und sah Begoas, der ihm ein Zeichen gab. "Alle verbeugen!" rief er deutlich vernehmbar.


    Kurz darauf betrat ich den Raum. Begoas war von mir angewiesen worden, Araros zu signalisieren, dass ich auf dem Weg war. Natürlich war ich in der seidenen Gelehrtengewandung aus Serica gekleidet. Das schwarze Obergewand wehte leicht, während ich schnellen und doch leisen Schrittes ins Atrium ging. Ich sah mir die Gruppe an und nickte Araros kurz zu. Dann Schritt ich die Reihen ab. Vor jeder Sklavin oder Sklaven blieb ich kurz stehen, bevor ich weiterging. Schließlich schritt ich auch die zweite Reihe ab. Danach ging ich wieder nach vorne und blieb in drei Schritt Abstand stehen. "Erhebt euch." Ich zeigte auf zwei der Anwesenden Sklaven. "Du und du. Ihr habt mich angesehen, als ich vor euch stand. Ich danke euch für eure Anwesenheit, doch kann ich mit euch nicht arbeiten, wenn ihr selbst eine so einfache Anweisung nicht fehlerfrei ausführen könnt. Meldet euch bei der Porta ab. Dort werdet ihr die zwei Denare für eure Herren erhalten und aus der Liste gestrichen. Valete bene." Ich blieb regungslos und sehr gerade stehen, während die beiden Sklaven das Atrium verließen. Nachdem sie gegangen waren, sprach ich weiter. Meine Stimme war sanft, aber ich hatte in Serica gelernt, trotz sanfter Sprache mit Autorität aufzutreten. "Liebe Sklavinnen und Sklaven, ich stehe vor euch als Gesandter des Reiches Hàn. Das ist der Name, den Serica bei seinen Einheimischen trägt. Da ich hier als Gesandter auftrete, werdet ihr mich so ansprechen, wie es mir in Hàn zusteht. Ihr nennt mich entweder Yúnshǐ, was 'Gesandter Yún' bedeutet, oder Yúnzǐ, was 'Meister Yún' bedeutet. In Hàn wurde mein nomen gentile zu Yún verkürzt. Wenn ihr Probleme mit der Aussprache habt, ist das erst einmal nicht schlimm. Das muss nicht auf Anhieb klappen. Damit alles reibungslos funktioniert, werden wir ein paar Regeln benötigen, an die sich alle halten. Wenn jemand eine Frage an mich hat oder sonst etwas sagen möchte, wird sich diese Person kurz verbeugen und dann darauf warten, dass ich ihn oder sie bitte, zu sprechen. Dann wird kurz vorgetragen, worum es geht. Ich werde danach entscheiden, wie weiter verfahren wird. Wenn ich eine Pause verkünde, könnt ihr euch im Atrium frei bewegen und miteinander unterhalten. Wenn ich das Ende der Pause verkünde, werdet ihr euch wieder hier aufstellen, wie gerade jetzt, und dann kurz verbeugen. Haben das alle verstanden?" Meine Stimme war weiterhin sanft, doch zeigte ich keine Emotionen. Ich stand kerzengerade da, die Arme in meinen weiten Ärmeln verschränkt, und wartete auf Fragen.

  • Amytis hatte sich gleich instinktiv in die vordere Reihe eingegliedert. Ihr kleiner Wuchs bedingte das wohl, und die Erziehung, die sie seit ihrer Kindheit genossen hatte, gab ihr die nötige Sicherheit. Als der Maiordomus die Verbeugung vorführte, folgte sie der Bewegung mit bedachter Ruhe, hielt den Rücken straff und die Hände korrekt gefaltet. Sie bemerkte, wie einige neben ihr schwankten, während ihre eigene Bewegung durchaus gleichmäßig und sicher blieb.


    Als der Hausherr den Raum betrat, wurde es spannend, denn sie wollte ihren eigenen Herrn sicher nicht verärgern und diese Sache hier gut machen. Sie hielt sich an die Anweisung und erhob sich, auch wenn die Haltung durchaus ungewohnt und schwer wurde, erst auf das Kommando hin. Als die beiden Sklaven, die den Blick gehoben hatten, hinausgeschickt wurden, regte sich eine leichte, aber dennoch spürbare Unruhe in der Gruppe. Amytis aber blieb weiterhin regungslos. Ihre Erziehung hatte ihr beigebracht, dass Disziplin wichtig war, und dass Strenge nur das Beste hervorbringen sollte. Das kam ihr nun zugute. Wer Ruhe bewahrte, gewann Respekt. Sie fühlte keinen Stolz, nur eine nüchterne Gewissheit, dass sie tat, was von ihr verlangt war.


