Unterkünfte der Cohortes Urbanae

  • Zielstrebig marschierte Molo durch das Lager und auf die Baracken der vierten Zenturie der ersten cohors zu. Davor blieb er stehen.
    "Einen Moment bitte!"
    Dann marschierte Molo in die Unterkünfte der Einheit.
    "Wo ist Artorius Menas?"
    "Da hinten!"
    Molo lief bis zu der gezeigten Kammer und machte einen Schritt hinein.
    "Menas, Besuch für Dich vor der Unterkunft. Mitkommen!"
    Molo drehte sich um und ging zu dem Besuch zurück, der Dame, um in einigen Schritten Entfernung sich aufzubauen, breitbeinig und die Arme vor der Brust verschränkt.





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  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    (...)


    Eine Kiste am Ende des Ganges. Menas nickte. Er würde früher oder später noch herausfinden, wo man Fett und Poliermittel bekam, um die Kiste wieder aufzufüllen. Der pricenps prior beobachtete Menas einen Moment, beantwortete dann seine weiteren Fragen. Cafo, zwei Stuben weiter, signifer und Geldauszahler. Erneut nickte Menas. Zwar war sein Gedächtnis gut, doch argwöhnte er bereits, er würde über kurz oder lang die Hälfte dessen vergessen, was der Decimer ihm alles gezeigt und gesagt hatte. Dann blieb zu hoffen, dass seine Kameraden hilfreich waren, oder aber, er würde sich blamieren.


    »Ich werde da sein, princeps prior«, erwiderte Menas und nickte erneut. Dann warf er einen Blick auf die diversen Rüstungsteile auf seinem Bett. Eine Stunde klang nach viel Zeit, doch ob er es bis dahin wirklich schaffte, nicht nur die Rüstung zu polieren, sondern auch, sie richtig anzuziehen? Er würde sich Mühe geben. Nachdem er dem Decimer nochmals versuchert hatte, dass alles in bester Ordnung sein würde, der Vorgesetzte die Kammer verlassen und die Tür geschlossen hatte, setzte sich Menas auf sein Bett und sortierte erst einmal die Teile nach Material. Was geputzt werden musste, kam auf die rechte Seite, der Rest nach links. Dann suchte er sich in der besagten Kiste die Dinge zusammen, die er brauchte, und begann damit, die recht fleckige Rüstung auf Vordermann zu bringen. Viel Zeiz blieb ihm letztendlich nicht mehr, und die zwölfte Stunde wurde bereits geblasen, als er hastig die Unterkunft verließ und sich leicht scheppernd auf den Weg machte.

  • Sein Tagesablauf hatte sich grundlegend geändert. Er schien nur noch aus Übungen, Sport und Ausbesserungen an der Rüstung zu bestehen, gelegentlich unterbrochen von kurzen Latrinengängen und dem Essenfassen. Menas war geschlaucht, hätte es aber selbst unter Folter nicht gestanden. Sein Einstand bei den Kameraden hatte sich als schwierig erwiesen, denn er war jemand, der sich aus Blödeleien zurückhielt und lieber sein eigenes Süppchen kochte, was sich als schwierig erwies. Bald war er damit zum Außenseiter geworden in seinem contubernium, demjenigen, den man leicht vergaß oder übersah, weil man es wollte. Menas hatte in Kürze seinen Ruf weg, der Miesepeter der kleinen Truppe innerhalb der vierten Zenturie der ersten Kohorte zu sein. Was er von dem Rediviver halten sollte, wusste er noch nicht.


    In jenem Moment saßen sie beieinander und polierten ihre Rüstungen. Neben dem gleichförmigen Geräusch des Polierens waren die derben Scherze seiner Mitsoldaten zu hören. Menas saß allein auf seinem Bett und schwieg. Als der Soldat eintrat, blickten alle auf, und Menas blinzelte verwundert, als man ihm Besuch ankündigte. Er legte das Polierzeug beiseite und stand auf, um dem Soldaten zu folgen. Die anderen steckten nach wenigen Schritten den Kopf aus der Tür und sahen hinterher.


    Als Menas aus der Unterkunft trat, hob er überrascht die Brauen. Jeden hätte er erwartet, doch nicht sie. »Mutter?« fragte er vollkommen überrascht. Hinter ihm kicherte es. Muttersöhnchen, konnte er jemanden wispern hören, abfällige Bemerkungen darüber, dass Menas Besuch von seiner Mami bekam. Er ignorierte es und gab sich Mühe, nicht vor Scham im Erdreich zu versinken. Er trat näher heran, gewandet in eine normale Soldatentunika, und musterte sie kritisch. Sie wäre nicht hier, wenn es nicht wichtig wäre, so viel war ihm bewusst. »Was ist passiert?« fragte er daher sogleich, einen gewissen alarmierten Unterton in der Stimme.

  • "Danke", erwiderte der Sklave und drehte sich abwartend zu Casca um, die in diesem Moment die wenigen Schritte, die sie von ihrem Sklaven und dem Soldaten noch trennten. Der Mann wirkte nicht sonderlich begeistert von ihrem Anliegen, aber es schien letztlich doch kein Problem zu sein, dass sie ihren Sohn besuchte, und so folgte sie dem Soldaten, während die beiden Sklaven wiederum ihr folgten, allerdings in einigen Schritten Abstand.


