"Oh ja, Schmuckstücke!" Er machte eine kurze, verdutzte Pause. "Moment. Hat der Kaiser überhaupt eine Gattin? Ich habe noch nie ein Sterbenswörtchen über sie gehört. Und von einer Augusta schon gar nicht."
Er schenkte sich Bier nach und nahm einen guten Schluck, dann fuhr er fort.
"Ich habe da letztens eine Lieferung feinsten Bernsteins aus den Gebieten der Gotonen am Nordmeer erhalten. Da ließe sich einiges machen. Andererseits..." - er nahm seinen Becher und fuchtelte ein wenig damit in der Luft herum - "...könnte ich meinen Malermeister auch mit der Anfertigung einiger prächtiger Kunstwerke beauftragen. Man müsste die dann nur sicher nach Roma transportieren."
Er runzelte die Stirn, während in seinem Kopf bereits über Transportmöglichkeiten und Risiken gebrütet wurde. Das ganze unterbrach er jedoch schnell wieder, um seine Aufmerksamkeit wieder Lando zuzuwenden.
"Oder fällt dir noch etwas anderes ein, das wir dem mächtigsten Mann des Orbis Terrarum schenken könnte?"
Das Atrium
-
- Casa
- Flavius Duccius Germanicus
- Geschlossen
-
-
"Ich denke nicht. Es muss ein richtiges Maß gefunden werden. Geschenke, ja, damit überhäufen, nein. Es darf nicht so aussehen als würden wir uns mit einem Haufen von Geschenken freikaufen. Oder schlimmer: ein schlechtes Gewissen übertünchen. Ich denke eine kleine Aufmerksamkeit von zwei Teilen und dazu ein Brief, der auch dem neuen Kaiser unsere Treue versichert, sollte vollkommen ausreichen.", kommentierte Lando Witjons Gedanken während er selbst weiter seinen eigenen nachging... "Außerdem brauchen wir einen Boten... zumindest einen, der es zu Phelan bringt. Ich hoffe dass der Junge mittlerweile so in den Benimmregeln der Römer bewandert ist, dass er uns am Hofe vertreten kann. Aber der Bote... darüber werd ich mir noch Gedanken machen müssen. Vielleicht schick ich es einfach per Zehpeh dahin. Wir werden sehen."
Endlich fand er wieder Zeit sich seinem Abendessen zu widmen, und packte sich wieder den Teller voll... er liebte Margas Küche, aber er hasste die Köchin... irgendwie... und irgendwie auch nicht... auf jeden Fall war sie ihm unheimlich. Seit Jahr und Tag.
-
Witjon nickte und schaufelte sich noch etwas Hirsebrei und einen Haufen Beeren auf den Teller, von dem sofort ein großer Löffel in seinem Mund verschwand. Er nickte nur auf Landos Ausführungen hin und hörte diesem interessiert zu. Als Lando sich dann wieder Essen nahm, schluckte er den leckeren Brei herunter und sagte:
"Über den Cursus Publicus? Ist der denn sicher genug? Besonders solch hochwertiger Schmuck sollte doch nicht unbedingt einem Postreiter mitgegeben werden oder?"
Und noch ein Löffel wanderte zwischen Witjons Mundwerkzeuge. -
"Naja...", murmelte Lando vor sich hin, "Der Cursus Publicus transportiert ja nicht nur Briefe, sondern auch schwerere Lasten, und soweit ich weiß dann und wann auch die Steuereinnahmen einer ganzen Provinz. Ich würde davon ausgehen dass er durchaus in der Lage ist auch wertvollere Frachten zu überbringen. Ich werde deswegen morgen mal zum Praefectus gehen und mich darüber aufklären lassen..."
Womit sich das Thema auch erstmal erledigt hätte... da fiel Lando ein, was Silko ihm vor seiner Abreise mit Eila noch erzählt hatte.
"Wer war eigentlich diese junge Dame, mit der man dich am Stadttor gesehen hat, Witjon?"
-
Witjon machte große Augen, als Lando ihn auf Aquilia ansprach. Seine Ohren liefen rötlich an und er stammelte:
"Ah, öhm, also das..." Er blinzelte und hörte nochmal genau auf die Worte, die Lando in seinem Kopf noch einmal wiederholte.
"Die junge Dame heißt Prudentia Aquilia." sagte Witjon nun mit fester Stimme. Er machte dabei einen sehr ernsten und entschlossenen Eindruck. "Wieso fragst du?"
