Bei dem Gesicht das Antias machte, war Avianus sich nicht sicher, ob der Germanicus nun entsetzt oder begeistert war. Aber auf jeden Fall war ihm die Überraschung gelungen, denn Antias blieb erst mal die Spucke weg. Der Iunius hatte sich in letzter Zeit nur selten amüsiert, sodass sein kleiner, blöder Scherz und die Reaktion seines wehrlosen Opfers ausreichte, dass er ein leichtes Grinsen nicht mehr verstecken konnte.
"Das will ich auch hoffen, deine Vorgesetzten machen nur ungern Fehler", sagte er, als Antias das Schweigen endlich gebrochen hatte, doch sein Ton und Ausdruck vermittelte alles andere als eine Drohung. Bisher hatte sich der Germanicus gut angestellt und wenn es so blieb, woran Avianus nicht zweifelte, dann würde es wohl kaum Probleme geben... wenn auch dessen leicht übermotivierter Ausruf eine Braue des Iuniers leicht nach oben hatte wandern lassen. Aber gut es gab schlimmeres, als dass jemand allem Anschein nach mit Begeisterung bei der Sache war.
"Wenn du mir jetzt noch sagst, was es mit dem Valetudinarium und irgendwelchen Ohnmachtsanfällen auf sich hat… ?", fragte er schlussendlich noch. Der Germanicus hatte doch hoffentlich nicht vor, ihm ausgerechnet jetzt die Laune vermiesen.
Unterkünfte der Cohortes Urbanae
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Obgleich er sich die ganze Tragweite der Beförderung noch immer nicht in allen Konsequenzen auszumalen vermochte, war ihm eines sofort klar geworden: Als Miles konnte er Ausgang beantragen! Hochoffiziell! Apolonia! Keine Fischfässer mehr, keine konspirativen Ohnmachtsanfälle. Verdammt, die Sache mit dem Ohnmachtsanfall! Der Optio wartete auf eine Erklärung. Irgendein Konstrukt musste her, sofort. Er war nicht gut in sowas, aber irgendwie musste er versuchen, sein unzusammenhängendes Schuldeingeständnis wieder einzufangen. „Ein kurzer Augenblick der Pflichtvergessenheit, Optio.“ hörte er sich sagen. „.. als ich mir die Hand habe verbinden lassen .. neulich, nach dem verhunzten Einsatz .. da ist mir doch wirklich kurz schlecht geworden, Optio.“ Nein, er war wirklich nicht gut in sowas, nie gewesen. „Nun ja .. einen Ohnmachtsanfall kann man das vielleicht nicht nennen, aber ich habe trotzdem einen der Sanitäter gefragt, ob das reicht, um krank geschrieben zu werden. Eine Schande für einen Urbaner! Schließlich bin ich für Leib und Leben der Cives verantwortlich und habe mich zusammenzureißen. Ein einmaliger Moment körperlicher und geistiger Schwäche, Optio. Ich übernehme dafür die volle Verantwortung!“ So. Ovationen hatte er für diesen Mist wohl keine zu erwarten. Wenn er schon zum Handwerker nicht taugte, als Geschichtenerzähler war er eine Katastrophe. Jetzt bloß nicht diesen Schwachsinn im Raum stehen lassen! „Äh Optio, wenn die Frage erlaubt ist ..“ setzte er nach. „..was hat das alles denn nun zu bedeuten? Muss ich mein Contubernium verlassen?“
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Sich krankschreiben lassen, weil man sich in die Hand geschnitten hatte? Etwas seltsam hörte sich die Erklärung des Germanicus schon an, vor allem aus dem Mund eines sonst recht brauchbaren Soldaten.
"Aha… naja, vor allem wenn es um einen Schnitt von einem Küchenmesser geht. Ich habe gesagt, wegen sowas setzt mir niemand aus", entgegnete Avianus trocken, und innerlich leicht irritiert, da er kaum glauben konnte, dass sich ausgerechnet der Germanicus so anstellen würde. "Und das ist etwa alles?"
Abgesehen davon hatte der Mann vor seinem Besuch im Valetudinarium noch einen ziemlich gesunden Eindruck gemacht. Vielleicht sollte er sich bei Gelegenheit mal dort informieren.
Und da erkundigte er sich einmal nicht nach weiteren Fragen, und ausgerechnet dann kamen welche. Eigentlich wollte er sich bereits wieder mit anderen Angelegenheiten beschäftigen, doch er sah erneut auf um sich Antias noch einmal zuzuwenden.