    Sie wartete an dem Ort, den ihr der Soldat gewiesen hatte, und es dauerte nicht lange, bis er wieder auftauchte, Marcus im Schlepptau. Casca warf dem anderen einen kurzen Blick zu. Es wäre ihr lieber gewesen, hätte er sie allein gelassen, aber sie verstand auch, dass das nicht so ohne weiteres möglich war. Immerhin wahrte er, wie auch ihre Sklaven, einige Schritt Abstand, so dass er nicht unbedingt verstehen würde, was sie sagte, wenn sie leise sprach. Marcus hingegen wirkte äußerst überrascht. Kombiniert mit den geflüsterten Bemerkungen, die auch sie hören konnte, weckte das Zweifel in ihr, ob es nicht vielleicht doch besser gewesen wäre, ihm lediglich einen Brief zu schicken. Gleichzeitig stieg ein Gefühl des Unwohlseins in ihr auf. Sie hatte sich noch nie unsicher gefühlt in der Gegenwart ihres Sohnes, aber hier, im Lager der Kohorten, umgeben von Soldaten, war das zum ersten Mal der Fall. Dennoch freute sie sich auch, ihn wieder zu sehen. Darauf verzichtend, ihn zu begrüßen wie sie es unter anderen Umständen getan hätte, lächelte sie ihm nur zu und neigte leicht den Kopf. "Marcus", grüßte sie leise, so, dass sie hoffentlich nicht allzu deutlich zu verstehen war. "Nein, sei unbesorgt, passiert ist nichts. Ich wollte nur…" Sie stockte kurz und fuhr dann schnell fort. "Ich wollte dir sagen, dass ich für einige Zeit Rom verlassen werde. Dein Vater hat nach dem Krieg ein Grundstück bekommen, und ich habe beschlossen, dorthin zu reisen." Sie musterte ihren Sohn, versuchte in seinem Gesicht zu lesen, wie er diese Neuigkeiten aufnahm. "Ich weiß noch nicht, wie lange ich fort bleiben werde."

  • Zitat

    Original von Manius Peltrasius Bibulus
    Ungerührt verfolgte Bibulus die Regungen in dem Gesicht des jungen optio; ein wenig tat es ihm schon Leid mit der ganzen Angelegenheit, aber hauptsächlich, weil es ihn ärgerte, in eine solche Situation gebracht zu werden. Eine Lüge bei der Aufnahme in die Legion war etwas schwer wiegendes, gegen einen guten Soldaten deswegen vor gehen zu müßen, eine sehr unschöne Sache. Bibulus lehnte sich zurück als das Geständnis aus dem Decimer heraus sprudelte. Immerhin gab er es endlich zu und begann keine peinliche Lügerei und Leugnung der Tatsachen. Aber selbst wenn Bibulus das anerkennen konnte – selbst wenn die Wahrheitsliebe des anderen Soldaten ein wenig zu spät kam – so würde er dennoch das Ganze melden müßen, es blieb ihm keine andere Wahl. Und bestechlich war Bibulus in solchen Dingen nicht, wenn es um die Wacheinteilung ging, Strafarbeiten und ähnliche Lapallien, ja, dann ging es auch bei ihm, aber nicht, wenn er die Grundfesten des Soldatentums angekratzt sehen würde.


    „Das mag schon stimme, optio, daß Du kein schlechter Soldat bist und es schwierig werden könnte, Dich zu ersetzen, wenn auch nicht unmöglich und mit Sicherheit auch in baldiger Zeit. Mir geht das Ganze auch gegen den Strich. Wenn es nach mir als Privatmann und einfachen Kameraden gehen würde, könnte ich das ruhen laßen und ignorieren. Aber ich bin nun mal mit meinem Rang der CU verpflichtet und kann so etwas nicht durch gehen laßen. Wie das Ganze jedoch endet und ob in einer unehrenhaften Entlaßung oder nicht, das liegt immer noch auch in Deinen Händen, Decimus. Vielleicht hast Du ja einen Vorschlag, wie wir weiter vor gehen könnten?“



    Der Kollege machte es sich ganz schön einfach.
    "Verdammt, Peltrasius, Du weisst doch genau dass ich geliefert bin wenn Du das nach oben weitergibst! Einmal Verbrecher, immer Verbrecher, das ist es doch was die Männer hier glauben! Damit wäre mit einem Schlag alles was ich seitdem getan und erreicht habe zunichte gemacht!!"
    Ich hatte Angst, eine Scheiss-Angst, und sprach schnell weiter, hoffte ihn doch irgendwie überzeugen zu können!
    "Bitte, hör mir zu, ich habe damals nie, wirklich nie, irgendjemanden angegriffen oder verletzt! - Ich wurde verhaftet und sass im Carcer aber ich bin nicht verurteilt worden. Es war also nur Untersuchungshaft, keine Strafe, ich bin nicht vorbestraft und damit im Sinne des Gesetzes kein Verbrecher! Natürlich, es war nicht korrekt das bei der Rekrutierung zu verschweigen, das gebe ich absolut zu, aber es fällt nicht unter die Dinge die einen, laut Gesetz, wehrunwürdig machen. Ich bin weder ein Vorbestrafter noch ein entlaufener Verbrecher, und damit bist Du auch nicht unbedingt verpflichtet mich zu melden!
    Bitte, lass es uns klären ohne die da oben mit ins Spiel zu bringen! - Diese Auslese bei der Rekrutierung, dieses Gesetz gegen die Straftäter, das ist doch dazu da, dass keine Männer sub aquila kommen, die dessen nicht würdig wären. Aber ich, ich habe gezeigt und bewiesen dass ich dessen würdig bin."