Seine Kehle war plötzlich sehr trocken geworden und so trank er schnell einen Schluck Bier. -
Ragin musste grinsen. Jetzt wurde es interessant. Witjon stammelte fast genauso wie er vor einigen Minuten. Nur war sowas bei anderen bedeutend komischer, als bei sich selbst. Nun war er darauf gespannt, wie Lando das "Verhör" wohl weiterführte.
-
"Prudentia Aquilia, sagst du?", murmelte Lando, der sich der nicht an diesen Namen erinnert konnte. Kam sie aus der Familie des Balbus? Wäre zumindest interessant zu wissen... er besah sich den jungen Mann noch einmal genauer. Eigentlich hatte er von allen hier eine weniger drastische Geschichte hinter sich, damit also auch keine Entschuldigung für seinen Junggesellenstand. Und die Familie der Prudentii..
"Hmh", überlegte er schließlich laut, "Eine Verbindung zwischen unseren Familien wäre vielleicht keine schlechte Idee. Prudentius Balbus ist ein guter Freund der Familie, schon von älteren Zeiten her... da wäre es vielleicht angebracht diese Freundschaft auch durch eine Verbindung zu besiegeln, was meinst du, junger Ratbald."
Er gab sich Mühe so ernst wie möglich zu wirken, doch in seinen Augen blitzte der Schalk.
-
Ungläubig folgte Witjon Landos Worten. Ausnahmsweise zog er nicht direkt über ihn her, sondern nahm das ganze sogar relativ ernst. Er stellte seinen Becher ab und sah Ratbald an. Der Pimpf sollte bloß sich bloß zurückhalten, sonst...
Sein Blick wanderte wieder zu Lando, dem man seine Belustigung trotz allem ansah. -
Ratbald schaute von seinem Essen auf. Langsam wanderte seine rechte Augenbraue in die Höhe. Dann meinte er ernst.
"Das wäre natürlich eine gute Gelegenheit der Familia etwas zurück zu geben, was sie mir und Ragin gegeben hat. Mhh...", Rabtald fuhr sich übers Kinn. "Ich denke dass ich langsam im richtigen Alter bin, oder was meint ihr? Hoffentlich ein schönes Mädchen?"
Kurz blickte er in die Runde, alle sahen ihn entgeistert an, außer Ragin, der in zu durchschauen versuchte. Dann prußtete er auch schon los. -
Ragin blickte seinen Bruder verwundert an. Entweder hatte er überhaupt nicht zugehört, Schnittlauch in den Ohren oder gerade den Witz seines Lebens gemacht. Er war nur froh, dass er gerade nicht getrunken hatte, dann das hätte gefährlich werden können-für ihn und die Umsitzenden.
-
*Klatsch*
Witjons Kinnlade fiel ins Bodenlose und in seinem Blick lag Ungläubigkeit. Er knallte seinen Becher auf die Tischplatte, sodass das Bier auf den Tisch schwappte, unterdrückte jedoch seine Wut. "Hüte deine Zunge du Wicht!" zischte er.
Er ignorierte Ratbald nun einfach und wandte sich mit zornigem Blick Lando zu.
"Prudentia Aquilia ist eine wundervolle Frau. Wenn es die Götter wollen, werden sie uns zusammenführen."
Mehr hatte er dazu nicht zu sagen. Er füllte seinen Becher neu und trank ihn in einem Zug aus. -
Lando schmunzelte Ratbald breit an, als dieser auf den Karren aufsprang, der Junge hatte Schneid. Witjon schien aber jeden Witz vermissen zu lassen, und Lando hob eine Augenbraue als er sich jetzt schon wie ein Hund aufführte dem man dem Knochen streitig machen wollte...
"Und du, Witjon, zügele deinen Eifer.", befahl er, wobei er sich auf einmal sehr alt vorkam, "Wenn die Götter wollen, und vor allem deine Familie will, kann man über eine solche Verbindung nachdenken, ja. Wer ist ihr Vormund? Ich wüsste nicht dass die Familie der Prudentii so groß sei..."
-
Narf. Witjon ließ Landos Befehl unkommentiert und antwortete mit ruhiger Stimme auf dessen Frage.
"Vormund? Sie lebt allein. Ich glaube hier hat sie keine Familie mehr. Sie sprach allerdings davon, dass sie womöglich nach Rom zurückkehren könnte. Aber einen Vormund hat sie wohl nicht." -
Loki verschränkte die Hände vor dem Mund und sah nachdenklich drein... vom Problem der römischen Eheanbahnung war er bisher verschont geblieben. Jeder Mann, der ein Auge auf seine Schwester geworfen hatte, wurde kurz daraufhin wahnsinnig und verschwand auf Nimmerwiedersehen in Magna. Das Techtelmechtel zwischen Dagny und Harlif war Wodan-sei-dank rein germanischer Natur, und alle Ehen davor sind ohne sein Zutun zustande gekommen. Und jetzt das.
