[Officium | Ando Kritja] Das Arbeitszimmer

  • Landos Miene wurde immer ernster, als der junge Phelan ihn tatsächlich zuzuquatschen begann, und erst ein eindeutiger Blick in Richtung der Tafel konnte ihn dazu bewegen, die Tafel auch zu lesen. Die Reaktion folgte verzögert, aber eindeutig.


    "Nicht gut ist noch untertrieben.", grollte Lando, der diesen Tag als einer der definitiv beschissensten seines Lebens verbuchen würde, "Markulf schreibt nichts anderes, als dass jenseits des Limes gewisse Leute uns dafür verantwortlich machen, dass die alte Seherin ihren letzten Atemzug getan hat. Respektive Alrik. Ich habe das dumpfe Gefühl, mich mit dem Jungen mal unterhalten zu müssen. Aber schön, dass du hier bist... hat sich deine Schwester von dem Unfall erholt?"

  • "Das ist doch Irrsinn!" haute der junge Priester auf den Tisch.


    "Wir haben ihr zum Abschied noch gewunken, Alrik auch!" ... das führte doch alles zu nichts ..


    "Ich kann deine argen Bedenken sehr gut teilen Loki ... ich habe ein sehr ungutes Gefühl was ..." er schluckte "die Sicherheit außerhalb der Stadtmauern betrifft. Auch in der Stadt könnte es gefährlich werden. Was ist, wenn sie wen schicken und uns überfallen oder unsere Höfe oder das Gestüt? Sozusagen als Zeichen." wenn das wirklich passieren sollte, könnte das der erste Schritt zur Stammesfehde sein .. wenn dieser nicht schon mit den Runen auf dem Tisch lag.


    "Sontje geht es so lala .. sie bewegt sich den Göttern sei Dank wieder. Allerdings ist sie noch .. etwas wirr." was man ihr auch nicht verübeln konnte, allerdings war sie das vorher auch schon .. zumindest ab und zu.


    "Denkst du Alrik könnte uns auch in Schwierigkeiten bringen? Er ist nett .. ja .. aber so ganz kann ich ihm noch nich trauen."

  • Lando zog die Augenbraue hoch, so emotional gab sich Phelan doch eher selten, aber irgendwie beruhigte es Lando auch. Emotion zeigte wirkliche Sorge, und Landos Sorge, dass Phelan sich zum verantwortungslosen Wicht entwickelte, wurde in der letzten Zeit immer mehr als unbegründet entlarvt.


    "Bleib ruhig..", zwang Lando seinen jungen Vetter daher wieder zur Ruhe, obwohl er selbst keine fünf Minuten früher noch einen Ausbruch gehabt hatte, "Um die Konsequenzen diesseits des Rhenus mache ich mir keine Sorgen. Eher um die Bernsteinlieferungen, und das Flussgold, und die Pelze... naja, das ist auch alles nur Geld. Das wird sich regeln lassen. Bisher sind wir noch mit allem fertig geworden, ich denke dies wird kein Unterschied sein."


    Lando lehnte sich zur Seite, nahm einen Becher und füllte diesen mit Bier, aus einem Krug den er selbst mit hergebracht hatte. Irgendwann hatte er beschlossen, dass es Irrsinn war, überall in der Casa Krüge mit Met, Wein und Bier herumstehen zu haben, denn wenn man den Überblick verlor, machten die Fliegen sehr schnell wieder drauf aufmerksam.


    "Deine Schwester, ich wollte sowieso mit dir darüber reden. Ihr seid Zwillinge, das merkt man euch aber nicht an, Sontje führt sich seit je her auf wie ein kleines Kind. Dabei wäre es eigentlich längst an der Zeit, einen vernünftigen Mann für sie zu finden. Aber wie soll man eine Frau verheiraten, die sich so aufführt als wüsste sie nicht einmal was eine Ehe ist? Das muss langsam ein Ende haben... was ist mit eurer Mutter, Ferun, hatte sie keine Pläne eure Zukunft betreffend?"