    Serica. Schon in der Heimat hatte sie Geschichten davon gehört, von den Händlern aus fernen Ländern, die Seide brachten, und den langen Wegen voller Gefahren. Es schien ihr fast unwirklich, einem Mann gegenüberzustehen, der tatsächlich von dort kam oder dort gewesen war. Doch sie ließ sich nichts anmerken. Ihr Blick blieb gesenkt, die Hände ruhten korrekt aufeinander. Sie hörte seine Worte aufmerksam, prägte sich die Begriffe ein: Yúnshǐ, Yúnzǐ. Die Melodie der fremden Sprache war ihr fremd, aber sie nahm sie mit stiller Konzentration auf.


    Nachdem Yún die Regeln erklärt hatte, blieb für einen Moment Stille. Viele schienen nicht zu wissen, ob Zustimmung schweigend oder mit einem Wort zu geben war. Amytis aber wollte keine Unsicherheit riskieren. Sie faltete die Hände vor dem Bauch und verbeugte sich, wie es zuvor gelehrt worden war. Der Blick blieb gesenkt und sie wartete ab.

  • Mein Blick fiel auf die Sklavin, die sich verbeugte. Sie war jung und hübsch. Doch waren das keine relevanten Eigenschaften. Ihre Haltung bei der Verbeugung war quasi perfekt. Und sie war diszipliniert. Das war relevant. "Du möchtest etwas sagen?" fragte ich mit sanfter Stimme. "Bitte, erhebe dich und sprich frei heraus." Meine Höflichkeit war nicht gespielt. Der Edle, wie der schon lange verstorbene Kǒng Fūzǐ das Ideal des weisen Menschen nannte, erwies auch den Niederen Respekt und behandelte sie höflich. Diesem Ideal galt es, nachzueifern. Aus Handeln würde Gewohnheit werden und aus Gewohnheit schließlich Erkenntnis.

  • Sporus stand nicht weit von Amytis. Er gehörte auch zu den kleineren Sklaven, die in der ersten Reihe standen. Auch er befolgte die Anweisungen genau, und blieb in der Verbeugung. Er würde alles genau richtig machen wollen, nicht auszudenken, wie sein Herr ihn betrafen würde, wenn er frühzeitig zurückkehren müsste.

  • Es war für die leidgeplagten Sklaven des Aurelius Pinus eine angespannte Situation, egal wie sanft die Stimme des Mannes klang, den sie immer noch nicht angesehen hatte. Ein kleiner Fehler schien zu reichen, und man müsste zu ihrem Herrn zurückkehren und beichten, dass man versagt hatte. Sie wussten beide, dass sie darunter zu leiden hätten, daher war es wohl kein Wunder, dass sie besonders eifrig dabei waren.
    "Iunschi," begann sie und der leichte Singsang ihrer Stimme, das Erbe ihrer Herkunft, stolperte ein wenig über die ungewohnten Laute. Amytis ärgerte sich, doch sie biss nur kurz die Lippen aufeinander, bevor sie fortfuhr. "Wie dürfen wir zeigen, dass wir etwas verstanden haben, wenn ihr fragt?" Als sie es aussprach, erschien es ihr bereits als eine dumme Frage, denn natürlich würde er Schweigen einfach als Zustimmung werten. Nun hatte sie aber wohl seine Aufmerksamkeit, und wusste nicht, ob das so eine gute Sache war.

  • Woher kam mir diese Sprachmelodie bekannt vor? Ich kam nicht darauf, aber es würde mir sicher irgendwann wieder einfallen. Die Frage gab mir hingegen zu denken. Ich dachte mir, dass es eigentlich allen klar wäre, dass bei einer Verbeugung bei einer Frage klar war, dass keine Verbeugung folglich heißen musste, alles verstanden zu haben. Andererseits musste das Fehlen einer Frage nicht heißen, dass alles verstanden wurde. Es konnte auch Schüchternheit sein. Und manchmal wusste man auch nicht, welche Frage man stellen sollte, weil man so wenig verstanden hatte, dass die Unkenntnis der Sache zur Unmöglichkeit der Frage wurde. Ihre Frage war also durchaus berechtigt, befand ich. "Ehrlicherweise habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Ich danke dir für deine Frage und entschuldige mich für meine mangelnde Sorgfalt." Ich verneigte mich leicht. Das war für einen Römer ungewöhnlich und gegenüber Sklaven noch ungewöhnlicher, doch stand ich hier nicht als Römer, sondern als Serer. Ich dachte in Ruhe nach. Ein echter Gelehrter füllte Denkpausen nicht mit sinnlosem Gemurmel, deshalb herrschte für diesen Moment völlige Ruhe. Oder fast völlige Ruhe, denn aus dem Garten konnte man einen Vogel zwitschern hören. "Wir werden folgendermaßen verfahren. Wenn ich etwas erklärt habe, dann werde ich euch einen Moment Zeit geben, darüber nachzudenken. Danach werde ich euch ansehen, einen oder eine nach dem oder der anderen. Ihr werdet mich natürlich auch ansehen müssen, damit ihr seht, wen ich ansehe. Wer alles verstanden hat, wird bei Blickkontakt kurz nicken. Wer eine Frage oder Anmerkung hat, wird sich, wie zuvor erklärt, verbeugen und darauf warten, dass ich das Wort erteile. Wer weder nickt, noch sich verbeugt, hat folglich nicht alles verstanden und ist auch nicht fähig, eine Frage zu formulieren. Das werde ich dann zum Anlass nehmen, eine andere Erklärung der gleichen Sache zu geben. Ich könnte auch diejenigen, die es verstanden haben, bitten, es zu erklären. Das klappt meistens ohnehin besser." Während ich sprach, schweifte mein Blick über alle Anwesenden. Am Ende sah ich aber wieder zu Amytis. "Du hast zur Verbesserung dieser Unterweisung beigetragen. Wie ist dein Name?"