Mal davon abgesehen dass Loki die Römerinnen nicht verstand. Es gab NICHTS unbeständigeres auf der Welt als die Frauen im Reich, das hatte er mittlerweile verstanden. Und wie man jetzt eine Frau verheiratete die eigentlich garkeinen Vormund hatte... na großartig, was sollte sowas werden? Musste man sie tatsächlich irgendwann selbst fragen? Der Gedanke kam Loki irgendwie absurd vor... (:D)
"Hmhmhm...", war alles was er darauf zu sagen hatte.
-
Loki sagte nichts weiter dazu und so machte Witjon sich über den Rest seines Essens her. Wenig später ließ er durch einen gekonnt lauten Rülpser verlauten, dass er gesättigt sei und streckte die Füße unterm Tisch aus.
Entspannt, aber mit einem leichten Grinsen im Gesicht schaute er in die Runde.
"Na, noch jemand Lust auf eine kleine Würfelrunde?"
Er wusste, dass Loki eine Vorliebe für die Würfel hatte. -
Verflucht sollte Loki sein für seine wahnwitzigen Ideen! Verflucht sollte Phelan sein für seine durchgeknallte Art und sein Herumgehibbele! Verflucht sollte der Winter sein für Kälte, Schnee und Eis! Für zugefrorene Teiche und bitterkalten Wind! Für Schnupfen und Erkältungen, Lungenentzündung und abgefrorene Gliedmaßen! Verflucht sollten sie alle sein, denn sie waren Grund dafür, dass Witjon sich grausam fühlte.
Es war der zweite Tag nach Landos großartiger Eiswassertaufe seiner Tochter mit der Folge, dass er und Witjon unfreiwillig im Gartenteich baden gegangen waren. Er hatte schon an jenem Tag bitter geschlottert, doch das warme Feuer im Kaminzimmer und etliche wärmende Decken hatten Linderung verschafft. Witjons Nase hatte zwar noch lange einem unaufhaltsamen Strom geglichen, dem selbst die stärksten Taschentücher einmal anheim fallen mussten. Doch er hatte sich keine nachhaltigen Gedanken mehr über Krankheit gemacht, nachdem er in der folgenden Nacht in dicke Felle und Decken eingewickelt in tiefen Schlaf gefallen war.
Am darauf folgenden Tag hatte ihn der Husten gepackt. Ständig hörte man das rasselnde Röcheln des Ducciers, wenn er in der Casa umherstapfte oder im Arbeitszimmer saß. Auch in der Regia war der Husten ein Ärgernis gewesen. Der Legat hatte ihn sogar früher heimgeschickt, weil das Geröchel ihn störte. Einen Tag später war es noch schlimmer geworden.
Und so schlurfte er jetzt durch das Atrium, auf der Suche nach Elfleda und ihren Heilkünsten. Ein grässlicher Hustenanfall unterbrach seinen Gang und hilflos musste er sich kurz an eine der Säulen anlehnen, bevor der Husten abgeklungen war. Ein ekelhafter Schleimklumpen war ihm hochgekommen, den er ohne große Anstalten ins Impluvium rotzte. Urghs, eitrig gelb war der Schnodder, der dort langsam auf den Abfluss zutrieb. Ein lautes Naserümpfen folgte, dann hob er wieder den Kopf und sah sich kurz blinzelnd um. Verflucht sei die Krankheit! -
Lando hatte wirklich Glück gehabt. So wütend war Elfleda wirklich noch nie auf ihren Ehemann gewesen wie vor zwei Tagen. Sie hatten sich besprochen gehabt, und er wusste, dass Elfleda nicht wollte, dass er ihre Tochter mit ihren wenigen Monat dadurch abhärtete, dass er sie ins Eiswasser tauchte. Ihrer Meinung nach wäre das im nächsten Jahr noch früh genug gewesen. Naha war so lieb und süß und klein, und er gefährdete sie damit! Nungut, es war Tradition, und es gab zig Tausend andere Gründe, warum ein Kind sterben konnte. Elfleda konnte Naha da nicht vor allem beschützen und sollte es auch nicht machen. Ihr Kind musste stark werden, um in dieser Welt zu bestehen. Die kränklichen und schwächlichen gingen unter.
