Officium Conducendi | Rekrutierungsbüro

  • Leise klapperten die Tafeln, bevor der Mann etwas gefunden hatte. "So, hier. Du meldest dich bei der dritten Centurie gleich hier im Stadtbezirk." Schwungvoll packte er die Tafeln wieder zusammen und stellte sie zurück. "Noch Fragen?"

  • Der Mann zog leicht verwundert eine Augenbraue hoch, kommentierte die Frage aber nicht. Stattdessen machte er eine etwas verbogene Bewegung mit seiner Hand und seinem Arm. "Hier raus, ums Eck und gleich das erste Tor wieder rein." Die Rekrutierungsstelle war schließlich quasi im selben Gebäudekomplex, nur halt ein anderer Eingang als die Mannschaftsunterkünfte.

  • Angekommen setzte er sich nicht auf dem vorhandenen Stuhl, sondern blieb stehen und klopfte an die Türe. Wartete nun auf dem Einlass, langsam wurde es ihm etwas mulmig, da er bisher nie einer Prüfung unterzogen worden ist.

  • Von drinnen rief man ihn herein. "Salve. Du willst dich melden?", fragte einer der beiden Soldaten, die an einem typischen Schreibstubentisch saßen, der mit allerlei Wachstafeln, Holztäfelchen, Tintenfäßchen, Federn, Griffeln und sonstigem Schreib- und Verwaltungsgerät gut bestückt war.

  • Er registrierte die beiden Soldaten in der Schreibstube, die mit einigen Schreibutensilien hantierten. Als er dann angesprochen wurde, ging er hinein, und erwiderte mit gemäßigter Stimme.


    "Ja, die Wache am Tore meinte ich solle mich hier melden. Ich möchte nämlich der Vigiles beitreten."

  • Ein Klopfen kündigte den zu begutachtenden Neuling an. Feras betrat das Officium.


    " Ich will Vigil werden." Abgesehen davon sein Leben zu riskieren, war das ein guter und vor allem krisensicherer Job.

  • Im Rekrutierungsbüro saß gerade ein etwas älterer Vigil mit einem Mann, der seinem Aussehen nach ein Arzt sein mochte, und unterhielt sich. Als die Tür zum Officium aufging und Feras hereinkam, verstummten die beiden und blickten den Neuankömmling einmal von oben bis unten an.
    “Gut, dann brauche ich ein paar Angaben von dir. Zuallererst Name, Alter, den Namen und den Stand deiner Eltern und deine bisherigen Erfahrungen und praktischen Talente.“


    Er zückte auch sogleich eine Wachstafel und einen Stylus, um sich alles wichtige mitzunotieren.



    Name:


    Name und Stand Eltern:


    Alter:


    Erfahrung:


    Vorerkrankungen:


    Körperlicher Zustand:


    Gehör:


    Sonstiges:


  • Feras stand mitten im Raum. Er fühlte sich gemustert. War irgend was schlechtes an ihm? Er sah an sich herunter. Die Fragen waren relativ einfach zu beantworten. „ Feras, 30 Jahre, mein Vater hieß Rashno, meine Mutter Dilara. Freie waren sie. Als Vigil keine. Ich weiß wie man Feuer macht und kleine Feuer löscht. Hauptsächlich war ich Pferdejunge und Wagenlenker. Seit dem letzten Jahr kommt die Fertigung und Pflege von Zaumzeug und Geschirren dazu. Mit Lederzeug habe ich die meiste Erfahrung. “ Stall ausmisten, Wasser holen, Pferde pflegen, das war in seinen Augen nicht so wichtig.

  • Es folgten die ersten Kritzeleien auf der Tafel.



    Name: Feras


    Name und Stand Eltern: Raschno und Dilara, Peregrini


    Alter: 30


    Erfahrung: keine


    Vorerkrankungen:


    Körperlicher Zustand:


    Gehör:


    Sonstiges: Wagenlenker. Pferdeknecht.



    “Wagenlenker im Sinne von Fuhrwerk oder im Sinne von glückloser Auriga?“ fragte der Rekrutierungs-Offizier noch einmal nach. Nicht, dass es für die Musterung einen gravierenden Unterschied machte, aber ab und an war man ja auch einfach so neugierig.


    “Irgendwelche Erkrankungen oder dergleichen?“ folgte auch gleich die nächste Frage auf der Liste.

