Stockend begann er:
“Also… es geht darum… ich sprach vor seinem Tod noch mit deinem Vater. Es ging um den Germanenkrieg und…“
Er stockte kurz.
“…ich… die II. Legion… du weißt das ich früher bei der Zweiten war und sie hat große Verluste erlitten… viele Offiziere sind gefallen… also…“
Casa Germanica Roma - Bezirk Circus Flaminius
-
-
Hatte ich am Anfang noch fleißig genickt, legte ich mit Fortschreiten von Corvus´ Erklärung meine Stirn in immer tiefere Falten.
"Also?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch.
'Ich gehe nach Germanien. Schau zu, wie du klarkommst', vollendete ich schonmal in Gedanken den Satz und setzte mich auf die nächste Kline. -
“…also… das heißt… bitte versteh mich nicht falsch; Ich will unsere gemeinsame Zukunft nicht in Frage stellen. Du bist die einzige Frau, von der ich will, dass sie die meinige wird. Ich würde alles für dich tun, aber… ich bitte dich, ich muss… ich muss meinem Pflichtgefühl nachkommen. Meine Ehre als Offizier Roms gebietet es mir, ich kann nicht anders, ich muss meine Dienste der Legion anbieten. Ich bin es der Zweiten schuldig.“
-
Traurig schüttelte ich den Kopf.
"Gar nichts bist du der Zweiten schuldig!", murmelte ich leise.
"Gar nichts! Du hast schon gedient und hast dein Leben riskiert!", fuhr ich vielleicht eine Spur zu laut fort. "Was willst du denn in Germanien? Hier in Rom kannst du den Kaiser beschützen, ist das nicht wichtig genug? Nicht spannend genug? Nicht gefährlich genug?" -
“Verstehst du denn nicht? Sie haben mutig ihren Dienst verrichtet, sind furchtlos einem furchtbaren Feind gegenüber getreten und viele von ihnen sind gestorben. Für uns!
Und ich sitze hier, im sicheren, fernen Rom und beschatte ein paar dummdreiste Querulanten.
Meine alten Kameraden werden zu Helden, erringen Ehre und Auszeichnungen und ich… ?“ -
"Das ist alles was du willst? Ein Held sein?"
Ich schnaubte und stand auf. Unruhig ging ich im Zimmer hin und her und schwieg eine Weile. Vieles schoss mir durch den Kopf...Schließlich blieb ich abrupt stehen und blickte zu Corvus.
"Ich bekomme dich ja jetzt schon kaum zu Gesicht und nun willst du auch noch in eine andere Provinz...das soll unsere Zukunft nicht beeinflussen? Wenn du - die Götter mögen es verhüten - von einem Germanen umgebracht wirst, was ist dann?"
Wieder schüttelte ich den Kopf. Männer! Aus denen sollte einer schlau werden.
"Jeder Soldat reisst sich darum, Praetorianer zu werden. Und du...sfz..."
-
Mit gesenktem Haupt und gar nicht wie ein Held wirkend, ließ er die Tirade über sich ergehen. Dann fragte er sehr kleinlaut:
“Kannst du nicht mit mir nach Germanien gehen?“ -
Unverschämtheit. Wie konnte er mir so einfach den Wind aus den Segeln nehmen?
Einen Augenblick lang starrte ich stumm in Corvus´ Richtung, bevor ich zur Wand schaute. Vielleicht kam mir die Erleuchtung, wenn ich Aeneas, der gerade Königin Dido begegnete, ansah.
Nein. Eher nicht."Aber...wie stellst du dir das denn vor? Hier habe ich einen Beruf...meine Freunde...", wandte ich matt ein.
-
“Es wird sicher kein Problem sein, dir in Germanien einen mindestens ebenso guten Posten zu verschaffen. Wir Germanicas haben schließlich immer noch gute Verbindungen in dieser Provinz. ...und unsere Wurzeln.
Außerdem habe ich in der Nähe von Mogontiacum etwas Landbesitz. Ein kleines Weingut mit allem drum und dran.“ -
"Ja aber....aber..."
Germanien....und dann um diese Jahreszeit...brrrr.
"Aber...Felix würde mich an die Porta der Regia nageln...und...also...eigentlich gefällt mir Rom...und..."
Irgendwie fiel mir nichts Besseres mehr ein. Hmpf.
