• Ich inspizierte die Tempestas genauestens. Das Deck war in Ordnung, das Steuerruder auch. Die Segel schienen auch in Ordnung zu sein, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen. Also kletterte ich zunächst auf den Fockmast, überprüfte die Verbindungen zwischen Baum bzw. Gaffel und Mast. Ich betrachtete auch das Tauwerk. Alles schien in Ordnung zu sein. Das gleiche wiederholte ich beim Groß- und beim Besanmast. Auch hier war alles in Ordnung.
    Danach ging ich unter Deck. Das erste Unterdeck bestand weitestgehend aus Kajüten. Ich ging zunächst ganz nach vorne, in den Ankerraum. Ich hatte es vorgezogen, die Ankerwinden unter Deck unterzubringen, damit mehr Platz an Deck blieb. Hier war alles in Ordnung. Auch die beiden großen Kajüten, eine für die Ballisten-Besatzung (die noch fehlte) und eine für die Segelbesatzung, jeweils mit Kojen für 30 Personen, schienen bestens in Ordnung zu sein. Als nächstes kam ich in einen Gang, der an jeder Seite je drei Türen hatte, sowie eine Türe am Ende. Die seitlichen Türen führten in die Offizierskajüten. Jeder Offizier hatte seine eigene Kajüte. Ein wirklich enormer Luxus. Ich warf einen Blick in jede Kabine. Es gab eine Koje, einen Schrank, einen kleinen Schreibtisch und einen Stuhl. Wirklich gemütlich. Als ich die letzte Türe öffnete, sah ich die Kapitänskajüte. Sie war so groß wie alle Offizierskajüten und der Gang zusammen. Beeindruckend. Links und rechts von der Tür standen Regale, die mit Karten und Logbüchern gefüllt werden konnten. In der Mitte stand ein großer Tisch, an dem acht Stühle standen. Die Stühle an den Enden waren größer und prächtiger als die anderen. Das waren der Kapitänsstuhl und der Stuhl des Ersten Offiziers. Dazu gab es noch eine gemütliche Koje und einen großen Schrank. Ich würde wohl keinen Grund haben, außerhalb der Tempestas zu wohnen.
    Ich verließ meine Kajüte wieder und ging ein Deck tiefer. Hier waren die ersten Frachträume. Noch waren sie leer, aber das würde sich ändern. Noch ein Deck tiefer gab es erneut Frachträume, dazu aber auch einige Räume mit besonders stabilen und gut verschließbaren Türen. Mir fiel wieder ein, dass ich zur Not ein paar Gefangenenzellen haben wollte. Man konnte ja nie wissen.
    Ich ging jetzt in das unterste Deck. Es war für den Ballast bestimmt, mit dem das Schiff stabil im Wasser gehalten wurde. Es war halb mit Steinquadern gefüllt, so dass ich nicht aufrecht gehen konnte. Weil es unter der Wasserlinie war, überprüfte ich die Bordwände auf Feuchtigkeit. Sie waren staubtrocken. Das war ein gutes Zeichen.


    Zufrieden ging ich wieder von Bord und gab Anweisung, meine persönliche Ausrüstung in meine Kajüte zu bringen. Ich würde ab sofort hier wohnen.

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  • Helena war froh, dass sie nun doch noch eine Gelegenheit hatte, Nauticus zu sehen bevor er abreiste. Etwas zögernd betrat sie das Deck der Tempestas - war es ihr überhaupt einfach so gestattet? Nun, Nauticus würde es sicherlich willkommen heißen, sie wieder zu sehen.


    "Nauticus? Wo bist du?"


    Sie traute sich nicht auf Deck herumzulaufen ohne die Erlaubnis und blieb direkt nach betreten des Schiffes an der Reling stehen und wartete auf Antwort. Sie hatte gerufen, jedoch nicht so laut dass es im ganzen Hafen zu hören war. Hoffentlich hatte er sie gehört...

  • Das Geräusch von Schritten war in der Stille des Schiffes schwach zu vernehmen. Also ging ich an Deck, um nachzusehen.


    "Helena! Schön, dass du hier bist." sagte ich, nahm ihre Hand und führte sie aufs Achterdeck, an den Platz des Kapitäns vor dem Steuer. "Komm mit, ich muss dir etwas zeigen, so lang es noch hell ist."


    Ich stellte mich neben sie und zeigte in Richtung Bug. "So werde ich die Tempestas jeden Tag sehen können. Das ist der Platz des Kapitäns. Sieht es nicht beeindruckend aus?"