  • Sah er so aus wie einer der Ochsenkarren durch die Gegend fuhr? Feras zog die rechte Augenbraue hoch. „ Es hat zum Freikaufen gereicht.“ Von Erkrankungen war er verschont geblieben. 2 Blessuren am linken Arm, die Narben hinterlassen hatten. Reine Fleischwunden seine Knochen waren alle heil geblieben. Ein Wunder als Auriga. „ Nein, ich war nie Krank." Feras sah sich in dem Raum um. Sehr spartanisch eingerichtet stellte er fest.

  • Bei dem Wort 'freikaufen' blickte der Vigil noch einmal kurz auf und kritzelte auf seiner Tafel herum.



    Name: Feras, Libertinus


    Name und Stand Eltern: Raschno und Dilara, Peregrini ?


    Alter: 30


    Erfahrung: keine


    Vorerkrankungen: keine


    Körperlicher Zustand:


    Gehör:


    Sonstiges: Wagenlenker. Pferdeknecht.



    Dann wandte er sich an den ebenfalls anwesenden Arzt. “Wenn du sowieso schon grade da bist, dann kannst du ja eben mal auf den körperlichen Zustand schauen“, sagte der Rekrutierungsoffizier.


    “Ich hab befürchtet, dass du sowas sagst“, meinte der Arzt grinsend und wandte sich dem Rekruten zu. “Gut, dann bitte einmal die Arme zur Seite ausstrecken. Hmhm.. Und einmal die Zunge bitte raus und 'Aaah' sagen. Hmhm... und dann noch bitte einmal zehn Kniebeugen.“

  • Pferdemarkt, wieso kam ihm in dem Moment der Pferdemarkt in den Sinn. Ach ja, musterte man Pferde nicht genauso? Fehlte nur noch, "einmal Wiehern bitte."
    Feras machte wie ihm gesagt wurde die Arme zur Seite, streckte die Zunge raus. Die dazu gehörige Grimasse verkniff er sich. Die 10 Kniebeugen machten ihm keine Problem. Fit wie eine kaum getragene calligae.

  • “Gesund wie ein Rennpferd“, bescheinigte der Arzt seinem Kollegen.


    “Gut, dein Genuschel hat er offensichtlich auch verstanden, damit ist klar, dass er hört.“ Es folgte noch ein wenig weiteres Gekritzel auf der Tafel.



    Name: Feras, Libertinus


    Name und Stand Eltern: Raschno und Dilara, Peregrini ?


    Alter: 30


    Erfahrung: keine


    Vorerkrankungen: keine


    Körperlicher Zustand: sehr gut


    Gehör: gut


    Sonstiges: Wagenlenker. Pferdeknecht.



    Kurz überlegte der Rekrutierungsoffizier mit starrem Blick auf die Tafel, ob noch was fehlte, aber scheinbar war er soweit zufrieden.
    “Schön, wenn du mir jetzt noch versichern kannst, dass du keine Straftaten begangen hast, sind wir auch schon durch.“ Immerhin sollte man ja die Kriminellen verhaften und nicht noch selbst ausbilden.

  • Dann galoppieren wir mal los. Oh, verflucht. Was für eine gemeine Frage. Straftaten, nein bisher hatte er keine begangen. Oder ??? Das erste war ein Unfall und bei dem zweiten? Ein Akt von Selbstaufopferung. Er hatte einen Teil der Staatseinnahmen vor räuberischen Elementen in Sicherheit gebracht. War die Gefahr gebannt gab er es wieder zurück. Gaaaanz sicher. „ Nein, ich habe keine Straftaten begangen.“ Eine weiße Weste, vollkommen weiß. Vielleicht mit einem klitzekleinen Grauschleier.

  • “Sehr schön. Dann kommt jetzt die übliche Belehrung. Die Vigiles gehören nicht zum Exercitus Romanus, unterliegen aber weitestgehend denselben Regeln. Du wirst zunächst als Tiro aufgenommen und erhältst eine Grundausbildung, die insbesondere den Einsatz der Feuerlöschwerkzeuge beinhaltet, aber auch ein rudimentären Kampftraining. Danach bist du ein vollwertiger Vigil und als solcher verantwortlich für Brandschutz, Brandlöschung, Verfolgung von kleineren Straftätern und entflohenen Sklaven, Nachtwache und Aufrechterhaltung des Kultes der Stata Mater.“ Kurz hielt er inne und überlegte, ob er wohl etwas vergessen hatte. Dann fuhr er fort.
    “Es gibt drei Mahlzeiten am Tag und du wohnst in der dir zugeteilten Castra. In deinem Fall... hmhmhm...“ Er sah seine Listen durch und suchte wohl nach derjenigen Einheit, die am dringendsten Nachschub benötigte. “.. ach, nehmen wir die Cohors II Esquilina. Ohne Erlaubnis darfst du dich nicht von deiner Cohorte entfernen. Dies gilt insbesondere im Brandfall! Du hast sämtlichen Befehlen deiner Vorgesetzten stets und ohne Widerspruch zu gehorchen. Die Ausrüstung wird dir für die Zeit deines Dienstes gestellt. Du verpflichtest dich für sechs Jahre zum Dienst. Dies ist kürzer als bei anderen Einheiten, allerdings haben die Vigiles auch das höchste Risiko für Tod, Verstümmelung, Erblindung und dergleichen durch Brand. Wenn du die sechs Jahre überlebst, erhältst du die Möglichkeit... ach, nein, du bist Libertinus, also erhältst du das Recht für deine Kinder, dass diese römische Bürger werden. Aufgrund der aktuellen Rechtslage ist dir das ja nicht möglich.