    Er schob den Becher rüber zu Phelan, gab sich selbst auch einen, und sinnierte dann eine Weile über die Frage des jungen Priesters.


    "Ja. Alrik ist ohne Zweifel gefährlich. Sehr gefährlich, um genau zu sein. Aber die Frage ist: für wen? Für uns? Ich glaube kaum, er wurde von seinen Eltern und der Seherin wohl so auf die Sippe dressiert, dass er wohl eher sterben würde, als dass er einem von uns schadet. Dafür scheint er auch viel zu verlangen... du weißt, dass er irgendwann der Sippe vorstehen wird, und auch du ihm deine Treue schwören wirst? Wenn ich ehrlich bin", seufzte Lando nun, und seine Worte klangen auf einmal mehr als nur müde, "kann ich es kaum erwarten."

  • Stimmt. Die Waren .. wenn sie dort zuschlagen würden, wäre das noch irgendwie aufnehmbar, was die schädlichen Kosten beträfe, allerdings würde es nicht bei einem Mal bleiben. Nachdem sein Vetter ihn wieder beruhigt hatte sprach er ihn auf DAS Thema an, vor dem Phelan am meisten Angst hatte. Sontje.


    Er seufzte schwerfällig "Ich weiß was du meinst .. ja sie ist .. ich denke für sie war der Übergang vom Hof unserer Eltern nach Mogontiacum einfach zu .. es ging zu schnell halt .." besser konnte er es irgendwie nicht ausdrücken. "Es ist schon ein großer Unterschied zu unserem Hof, was diese Familie hier betrifft. Ich denke sie wird mit der ein oder anderen Authorität nicht ganz warm .. sie ist .. vielleicht .. etwas eigen, aber bitte, vergiss nie das sie zur Familie gehört, mein Zwilling ist, und sie ein wunderbarer Mensch ist. Jeder Mensch hat Macken, sie vielleicht ein paar mehr aber ich werde mich darum kümmern."
    Ein Schluck Met folgte. "Auch die Sache mit Glabrio .. ich mag ihn, er scheint ein toller Kerl zu sein. Keiner hat was gegen kleinere Eskapaden, aber mir wurde es mit ihm und Sontje doch zu viel .. was dein Punkt über die Hochzeit auch angeht." ein weiterer Schluck folgte, an dem er sich aber fast verschluckte, denn ihm kam eine Idee!


    Klatsch, stellte er den Becher auf den Tisch "Ich hab eine Idee. Wie wäre es, wir holen unsere Mutter zu uns. Vielleicht nicht für immer, aber für eine Weile. Ich bin mir sicher, sie kann Sontje ziemlich gut tun. Klar bin ich ihr Zwilling, aber in letzter Zeit ist so viel passiert .. da bin ich auch mit meinem Latein am Ende. Ich habe Pflichten, und es werden nicht weniger .. das weißt du." zum einen die ganze Priestersache, der Cultus in Germania, zum anderen die Aufgaben als Magistrat. Fragend schaute er in die Richtung seines Vetters.



    Was Alrik betraf .. nunja, Lando mag Recht haben und der Bursche war wirklich auf die Duccier 'abgerichtet' trotzdem stärkte es das Vertrauen kaum. "Offiziell werde ich das ... müssen." schob er hinterher. "Aber inoffiziell wird den Wort für mich mehr Gewicht haben, wenn du verstehst was ich meine." Lando war der, der ihn hier aufgenommen hatte. Viel hatte er ihm gegeben, nicht nur die Familie war es, sondern Lando ganz speziell. Ein dahergelaufener Knabe mit seinem Möchtegernlatein konnte ihm diesen Posten in Phelans Herzen nicht streitig machen.