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  • Als er sie so völlig aus dem Nichts überrumpelte erschrak sie, doch sie ergriff seine Hand und ließ sich mitziehen. Als sie den gigantischen Ausblick hatte schwieg sie eine lange Zeit und brachte dann ein leichtes Nicken heraus, dem letztendlich Worte folgten.


    "Beeindruckend... Wunderschön... Wie die Sonne.."


    Mehr brachte sie anfangs nicht heraus, sah nur groß auf das leichte Reflektieren der Sonnenstrahlen auf dem Wasser des Flusses und seufzte verträumt. Wie gerne würde auch sie das öfters sehen...

  • "Hoffentlich gehorcht sie mir auch. Dieses Schiff nimmt die Kraft des Windes viel besser auf, als ich dachte. Das habe ich gestern gemerkt. Sie wird nicht leicht zu bändigen sein." Ich war etwas nachdenklich. Dann lächelte ich. "Hast du schon etwas gegessen?"

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  • Sie lächelte noch immer etwas verträumt zurück, kaum fähig etwas zu sagen. Wahrlich, sie hatte soetwas schon einmal gesehen und es war nicht minder schön gewesen. Doch damals war nicht diese Sehnsucht in ihrem Herzen gewesen. Oh, Nauticus hatte etwas gefragt.


    "N.. nein, ich habe heute noch nichts gegessen..!"

  • "Dann sollten wir das ändern. Ich habe in meiner Kajüte etwas zu essen. Das dürfte für zwei Personen reichen. Ich habe mich hier schon mal eingerichtet, weisst du?"


    Ich lächelte kurz und bedeuete ihr, mir zu folgen. Ich ging den achteren Niedergang herunter und kam vor dem Gang zu den Offizierskajüten aus. Ich ging durch den Gang und öffnete die Tür meiner Kajüte.


    "Tritt ein, bring Glück herein!"

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  • Die junge Helena trat lächelnd ein, er war eben ein richtiger Seebär, allerdings ein sehr netter. Sie mochte ihn noch immer genausogerne wie síe es bereits als Kind tat.


    "Vielen Dank, Nauticus. Hunger habe ich wahrlich, doch bei meinem vielen Träumereien vergesse ich oft etwas zu mir zu nehmen..."


    Dies war die Wahrheit und peinlich berührt senkte sie den Kopf, ein grinsen war dennoch in ihren Gesichtszügen.


    "Dies wird das letzte Mal auf unbestimmte Zeit sein, wo wir uns sehen... Wann sehen wir uns denn nach deiner Reise wieder? Ich möchte dann alles erfahren, was du erlebt hast."

  • "Schwer zu sagen. Wir werden erst mal eine Woche auf See verbringen, damit die Jungs... ich meine, die Besatzung lernt, mit den Segeln umzugehen. Eine solche Betakelung wie bei der Tempestas ist sehr selten. Dann können sie sich einen Tag ausruhen, und danach geht's wieder auf See. Dann wird richtig getestet. Ich will auf die hohe See, weit weg von jedem Land, und wenn's sein muss, für bis zu einem Monat. So viele Vorräte gehen nämlich an Bord. Es wird also eine ganze Weile sein."


    Ich zeigte auf den Tisch. "Komm, setz dich und lang zu!"


    Sim-Off:

    WiSim

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  • Sie lächelte ihm dankbar zu.


    "Nun, aber sehen werden wir uns sicherlich noch oft. Ich werde dich dann sehr vermissen wenn es soweit ist. Sageinmal, hast du eigentlich direkt Familie? Ich meine Kinder... oder adoptierte Kinder..?"

  • Ich setzte mich auf den Kapitänsstuhl am Ende des Tisches.


    "Nein. Das ist das Problem, wenn man dauernd auf See ist: Da gibt's keine Frauen. Außer Meerjungfrauen, aber die stehen mehr auf Klabautermänner." Ich grinste.

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  • Helena begann zu lachen.


    "Ja, das ist dann natürlich schlecht. Nauticus? Ich habe noch ein kleínes Erinnerungsgeschenk für dich. Bitte nimm es."


    Sie überreichte ihm ein kleines Keramikgebilde, lächelte ihn dabei an. Es stellte passend eine Meerjungfrau dar - sie dachte sich für ihn wäre es genau das richtige.



    Sim-Off:

    Ich denke mal das Keramik hat bestimmte Formen, oder? Unter Feinkeramik stell ich mir nix bestimmtes vor *g* Ich machs einfach mal so [WiSim]

  • Ich lächelte.


    "Danke. Das wäre nicht nötig gewesen. Ich werde sie auf meinen Schreibtisch in der Kommandantur stellen. Hier an Bord wird Keramik nicht allzu lang überleben. Der Oceanus Germanicus neigt zu heftigen Stürmen. Ich weiß, wovon ich spreche. Bin selbst in einen geraten."