Aber trotzdem! Das war ihr Kind, und auch, wenn sie mittlerweile wieder guter Hoffnung war, es war der bislang einzige, lebende Beweis der Verbundenheit ihrer beider Sippen. Und es war nur ein Mädchen und kein Junge. Elfleda hatte noch nicht bewiesen, dass sie ihm einen Erben gebären konnte. Da wollte sie Naha einfach unter keinen Umständen verlieren. Dafür war sie zu wichtig. Nicht nur wegen Elfledas Muttergefühlen für die Tochter. Nicht auszudenken, wenn Naha gestorben wäre!
Aber die Kleine hatte das Bad ganz gut weggesteckt. Zwar hatte sie den restlichen Tag herumgequängelt und ein bisschen gekränkelt, gegen Abend hatte sie auch Fieber bekommen, doch hatte sie sonst scheinbar keinen Schaden davon getragen. Und in der Nacht hatte sie das auch lautstark bewiesen, dass ihre Lunge in bester Ordnung war. Nun war sie zwar etwas quängeliger als sonst, aber ansonsten ging es ihr gut.Wem das Eisbad nicht so gut bekommen war, war Witjon gewesen. Elfleda hatte ihm gesagt, er solle sich nicht so in die Decken einwickeln, er würde nur Schwitzen und kränker werden, aber naja, er war ein Mann. Und nun hustete er den ganzen Tag ihnen schon beherzt einen vor. Elfleda wartete ja nur darauf, dass er theatralisch starb. Männer kannten bei Krankheiten ja nur zwei Verhaltensweisen. 1. “Geh weg, Weib, und lass mich in Ruhe! ICH BIN NICHT KRANK!“ und 2. “Halt mich! Ich STERBE! Ade, du schnöde Welt!“
Auf der anderen Seite hatte sie keine Lust, darauf zu warten, dass er soweit war, deutlich sichtbar vor den anderen zu leiden. Er hustete die ganze Zeit, und ein Husten war noch leichter zu kurieren als eine Lungenentzündung. So hatte sich Elfleda mit jeder Menge Kräutern bewaffnet in die Küche zurückgezogen und erstmal einen trank für ihn zusammengebraut. Wenn Männer nicht wussten, was gut für sie war, musste frau sie eben dazu zwingen.
Sie ging gerade ins Atrium, auf der Suche nach ihrem vermeintlichen Patienten, als eben jener auch schon an einer Säule gelehnt eben dort stand und vor sich hinröchelte. Elfleda schenkte ihm ein siegessicheres Lächeln. Ja, manchmal war die Welt doch ein klein wenig gerecht.
“Guten Tag, Witjon. Wie ich sehe, geht es dir blendend.“ Ein klein wenig zu sticheln erlaubte sich die Mattiakerin. Mitleid mit Kranken zu haben war meistens äußerst kontraproduktiv, bestärkte sie das doch eher in ihrem Selbstmitleid. -
Witjon gehörte ganz klar erster Kategorie Mann an. Er merkte zwar selbst, dass er völlig neben der Spur war, aber das wollte er sich keineswegs eingestehen. Ausgerechnet in diesem Moment der offensichtlichen Schwäche fand Elfleda ihn im Atrium vor und zeigte ihre Zufriedenheit mit ihrem ekelhaften Lächeln. Witjon kniff die Augen zusammen und schluckte eine bissige Erwiderung herunter. Er wusste ja doch, dass sie recht hatte, verdammt! "Hrrmpf," machte er nur und richtete sich wieder gerade auf. "Selbstverständlich geht es mir blährrährrrähhrrrgh!" Ein weiterer Hustenreiz ließ ihn nicht zum Ende des Satzes kommen. Ärgerlich wischte Witjon sich mit dem Handrücken über den Mund und schüttelte resignierend den Kopf. Er bemerkte Elfledas Siehst-du-Blick und hob hilfs die Arme. "Ist ja gut! Was hast du für mich?" Als ginge es ihm nicht schon schlecht genug. Jetzt würde er sich auch noch mit ihren grauenhaften Heilmethoden herumplagen müssen. Das Weib würde ihn vermutlich jeglicher hässlicher Wurztränke und stinkenden Schmiersalben unterziehen und am Ende wäre er wohl vor Ekel verreckt, bevor sich überhaupt Besserung einstellen konnte. Zumindest rief seine Fantasie solche Bilder hervor, die von Schwäche, Ärger und Trotz noch geschürt wurden. Ungerecht war die Welt, jawohl!