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Menas hätte seine Mutter sonst umarmt, wie er es immer tat, wenn sie sich eine Weile nicht gesehen hatten. Aber die Aasgeier in seinem Nacken verhinderten, dass er sich so weit gehen ließ. Auch seine Mutter verzichtete auf eine solche Begrüßung, und das war Menas ganz recht. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und betrachtete seine Mutter im hellen Sonnenschein. Sie wirkte nicht gerade glücklich, da war dieser bittere Zug um ihre Mundwinkel, den sie manchmal hatte. Und als sie endlich sagte, warum sie hier war, wollte Menas seinen Ohren nicht trauen. »Du gehst?« fasste er die vielen Worte in zweien zusammen und sah sie irritiert an. »Warum?« wollte er wissen. Den besorgten und leicht enttäuschten Unterton bekam er nicht aus der Stimme. Er gab sich allerdings auch keine Mühe, ihn zu vertuschen.

  • Die kräftigen Augenbrauen von Bibulus gingen in die Höhe; niemanden hatte der optio also angegriffen? Das hatte ihm Sedulus aber ganz anders geschildert, der natürliche Mißtrauen, der Bibulus eben von seiner Dienstzeit her zu eigen war, fand dadurch noch etwas mehr an Nahrung. Aber die Sache war ihm wirklich zuwider, sehr sogar. Er hätte sich damit gar nicht aufgehalten, wenn es seine Dienstpflicht nicht von ihm verlangen würde. Bibulus seufzte und verschränkt grimmig schweigend die Arme vor der Brust. Was sollte er nur tun? Natürlich sagte eine Stimme in ihm, er solle es am Besten gleich dem Büro des PU melden, damit die dort zuständigen sich darum kümmern konnten. Andere sprachen sich jedoch dagegen aus. Aber letztendlich hatte er den Decimer sprechen wollen, weil er erstmal den schweren Weg nicht angehen wollte.
    „Wende Dich an Deinen centurio und berichte ihm von der Angelegenheit. Wenn Du das bis zur nächsten Mondwende erledigt hast und er eine Lösung dafür gefunden hat, werde ich nichts weiter unternehmen. Solltest Du es nicht tun, und ich werde das von Deinem Vorgesetzten erfahren, dann wende ich mich an höhere Stelle und werde die Angelegenheit höheren Dienstgraden überlaßen.“
    Bibulus stand auf.
    „So, wenn Du mich dann jetzt entschuldigst? Ich habe schon den Vormittag mit deiner Sache verbringen müßen, ich muß auf den campus. Vale, optio!“
    Bibulus nickte ihm kalt und säuerliche zu, ehe er seinen optiostab nahm und aus der Tür hinaus stapfte. Die armen probati, die den Soldaten ertragen mußten heute.

  • "Vale..."
    Ich sackte in mich zusammen, als der Kollege den Raum verlassen hatte, stützte den Kopf in die Hände, und ein hoffnungsloses, schweres Seufzen entwich meiner Brust. Das war das Ende! Der Untergang all meiner Hoffnungen und Träume, zweifellos. Noch vor kurzem wäre ich zuversichtlich zu meinem Centurio geeilt, voll Vertrauen dass er, er der mich kannte und schätzte, mir schon irgendwie helfen würde. Aber jetzt, nach dem Eklat mit Hannibal - diesem fiesen, skrupellosen, verlogenen Bastard - sah ich da so gut wie keine Chance mehr! Aristides hatte ja deutlich genug, und richtig bösartig dazu, gezeigt, was er von sowas hielt.
    Verzweifelt starrte ich in die Flamme der Öllampe auf dem Tisch vor mir, sah sie aber gar nicht, stattdessen folgende Szenen:


    ~ ~ ~


    Szene I
    Schauplatz: Die Unterkunft des Centurio Flavius Aristides
    Dramatis Personae: Centurio Flavius Aristides, Optio Decimus Serapio


    Centurio Flavius liegt auf einer Kline. In der Hand hält er eine Entenkeule, von der er mit gutem Appetit immer wieder abbeisst.
    Vor ihm Optio Decimus, er salutiert.


    Decimus Serapio:
    "Ave Centurio."


    Flavius Aristides (kauend):
    "Was willst du?"


    Decimus Serapio (bang):
    "Es gibt da etwas was ich dir sagen muss, Centurio."


    Flavius Aristides (kühl):
    "Und das wäre?"


    Decimus Serapio (zögernd):
    "Ich habe bei der Rekrutierung verschwiegen, dass ich schon mal in Carcer gesessen habe... Und das ist jetzt rausgekommen... "


    Flavius Aristides (kalt):
    "Aha. Dann kannst du ja schonmal deine Sachen packen."


    Decimus Serapio (verzweifelt):
    "Aber..."


    Flavius Aristides (eiskalt):
    "Für solche wie dich ist in der Armee sowieso kein Platz. Abite."


    Flavius Aristides beisst wieder in die Keule. Decimus Serapio tritt ab, mit Gebärden höchster Verzweiflung.




