Der Scriba verschwand kurz darauf im Officium des Praefecten. Nach wenigen Sekunden kam er wieder heraus und hielt Furianus die Türe auf:
Du kannst eintreten.
Der Scriba verschwand kurz darauf im Officium des Praefecten. Nach wenigen Sekunden kam er wieder heraus und hielt Furianus die Türe auf:
Du kannst eintreten.
Furianus trat ein und setzte ein Lächeln auf.
"Salve, Lucius Flavius Furianus, mein Name. Ich bin hier, als Aedil, um über einige wichtige Punkte mit dir zu reden. Ich hoffe du hast Zeit."
Und er blickte sich um, ja, es schien wohl weit verbreitet bei den Praefekten zu sein ihr eigenes Büro luxuriöser auszustatten, als das der Tribunen. Gar ein Wettlauf der Praefekten?
Furianus schüttelte lächelnd den Kopf.
Crassus sah überrascht auf, als der amtierende Ädil eintrat. Er grüßte den Patrizier freundlich.
Salve Ädil. Setzt dich doch bitte. Du möchtest mit mir über wichtige Punkte reden? Bitte, um was handelt es sich?
Die Schreibutensilien legte er auf die Seite und die Akten, die offen auf seinem Schreibtisch lagen, stapelte er fein säuberlich aufeinander.
"Danke."
Sagte Furianus, als er sich vor den Praefectus setzte.
"Nun, ich bin primär hier, um über die Sicherheit der Stadt zu reden. Vielleicht hörtest du davon, dass in den letzten Monaten eine Einbruchsserie die wohlhabendere Bevölkerungsschicht in Angst um Hab und Gut versetzte. Nun bin ich hier, um zu erfahren, welche Maßnahmen von den Vigiles unternommen worden sind, diesbezüglich."
Aber sicher hörte ich davon, sogar fast aus erster Hand, möchte ich sagen.
So ernst die Sache auch war, einen kleinen Grinser konnte sich Crassus nicht verkneiffen.
Nur leider kann ich auch, auch wenn ich davon weiß, nicht viel daran ändern. Die Ermittlungen in diesen Fällen liegen zum einen nicht mal in unserer Hand, und zum anderen haben wir nicht ausreichend Leute um Patrouillen verstärken oder aber permanente zusätzliche Wachposten aufstellen zu können.
Crassus überlegte einen Moment:
Wenn mich nicht alles täuscht, hatten da sogar die Cohortes Urbanae Ermittlungen angestellt... sogar eine Falle wollten sie stellen, wenn ich mich recht erinnere, ich kann mich aber auch genauso gut täuschen. Müsste schon eine Weile her sein.
Furianus schüttelte lächelnd das Haupt.
"Nicht doch, auf diesen Fall möchte ich speziell nicht eingehen. Schließlich kann man dies nicht ungeschehen machen, doch zu verhindern suchen, ja. Ich bin hier, da ich es für förderlich halte in diesen Stadtteilen präsenter zu sein. Dies beruhigt die Bewohner, gibt Sicherheit, denn es wäre beschämend würden die Bürger Roms den Einheiten nicht vertrauen können."
Furianus`Blick suchte Crassus`Augen.
"Ein wenig Präsenz, mehr fordere ich nicht. Du sagst es fehlen Männer für Patroullien. Nun, vielleicht könnte man ja einige Patroullienstrecken umändern, so, dass die Häuserviertel häufiger aufgesucht werden können. Vielleicht könnten die Männer bei ihren nächtlichen Patroullien wenigstens das Tempo erhöhen, so dass sie öfters erscheinen, die Menschen sehen, dass man um ihre Sicherheit besorgt ist."
Die Patrouillenwege werden regelmäßig geändert, um möglichst unvorraussehbar zu bleiben. Das gelingt zwar nicht nur dadurch, aber es trägt meiner Meinung nach einen wichtigen Teil dazu bei. Deshalb kommt es jetzt schon vor, dass sie in manchen Nächten öfters und in manchen Nächten weniger oft in diesen Vierteln vorbeikommen. Aber trotzdem liegt in diesen Vierteln selbstverständlich ein Schwerpunkt, sodass sie, auch wenn sie verhältnismäßig selten dort vorbeikommen, im Gesamten, also im direkten Vergleich zu anderen Vierteln, dort am öftesten vorbeikommen.