  • "Und du solltest nicht vergessen, dass sie die gleichen Pflichten hat wie jeder andere auch, der in diesen vier Wänden lebt. Wie lange wollte Ferun denn noch warten, bis sie ihre Tochter verheiraten würde? Die Frau ist jetzt schon älter als achtzehn Sommer, das ist alles andere als normal. Sind denn wirklich alle Töchter Wolfriks so schwer zu verhei... moment... was war mit Glabrio?", Lando stockte mitten im Satz, als er begriff was Phelan da gerade überhaupt gesagt hatte. Glabrio? Eine Augenbraue wanderte in beträchtliche Höhen, während Landos Miene sich immer weiter verfinsterte. Wieso erfuhr er eigentlich immer nur nebenbei von solchen Sachen? Informationen waren elementar, und sie wurden ihm vorenthalten. IHM! Ferun nach Mogontiacum holen? Im Moment war ihm eher danach, Phelan und Sontje wieder rauszuwerfen, wenn sie sich erstens nicht benehmen konnten, und ihm zweitens Sachen verheimlichten, die das Familienoberhaupt sehr wohl was angingen. Lando wischte die Sache mit Vala mit einer wirschen Geste von der Liste der Gesprächsthemen, und deutete seinem Vetter jetzt bloß nichts falsches zu sagen...


    "Was war mit Glabrio?"

  • "Ich weiß .. und ich denke unsere Mutter wäre die richtige, um sie wieder auf diesen Weg zu bringen, damit sie es begreift."
    Das sie noch nicht verheiratet war .. nun gut, dass sie schon relativ alt ist, das ist ja kein Geheimnis, aber langsam sollte es wirklich mal klappen, nur wen? Bestimmt nicht an einen reinblütigen Römer .. naja .. zumindest sollte dieser sich schon auf die germanische Seite ihres Lebens einlassen.


    "Mit Glabrio?" das hatte er nicht mitbekommen? Meine Güte, der war wohl zu rattig an dem Abend auf seine neue Frau gewesen, anstatt auf die Geschehnisse, die die Gäste so mit sich brachten, zu achten. "Lando ich bin da ganz ehrlich zu dir. Ich sag dir alles was ich weiß, nur leider war ich nicht minder alkoholisierter als Ragin. Das was ich gesehen habe ist, dass sie getanzt haben. Und sie haben sich geküsst. HALT! Bevor du was falsches denkst! BEIDE, nicht nur sie ... allerdings ist das keine Entschuldigung." um seinem Vetter schonmal den Wind aus den Segeln bezüglich dieses Aspektes zu nehmen. Er war sehr gespannt, was er darauf sagen würde, immerhin war Glabrio ein sehr guter Freund von ihm.
    Die Sache mit Phelans Mutter war ihm wohl gerade .. eher nicht so wichtig, er würde aber damit nicht locker lassen.

  • "Ich behalte das mit Ferun im Kopf. Ich denke sie kann nicht lesen, oder? Wir werden dem Goden ihres Dorfes eine Nachricht schicken, damit er sie an sie weiterleitet... WENN ich mich dafür entscheide.", murmelte Lando mehr zu sich selbst als zu Phelan, die Sache mit Ferun würde eine gewisse Diskrepanz offenbaren: dass er die Sippe nicht in den Griff bekam. Allerdings war das immernoch besser als Sontje an irgendeinen Kerl zu verheiraten, der sie sich dann mit Gewalt nehmen musste.


    "Geküsst, sagst du?", kam Lando dann auf das Glabrio-Thema zu sprechen, und atmete sichtlich auf, "Küssen ist kein Problem. Also, kein großes. Ist es wirklich dabei geblieben? Rumgemacht haben wir früher alle... also, in besseren Zeiten. Dass das allerdings in aller Öffentlichkeit geschehen ist, passt mir garnicht. Ich könnte dir jetzt sagen, sie dafür zur Rechenschaft zu ziehen, allerdings mache ich das lieber selbst... gibt es sonst noch etwas, das ich nicht weiß? Scheint ja mittlerweile Gang und Gäbe zu sein, mir Sachen zu verheimlichen!"

  • Phelan nickte seinem Vetter zu. Weiter auf die Sache mit Ferun einzugehen wäre unnötig, zum einen war Lando momentan ziemlich gereizt und zum anderen war das jetzt wirklich nicht so wichtig. Viel wichtiger war die Sache mit Glabrio.