    Szene II
    Schauplatz: Der Scheiterhaufen des Decimus Serapio
    Dramatis Personae: Der Leichnam des Decimus Serapio, als Trauergäste: Decima Seiana, Legatus Decimus Livianus, Iulius Sparsus, Hannibal


    Der Leichnam liegt auf dem Scheiterhaufen, in seinem Bauch steckt noch der tödliche Dolch. Das Anlitz des Toten zeigt tragische Entschlossenheit. Die Trauergäste stehen aussenrum, Decima Seiana mit einer brennenden Fackel in der Hand.


    Decima Seiana (schluchzend):
    "O weh! Mein armer Bruder! - Diese Welt war nicht die seine."


    Decimus Livianus (verärgert):
    "Ich habe ihm doch gesagt er soll sein Leben in den Griff bekommen!" (geht kopfschüttelnd ab)


    Iulius Sparsus (bekümmert):
    "Ach Faustus..."


    Hannibal (reuig):
    "Hätte ich ihm doch nur die Wahrheit gesagt: Dass ich ihn geliebt habe! Jetzt ist es zu spät."


    Decima Seiana senkt die Fackel. Hell lodern die Flammen. Zu spät, zu spät... klingen die letzten Worte nach.
    Dann verschwinden die Gesichter der Personen in der Dunkelheit, als der Feuerschein auf eine kleine Flamme zusammenschrumpft....


    ~ ~ ~


    ...eine kleine Flamme, die über dem Öllämpchen zuckte. Ich wandte den Blick ab, und verzog das Gesicht über diese abgeschmackte, morbide Phantasie, die mich gerade heimgesucht hatte. Vielleicht gab es ja doch, irgendwie, irgendeine andere Lösung? Die ich nicht auf Anhieb sah? Nein, ich glaubte nicht daran.... Aber mir fiel mir ein, das ich noch den neuen Rekruten ins Sacellum bringen musste. Trotz alledem, meine Pflichten durfte ich nicht vernachlässigen - gerade jetzt nicht. Ich erhob mich, strich mir konfus über die Stirn, und verliess dann hastig diesen düsteren Raum.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Casca schloss die Augen, kurz nur, es war kaum mehr als ein Blinzeln, aber doch um eine Winzigkeit länger, als ein Blinzeln für gewöhnlich anhielt. Marcus klang besorgt und enttäuscht. Die Besorgnis in seiner Stimme war es, die ihren Entschluss für eine Zeit zu gehen nur noch kräftigte. Die Enttäuschung dagegen wollte sie hier halten, in Rom, wo sie sich wenigstens in seiner Nähe wusste. Sie war stets für ihn da gewesen, so wie er für sie. Sie brauchte ihn. Aber genau das war das Problem. Marcus war erwachsen geworden, und auch wenn er immer ihr Sohn bleiben würde, sie konnte sich nicht mehr an ihn hängen. Je mehr Jahre ins Land verstrichen, ohne dass sie etwas änderte, desto größer wurde die Gefahr, dass sie irgendwann tatsächlich eine Last für ihn sein würde. Oh, sie glaubte nicht, dass Marcus selbst das jemals erwähnen würde, dass es ihm auch nur auffallen würde. Aber sie würde es wissen, in jedem Moment, den sie mit ihm verbrachte, und erst recht in jedem, den sie allein war. Es fing ja jetzt schon an. Und so weit wollte sie es nicht kommen lassen.


    "Ich gehe", bestätigte sie seine Zusammenfassung, als ob das erneute Aussprechen ihren Entschluss festigen könnte. Irgendwie diente es auch dazu. Sie wusste, dass es nur weniger Worte Marcus’ bedurfte, um sie davon wieder abzubringen. Auf der anderen Seite waren es unter anderem gerade seine Worte gewesen, die sie schließlich so weit gebracht hatten. Vor Wochen schon, als er noch kein Probatus gewesen war, als er ihr mitgeteilt hatte, dass er zu den Kohorten gehen würde… Sie lächelte verhalten. "Weil sich etwas ändern muss. Du selbst hast es mir doch gesagt." Ihre Stimme war so verhalten wie ihr Lächeln, konnte kaum hörbar sein für jemand anderen außer ihm, obwohl der andere Soldat sich immer noch in ihrer Nähe aufhielt. "Und es ist schwer, in so vertrauter Umgebung etwas zu ändern, mit jahrelangen Gewohnheiten zu brechen. Ich kann nicht sagen, ob eine längere Abwesenheit etwas bewirkt, aber einen Versuch ist es wert."

  • Vom Officum des Princeps Prior war Tychicus direkt zu den Unterkünften geeilt, um möglichst bald aufbrechen zu können.
    Er legte die Wachstafel und den Geldbeutel auf die Holzkiste, die er als Nachttisch benutzte, und begann, seine Rüstung wieder abzulegen. Dabei hatte er sich vor wenigen Minuten, wie im schien, doch erst mit seiner frisch gereinigten Rüstung aufgeputzt, um bei seinem Vorgesetzten zu erscheinen.
    Doch - er sollte nun einmal im Zivil gehen, also lagerte er seine Rüstungsteile auf dem Bett und zog seine wollene, braune Toga unter dem Bett hervor. Als er sie sich übergeworfen hatte, legte er noch seinen Gürtel mit dem langen Dolch an, den er bereits aus Germania mitgebracht hatte und verstaute Tabula und Geldbeutel sicher unter den weiten Falten der Toga.
    Dann verließ er die Unterkünfte, füllte sich am Brunnen noch einen kleinen Wasserschlauch zum Mitnehmen, und verließ schließlich auch die Castra. Eine Mission wartete auf ihn.