  • Amytis war ehrlich irritiert, als der Mann offen zugab, dass er darüber nicht nachgedacht hatte. Ihr Herr wäre wohl eher wütend geworden, wenn man ihn auf einen Fehler hinwies, aber der Römer namens Yún schien sich sogar zu verneigen. Zwar hatte sie sich mittlerweile aufgerichtet, aber hielt den Blick immer noch gesenkt, dennoch musste sie wirklich mit sich kämpfen, um nicht zu ihm zu starren. Was ging hier nur vor? Dass es dann eine Weile ruhig war, ließ sicher nicht nur sie nur noch nervöser werden.
    Dann erklärte er endlich, wie er sich das vorstellte, und die Lösung war zwar etwas umständlich, aber würde funktionieren, ohne dass man irgendwem mangelnden Respekt unterstellen könnte, während er gleichzeitig sicherstellen würde, dass man seine Lektionen verstanden hatte. Amytis fiel ein Stein vom Herzen. "Amytis, Iunschí."

  • "Danke, Amytis." Ich würde mir den Namen der Sklavin merken. Sie war im Moment ganz oben auf meiner Kandidatenliste für die Audienz. "Nachdem wir nun die grundlegenden Regeln festgelegt haben, wollen wir die Verbeugung noch ein paar Mal üben. Amytis, du beherrschst die Verbeugung bereits sehr gut. Tu mir den Gefallen und helfe der zweiten Reihe dabei, auf ihre Haltung zu achten. Und damit hier die Form gewahrt bleibt, werden wir uns nicht einfach so nach Belieben verbeugen. Der Befehl, wenn man es denn so nennen mag, für die Verbeugung lautet qǐng xínglǐ. Der Form nach ist es eine höfliche Bitte, sich zu verbeugen. In der Realität ist es im Reich Hàn ein Befehl, dem man besser Folge leistet. Er wird immer dann gegeben, wenn entweder Synchronität bei der Verbeugung vieler Menschen hergestellt werden soll, oder wenn befürchtet wird, dass nicht erkannt wird, dass die Situation eine Verbeugung erfordert. Wenn ich also qǐng xínglǐ sage, dann verbeugen sich alle. Und zwar direkt nach der Silbe , verstanden?" Wie kurz zuvor besprochen, sah ich jeden Sklaven kurz an. Alle hatten genickt, bis sich einer verbeugte. "Du hast eine Frage?"


    "Ja, Herr Juntzi, was heißt Synchro... Synchro... das Synchrodingsda?" fragte der Sklave.


    "Synchronität herstellen bedeutet, dass alle die gleiche Bewegung zur genau gleichen Zeit machen," erklärte ich mit sanfter Stimme. "Noch Fragen?" Ich sah wieder jeden einzeln an.

  • Sporus war sehr angetan. Tacitus schien recht angenehm zu sein und machte einen fürsorglichen Eindruck. Auch, als er einige Sklaven wegschickte, machte er das in einem ruhigen, menschlichen Ton. Er brüllte sie nicht an, wie Aurelius Pinus, unter dem er und auch Amytis stark zu leiden hatten. Er hoffte, dass diese Episode seines Lebens möglichst lange andauern würde. Er verbeugte sich, so wie er es zuvor gelernt hatte, und hoffte darauf, dass Tacitus reagieren würde.

  • "Yunzi, Herr, bitte verzeiht mir, aber..." sagte Sporus leise. Seine Aufregung war ihm anzusehen. Und es war ihm peinlich, dass er nicht alles verstanden hatte. Aber da er weder lesen noch schreiben konnte, verstand er nicht, was eine Silbe ist. Er hatte das Wort noch nie gehört. Er nahm also seinen ganzen Mut zusammen und fragte. "....Wann genau müssen wir uns verbeugen? Wenn "li" kommt?"