-
Es ging ihm also blähähärg? Ja, das glaubte Elfleda sofort. Mit beinahe genießerischem Lächeln lehnte sie sich leicht an eine andere Säule und wartete, bis Witjons Anfall vorbei war. Als er wieder aufblickte, ließ sie es verschwinden und sah ihn nur mit diesem skeptisch-wissenden Blick an, der die meisten zum Augen verdrehen brachte. Aber warum sollte sie in dieser Situation verbergen, dass sie wusste, dass sie recht hatte. Es gab auch genug Gelegenheiten, zu denen sie lieb und nett und schmeichelnd war, weil es der Situation förderlicher war, aber im Moment konnte sie so böse und gemein sein, wie sie wollte. Und es war ja nur zu Witjons Bestem!
“Oh, willst du dich von mir kurieren lassen? Bist du da ganz sicher?“ stichelte sie noch ein wenig weiter. Den Becher mit ihrem heißen Sud hatte sie ja bereits in Händen, von daher war es ja eigentlich offensichtlich, dass sie etwas für ihn hatte. Aber sie ärgerte ihn gern. Und nach all dem, was die Männer mit ihrer Tochter angestellt hatten – und vorsorglich für alles, was sie noch anstellen würden – ärgerte Elfleda ihn einfach gerne.
“Ich meine, ich hätte hier schon etwas...“ Mit einem geradzu süffisanten Lächeln reichte Elfleda den Becher an ihn weiter und betrachtete sein Gesicht, als er ihn nahm. Sie wusste, dass der Sud nicht unbedingt das wohlriechendste Gebräu war. “Mit Honig angedünstete Zwiebeln, mit Wasser abgelöscht. Dazu dann noch Bärwurzsamen, gemahlene Pflaumenkerne, getrocknete Holunderbeeren, ein wenig Dill und Liebstöckel. Und ja, es schmeckt wie es klingt, also austrinken.“Elfleda lehnte sich wieder leicht gegen die Säule, während sie Witjon beobachtete, wie er mit dem Becher hantierte. Ob jetzt der passende Moment war? Gab es so einen Moment denn überhaupt? Elfleda war sicher nicht zimperlich, aber sie wusste nicht, wie der junge Germane ihre Nachricht aufnehmen würde. Und noch immer war sie sich unsicher betreffend ihrer Stellung. Aber andererseits, wenn sie ihm nichts sagte und dann etwas passierte, war das vermutlich noch schlimmer.
Mit nunmehr ernstem Gesicht, dem das fiese Lächeln von eben völlig zu fehlen schien, sah sie Witjon dann an und löste sich von der Säule. “Witjon. Ich muss noch wegen etwas anderem mit dir reden. Callista...“ Sie wartete erst einmal seine Reaktion ab, ehe sie weiterreden würde. -
Mit gerümpfter Nase nahm er den Becher entgegen und betrachtete das Gebräu angewidert. Landos Göttergattin zählte die Zutaten auf, doch Witjon hörte - ganz nach Männermanier - sowieso nicht richtig zu, sondern bereitete sich innerlich bereits auf einen widerlichen Brechreiz vor. 'Austrinken' war das Stichwort und Witjon hatte das Gesöff bereits an die Lippen gesetzt, als Elfleda weitersprach. Hatte er das richtig gehört? Callista? Was war schon wieder mit ihr los? Mit gerunzelter Stirn nahm er den Becher wieder runter und sah die Mattiakerin fragend an. Welche schlechten Neuigkeiten würde er wohl nun wieder zu hören bekommen? Nicht nur, dass die Prudentia ihm seit ihrer Hochzeit kein einziges Kind hatte gebären können. Sie war seit geraumer Zeit auch noch ständig kränklich, hatte miese Laune und ließ dementsprechend auch ihren Unterricht bei Phelan schleifen. Es war zum Haare raufen. Erst sah alles so gut aus und jetzt ging diese Ehe langsam aber sicher ziemlich in die Brüche. Witjon war genervt und hatte eigentlich keine Lust sich schon wieder mit dem leidigen Thema herumzuschlagen, aber er würde Elfleda jetzt gewiss nicht über den Mund fahren. Immerhin wollte er auch gesund werden und da musste er sie bei Laune halten, damit sie sich auch um ihn kümmerte. Anders als sein nutzloses....wunderschönes....verweichlichtes....liebenswertes Weib!
"Was denn?" fragte er unfreundlicher als gewollt, seiner Gegenüber jetzt die volle Aufmerksamkeit schenkend.
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!