    >>

  • Tja. Länger konnte ich es wirklich nicht mehr aufschieben. Die Frist lief ab, und zudem hatte mein Centurio bereits seinen Abschied eingereicht, oder genommen, oder war schon im Gehen begriffen, ich wusste es nicht, am liebsten wäre ich ihm überhaupt gar nicht mehr entgegengetreten, abgesehen von den formellen Begegnungen im Dienst wo sich das nicht vermeiden liess. Wie der mich blossgestellt hatte, im Atrium seiner Villa, mit seinem Sarkasmus, das nahm ich ihm so richtig übel! Bei sowas bin ich nachtragend. Er hatte auch seinen Anteil an der ganzen Misere mit Hannibal. Vielleicht sollte ich ihm dankbar sein, dass er mir meine Illusionen genommen hatte, aber ich war es nicht. Roh und brutal war der mit meinen Gefühlen umgesprungen. Ein tumber Spiesser eben. Ich war stinksauer auf ihn.
    Aber das würde alles nur noch viel schwieriger machen. Schliesslich wollte ich etwas von ihm, etwas von dem mein Schicksal im Exercitus Romanus, überhaupt meine ganze Zukunft abhing... Scheiße war ich nervös! Flau im Magen und dazu übernächtigt, vom wachliegen und vom grübeln und davon, mich trotz allem, trotzdem ich es nun wirklich besser wusste, brennend nach Hannibal zu verzehren. Ach, das war alles so ein blöder Mist!
    Vor der Türe zu seiner Unterkunft stockte mein Schritt. Ich rückte mein Cingulum gerade (obwohl es schon gerade war), zupfte an dem schmalen Leinenstreifen um meine Hand, und wischte einen (imaginären) Fleck von einem Segment meiner Lorica. Die hatte ich angelassen, nachdem ich vorhin von Patrouille zurückgekommen war, in meinem Harnisch fühlte ich mich nämlich immer ein Stück sicherer, gewappneter eben. Dann holte ich tief Luft, rieb mir die Nasenwurzel, atmete langsam wieder aus, und sagte mir dabei Faustus, denk einfach nicht daran was da in dem Atrium passiert ist, tu einfach als wäre es nie gewesen, Hannibal ist bloss ein verlogener Sklave, aber Aristides ist Dein Centurio, Du schätzt ihn, Du vertraust ihm, er hat Dich gefördert, er hat Dich heil aus Parthien zurückgebracht!
    Ich klopfte, wartete einen Augenblick, trat ein. Kisten standen herum, manche schon zugenagelt, andere nur halbgefüllt. Er verliess uns wirklich.
    "Salve Centurio." Ich salutierte, nahm Haltung an, und sah an ihm vorbei auf die Ecke eines Regales, das leergeräumt in den Raum hineinragt. Meine Stimme klang gepresst. "Hättest Du vielleicht einen Moment Zeit für mich?"

  • Von Tag zu Tag ging die Sonne schneller unter und war bereits heute hinter den Horizont gekrochen, um nur noch ein schwaches Dämmerlicht als letztes Zeugnis des Tages zurück zu laßen; einige Öllampen flackerten bereits in der Unterkunft, die von Moment zu Moment immer leerer und damit ungemütlicher wurde, aber mit jedem Gegenstand, der in Körbe und Kisten gepackt wurde, lastete es noch schwerer auf Marcus' Herz, düster war es um sein Haupt umwölkt und er tief gedrückt. Ein alter Sklave packte still und leise die Rüstung ein, die leise schepperte als Metall auf Metall traf, doch Marcus hob den Kopf nicht an, denn er hatte noch eine letzte dienstliche Aufgabe zu erledigen, die er aus einem Freundschafts- und Loyalitätsdienst tat, den Bericht um den Toten in der curia verfaßte Marcus. Seine Rohrfeder kratzte über papyrus, langsam, aber beständig, vorsichtig, dabei keinen allzu dicken schwarzen Tropfen zu hinterlaßen, der in der nächsten Zeile durch seine Hand verschmiert worden wäre. Leise flüsterte er die Worte, die er auf das papyrus zu bannen gedachte, um auch weitere Probleme von der Familie der Annaeer fern zu halten; er würde noch bevor er den Weg nach Hause antrat, bei ihnen vorbei sehen, bei Modestus, wie er es vor einigen Tagen versprochen hatte.
    „...kooonte deer medicus einwandfrei sagen, daß...hm...“
    Marcus hob das Schreibgerät und kratzte sich am Kinn mit der oberen Seite.
    „...keine äußerliche Fremdeinwirkung zum Tode des Mannes geführt hat. Wahrscheinlich...ist er nur an einem schwächlichen Herz verstorben. Punkt!“
    So meinte Marcus sich zu erinnern, hatte sich der Arzt im valetudinarium ausgedrückt.
    „Der Leichnahm wurde heute bereits der Familie ausgehändigt. Weiter Ermittlungen sind nicht notwendig. Punkt!“
    Das Klopfen ertönte gerade, als Marcus den Bericht fertig hatte und noch siegelte, damit ihn der erste centurio erhielt, für die Akten und damit es alles seine Ordnung hatte, selbst wenn Marcus seit drei Stunden offiziell kein centurio mehr war und bald seinen Platz hier räumen würde. Marcus lehnte sich zurück und starrte auf den leeren Tisch vor sich, er hörte die Schritte und hob für den Moment nicht den Kopf an, auch nicht als er die Stimme des Decimers erkannte. Immer noch hielten sich die schwermütigen Schatten auf seinem Gesicht, ein tiefen Seufzer unterdrückend sah Marcus auf.
    „Decimus!“
    Marcus nickte grüßend.
    „Aber natürlich, ich habe jetzt alle Zeit der Welt."
    , erwiderte Marcus mit einem Anflug eines freudlosen Lächelns.
    „Ich wollte Dich sowieso noch rufen laßen, aber sprich, worum geht es?“
    Sicherlich hatte die Gerüchtestraße schon die centuria erreicht, oder vielleicht auch nicht? Marcus lehnte sich zurück und sah zu dem jungen Mann. Erst da fiel ihm auf, daß der Decimer ihn noch centurio genannt hatte, obwohl Marcus das schon nicht mehr war, erneut huschte Trübsinn über Marcus' Gesicht.