"Von mir aus kannst du in deinem Contubernium bleiben", meinte er daraufhin. Die restlichen Tirones würden ohnehin nicht mehr allzu lange in der Ausbildung stecken. Und bevor Antias noch mehr Fragen stellte, beschloss Avianus, auch den Rest zu erklären: "Was du in der Grundausbildung noch nicht gelernt hast, wirst du nachholen müssen, aber zwischen erfahreneren Milites dürfte das schnell gehen…" Zumindest was den Kampf in Formationen anging. Lediglich an einem ließ sich auf dem Exerzierzierplatz nur schwer arbeiten. "Und dann wären da noch die Schwimmübungen. Kannst du schwimmen?" -
So langsam bekam Antias wieder Boden unter die Füße. Der Optio hatte die verquere Geschichte wenn schon nicht bereitwillig geschluckt, so doch zumindest einstweilen hinuntergewürgt. Dann stand er eben eine Weile als verzärtelter Jammerlappen da, das würde sich durch entsprechenden Einsatz rasch widerlegen lassen, außerdem kannte Avianus ihn mittlerweile zu gut, um es nicht besser zu wissen. Weit wichtiger als sein angekratzter Ruf war Antias die Einwilligung des Optios, bei seinem Haufen bleiben zu dürfen, auch wenn die Freude darüber etwas von der Erkenntnis getrübt wurde, dass er den anderen von nun an ein Vorbild zu sein hatte, zumindest bis zum Ende ihrer Ausbildung. Aber das würde er hinbekommen, ebenso wie die Doppelbelastung von normalem Dienst und Ausbildungseinheiten. So lange er die Möglichkeit hatte, hier rauszukommen und sich um Apolonia zu kümmern, würde er so ziemlich alles hinbekommen.
„Verstehe! Danke Optio Iunius Avianus!“ kommentierte er mit aufrichtiger Sympathie Avianus’ Ausführungen. Nun hieß es erstmal, den Kameraden die Neuigkeit taktvoll beizubringen. So ganz wohl war ihm bei der Vorstellung nicht, vor allem Hispos’ mögliche Reaktion bereitete ihm Bauchgrimmen. Am besten, er behielt die Beförderung zunächst mal für sich, aber wie lange würde das funktionieren? Doch höchstens bis zum Morgenappell. So ging’s nicht. Sie hatten ein Recht darauf, es zu erfahren. Er war immerhin Miles und allmählich auch stolz darauf, also gab es keinen Grund, nicht dazu zu stehen. Sich im Geiste bereits die passenden Worte zurecht legend, wurde er von der unerwarteten Frage des Optios hinterrücks angefallen. Schwimmen? Ein eiskalter Windstoß peitschte die warmen Wogen des Stolzes davon. Was sollte das jetzt? Wozu? Er hatte sich zu den CU gemeldet, nicht zur Classis! Der Optio schien die Frage ernst zu meinen. Nun, dann stand hier wohl eine Degradierung an, denn er würde nicht schwimmen. Obwohl er es konnte. Tatsächlich war Antias sogar ein verdammt guter Schwimmer, zu gut. „Schwimmen?“ fragte er sicherheitshalber noch mal nach, aber der Optio hatte der Frage offensichtlich nichts mehr hinzuzufügen. „Ja, Optio. Kann ich.“ antwortete er schließlich knapp und hoffte inständig, die Angelegenheit damit vom Tisch zu haben.
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Das Leben konnte verdammt schön sein, wenn einmal was nach Plan verlief… oder wenigstens einen Tag lang nichts in die Hose ging. Und der Germanicus konnte sogar schwimmen. Avianus konnte sich schöneres vorstellen, als Stunden mit einem seiner Soldaten in den Lagerthermen zu plantschen, Antias' Antwort hörte er also durchaus gerne.
"Dann haben wir schon mal ein Problem weniger", meinte Avianus und widmete sich mit einem leichten Lächeln der nächsten Tabula und dem kleinen Spachtel, der mit mindestens soviel Perfektion, wie die verschiedenen Listen und Notizen ins Wachs geritzt worden waren, selbige wieder löschte. Wenn er sich unnötige Arbeit aufhalste, dann machte er sie auch richtig, abgesehen davon hatte das gedankenverlorene Vor-Sich-Hin-Schaben des Optios vor dem Eintreten des Soldaten an Meditation gegrenzt. Jetzt hatte er natürlich noch immer einen Teil seiner Aufmerksamkeit Antias zu schenken.
"Ja… gut, dann werde ich sehen, ob wegen der Schwimmübungen noch etwas nötig ist. Gibt es noch irgendwelche Fragen oder Dinge, über die ich Bescheid wissen sollte?" – Wie etwa fragwürdige Ohnmachtsanfälle im Valetudinarium.