Dass die Männer schneller laufen ist eine Idee, aber in meinen Augen nicht sehr sinvoll. Weil zum einen es nichts bringt, wenn die Patroullie zwar schneller läuft und dadurch mehr Präsenz zeigt, dann aber am Ende ihrer Schicht völlig am Ende ihrer Kräfte ist und somit auch im Falle eines Kampfes sich nicht mehr wirklich gut verteidigen könnte. Zum anderen ist das Tempo ja jetzt schon an sich sehr unterschiedlich. Es ist ja nicht vorgegeben, wie schnell sie laufen müssen, es kann ja während der Patrouille immer etwas dazwischen kommen, ein Überfall, ein Geräusch oder sonst etwas, dass die Schutztruppe aufhalten oder ausbremsen könnte. Generell könnten wir also nicht sagen, dass sie schneller laufen sollen, da das Tempo sehr unterschiedlich ist und ein Tempo vorschreiben möchte ich persönlich auch nicht.
Crassus holte nochmals Luft
Und selbst wenn wir anordnen würden, dass sie schneller marschieren sollen, wüsste ich nicht, ob das so beruhigend wäre. Also ich würde mich nicht sicherer fühlen wenn die ganze Zeit eine Patrouille an meinem Haus vorbeihetzt.
"Mehr Präsenz, ich fordere nicht mehr als das. Vielleicht könnte sich auch ein Contubernium während der Patroullie aufteilen."
Sagte Furianus doch nun ernster, denn die Sache durfte nicht ins Stocken geraten, er hatte es versprochen und würde auch bestrebt sein dies einzuhalten.
Mehr Präsenz, ich wäre froh, wenn ich Ideen hätte wie ich die Präsenz steigern lassen könnte. Die Patrouillen im Gleichschritt maschieren lassen, sodass man sie hört? Aber dann würden sich wieder Anwohner die ihre Ruhe haben wollen bzw schlafen wollen, gestört fühlen.
Die Patrouillengröße verändern, auch eine Idee, aber die Kehrseite ist ja, dass sie jetzt schon nicht größer als nötig sind und sonst recht, sogar zu klein wären.
Crassus machte eine Pause und dachte einen Moment nach:
Ich kann nicht einfach etwas ändern was kurzfristig Erfolg hätte, aber langfristig würden doch die Nachteile überwiegen. Ich selbst und auch mein Stab ist bestrebt, die Präsenz zu erhöhen und da werden auch solche Varianten durchgesprochen und diskutiert, aber wenn wir zu dem Entschluß kommen, dass sie nicht effektiv sind, lassen wir es sein.
Das Problem ist ja nicht der Wille, im Gegenteil, sondern viel mehr die Möglichkeit, die uns zu Verfügung steht. Wir haben halt nur sehr beschränkte Möglichkeiten, da sind wir schnell am Limit.
Furianus nickte, wollte dennoch nicht aufgeben.
"Vielleicht könnte man in den sicheren und ruhigen Stadtteilen ein paar Männer abziehen und sie dann zu neuen Patrouilliegruppen zufügen? Oder ist dies bereits auch geschehen?"
Dies Unterfangen schien schwieriger als gedacht.
Crassus dachte einen Moment lang nach. Patrouillen oder Leute aus anderen Stadteilen abstellen ging ja nicht wirklich, da insgesamt die Patrouillen routierten bzw sich regelmäßig änderten. Und insgesamt hatten die Vigiles dafür gesorgt, aber das war schon immer so, dass die reicheren Stadtviertel von mehr Leuten überwacht werden als die ärmeren. Deshalb ging eine weitere Verschiebung nicht.
Nein, das geht leider auch nicht, da wir das schon ausprobiert haben. Wenn wir noch mehr Leute verschieben würden, wie wir es bisher schong getan haben, würde sich die Kriminalität auf andere Viertel verschieben, die ihrerseits dann stärker überwacht werden müssten. Würden wir dann wieder Leute verschieben, hätten wir wieder die Ausgangsituation und es hätte sich nichts geändert. Aber überhaupt wäre eine generelle Verschiebung von Soldaten nur schwer möglich, da ja, wie ich bereites erwähnte, die Patrouillenwege sich unterscheiden. Eine Verschiebung würde dieser gewissen Unberechenbarkeit der Vigiles nur zum Nachteil gereichen.