  • Düster sah der Centurio aus, mächtig düster, aber heute eher melancholisch-jovial, nicht gereizt. Wahrscheinlich war es trotzdem nicht der beste Zeitpunkt für mein Anliegen, aber was hätte ich schon machen sollen? - Oder vielleicht machte der Abschied ihn gerade heute milde und nachsichtig?! Das wäre perfekt...
    Es erinnerte mich an den Abend, als er mir sagte dass er die Prima verlassen würde - und ich und die anderen mit ihm. Sicher setzte es ihm zu, gehen zu müssen. Schliesslich hatte er, obwohl er ein Patrizier war, immer mit Leib und Seele seine Position ausgefüllt, uns ausgebildet, Diziplin und Moral aufrechterhalten, uns in den Kampf geführt und an unserer Spitze gefochten, anstatt wie seine Standesgenossen den Posten und Pöstchen nachzujagen die weniger Plackerei, dafür mehr Prestige boten. Ich hatte Mitgefühl, ich wusste was ich ihm verdankte, aber mein Groll war immer noch frisch, und sehr präsent. Es kränkte meinen Stolz ihn um etwas bitten zu müssen. Den galt es heute leider herunterzuschlucken, den Stolz. Bemüht höflich, aber doch eher steif antwortete ich, mit einem Seitenblick auf den Sklaven der da am Packen war:
    "Centurio Flavius, ich würde das, wenn Du erlaubst, gerne unter vier Augen besprechen."

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Das Holz knarrte unter Marcus' Gewicht als er sich im Stuhl zurück lehnte und das papyrus zusammen rollte, das den Bericht für den Mord an dem cultus deorum Angehörigen enthielt. Die Lippen waren zusammengepresst und wirkten etwas kleiner als sonst, das Gesicht angespannt, aber den Ausdruck trug Marcus jetzt schon seit einigen Stunden mit sich herum, sein Nacken schmerzte schon von der Spannung, unter der er stand. Ganz langsam gingen seine Schultern für einen Zoll herunter, als etwas von der Spannung nach erledigter Arbeit wich, und er musterte den Decimer, ganz unvoreingenommen war Marcus nicht mehr, schon gar nicht nach den letzten Ereignissen, dennoch hatte er seinen Entschluß, den er schon davor getroffen hatte, nicht geändert. Er winkte den Sklaven heran und reichte ihm die Rolle.
    „Bring' diese zum centurio der ersten centuria!“
    Der Sklave nickte und warf Serapio nur einen Seitenblick zu als er aus der Unterkunft, die bald nicht mehr seine Unterkunft war, verschwand: Sie waren nun alleine in der Unterkunft.
    „Sprich, Decimus!“

  • "Ich... brauche Deine Hilfe Centurio. Es ist etwas geschehen, das... für mich in einer wirklichen Katastrophe enden könnte. Es ist so, dass ich..." Oh verdammt, jedes Wort blieb mir schier im Halse stecken, lähmte mir die Zunge, stak sperrig in meinem Mund fest. Unsicher verstummte ich, biss mir auf die Lippe, wusste nicht weiter.
    Hatte ich mich nicht schon genug vor dem Centurio offenbart?! Mehr als genug. Jetzt würde er gleich denken: Aha, der Mann ist also nicht nur schwul, er ist auch noch kriminell. Toll, damit hätte ich dann jedes blöde, bornierte Vorurteil bestätigt. Ich war ein wandelndes Klischee! Wäre ich eine Figur in einem Drama, ich würde den Autor wegen Geschmacklosigkeit verklagen. Oder, hätte ich den Faustus von damals erwischen können, ich hätte ihn gepackt und im hohen Bogen den tarpeischen Felsen runtergestossen. Oder ihn jedenfalls heftig geschüttelt, damit er zur Vernuft kam. So blöd, sich wegen dieses falschen Traumzeugs derart die Zukunft zu versauen!
    Ich atmete tief durch, fixierte meine Augen fest auf das Gesicht Aristides', und versuchte es nochmal.
    "Vielleicht erinnerst Du Dich noch, nach der Schlacht am Chaboras, an dem Abend als wir alle völlig fertig waren, auf dem Wall, da haben wir damals darüber gesprochen, was es war, das uns sub aquila geführt hat. Bei mir war es vor allem, dass ich neu anfangen wollte, und mein Leben in den Griff bekommen. Und das ist mir auch gelungen, dank der Armee, und ich denke, ich habe auch gezeigt, dass ich hier am richtigen Platz bin, und bereit bin alles zu geben für Rom und für den Kaiser!" Ich nickte entschlossen, und wusste, ich war wirklich dazu bereit, es begeisterte mich für etwas einzustehen das so unendlich viel grösser war als ein einzelner Mensch es jemals sein konnte.
    "Aber jetzt ist etwas aufgetaucht", fuhr ich mit wachsender Verzweiflung fort, "etwas von früher, das alles zerstören könnte... " Fahr dahin, Stolz... "Bitte Centurio", flehte ich, "bitte, Du musst mir helfen, niemand sonst kann mir helfen, sie werden mich sonst... rauswerfen!"