Ein letztes Mal sah er von seiner Beschäftigung auf. "Ansonsten kannst du wegtreten, Miles." -
Miles. Damit war Antias gemeint, oder? Zweifellos. Energisch schnellte er in Habachtstellung zurück. „Alles soweit verstanden, Optio! Keine weiteren Fragen!“ Das war glatt gelogen. Natürlich hatte er noch Fragen, einen Sack voll. Vor allem hätte ihn brennend interessiert, wann und wo er Ausgang beantragen konnte. Eingedenk der Tatsache, dass Fragen stets das Risiko von Gegenfragen in sich bargen zog er es allerdings vor, sich für’s erste als restlos informiert zu betrachten. Fortuna hatte sich für ihn wieder einmal schwer in’s Zeug gelegt, ihre Gunst noch weiter zu strapazieren wäre schierer Hybris gleichgekommen. Außerdem harrte ein verbogenes Scharnier und eine Barracke voll neugieriger Tirones seiner Zuwendung. „Tir ... Miles Germanicus wünscht einen angenehmen Abend, Optio!“ Nach einer schneidigen Ehrenbezeigung machte er auf dem Absatz kehrt und eilte von dannen.
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Zurück in der Baracke wurde er nicht wie befürchtet von sieben fragenden Augenpaaren empfangen, sondern platzte fast unbeachtet in eine ausgelassene Würfelrunde. Hispo, Fimbria und Marullus hockten mit roten Köpfen um Hispos Truhe herum, schwangen den Fritillus und blickten nur kurz auf als er die Tür etwas zu lautstark wieder schloss. Im Halbdunkel der hinteren Baracke lag Tutor dösend auf seiner Pritsche, der Rest des Contuberniums hatte sich vermutlich in die Lagerthermen verzogen. Antias konnte das nur recht sein, wenn es etwas gab, wozu er heute nicht mehr die geringste Lust verspürrte, dann waren das irgendwelche umständlichen Erklärungen. „Steigst du ein?“ fragte Fimbria ohne aufzusehen. Antias überlegte es sich kurz, verzichte dann aber. Das Scharnier reparierte sich schließlich nicht von alleine. „Später vielleicht, ich hab noch zu tun.“ Fimbrias kehliges Kichern wurde vernehmbar. „Hast du nicht.“ Doch, hatte er, und er war alles andere als unglücklich darüber. Mit einem tiefen Seufzer nahm Antias sich den Helm vor, fand aber nichts schadhaftes mehr daran. Das Scharnier der Buccula war wieder gerade wie ein Bolzen, dazu noch frisch geölt. Irritiert blickte er zu den Würfelspielern hinüber. Fimbria feixte vergnügt. „Eine Craticula, ein Holzklotz, vier Hammerschläge, keine Ursache. Und was war bei dir?“ Tja, was war bei ihm? So sicher war er sich da gar nicht. Antias ließ sich Zeit, den Helm wegzuräumen, trat dann schief lächelnd zu den Kameraden und beobachtete schweigend das Spiel. Den angesammelten Münzhaufen nach zu urteilen lief es für Hispo ausgesprochen gut, was seiner beschwingten Laune unschwer anzumerken war. Eine bessere Gelegenheit, ihm die neuen Tatsachen unterzujubeln, würde sich so schnell wohl nicht bieten. Antias atmete tief durch und ließ sich auf Hispos Pritsche nieder.
„Die haben mich befördert.“ Schallendes Gelächter, sogar der eigentümlich besorgt wirkende Marullus stieß ein paar keuchende Lacher aus. „Wohin?“ prustete Hispo. „Zum Miles.“ Marullus wurde schlagartig ernst, Fimbrias’ gutmütiges Lachen wich einem erstaunten Brummen, allein Hispo sah nicht auf. „Zu welchem? Hier gibt’s so viele davon.“ Mit nervösen Fingern fummelte er die Würfel in den Tonbecher, schüttelte, stürzte den Fritillus auf die Truhe, sammelte die Würfel wieder ein, schüttelte erneut und verhielt sich damit eindeutig nicht regelkonform. „Da muss irgendwo `n Nest sein.“ Die Würfel kullerten ein weiteres Mal über den Truhendeckel, wurden zusammengesammelt, eingebechert, durcheinander gewirbelt. Antias gönnte sich einen Moment der Erleichterung. Na schön, wenn Hispo es auf diese Weise verarbeiten wollte, um so besser. Hispo allerdings schien überhaupt nicht daran zu denken, irgendetwas zu verarbeiten.