    Wenn du mit all dem einverstanden bist, gehen wir zum Fahnenheiligtum und du legst deinen Schwur ab. Danach erhältst du deinen Einsatzbefehl für die Cohors II und meldest dich in der dortigen Castra für die Zuteilung zu einer Centurie, deiner Ausrüstung et cetera.
    Noch Fragen?“

  • Möglichst nicht die Finger verbrennen und den Kopf einziehen wenn‘s brenzlig wurde, jedenfalls so in der Art nahm sich das Feras für‘s erste vor. Rudimentäres Kampftraining? Das hieß eine Schlägerei beobachten, abwarten bis sie fast vorbei war, möglichst den letzten Schlag austeilen und die Brüder dann einkassieren. Brandschutz, Brandlöschung ( eine cervisia in Ehren ..), Nachtwache, Feras hatte sich das nicht so umfangreich vorgestellt. Aufrechterhaltung des Was? Kultes der Stata Mater? Jetzt wurde es kompliziert. Die erwähnten drei Mahlzeiten und die feste Unterkunft in der castra lenkten ihn vom Grübeln um diesen Kult ab. Befehle waren für ihn nichts neues. Wie; nicht alleine raus gehen? Dienstfrei? Abwarten und beobachten. Nicht gleich am ersten Tag nach Dienstfrei fragen. Erregte zu viel Aufmerksamkeit. Die war nie gut. Was gutes hatte wiederum die gestellte Ausrüstung. Musste er sich seine eigene Tunika nicht ansengen und Blutflecken drauf riskieren. Wieder so ein Wermutstropfen ( kannten den die alten Römer? ) 6 Jahre verpflichten. Ja was sollte er sonst mit der Zeit anfangen. Er hatte ja weiter nichts vor. Tod, Verstümmelung etc. das kam ihm so bekannt vor. Wagenrennen? Bei denen fehlte das Feuer. Das wäre echt fies, da Feuer dazu. Ohh, man konnte die 6 Jahre also auch überleben. Sein Kinder bekamen dann das Bürgerrecht. Feras stutzte, welche Kinder? Wer wollte einen 30 Jahre alten Feuerwehrmann, der mit versengten Haaren, nach Qualm stinkend, dazu mit einem blauen Auge ab und zu mal nach Hause kam. Das Nachts lebensmüde in Rom rumlaufen hatte er beinahe vergessen. Irgendwie gefiel ihm der Irrsinn. Das Sahnehäubchen kam ja noch. Er ein Parther tat das für römischen Bürger, seine Erzfeinde. Nicht direkt seine Feinde. Die der Parther an sich.


    „ Ja, da wäre eine. “ Er erinnerte sich an diesen Dingens. „ Was ist der Kult der Stata Mater ?“ Man wollte ja nichts verkehrt machen. „ Die Erklärung nehme ich auch nach dem Schwur entgegen. Ich bleib ja dann länger.“ Feras machte sich derweil bereit dem Centurio ins Fahnenheiligtum zu folgen.

  • Stata Mater ist die Göttin, die das Mauerwerk vor Feuer schützt und die Flammen erstarren lässt, damit wir sie löschen können. Sie verhindert, dass das Feuer auf andere Gebäude überspringt. Deshalb gibt es ihr zu Ehren in Rom fast so viele Gedenktafeln wie für die Laren. In der Nähe jeder der kleinen Castrae ist ein Schrein ihr zu ehren, an dem jede Nacht Fackeln entzündet werden und zwei Vigiles Wache stehen, damit kein Spaßvogel auf die Idee kommt, die Fackeln zu klauen. Am Forum Romanum ist auch eine große Statue von ihr“, erklärte der Rekrutierungs-Vigil auskunftsfreudig und ging dann mit Feras weiter zum Sacellum.

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