    "Geküsst .. ja .. haben sie, mehr war da aber nicht. Es war vor der versammelten Festgemeinschaft, wobei 3/4 des Mobs stockbetrunken waren, dennoch gab es Augen, die es wahrgenommen haben." er würde sich selbst um Sontje kümmern? Eieiei .. das konnte ja was werden. Hoffentlich würde er nicht zu hart zu ihr sein.


    "Ich werde nicht eher heiraten, bis ich sie verheiratet habe. Und sie soll einen richtigen Mann bekommen, den ICH aussuche, so hart es klingen mag aber, wenn sie das entscheiden würde .. du weißt was ich meine."

  • Nachdem Witjon die Angelegenheit an der Porta geklärt hatte, saß er nun also mit Valgiso im Arbeitszimmer der Casa. Er hatte dem Mann einen Stuhl und etwas zu trinken angeboten und sah diesen nun erwartungsvoll an.
    "Also, Valgiso. Du bist auf Arbeitssuche. Was hast du dir denn vorgestellt? Was für Qualifikationen bringst du mit dir?"

  • Zitat

    Was hast du dir denn vorgestellt? Was für Qualifikationen bringst du mit dir?


    Ich dankte und nahm auf dem Stuhl Platz. Er hatte für meine Begriffe ein ziemlich pompöses officium. 'Lass Dich von dem Brimborium nicht ablenken', sagte mir meine innere Stimme, 'es geht hier um handfeste Sachen'. Ich gehorchte.


    "Was ich mir vorgestellt habe?" ich lachte, "Einen Haufen Geld verdienen und reich werden, natürlich. Aber, bleiben wir auf dem Boden, ich hab Augenmaß. Qualifikationen? Du meinst, was ich kann? Also, mein Vater hat mit den Römern in Bonna Handel getrieben, er hat mich schon als kleiner Bengel mitgenommen und dann dort zu Verwandten geschickt, wo ich unter die Fuchtel des Hauslehrers kam. Das war ziemlich schlimm, aber ich habe dort tatsächlich Lesen und Schreiben gelernt. Ich bin da auch bei einem Baumeister in die Lehre gegangen - keine Tempel, aber Wohnhäuser, Fachwerk, Dachstühle - , bis sie mich rausgeschmissen haben. In Niedergermanien sind sie immer noch traumatisiert vom Bataveraufstand, Sie lassen nur Leute rein, die zum Militär wollen oder Handel treiben oder einen dicken Geldsack haben. Wir haben dann zuhause an der Siga angefangen, Lastkähne zu bauen. Zimmermannsarbeit. Die Römer haben gut bezahlt dafür, weil sie rheinauf, rheinab viel zu transportieren haben. Nachdem mein Vater gestorben war, sind die Leute von der Werft - meistens Bataver - nach Hause gegangen. Ich habe mir dann überlegt, was ich machen soll, und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mit dem, was ich weiß, hier besser zurechtkomme."


    Meine innere Stimme sagte: 'das reicht'.

  • Sim-Off:

    Entschuldige das Warten, habe das hier ganz aus den Augen verloren.


    Witjon musste über Valgisos Worte schmunzeln. Humor schien der Mann zumindest zu haben. Als der geendet hatte, kratzte der Duccier sich nachdenklich am Kinn. "Ich fasse zusammen: Du bist des Lateinischen in Wort und Schrift mächtig, hast etwas Erfahrung im Kaufmannsgeschäft und warst als Zimmermann tätig." Die Worte über den Bataveraufstand, der mittlerweile ja schon über vierzig Jahre zurücklag, ließ Witjon lieber unkommentiert. Er hatte keine Ahnung wie die Stimmung in Germania Inferior war, fand aber interessant solche Informationen von Valgiso zu hören. "Erzähl mir doch noch ein bisschen mehr von dir. Wie alt bist du? Hast du Weib und Kinder? Und wie denkst du könntest du im Dienste meiner Sippe am nützlichsten sein? Überhaupt, wie bist du auf den Gedanken gekommen, ausgerechnet hier nach Arbeit zu fragen?" Witjon war zwar kein maßlos misstrauischer Mensch, doch er wollte lieber noch mehr über diesen Fremden in Erfahrung bringen, bevor er eine feste Aussage traf.