-
“Naja, der Winter ist wirklich nicht die angenehmste Jahreszeit in Germanien. Aber Frühjahr und Sommer sind wunderschön, wenn hier in Rom alles unter der Hitze stöhnt. Ich bitte dich nur, es dir zu überlegen und lass mich gehen und das tun, was mir meine Soldatenehre gebietet. Ich verspreche dir auch, mich nicht umbringen zu lassen.“
Er lächelte zaghaft. -
"Aber eigentlich mag ich die Hitze hier."
Glatte Lüge. Aber ich setzte mich wieder hin und lächelte schwach.
"Dich gehen lassen? Als ob ich dich aufhalten könnte."
Unruhig kaute ich auf meiner Unterlippe herum.
"Ach Corvus...versprich nichts, was du doch nicht halten kannst. Ich sehe mich schon direkt...."
Schnell schüttelte ich den Kopf.
"Nein, du machst das schon.
Und ich...ich werde darüber nachdenken...zumindest ansehen kann ich mir dein Germanien ja mal." -
Sein Lächeln wurde breiter.
“Ja, dass solltest du wirklich einmal tun. Aber bevor wir gleich Pläne schmieden, muss mich der Legat der Zweiten überhaupt erst einmal haben wollen.“ -
"Du willst jetzt ja nur hören, dass jede Legion, die dich nicht nehmen würde, einen Schwachsinnigen zum Legaten hätte.", brummte ich und verschränkte die Arme.
"Ich gehe jede Wette ein, dass du ein Empfehlungsschreiben von Hungi in der Tasche hast, mit dem dich sogar die Parther in ihrer Armee aufnehmen würden." -
“Die Parther? Vielleicht hätte Laeca sich zuerst ein Schreiben von Vinicius Hungaricus ausstellen lassen sollen, bevor er zu Oroes gegangen ist. Dann säße sein Kopf möglicherweise noch auf seinen Schultern.“, antwortete er glucksend.
“Aber du hast recht, meine scharfsinnige Aelia, ich habe eines.“ -
"Möglicherweise...möglicherweise hätten sie ihn aber auch eines qualvolleren Todes sterben lassen."
Scharfsinnige Aelia...soso, jetzt wieder Gut-Wetter-machen? Damit er nicht ganz so selbstsicher wurde, setzte ich eine nachdenklliche Miene auf.
"Glaub nur nicht, dass ich jetzt nicht trotzdem sauer auf dich wäre. Mit einem Praetorianer kann man angeben....normaler Soldat ist jeder Zweite..." -
“Normaler Soldat! Ich hoffe doch schon, dass ich einen ordentlichen Offiziersrang bekommen kann und seihen wir ehrlich, mit einem Trecenarius kann man schlecht angeben, denn kein Mensch kann mit diesem Rang etwas anfangen. Deinen ehemaligen Pater familias hat es damals zumindest nicht sehr beeindruckt.“
Mit Bitterkeit dachte er daran zurück. -
"Trecenarius...naja, ich sag meistens Praetorianer, da wissen die Meisten, was los ist. Und kannst du dich nicht mehr erinnern: Centurio der Elite der Elite."
Als Corvus jedoch dann auf Falco zu sprechen kam musste ich erst einmal schlucken. Die Erinnerung an jenen Tag versetzte mir jedes Mal einen kleinen Stich. Es schien schon so lange her zu sein, dabei waren nur ein paar Monate vergangen.
"Ach, und was wissen die vom Eimertrupp schon?" -
Er musste lachen. “Ja, die Feuerwehr ist erstaunlich selbstbewusst geworden.“
Dann wurde er wieder ernst.
“Ich werde Purgitius Macer also einen Brief schreiben und um eine Versetzung bitten. Nimmt er an, dann sehen wir weiter. Sollte ich sofort aufbrechen müssen, dann schreibe ich dir.“ -
"Ich habe da eher von ein paar Querelen mit den CUlern gehört..."
Manchmal war das Mag Scrin Dasein doch recht praktisch.Auf seine Worte hin wanderte mein Kopf in die Schräglage.
"Meinst du, er braucht so dringend neue Offiziere?"
Dann schreibt er mir. Puha...alleine im Winter nach Germanien reisen? Eine Reise in einem Fass den Tiber rauf und runter schien mir bei weitem verlockender.
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!