„Praktisch. Dann brauchst du den Helm ja nicht mehr.“ knurrte er halblaut, ohne sein einsames Spiel zu unterbrechen. Antias kapierte zwar nicht, was das alles mit seinem Helm zu tun haben sollte, machte sich aber vorsichtshalber auf Ärger gefasst. „Was soll das heißen?“ „Naja, wer den Kopf so tief im Arsch des Optios hat, kriegt nie kalte Ohren.“ Aha, auf diese Ebene bewegte sie sich also zu. Fimbria starrte bedröppelt vor sich hin, Marullus verzog sich an die Pritsche seines reglosen Gefährten. „Du solltest doch wissen, wie sowas läuft.“ versuchte Antias sachlich der Situation Herr zu werden. „Der Optio hat mich nicht befördert.“ Hispo stopfte die Würfel in den Becher, dass er einen dabei vergaß, focht ihn offenbar nicht an. „Ah ja, der Praefectus also. Kennt ihr euch näher?“ Nein, er würde sich nicht provozieren lassen, schließlich hatte er von Hispo nichts anderes erwartet als diese für ihn typische bockige Gekränktheit. „Dives hat die Beförderung vorgeschlagen.“ Zum fünften Mal in Folge hämmerte Hispo den Fritillus auf den Deckel. „Ach, schau an. Der Optio, der Tribunus, der Praefectus ... mit einem einzigen Kopf in drei Ärschen gleichzeitig ... Respekt!“ Antias sprang auf. Wenn Hispo um’s Verrecken eine in die Fresse brauchte, dann konnte er das haben. „Was willst du, Hispo .. würfeln oder stänkern?“ brummte Fimbria um Deeskalation bemüht. Leider zu spät. „Wenn du mich so fragst!“ fauchte Hispo, knallte den Becher ein letztes Mal krachend auf die Truhe und erhob sich ebenfalls. „Und jetzt soll ich dich mit Miles anreden, oder?“ „Idiot. Hast du mich schon mal mit Tiro angeredet?“ „Hätt’ ich machen sollen, vielleicht wär’ dir das `ne positive Erwähnung bei deinem Optio wert gewesen!“ Nun kam auch Fimbria auf die Beine. Das Feuer in der Kochstelle knisterte friedlich vor sich hin, über ihnen knackten die Dachsparren leise im Abendwind, die drei Tirones glotzten sich an, als hätten sie sich noch nie zuvor gesehen. „Ach .. leckt mich doch.“ seufzte Antias schließlich, drehte sich um, riss die Tür auf und stapfte müde in die Dunkelheit hinaus.
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Die Nächte waren empfindlich kühl geworden, zumal für wütende Milites, die unbemäntelt durch die Dunkelheit stiefelten. Stunde um Stunde hatte Antias die Castra durchstreift, war von den Unterkünften an den Thermen vorbei zum Nordtor geschlappt, dann der Mauer entlang nach Westen durch die Gasse wo Apolonia und er sich geliebt hatten, schließlich nach Süden auf die Principalis und wieder ostwärts, bis ihm der Grund für seinen Zorn fast entfallen war. Hispos’ Reaktion war nicht viel anders ausgefallen als erwartet. Antias kannte seinen Freund zu gut, um nicht zu wissen, dass die gehässigen Anfeindungen nicht ihm gegolten hatten, sondern einem passiven Ehrgeiz entsprungen waren, der in keinem Verhältnis zu den tatsächlich erbrachten Leistungen stand. Hispo konnte ohne Frage sehr motiviert und pflichtbewusst sein, aber eben nur wenn er Lust dazu hatte. Im Grunde war er ein Hedonist. Und was war Antias selbst? So genau wollte er das gar nicht wissen.
Erst nach dem Wechsel zur zweiten Nachtwache kehrte Antias völlig durchgefroren in die Baracke zurück, eigentlich nur, um seinen Mantel zu holen. Die anheimelnde Stille, die sich der Unterkunft inzwischen bemächtigt hatte, verleitete ihn allerdings dazu, die Reste seiner Wut vollends hinunter zu schlucken. Das hier war schließlich auch seine Baracke, da stand seine Pritsche und was da unregelmäßig vor sich hin schnarchte, waren seine Kameraden. Leise schlich er zur Kochstelle, setzte sich mit dem Rücken zur verblieben Glut auf die halbhohe Umfassung und wärmte dankbar seine steifen Knochen. Von ganz hinten, dort wo die Zwillinge ihre Lager hatten, drang ein langgezogenes Stöhnen durch das Geschnarche. Antias spähte in die Dunkelheit, sah das leere Bett von Marullus und wandte sich grinsend wieder ab. Die zwei waren zu beneiden, die hatten wenigstens einander und mussten sich nicht zwischen Dienst und Liebe entscheiden. Gähnend starrte er in die pulsierende Glut. Wahrscheinlich wäre er dort auf der Mauer eingenickt, hätte ihn nicht plötzlich eine kalte Hand auf seiner Schulter hochschrecken lassen. Vor ihm stand der völlig bekleidete Marullus und zog ihn mit sorgenverzerrtem Gesicht in Richtung von Tutors Pritsche, wo das Stöhnen allmählich lauter wurde. In den hinteren Teil der Barracke vermochte der Lichtschimmer aus der Kochstelle kaum mehr vorzudringen, dennoch sah Antias auf den ersten Blick, dass es Tutor beschissen ging. Schweißgebadet hatte er sich auf seinem Lager zusammengekrümmt, hielt sich den Bauch und stöhnte rau zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. Neben seinem Kopf schimmerte eine breite Lache Erbrochenes. „Tutor?