  • Der fragt ja gleich einen Haufen Zeugs, dachte ich mir. Aber klar, die meisten peregrini, die hier auftauchen, sind ja wohl junge Leute, die ihren hohen Testosteronspiegel beim Militär abarbeiten wollten und nichts gelernt haben. Ich war ja wohl mal wieder auf der Seite derjenigen, die nicht ins Schema passten. Ich betrachtete mir also die Fragen, die er auf den Tisch gelegt hatte.


    "Mein Alter? Vielleicht 35 oder 36 Winter. Meine Frau ist nicht so alt geworden. Ich habe zwei Söhne, 13 und 11, die kloppen sich mit Holzschwertern rum und finden, dass Ambiorix und Arminius große Helden sind. Sie leben bei einem Bruder von mir".


    Ich stockte, irgendwann oder irgendwie musste ich ja mal nachsehen, was aus den Kerlchen geworden war. Also weiter.


    "Wenn du mich fragst, wie ich deiner Sippe nützlich werden kann, musst du mir erst mal sagen, was deine Sippe will. Ich kann dies und das, aber was wird bei deiner Sippe gebraucht?"


    Warum ich ausgerechnet hier nach Arbeit frage? "Marsus, in Bonna wollen sie mich nicht, in Confluentes ist tote Hose, deswegen bin ich dort abgehauen auf einem Rheinkahn. Das war Knochenarbeit. In Mogontiacum habe ich mich durchgefragt und da hat man gesagt, geh zu den Ducciern. Und jetzt, da bin ich".

  • "Mögen die Götter deiner Frau einen Platz in ihrem Reich gewähren," sprach Witjon mit Anteilnahme in der Stimme, als er von ihrem Tod erfuhr. Das Verhalten der Söhne kommentierte er nicht weiter, denn er wollte seine Meinung zu dieser Sache nicht so schnell offenbaren. "Deine Söhne leben nicht bei dir? Willst du sie nicht mit dir hierhin nehmen? Eine eigene Wohnung beziehen?" Er rieb sich nachdenklich die Nase. "Also gut, es gibt zwei Möglichkeiten, wie ich dir Arbeit beschaffen kann." Er hielt den rechten Daumen hoch und fuhr fort. "Entweder du bewirbst dich auf eine Stelle als Scriba Provincialis. Da du lesen und schreiben kannst, wirst du dort Dokumente kopieren, Schriftstücke für mich verfassen, archivieren, die Post sortieren, Botengänge erledigen, etc. Denn ich bin der Magister Officiorum und wäre somit dein direkter Vorgesetzter." Daraufhin hielt Witjon den anderen Daumen hoch. Möglichkeit Nummer zwei war nämlich: "Du arbeitest in den Betrieben meiner Sippe. Du bist handwerklich fähig und könntest entweder auf unserem Hof außerhalb der Stadt helfen, bei der Ernte oder bei Reparaturen. Oder du hilfst bei Warenlieferungen in den Lagerhäusern. Oder aber du hilfst im Stein- oder Marmorbruch beim Gerüstbau. Oder auch als Scriba Consortii. Dann wärst du ebenfalls mit Schreiberlingsarbeiten beschäftigt, nur nicht für die Verwaltung, sondern für unser Handelskonsortium Freya Mercurioque." Insgeheim hoffte Witjon, dass Valgiso sich für die Arbeit in der Provincialverwaltung entscheiden würde. Denn dort könnte er der momentan etwas unterbesetzten Schreiberabteilung Arbeit abnehmen und so den Post- und Auftragsfluss beschleunigen, der täglich ein- und ausging. Erwartungsvoll schaute er den Arbeitssuchenden nun an. "Und? Was meinst du?"