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Der kalte Abendwind rüttelte an den verschloßenen Fensterläden, ein paar der ersten Regentropfen prasselten gegen das Holz; ob es noch ein Unwetter geben würde?, fragte sich Marcus in dem Augenblick, denn er würde bald die castra verlaßen und seinen Heimweg zur villa antreten, für das letzte Mal wohl. Doch die Gedanken um das Wetter schob er beiseite und musterte mit wachsender Verwirrung den ehemaligen optio vor sich; schließlich war sicherlich schon die Beförderung durch die Mühlen der Verwaltung durch, so wie er den anderen centurio kannte, der so etwas nicht verschluderte. Die Arme vor der Brust verschränkt lauschte Marcus und runzelte kurz die Stirn, der Abend nach der Schlacht, ja natürlich entsann er sich daran, an die Unterhaltung auch? Marcus grübelte kurz, ehe es ihm langsam, aber etwas schleierhaft wieder in den Sinn kam, ja, aber er hatte an dem Abend mit vielen Soldaten einige Worte gewechselt und zudem war seine Stimmung in jener Zeit von düsteren Schatten verdeckt gewesen, so daß es sich nicht mehr sicher war, mit wem er was gesprochen hatte. Marcus nickte langsam und mit wachsendem Argwohn als er die leidenschaftliche Rede vernahm, denn aus dem Grund hatte er ja den Decimer auch vorgeschlagen für das Amt des centurio, aber hier und jetzt war es verwunderlich die Worte zu hören von dem Decimer. Doch Marcus ließ diesen weiter sprechen, ehe sich am Ende ganz langsam seine linke Augenbraue nach oben wölbte. Was zum Tartaros könnte es sein?, fragte sich Marcus verwundert. Allerlei wilde Einfälle kamen ihm. Zum einen könnte Serapio ein gedungener Mörder gewesen sein, in der subura, weswegen er und Hannibal sich kannten, vielleicht hatten sie gemeinsame Sache gemacht, in jeder Hinsicht. Womöglich war deswesen der Decimer nicht so besorgt gewesen, doch dann kam Marcus wieder die Zeit von Serapios Grundausbildung in den Sinn; nein, der hatte damals nicht den Schneid gehabt, den das skrupellose und kaltherzige Töten verlangte. Oder Serapio war kein Decimer, noch nicht mal ein römischer Bürger!! Aber warum war er dann zum Legaten gerufen worden? Womöglich hatte er Livianus sogar erpreßt, etwas, was er gegen Livianus in der Hand hatte, damit dieser ihn als seinen Neffen deckte? Das war aber auch nicht sonderlich plausibel. Unzufrieden seufzte Marcus.


    „Was ist es denn, was Dir Kopf und Kragen kosten könnte, hm? Ohne konkretes zu wißen, kann ich nicht sagen, ob ich Dir helfen kann oder nicht!“

  • Beschämt betrachtete ich den Fussboden, sehr eingehend. Aber es half ja nichts, ich musste es doch aussprechen, und meine Schmach kundtun..
    "Ich bin... früher... einmal von den Urbanern verhaftet worden. Und sass ein paar Tage im Carcer, in Untersuchungshaft. Weil ich... was geklaut hatte..." gestand ich kläglich, und spürte dabei wie mir das Blut ins Gesicht stieg. Nur der Harnisch, der meinen Oberkörper fest umschloss, gab mir noch etwas Halt, und verhinderte, dass ich mich auf der Stelle auslöste, und zu einem Häufchen Elend zerfloss.
    "Der Bestohlene hat aber keine Anklage erhoben, und, naja... mein Onkel, der Legat, hat mich dann da rausgeholt. Danach habe ich beschlossen ein anständiger Mensch zu werden. - Centurio Flavius, ich bereue das von damals ungeheuerlich! Ich habe wirklich mit all dem seit langer Zeit abgeschlossen, aber neulich bin ich zufällig dem Princeps Prior begegnet, der mich damals verhaftet hat, er ist jetzt nicht mehr Princeps Prior, aber er muss mich wiedererkannt haben, denn jetzt ist der Princeps Prior Peltrasius auf mich zugekommen, und er weiss über alles Bescheid, und will mir einen Strick daraus drehen, dass ich bei der Rekrutierung nichts davon gesagt habe, und will das ganze bekannt machen..."
    Händeringend beschwor ich den Flavier: "Centurio, Du bist meine letzte Hoffnung! Bitte urteile Du über mich, und sprich mit Peltrasius, ich habe lange genug unter Dir gedient um zu wissen dass Du immer gerecht bist, ich lege mein Schicksal in Deine Hände!"