Crassus nahm 2 Becher zu Hand und schüttete sich in einen etwas Wasser hinein. Mit einer Geste bot er Furianus auch Wasser oder wahlweise Wein an.
Aber ich möchte betonen, selbst wenn dieser Aspekt mit der Beeinträchtigung der Uberechnbarkeit nicht gegeben wäre, würde das die Situation nicht erleichtern.
Er nahm einen kleinen Schluck um seine Kehle anzufeuchten
Ädil, du kannst dir sicher sein, dass die Vigiles, aber auch die Urbanae, alles in ihrer Macht stehende tun, um die Sicherheit der Stadt Rom zu verbessern. Aber leider schläft das Verbrechen nicht, deshalb sind wir über jeden deiner Vorschläge dankbar und ich werde sie auch mit meinem Stab diskutieren.
Furianus nickte ob seiner Worte und nahm gerne das Wasser an. Zu viel des Weines bekam ihm nicht gut.
"Ich danke dir für dein Gehör, Praefectus, doch ich hätte da einen zweiten Punkt. Die Vigiles selbst betreffend."
Er nahm den Becher und trank daraus.
"Wenn man lange in den Dokumenten und Akten der Vigiles forscht, so wird man auch meinen Namen darin finden, denn ich war Optio. Dieser Posten war für mich damals selbstverständlich mit der Ausbildung neuer Probati verbunden, was ich auch vollzog. Nun, da gab es aber einen Zwischenfall, über den ich gerne Reden möchte."
Furianus ließ den Praefectus lieber vorerst in Unwissen, da es doch die Neugier und das Interesse nur allzu deutlich erweckte.
Mit einem Nicken vernahm Crassus das Übergehen zum zweiten Punkt. Ein Zwischenfall während einer Ausbildung, also, na, da war Crassus ja mal gespannt.
Bitte, lege mir den Zwischenfall dar. Ich bin schon gespannt wie ich dir dabei helfen kann.
Furianus nahm noch einen Schluck vor seiner Erzählung, die doch seiner Kehle ohne dieses existientelle Mittel Schaden zugefügt hätte.
"Nun, wie schon gesagt bildete ich Probati aus. Doch plötzlich kippte, ein in guter physischer Verfassung stehender, Mann um. Sofort brachten wir ihn zum Medcius, dieser schien nicht anwesend. Danach eilte ich mit einigen Probati und dem Kranken zu einem Medicus in Roma. Dieser gab dem Kranken ein paar Kräuter und verschrieb ihm Bettruhe. Und nun das Entscheidende. Der Medicus sagte, dass abwechslungsreiche Kost nicht dazu geführt haben könnte und der Kranke frisches Obst und Gemüse verzerren müsse. Dies ist nicht nur einmal vorgefallen. Ich sorge mich um die Gesundheit der Männer. Ich weiß zwar nicht ob es nur in meiner Kaserne so war oder ob es die ganzen Vigiles, gar die Stadtkohorten betrifft, doch es wäre dringends zu raten diesen Missstand unverzüglich zu überprüfen und gegebenenfalls Maßnahmen einzuleiten. Wie schon gesagt, mit abwechslungsreicher Kost wäre dies nicht passiert, da bin ich mir sicher. Der Probat lag mehrere Tage fiebernd im Bette, Albträume plagten ihn."
Der Medicus schien damals nicht anwesend? Crassus machte sich auf einer Wachstafel eine Notiz lauschte aber weiterhin den Worten von Furianus genau:
Bei allem nötigen Respekt, aber du bist kein Medicus. Und wenn ein ausgebildeter Medicus sagt, dass es daran liegen könnten, dann vertrau ich mehr seinem Urteil als deinem. Soll heißen, wenn er sagt, dass es nur möglich ist, dann ist es für mich auch nur möglich und nicht eindeutig.
Faktum ist doch, dass Obst oder gar frisches Gemüse sehr teuer ist und um diese Jahreszeit sowieso. Wenn wir damit anfangen würden, würden auch die Cohortes Urbanae Obst und Gemüse verteilen wollen und als nächstes dann die Legionen. Das sind doch unhaltbare Kosten. Und schon gar nicht haltbar, wenn nicht mal eindeutig klar ist, dass falsche Ernähung dafür, für diesen Vorfall, verantwortlich ist.