  • "Ich danke dir für dieses reichhaltige Angebot, Duccius Marsus. Die Auswahl fällt mir schwer. Ich habe dir ja gesagt, dass ich eine Lehre bei einem Baumeister begonnen habe. Damals habe ich davon geträumt, Architekt zu werden. Auch der Schiffsbau hat mich in seinen Bann gezogen. Aber das sind Träume und die sind halt zum Träumen da; man sollte sie nicht unbedingt mit der Brechstange verwirklichen, sonst verliert man sie. In meiner jetzigen Situation muss ich jedenfalls die handfesten Dinge betrachten. Sag mir also, was man in euren Betrieben oder als Scriba provincialis verdient. Verzeih die direkte Frage, aber ich denke, ich brauche erst einmal ein solides Fundament. "

  • Der Mann kam auf den Punkt, das Gefiel Witjon. Er nickte anerkennend und zählte dann die Gehälter auf. "Der Lohn des Scriba Provincialis beträgt dreißig Sesterzen. Das ist für den Anfang nicht schlecht, so habe ich meine Karriere auch begonnen." Er zwinkerte seinem Gegenüber aufmunternd zu. "Als Scriba Consortii kann ich dir zwanzig Sesterzen bieten, was jedoch je nach Leistung steigen kann. Für alle Handwerklichen Berufe zahle ich dir zehn und für alle Arbeiten auf unseren landwirtschaftlichen Betrieben, also Feldern und Viehzuchten, acht Sesterzen."

  • Ich überlegte kurz. Wenn ich kein Lotterleben führen würde, konnte ich mit 30 Sesterzen einiges anfangen.
    "Also", sagte ich, "die dreißig Sesterzen überzeugen mich. Ich hoffe, dass ich die Aufgabe bewältigen kann. Wie dir Duccia Flamma sicher gesagt hat, möchte ich an der Schola den einen oder anderen cursus belegen. Meinst du, dass sich das mit der Arbeit als Scriba vertragen wird? Das mit dem cursus ist aber sowieso keine Sache, die schon morgen früh stattfindet, ich muss ja erst mal das Geld dafür zusammen haben. Ich denke. dass damit genug Zeit für die Einarbeitung ist".
    Ich lachte: "Und wenn ihr hier keine absolut bizarre Kursivschrift verwendet, dann sehe ich keine weiteren Hindernisse. Gut, Duccius Marsus, ich entscheide mich für die Arbeit als Scriba Provincialis. Wie geht's jetzt weiter?"

  • Ein neuer Scriba Provincialis war also gefunden. Ein Glück! "Nein, der Cursus ist kein Problem. Du wirst nach Feierabend immer noch genügend Zeit haben, für die Prüfung zu büffeln." Nicht, dass Eila ihm davon erzählt hatte, aber die richtigen Schlüsse konnte Witjon dennoch ziehen. Valgiso musste sich zuvor über die Kurse informiert haben und hatte wohl festgestellt, dass er zunächst einmal Geld benötigte. Und deshalb war er ja nun hier bei ihm.


    Witjon fiel ins Lachen mit ein. "Nein, keine Sorge. Es wird das lateinische Alphabet verwendet. Keine ostländische Keilschrift und auch keine aegyptischen Hieroglyphen." Ja, wie ging es eigentlich weiter? Der Duccier kratzte sich am Kinn und erwiderte dann: "Am einfachsten ist, wenn du morgen früh zur hora prima, also kurz nach Sonnenaufgang, in der Regia erscheinst. Melde dich einfach in meinem Officium. Der Scriba Mamercus Furnius Calvus - dein baldiger Kollege - wird dich zu mir durchlassen. Noch Fragen?"



    Sim-Off:

    Mamercus Furnius Calvus ist nur ein NPC. Du kannst einfach direkt in meinem Officium anfangen, ohne vorher beim Scriba anzuklopfen. ;)

  • "Ich meinte nicht die Hieroglyphen, Duccius Marsus, sondern das unleserliche Gekrakel, was man hier überall an den Hauswänden sieht: "Mucius war hier" oder "Römer geht nach Hause".


    Ich hatte mich manchmal in Bonna schon gewundert, dass die Römer auch auf Hauswänden schrieben. Bei uns zuhause gab es das nicht. Analphabeten beschmieren eben keine Hauswände.