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  • Sie konnte einfach nicht aufhören zu lächeln, ach wäre er doch ihr Onkel. Doch so musste sie ihn lieblos Nauticus nennen.


    "Hast du eine ganz besondere Geschichte parat?"


    In ihren Augen glitzerten Neugier und Abenteuerlust.

  • "Nun, besonders ist sie eigentlich nicht. Als ich vor einigen Wochen gerade in Germanien eintraf, war der Kommandant vor Ort spurlos verschwunden... aber das tut nichts zur Sache. Ich suchte also nach einer Aufgabe, und fand, dass Karten der Küste zwischen Rhenus und Visurgis (Weser) nicht existierten. Wie du weißt, habe ich ja in Alexandria Kartographie studiert, und so fragte ich den Proconsul, ob ich ein Schiff kriegen könnte, um diese Küste zu kartographieren. Er sagte zu, und ich suchte mir den Kutter Socius aus. Er hatte außer mir noch 9 Besatzungsmitglieder. Also fuhren wir schön langsam die Küste entlang, und ich zeichnete alles auf. Und zwar bei Flut und bei Ebbe. Dadurch findet man die Fahrwasser. Wir kamen auch bis zur Visurgis, aber während der Fahrt wurde der Wind immer stärker. Eigentlich wollte ich auch den Lauf der Visurgis verzeichnen, aber das Wetter war mir nicht geheuer. Also ließ ich das Schiff wenden. Blöderweise kam der Wind aus Westen. Ich entschloss mich, einen kleinen Segeltrick anzuwenden. Wir fuhren zuerst nach Nordwest, weit hinaus auf die See, und dann nach Südwest, direkt auf die Mündung des Rhenus zu. Unterwegs wurde der Wind zum Sturm, und die Wellen immer höher."

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  • "Naja, als die Mündung des Rhenus endlich in Sicht kam, waren wir im tiefsten Orkan, die See schien nur noch aus Schaum zu bestehen, es regnete, und der Mast war wirklich bedrohlich gebogen. Aber wir mussten Segeln. Rudern war unmöglich bei dem Seegang. Als wir dann auf dem Rhenus waren, hörten die Wellen erst nach einigen Meilen auf, hoch zu schlagen, aber dafür brach ein Teil des Mastes ab und das Segel riss. Marcellus, mein erster Offizier, wollte das Segel noch retten, aber als er das Tau zu fassen bekam, riss es ihm der Sturm aus der Hand. Seine Hände waren natürlich auch aufgerissen, aber das ist inzwischen schon wieder verheilt. Schließlich ruderten wir zurück nach Colonia Ulpia Traiana. Wir hatten in dem Sturm einige Schäden erlitten, aber die Karten, die ich gezeichnet habe, befinden sich im Archiv der Classis, hier in Moguntiacum. Und als sie der Proconsul sah, war er so zufrieden, dass er mir das Kommando über die Classis Romana Germanica übertrug."


    Ich schaute ihr in die Augen.


    "Man sollte die See nie unterschätzen. Neptun vergibt keine Fehler."

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  • Wir unterhielten uns noch einige Zeit über Belangloses, dann verließ sie die Tempestas.


    Am nächsten Morgen kamen die Offiziere an Bord. Das waren der Erste Steuermann Gaius Milenius Fidus, der Zweite Steuermann Carolus Francius Agrippus, ein Mann mit germanischen Vorfahren, und der aus Achaea stammende Segelmeister Alexander. Der Erste Offizier Titus Ferrius Maximus war ja bereits da.


    Ich bat sie alle zum Offiziersappell in meine Kajüte.


    "Maximus, Alexander, ich erwarte, dass ihr beide heute mit der Besatzung das Segelsetzen übt. Das muss morgen ordentlich aussehen, wenn wir auslaufen. Die Leute sollen ja was zum Ansehen haben. Ich will, dass an allen drei Masten die Segel schön synchron gehisst werden. Fidus und Agrippus, ihr werdet euch darum kümmern, dass Vorräte für zwei Tage an Bord genommen werden. Hat noch jemand Fragen?"


    Ich wartete einen Augenblick.


    "Ich stelle fest, keine. Gut, dann an die Arbeit!"

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  • Als die Offiziere sich von ihren Plätzen erhoben, fiel mir noch etwas ein.


    "Und dass mir niemand die Segel in den Wind dreht, wenn ihr das Segelsetzen übt! So, das war's jetzt wirklich. Weggetreten!""

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