Crassus nahm ein kleinen Schluck von seinem Wasser und musste einen Moment nachdenken um wieder darauf zu kommen, was er noch hinzufügen wollte:
Schon so viele Menschen haben die Cohortes Vigiles "überlebt", mit eben dieser Ernähung. Meines Wissens wurde sie nie umgestellt und schon gar nicht zum Negativen hin. Also ich bezweifel stark, dass eine Änderung nötig sei.
Furianus lächelte und trank kurz.
"Diese Überlegungen, bezüglich der Kosten, hegte ich auch. Auch sprach ich mit dem ehemaligen Legaten Senator Purgitius Macer, welcher mir mitteilte, dass sich die Legionen selbst zu ernähren wissen. Doch ist hier um Roma die Natur nun nicht wirklich ausgeprägt, dass man Beeren oder andere Früchte sammeln, gar anbauen, könnte. Wenn die Soldaten nicht abwechslungsreiche Kost bekommen, wenn sie gar nicht gesund sind und ihre Einsatzbereitschaft beschränkt oder gar gefährdet, so sehe ich eine größere Belastung darin, als in den Kosten. Sparen wir an den Einheiten, so sparen wir auch an der Sicherheit Roms, die des Kaisers und das kann, wird nicht geduldet werden. Wenn diese gravierenden Missstände herrschen, so gilt es sie schleunigst zu beseitigen, um jeden Preis."
Er nahm einen Schluck.
"Bist du anderer Meinung?"
Natürlich nicht.
Im Winter tragen die Sträucher und Büsche auch keine Früchte und im Sommer gibt es selten um eine Kaserne herum genug Früchte, sodass sie für eine gesamte Legion einen längeren Zeitraum ausreichen. Auch der arme Plebs hier in Rom arbeitet hart und kann sich kein frisches Gemüse oder Obst leisten. Bisher haben die Vigiles und auch die anderen Stadteinheiten recht gute Arbeit geleistet, auch ohne dass Gemüse und Obst zur täglichen Ration gehört. Was ich damit sagen möchte, bisher ging es ohne recht gut und es wird auch in Zukunft ohne recht gut gehen.
Die Ausbildung und der Dienst bei den Vigilen ist hart, da kommt es schon einmal vor, dass einige junge Männer nicht aushalten und einbrechen. Das würde ich nicht auf die Ernähung schieben, denn sonst müssten wir doch einen viel höheren Verschleiß haben.
"Die Legion kann wirtschaften, in Wäldern jagen und das Frischobst im Herbst dürfte auch reichen. Dies ist hier nicht möglich und sein ganzes Leben lang puls zu essen erscheint mir mehr als unbekömmlich und verwöhnt bin ich wahrlich nicht. Der arme Plebs mag sich Obst nicht leisten können, doch ist der Plebs auch nicht für die Sicherheit der Stadt verantwortlich. Und ich selbst könnte mir einige Neuzugänge aufgrund der Nahrung vorstellen, wenn du den armen Plebs erwähnst. Bedenke dies bitte. Würdest du deine Männer nicht dankend und zufrieden erleben wollen?"
Furianus hatte das Gefühl, dass der Praefectus sich nicht um die Gesundheit seiner Einheit sorgte, sie gar vernachlässigte. Doch er schüttelte leicht den Kopf, nein, das war nicht so.
"Wenn der Staat dies bezahlen kann, warum sorgst du dich dann um die Kosten? Deine Sorge sollte deiner Einheit gelten. Du bist ein guter Kommandant, Crassus, das hört man in jeder Ecke, ich biete dir an sich diesem Problem anzunehmen. Ich hoffe du lehnst nicht ab."
Crassus blickte nun etwas überrascht drein:
Sollte der Staat diese Kosten so bereitwillig übernehmen, wie es gerade den anschein hat, dann werde ich sicher nicht sagen, dass wir das Geld nicht wollen. Auch wenn ich diesen Schritt nicht für notwendig halte, Schaden wird er ja wohl kaum und sollte er nützen und die von dir angesprochene Situation verbessern, umso besser.
Furianus nickte.
"So werde ich mich dem annehmen und die dafür nötigen Instanzen aufsuchen."
Nun war ihm wieder danach zu lächeln, was er auch schließlich tat, gefolgt von einem Schlückchen des guten Wassers.
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