“ fragte Antias versuchsweise, erhielt aber nur ein schwaches Keuchen zur Antwort. „Was hat er gegessen?“ wandte er sich an Marullus. „Das gleiche wie ich.“ fistelte es ihm entgegen. „Was?“ „Das gleiche wie ich.“ Das war genau das Problem mit den Zwillingen, man verstand sie nur, wenn sie den Mund nicht aufmachten. „Wie lange geht das schon so?“ „Die ganze Zeit, aber jetzt is schlimmer.“ Antias verstand kein Wort, erinnerte sich aber daran, dass Tutor bereits am frühen Abend wie tot auf der Pritsche gelegen hatte. „Wie auch immer, er braucht einen Medicus, so schnell wie möglich.“ Marullus nickte zwar energisch, blickte dann aber nur hilflos auf seinen leidenden Gefährten. Antias seufzte. Noch ein Hedonist, der meint, alles würde sich schon von selbst erledigen. „Na los! Nimm die unteren Enden seiner Decke, wir bringen ihn in’s Valetudinarium.“ Endlich schien Marullus zu begreifen. Hektisch schnappte er sich die Wolldecke an Tutors Füßen., Antias packte das andere Ende. Vorsichtig schlugen sie die Decke ein und hoben Tutor hoch, was einen spitzen Schmerzensschrei zur Folge hatte, der das restliche Contubernium jäh aus dem Schlaf riss. „Was zum Iuppiter ..“ krächzte Hispo verschlafen aus der Dunkelheit. „Wir bringen Tutor in’s Lazarett.“ „Was .. um die Zeit?“ Antias hatte nicht den Nerv zu einer Entgegnung, trieb stattdessen lieber Marullus voran. „Los, die Tür .. aber sachte, wenn’s geht.“ Marullus hebelte mit dem Ellbogen die Barackentür auf, Tutor stöhnte noch einmal laut und begann sich wieder zu übergeben. Die Tirones sprangen geräuschvoll aus den Betten, Gemurmel wurde laut, Marullus und Antias eilten mit dem keuchenden und kotzenden Tutor in die Nacht hinaus, wieder ohne Mantel.
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Irgendwann während der Quarta Vigilia, in den bleischweren und hoffnungslos schwarzen Stunden, die dem Morgen vorangingen, kamen Antias und Marullus benommen in die Unterkunft gewankt. Alles schlief, nichts regte sich, sogar die Glut in der Kochstelle schien zu einem fahl leuchtenden rötliche Eisklumpen erstarrt. Mit einem seltsamen Gefühl der Taubheit in den Knochen griff Antias nach seinem Mantel, wickelte sich zitternd darin ein und ließ sich matt auf sein Lager fallen. Marullus schwebte kreidebleich an den Betten vorbei. Stumm blickte Antias der gespenstischen Gestalt hinterher, bis sie sich im Dunkel der hinteren Baracke aufgelöst hatte. Was hätte er sagen sollen? Nicht einmal annähernd konnte er sich vorstellen, wie es in Marullus aussehen mochte, dem in sich gekehrten Zwilling, der nun keiner mehr war. Tutor war gestorben, kaum eine Hora, nachdem sie ihn in’s Valetudinarium geschafft hatten. Noch auf dem Weg dorthin war er in einer fiebernden Ohnmacht versunken, die seinen verkrampften Zügen mit der Farbe von Schwefel überzogen hatte. Von blankem Entsetzen gepackt waren sie die letzten paar Perticae gerannt, hatten heran eilenden Sanitätssoldaten unzusammenhängende Sätze zugebrüllt und ihre leblose Last schließlich vorsichtig auf eine freie Pritsche gehievt. Da Marullus kein weiters Wort mehr zu entlocken gewesen war, hatten sowohl Sanitäter als auch ein rasch herbeigerufener Medicus Antias mit Fragen überschüttet, von denen er kaum mehr wusste, ob und wie er sie beantwortet hatte. Eine Vergiftung? Ein innere Verletzung bei den Waffenübungen? Kontakt mit kranken Menschen oder Tieren? Woher hätte er das alles wissen sollen? Er wusste nur eins: Wenn er am frühen Abend seine Zeit nicht mit dieser unseligen Streiterei verschwendet und seine Aufmerksamkeit gleich dem – in Nachhinein offensichtlich – kranken Kameraden zugewandt hätte, wäre Tutor vielleicht noch am Leben. Vielleicht. Ein spitzer Schnarcher von der Nebenpritsche riss ihn aus seinen Grübeleien. Wie würde es nun mit Marullus weitergehen? Wenn schon an Antias schwerste Gewissensbisse nagten, mit welcher brennenden Flut an Selbstvorwürfen mochten sich Marullus erst zerfleischen? Erschöpft stand Antias auf, tastete sich vorsichtig zum hinteren Teil der Baracke und fand Marullus’ Bett unberührt. Irritiert wandte er sich in Richtung der Barackentür. Hätte der Kamerad die Barracke unbemerkt wieder verlassen können? Gerade als Antias im Begriff war, auf die Tür zuzueilen, vernahm er ein leises Wimmern hnter sich in der Dunkelheit. Auf dem Lager Tutors hatte sich Marullus tief in die besudelte Strohculcitra gewühlt. Ein unkontrolliertes Zucken durchlief seinen Körper, begleitet von fast tonlosem Schluchzen. Antias schluckte ein paarmal trocken, bekam den faustgroßen Stein, der ihm in der Kehle saß aber nicht hinunter. Hier konnte er nicht helfen. Wieder nicht.
