Mit leichter Verspätung wurde ein Brief aus Rom in der Casa Duccia abgegeben:
Tiberius Duccius Lando
Casa Duccia
Mogontiacum
Germania
Salve, mein Freund!
Ich hoffe, Du bist nach wie vor wohl auf. Ich schreibe Dir heute mal wieder, doch wenig hat sich seither in Roma getan. Oder wie weit habe ich letztes Mal erzählen können?
Vor kurzem erst besuchte ich endlich Eila. Es war sehr schön, sie wiederzusehen. Vielleicht werden wir bald einen Ausflug nach Ostia oder ähnliches unternehmen. Bei ihr waren nur ein dunkelhäutiger, griessgrämiger Wächter und ein Duccier, dessen Namen ich leider schon wieder vergessen habe. Mir ist nur in Erinnerung geblieben, dass er im römischen Cultus Deorum arbeitet, was mich sehr verwirrt hat. Doch ansonsten war er sehr nett...
Für die Renovierung der Casa Petronia habe ich einen Rediviver gefunden. Er ist der Architectus der Regio und macht bisher eine gute Arbeit. Ausserdem hat er mir ein sehr gutes Angebot gemacht. Andernfalls könnte ich das Projekt auch gar nicht finanzieren. Die Bauarbeiten nehmen ihren Lauf und da ich schon eingezogen bin, leide ich unter Staub und Lärm. Tatsächlich meine ich manchmal nicht so gut hören zu können doch vor allem erschrickt mich das trockene Husten, das mich immer öfter übermannt und auch immer schlimmer zu werden scheint. Dennoch bin ich froh, nun in meinem eigenen Haus leben zu können. Schon in einem Monat (am ANTE DIEM IV NON IAN DCCCLIX A.U.C. (2.1.2009/106 n.Chr.))
möchte ich gerne das Gästehaus eröffnen und auch wenn ich deine Gründe sehr gut nachvollziehen kann, möchte ich dich doch nioch einmal ausdrücklich zu diesem Tag nach Rom einladen und würde mich wirklich unbeschreiblich freuen, dich dann zu sehen. Es wird auch ein nettes Bankett geben, wie ich mir das bisher vorstelle.
Ja, Petronius Crispus muss ein entfernter Verwandter sein, doch getroffen habe ich ihn soweit ich weiss, bisher noch nicht. Leider muss ich sagen, dass er das einzige Familienmitglied ist, von dem ich sicher weiss, wo er sich aufhält.
Noch ein Ja: "Wir" Römer sind wirklich zumeist recht tolerant, was Religion in den eroberten Provinzen oder auch hier in Rom angeht. Das einzige, was nicht so einfach akzeptiert wird, ist wenn der Glaube den Glauben an den Kaiser als Gott ausschliesst. Doch wir Christen glauben an nur einen Gott und es kann neben ihm keine weiteren geben. Folglich kann der Kaiser auch kein Gott sein. Diese Worte sind gefährlich, doch noch vertraue ich dem Cursus Publicus. Im Zweifelsfall läuft das darauf hinaus, dass ein Christ eher seinem Gott dienen würde, als Befehle vom Kaiser entgegenzunehmen.
Das macht "den Römern" zu schaffen, deswegen und wegen unwahrer grausamer Gerüchte werden Christen immer wieder verfolgt. Ausserdem brauchen die Kaiser immer wieder Sündenböcke für Verbrechen die sie selbst begingen oder zumindest nicht verhindern konnten. Das Volk will Blut sehen. Wir leben in einer grausamen Gesellschaft und die Menschen, die das erkannt haben, haben darunter zu leiden.
Doch nun muss ich noch einmal ein unschönes Thema ansprechen. Ich möchte Dich nicht mahnen oder Ähnliches. Aber Deine Worte machen mir Sorgen. Du klingst ziemlich unglücklich und unter Druck. Alles scheint Dir ungerecht zu sein und Du kannst niemandem vertrauen. Gott sei Dank musste ich nicht alle der Erfahrungen machen, die Du hinter dir hast, die zu dieser Einstellung beitragen, doch trotzdem mache ich mir Sorgen um Dich!
Geld oder Vermögen ist ein weiterer interessanter Punkt. Christus hat gepredigt, dass kein Reicher ins Himmelreich kommt. Wie das genau gemeint ist, darauf kann ich jetzt nicht weiter eingehen, es klingt aber sicherlich sehr drastisch. Gemeint ist vor allem, dass man sich Gnade, die Vergebung der Schuld nicht kaufen kann und dass es wichtiger ist zu geben und zu teilen als zu haben oder nehmen.
Ob "wir" auch nicht-christliche Frauen heiraten?? Ja. Wenn die Liebe da ist, wenn die Partie sehr gut ist und das Verhalten der Frau nicht offen den christlichen Prinzipien widerspricht, so ist die Antwort ja. Doch einige meiner Brüder hier würden dir ganz sicherlich eine andere Antwort geben. Einer unserer grossen Lehrer riet, gar nicht zu heiraten, damit man sich mehr auf den Dienst am Herrn konzentrieren kann, doch manchmal denke ich, man kann sich besser konzentrieren, wenn die Frage nach der Frau geklärt ist.
Für heute verbleibe ich, mehr Zeit bleibt mir leider nich, doch ich warte gespannt auf Deine nächste Nachricht!
Vale bene,
Petronius Glabrio