  • "Nein, nachdem zu Ende gesprochen wurde." Ich dachte kurz nach. "Ich zeige euch, was ich meine. Bitte jetzt nicht verbeugen. Qǐng xínglǐ." Ich wartete einen halben Atemzug, bevor ich mich formvollendet und nicht zu schnell verbeugte. Als ich mich dann wieder erhob, fragte ich in die Runde "Haben es alle verstanden?"

  • Sporus nickte, wie die anderen auch, und sagte sehr leise, "Danke Yunzi"

  • Auch Amytis beobachtete die erneute Vorführung aufmerksam und nickte dann dem Mann zu. Natürlich ehrte es sie, dass er ihre Verbeugung lobte, aber dass sie direkt ein Vorbild sein sollte, machte sie nervös. Hoffentlich würde er ihr noch erklären, wie genau sie den Anderen behilflich sein sollte.

  • "Gut. Nachdem das geklärt ist, müssen wir natürlich auch zu einem geordneten Ende der Verbeugung kommen. Die Anweisung hierzu lautet píng shēn. Das bedeutet wörtlich in etwa Körper aufrichten. Wie bei dem Befehl zur Verbeugung warten wir auch hier einen halben Atemzug nach dem Ende der Silbe shēn und richten uns dann wieder auf. Ich erwarte, dass danach jeder gerade steht, so wie ich jetzt, und den Blick nach vorne richtet." Dann wandte ich mich an die Sklavin. "Amytis, du wirst dich nicht mit verbeugen, sondern dich seitlich neben die zweite Reihe stellen und darauf achten, wie sich alle in der zweiten Reihe verbeugen. Wenn du siehst, dass jemand den Rücken nicht gerade hält, sich zu tief oder nicht tief genug verbeugt, wirst du hingehen und die Haltung kontrollieren. Ich werde mich in gleicher Weise um die erste Reihe kümmern und direkt neben dir stehen, falls du Fragen hast." Dabei schenkte ich ihr ein kurzes, freundliches Lächeln. Anschließend schweifte mein Blick über alle Anwesenden und ich fragte "Gut, wollen wir mit dem Üben anfangen?"

  • "Ja, Yunzi.", sagte Sporus laut ohne darüber nachzudenken, ob das jetzt klug war, oder nicht. Aber das bewegte die Anderen dazu, auch die Frage des Herrn mit "Ja Yunzi" laut zu beantworten.

  • Nach dieser Zustimmung aller ging ich an die Seite der ersten Reihe, so dass ich alle in einer Reihe stehen sah. Gleichzeitig signalisierte ich Amytis, sich so neben mich zu stellen, dass sie die zweite Reihe so im Blick hatte, wie ich die erste. Nachdem sie an ihrem Platz war, rief ich deutlich vernehmbar, aber nicht so laut, dass man es als unangenehmes Schreien wahrnehmen würde "Qǐng xínglǐ!" Dabei zog ich die letzte Silbe etwas in die Länge. Nachdem ich geendet hatte, verbeugten sich alle nach vorne, auch wenn dort niemand stand. Es war sogar halbwegs synchron.


    Sorgsam blickte ich über die erste Reihe. Ich erkannte, dass sich jemand zu gering verbeugte. Und ich erkannte, dass drei Rücken bei der Verbeugung nicht gerade waren, sondern gebogen. Zunächst ging ich zu dem Sklaven, der sich nicht tief genug verbeugte. Mit sanftem Druck auf seine Schultern sorgte ich dafür, dass er sich tiefer verbeugte, bis die richtige Tiefe erreicht war. "Genau so bleiben. So ist es richtig," sagte ich mit ruhiger, sanfter Stimme. Dann ging ich zum ersten Sklaven, der den Rücken nicht richtig streckte. Ich drückte den Rücken etwas durch und legte gleichzeitig meine andere Hand auf sein Brustbein, damit dieser Teil nicht tiefer hinab gedrückt wurde. Irgendwann war der Rücken gerade. "So bleiben. Du musst diese Muskeln," dabei tippte ich auf Rückenmuskeln, "anspannen." Bei den anderen beiden wiederholte ich dieses Vorgehen.


    Langsam ging ich die Reihe entlang und betrachtete jeden einzeln. Hier und da korrigierte ich die Haltung. Mit der Zeit fiel es den meisten Sklaven schwerer, die Verbeugung zu halten. Das merkte ich daran, dass ich mehr korrigieren musste. "Wie sieht es in der zweiten Reihe aus, Amytis?" fragte ich ruhig.

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