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Was für einen Schinderei, zumal wenn man den Weg nicht richtig kennt, dachte Frugi, während er wie ein Maultier bepackt aber jetzt etwas entnervt und auch erschlafft durch die Gassen der Castra wankte.
Das muss meine Unterkunft sein, meine Baracke, in der ich die nächsten Jahre verbringen werde, dachte er und schaffte es irgendwie die Tür zu öffnen. Danach ging alles ganz schnell, irgendwie kam der Octavier ins straucheln, torkelte weiter und landete schließlich bepackt wie er war, laut fluchend, auf das erst beste Bett.
Ohne Lärm und blaue Flecken lief sein Einzug also schon einmal nicht ab. Toll, dachte er, es kann ja fast nicht schlimmer kommen. Sich an den verschiedensten Körperstellen reibend, rappelte er sich hoch und schaute sich um. Betten und Truhen gab es, nur wo sollte er jetzt hin? Wo war sein Bett und wohin mit dem ganzen Krempel? -
Als Ferox bei den Baracken ankam, spähte er in die offenstehenden Türen hinein. In einem Raum stand ein junger Bursche recht hilflos dort herum, noch ein gutes Stück jünger als er selbst. Ein Berg von Ausrüstungsgegenständen lag neben ihm auf dem Bett. Ah, ein Neuling wie er!
"Salve", grüßte Ferox das Kerlchen. "Auch neu hier? Du hast dein Bett schon zugeteilt bekommen?"
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„Wie? Achso, ja, dass heißt nein“, erschrocken und auch fragend schaute Furgi den Fragenstellenden an. Als er sah, dass dieser auch mit all seinen neuen Habseligkeiten beladen war beruhigte er sich etwas. „Ja ich bin auch neu und nein ich habe noch kein Bett zugewiesen bekommen, dies hier war eine unfreiwillige Landung ….Ich dachte schon du wärst einer von den Befehlsgebenden.“ Erleichtert stellte der Octavier sein Gestammel richtig. Mehr zu sich selber fügte er noch hilflos hinzu. „Ich frag mich gerade, wo ich das hier alles unterbringen soll?“
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Ein dritter Mann betrat die Stube und betrachtete das vollgeramschte Bett. "Pupillus wird euch den Arsch aufreißen, wenn er das sieht", bemerkte er. "Der hat schon zwei Anschisse bekommen, weil sein Bett bei der Kontrolle nicht ordentlich war. Das erste Mal hatte einer die Tür offen gelassen und der Wind hat`s zerzaust, das zweite Mal hat sich einer drauf gesetzt. Jedes Mal hat Pupillus am nächsten Morgen die Betten des gesamten Contuberniums machen müssen. Wenn er das da sieht, wird er platzen."
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„Nun mal langsam, denkst du das hätte ich mit Absicht gemacht? Ich bin ganz einfach gestolpert, das bleibt ja auch nicht aus wenn man hier als Muli rumrennen muss.“ Sichtlich genervt begann Frugi seine Klamotten zusammen zu suchen.
„Kannst du mir denn wenigstens sagen wo mein Bett ist damit ich alles in Ordnung bringen kann?“ Noch nicht mal zum Luftholen kommt man hier, geschweige denn sich vorzustellen, maulte er in Gedanken und hoffte eine vernünftige Antwort zu bekommen. -
Gedankenverloren stapfte Antias die Baracken entlang. Es war ein eigenartiges Gefühl, nach der Wachablösung wieder zurück in der Castra zu sein, im Wissen, dass die Kameraden an den Toren eine anstrengende wahrscheinlich sogar gefährliche Nacht vor sich hatten. Unter normalen Umständen pflegte er den Wachdienst zu vergessen, kaum dass seine Einheit vom Tor abgerückt war. Nun aber fühlte er sich fast fahnenflüchtig. Natürlich waren die täglichen Waffenübungen unerlässlich, ebenso wie die Pflege der Ausrüstung und all die anderen Verrichtungen des üblichen Lageralltags, trotzdem bekam er die Lage am Tor nicht aus dem Kopf kam sich irgendwie mies vor.
Andererseits, versuchte er sich aufzumuntern, gab es da jemanden in der Kaserne, den es zur bestandenen Eignungsprüfung zu beglückwünschen galt. Selbstverständlich hatte Antias sich sofort nach dem Appell im Officium Conducendi nach dem Abschneiden des Probatus Nero Germanicus Ferox erkundigt und erfahren, dass es keine Probleme gegeben hatte. Und so stiefelte er jetzt stolzen Schrittes auf die Rekrutenunterkunft zu, klopfte einmal anstandshalber und trat ein. Noch ehe er Ferox im Halbunkel ausgemacht hatte, schlug ihm schon Gemäkel entgegen. Sich ein Grinsen verkneifend blökte Antias leutselig in die Runde.