    "Nein, ich habe jetzt keine Fragen, aber die kommen noch. Vielen Dank, Duccius Marsus, ich komme dann morgen in dein officium. Vale."

  • Lando war angespannt. Sehr angespannt. Nicht genug, dass er quasi in jedem Moment Vater werden könnte, um sich auf einen Schlag entweder in den glücklichsten, traurigsten oder verwitwetsten Mann der Welt zu verwandeln, nein, die Geschäfte der Familie und der Stadt machten ihm nicht minder zu schaffen. Eins der Probleme hatte direkt mit den Kinder Feruns zu tun, und da sah Lando auch eins der Probleme, die zu lösen als dringlich galt.


    "Setz dich.", kommandierte er also den Priester, den er in das Arbeitszimmer befohlen hatte, auf einen Stuhl, und ließ sich selbst hinter dem ausladenden Schreibtisch nieder, der unter Tabulae und Schriftrollen zu verschwinden schien, "Also... ich denke du hast mir einiges zu erzählen. Fang am besten damit an, mir zu erklären warum du deine Kandidatur für das Duumvirat zurückgezogen hast."


    Landos Laune war nicht die beste... und mittlerweile machte er auch keinen Hehl mehr daraus. In der Familie lief einiges nicht so, wie er es gerne hatte, und er suchte nach Lösungen, um dem abzuhelfen.

  • An diesem Tag hatte Lando seinen Vetter in das Arbeitszimmer bestellt, Phelan konnte sich schon vorstellen worum es ging, aber Angst davor hatte er nicht. Es sollte bestimmt um seine zurückgezogene Kandidatur gehen.
    Nachdem er sich gesetzt hatte fragte ihn Loki auch sofort danach.
    Er hatte viel Stress in letzter Zeit, nicht der Stress, welcher durch zu viel Arbeit hervorgerufen wird, sondern der, der seine Nerven auf Grund von persönlichen und privaten Sachen extrem anspannte. Bald sollte er Vater werden, und irgendwie schien er die ganze Sache nicht so locker zu nehmen, wie es andere Männer trotz Anspannung tun würden.


    Doch jetzt galt es erstmal die Frage zu beantwoten.


    "Weißt du, ich habe lange darüber nachgedacht. Es gibt mehrere Punkte. Punkt 1 ist, dass ich in letzter Zeit zusätlich durch die Magistratur kaum Zeit hatte, Zeit für Sontje und den Rest der Familie, ich bin ein Familienmensch Loki. Ich hatte viel zu wenig davon in den letzten Monaten, es fehlt mir, es raubt mir die Geborgenheit, die diese Mauern geben, auch Witjon hab ich kaum noch gesehen, ich dachte nach den Hochzeiten würde es so bleiben, denn da ist es wieder besser geworden, doch ich hatte danach doch mehr Stress als ich dachte. Punkt 2 ist, dass ich eine Schülerin habe, Callista, ich will sie fertig ausbilden, des Weiteren möchte ich mich erstmal nur weiter im Tempelbezirk beschäftigen, es gibt viel zu tun und ich möchte nichts halbherzig machen verstehst du? Das ist mein größter Wunsch gewesen Priester zu werden, das hat für mich Priorität und ich möchte der Sache mit vollem Herzen nachgehen. Der dritte Punkt ist, dass ich einfach noch zu jung bin, ich habe noch so viel Zeit, ich möchte erstmal im Leben Fuß fassen, du weißt was ich meine."
    Lando würde es verstehen, worauf Phelan ansprach, seinen Beruf ausüben, Geld verdienen und eine Frau finden und Kinder zeugen.


    "Der Punkt, dass ich damit dich und vielleicht auch Witjon enttäuscht hab, lässt sich nicht abstreiten, und ich entschuldige mich dafür, aber meine Entscheidung steht, ich habe sehr lange darüber nachgedacht und ich halte es erstmal für das Beste, wenn ich das Duumvirat erst in ein paar Jahren anstrebe.

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