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  • Geklaut? Warum sollte ein Decimer klauen müssen? Irritiert runzelte Marcus die Stirn und konnte – trotz der Worte – das nicht recht glauben, denn als Neffe von Livianus war er doch aus der vermögenden Seite der Familie, zumindest nahm Marcus das an. Wahrscheinlich jugendliche Narratei, der Drang sich zu beweisen und Abenteuer zu erleben. Marcus seufzte gequält, warum konnte im Leben manche Dinge nicht ganz einfach und glatt von statten gehen? Der alte Knochen Peltrasius? Irgendwie mochte Marcus den Kerl nicht, vielleicht, weil dieser so humorlos war, nicht wie ein richtiger Mensch wirkte, der ein Leben außerhalb des Dienstes hatte.


    „Hm!“
    , gab Marcus grummelnd von sich und konnte sich eines spöttischen Grinsens nicht erwehren als er die letzten Worte von dem Decimer vernahm. Immer gerecht? Ha, na, vor kurzem in der villa seiner Familie klang das noch ganz anders. Marcus hob die Hand und rieb sich das Kinn, dachte dabei nach, wog die eine Möglichkeit gegen die Andere, überdachte, was er tun sollte und brauchte dabei durchaus einige Zeit, denn wenn es nicht um Leben und Tod ging und er blitzschnell entscheiden mußte, dauerte es eben bei ihm etwas länger.


    „Ich bin kein centurio mehr, Decimus!“
    , erwiderte Marcus schlußendlich nach seiner Überlegung und erhob sich, um einige Dinge selber in die Kiste zu packen, die nebem ihm stand.
    „Seit einigen Stunden bin ich aus dem Militärdienst entlaßen worden!“
    Grüblerisch starrte er auf die phalera, die neben der Kiste lag und die den Abschlussstein in seiner langen Militärzeit darstellte, recht mager das kleine Metallteil.
    „Ich habe Dich zu meinem Nachfolger vorgeschlagen. Es sieht also nicht so aus, daß Du in nächster Zeit aus der CU geworfen wirst.“
    Er legte seine vitis in die Kiste, direkt neben einige Tonbecher.
    „Was die Angelegenheit bei der Prima angeht und Dein Vergehen davor, so werde ich mit Peltrasius reden, bevor ich die castra heute verlaße. Schließlich hast Du mir damals davon erzählt, ich wurde in Kenntnis gesetzt und es stellte kein Hindernis für Deine Grundausbildung dar. Außerdem wußte der Legat der Prima genauso davon! Dein Onkel. Es war nicht notwendig, das noch in dem Rekrutierungsbüro anzugeben. Verstanden?“
    Natürlich war das erlogen, aber Marcus war der Letzte, der die Karriere und Laufbahn eines Mannes zerstörte, weil dieser einmal in seinem Leben eine Dummheit begangen hatte – schließlich kannte er das von sich selber auch genug.

  • "Mich...?" entfuhr es mir ganz leise, voll Unglauben. Mich? Nach dem ganzen peinlichen Drama im Atrium hatte er trotzdem mich vorgeschlagen? "Oh."
    Und ein bisschen jung war ich auch, für den Rang. Falls ich wirklich befördert würde. Hoffentlich! Mein Blick wanderte zu seiner Vitis, die schon in der Kiste lag, und ich malte mir aus, wie wunderbar es wäre, eine eigene zu besitzen... Mit einiger Verzögerung erst kamen seine Worte bei mir an - er nahm mich in Schutz, wollte sogar für mich die Unwahrheit sagen! Mir fiel nicht nur ein Stein vom Herzen, mehr ein ganze Sierra, ach, Worte können überhaupt nicht ausdrücken wie unbeschreiblich erleichtert ich war!
    "Verstanden..." bejahte ich leise, noch benommen von dieser Wendung der Dinge, nachdem ich eben noch auf das Schlimmste gefasst gewesen war... dann leuchtete mein Gesicht auf und ich lächelte beglückt.
    "Verstanden, Centurio! Danke! Vielen, vielen Dank, das werde ich Dir niemals vergessen!!!"
    Mein Groll war beinahe unwesentlich geworden, gegenüber der tiefen Dankbarkeit, die ich verspürte. Keine Entlassung, keine neue Schmach, ich konnte weiter den Weg gehen, den ich - zwar erst nach Umwegen, aber dafür um so sicherer - als den einzig richtigen erkannte hatte: den Weg eines römischen Soldaten!


    Ich atmete schwer aus vor Erleichterung, weiterhin breit und strahlend lächelnd, endlich erlöst von der Sorge die ich die ganze Zeit mit mir rumgeschleppt hatte. Doch dann kam mir meine Freude auf einmal taktlos vor, angesichts dessen dass Aristides seinen Abschied hatte nehmen müssen, was ihn ganz offensichtlich schwer getroffen hatte. Ich wurde ernst, und fragte ihn schüchtern:
    "Centurio" - ob entlassen oder nicht, das war er nun mal für mich - "wenn ich fragen darf, wirst Du denn wieder in den Exercitus Romanus zurückkehren?"

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  • Paulinus hatte endlich sämtliche formellen Dinge erledigt und konnte nun ihn seine neue Unterkunft ziehen. Er begrüßte die anderen Soldaten und verstaute seinen Krempel so gut es ging. Das Bett im Haus seines Onkels war zwar wesentlich besser gewesen als dieses hier, aber Paulinus hatte einen einfachen Geschmack.

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