„Salvete Tirones! Willkommen bei der Zwölften. Gibt es schon Probleme?“ -
"Antias! Die Götter haben dich geschickt!" Erleichtert grinste Ferox und ergänzte noch: "...Bruder", damit der Fleischklops, der meinte, Acht auf das Bettzeug des Pupillus geben zu müssen, gleich wusste, was Sache war. "Wir finden unsere Betten nicht." Gern hätte er Antias umarmt, aber der ganze Krempel, mit dem er beladen war, verhinderte dies.
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„Ihr findet WAS nicht?“ prustete Antias los. Allmählich hatten sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt. Leise lachend sah er sich um und entdeckte schließlich hinter Gebirgen von Ausrüstung das breit lächelnde Gesicht seines Bruders. „Man sollte doch meinen, dass hier genügend davon rumstehn’, oder?“ kicherte er gutmütig, ging auf Ferox zu und zog ihn stolz an seine Brust. „Gut gemacht, Bruder. Gratuliere.“ Dann wandte er sich wieder etwas gefasster zu den anderen Rekruten um. „Euch gratuliere ich natürlich ebenso. Wir brauchen hier gute Männer, und ihr seht aus wie gute Männer. War schon ein Optio hier?“
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Frugi staunte nicht schlecht bei der Bruderszene. Mit etwas neid schaute er auf die beiden Brüder, solch eine Untertütung hätte er auch brauchen können. Er hatte weder Eltern noch Geschwister und musste so lange er denken konnte mehr oder weniger alleine zurecht kommen. Einen Augenblick kam er sich überflüssig vor, doch der Miles schien ein gutmütiger Kerl zu sein und bezog ihn gleich mit ein. „Danke dir und nein ein Optio war noch nicht hier. Das mit dem Bett hier, war echt ein Missgeschick von mir, ich bring das wieder in Ordnung.“ Schnell begann er das Bett frei zuräumen und stapelte seine Ausrüstung an der nächsten Wand auf.
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„Mach dir deswegen keinen Kopf.“ lächelte Antias den jungen Rekruten an, der sich eilfertig bemühte, seine Sachen von der Pritsche zu räumen. „Betten sind genug da, ihr werdet euch schon einigen. Auf den Pritschen im hinteren Teil der Unterkunft hat man zwar seine Ruhe, kommt aber im Ernstfall als letzter aus der Barracke. Hier vorn hat man den kürzesten Weg nach draußen, ist aber auch der erste Arsch, in den ein wütender Optio bei einer Kontrolle seinen Stiefel gräbt. In der Mitte wird man von allen Seiten zugedünstet, bekommt aber auch die meiste Wärme von der Kochstelle ab. Macht einfach das beste draus.“
Antias blickte mit wissendem Grinsen auf die Ausrüstungshaufen. Der erste Tag war üblicherweise das reinste Chaos, wenn man nicht wusste, wohin mit all dem Plunder. Eigentlich war er ja nicht hergekommen, um Vorträge zu halten, die keiner hören wollte, andererseits wären die Tirones am Ende vielleicht froh, nicht die halbe Nacht hier ziellos herum räumen zu müssen, zudem hatte sich noch kein Optio blicken lassen. „Also gut, wenn es niemandem auf den Dotter geht, gebe ich euch eine durchaus gut gemeinte kleine Einweisung.“ Er wartete auf Widerspruch. Als keiner kam, begann er in ruhigem Ton. „Die Truhen sind für eure Klamotten, packt das nach unten, was ihr am seltensten braucht. Die Gestelle neben den Pritschen sind für Lorica, Helm, Beinschienen und Gladius. Eure Hastae stellt ihr am besten hier neben der Tür ordentlich zusammen, die Scuta aufrecht hinter die Betten. Von eurer Zuteilung an Töpfen, Pfannen und sonstigem Kochkram braucht ihr hier im Lager nur zwei Pfannen, einen Mahlstein und euere Patera. Alles andere könnt ihr in den Verschlag an der Rückseite der Baracke räumen. Vor allem, passt gut auf eure Ausrüstung auf, das Zeug ist sauteuer und wir müssen es selbst bezahlen.“
Abwartend machte er eine Pause, um das Gesagte wirken zu lassen und den Rekruten die Gelegenheit zu bieten, genervt das Gesicht zu verziehen. „Wenn ihr das alles erledigt habt..“ fuhr er schließlich schmunzelnd fort. „.. wird das hier ganz gemütlich, ihr werdet sehn. Ich werd mich einstweilen mal für euch schlau machen, ob es sonst noch irgendwelche Anweisungen gibt. Bis später.“ Nach einem aufmunternden Blick in die jungen Gesichter machte Antias auf dem Absatz kehrt und verließ die Unterkunft wieder. Er würde bei den Aufräumarbeiten ohnehin nur im Weg rumstehen und es galt erst einmal herauszufinden, ob die Tirones überhaupt die richtige Barracke erwischt hatte.
Pfeifend machte er sich auf den Weg zu den Offiziersquartieren. All die jungen Kerle, dachte er lächelnd, motiviert, neugierig und hungrig. Verrückt, wie die Zeit manchmal zu galoppieren schien.
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Während Antias erzählte und Frugi seine Ausrüstung an der Wand sortierte, erbarmte sich Ferox, das zerwurschtelte Bett des Pupillus wieder in Ordnung zu bringen. Sorgfältig faltete er die Wolldecke und strich darüber, um sie zu glätten. Jedoch blieben irgendwie immer Falten. Wahrscheinlich waren die Ränder zu straff gesäumt. Also er hätte das besser hinbekommen. Seine Fellfabrikate schlugen grundsätzlich nie Falten! ... zumindest fast nie.
"Sieht aus wie ein Gesicht", bemerkte Ferox und zeigte auf die Falten in der Decke. Mit spitzen Fingern faltete er noch eine herausgestreckte Zunge und freute sich darüber. Als Antias ihm erklärte, welch verhängnisvollen Schlafplatz sich Pupillus dort neben der Tür gesucht hatte, wischte er das Gesicht samt Anhängsel jedoch wieder fort. "Kein Wunder, dass Pupillus so auf Prass ist", erwiderte er und ersetzte das Gesicht durch ein Herzchen. Ein bisschen Nettigkeit würde dem gereizten Kameraden vielleicht gut tun - wenn er davon nicht ebenfalls explodierte.
Er perfektionierte das Kunstwerk, während Antias weiter sprach. "Die Hastae alle zusammen neben die Tür? Aber da verwechselt man sie doch ständig." Dann fiel ihm ein, dass das vielleicht gar nicht so unpraktisch war, denn so konnte keiner meckern, wenn er die Lanze mal nicht perfekt in Ordnung gebracht hatte. Immerhin war er ein Neuling, da konnte so etwas schon mal vorkommen und noch wusste er nicht, wie pingelig der zuständige Optio sein würde. "Wenn ich es mir recht überlege, macht es doch durchaus Sinn", berichtigte er nickend. Als Antias seinen Vortrag beendete, war Ferox gerade mit seinem Herzchen zufrieden. Sein Bruder eilte davon, wahrscheinlich hatte er noch viel zu tun und war wegen ihnen spät dran. "Ja, bis später, man sieht sich! Und danke!", rief erihm hinterher. Eines musste man Antias lassen, er war ein fleißiger Bursche, dass er sich zwischendurch noch Zeit für die Neulinge nahm.
Dann wandte Ferox sich an Frugi, der noch immer räumte und zuckte mit den Schultern. "Jetzt hat Antias uns so viel erklärt, aber das Wichtigste vergessen: er hat versäumt uns zu verraten, wo die Schnarcher und die Pupser liegen."
Der andere schien ein wenig verschüchtert zu sein. Kein Wunder bei all den neuen Eindrücken und dann auch noch einem Anraunzer vom Freund desjenigen, der direkt neben der Tür schlafen musste. "Ich heiße übrigens Ferox. Nero Germanicus Ferox." Er lächelte und streckte dem anderen die Hand hin.
Dann schlenderte er die Betten entlang und schaute, welche noch frei waren. Es handelte sich um Doppelstockbetten, deren Liegeflächen ineinander verschmolzen waren, so dass sich die eigentlichen Liegeplätze nur anhand des Bettzeuges identifizieren ließen. Manche machten sich hier ziemlich breit.
"Ich glaube, ich lege mich hier bei der Kochstelle mit hin", kommentierte Ferox und wies auf eine freie Stelle in der oberen Etage. "Da oben schaut der Optio hoffentlich nicht so genau hin wie in den unteren Betten. Außerdem ist an der Kochstelle immer was los und man kann sich gemütlich unterhalten, während man im Bett liegt."
Ja, Gemütlichkeit war etwas, das Ferox sehr schätzte. Es musste nicht luxuriös sein, im Gegenteil, ein wenig armselige Schmuddeligkeit fand er wohliger als sterilen auf hochglanz polierten Luxus. Gemütlichkeit stand bei ihm ganz oben auf der Prioritätenliste. So störte es ihn auch nicht, dass in dem Bett schon anderes Bettzeug lag. Selbst ein Schnarcher oder Pupser neben sich war besser, als ganz allein im hintersten Winkel zu versauern.
"Hier oben wäre noch ein weiteres Plätzchen frei", bemerkte er. "Allzu viel Platz nimmst du ja nicht weg." Schmunzelnd warf er einen Blick auf das Bürschelchen.
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