• "Dann ist ja gut. Bevor einer von euch Waffen zu sehen bekommt, üben wir erst einmal den waffenlosen Kampf"


    Ein leises Murren setzte ein, was nicht anders zu erwarten war.


    "Ruhe verdammt noch mal. Ein Freiwilliger, vortreten. ... nun, bei so vielen Meldungen muss ich wohl einen aussuchen. Du da, Wertila, du kommst doch aus aus dem Land der Tenkterer und bist mutig. Los, greif mich an."


    Der Angesprochene zögerte kurz, kam aber dann doch zügig auf Brigio zu.
    Er war nicht gerade klein, was ihm anscheinend gerade bewußt wurde, denn nun stürmte er auf Brigio zu.


    Brigio blieb ruhig stehen, bis sein Angreifer ihn fast erreichte, dann tauchte er zur Seite weg, packte den Oberarm von Wertila und drehte ihn so, daß dieser von seinem eigenen Schwung nach unten gerissen wurde und bäuchlings auf der Erde lag.


    Brigio half ihm auf und nach dem er wieder in seiner Reihe stand, wand sich Brigio an die Gruppe.


    "Wer kann mir sagen, welchen Fehler Wertila gemacht hat?"

  • Brigio war erfreut, daß sich gleich jemand traute zu antworten. Normalerweise blieben die Rekruten immer recht wortkarg und man musste ihnen jede Antwort aus der Nase ziehen.


    "Richtig Probatus. Er war zu ungestüm und ich konnte seinen Schwung zu seinen eigenen Ungunsten gegen ihn verwenden."


    Er wand sich kurz ab, hob dann aber leicht sein Kinn nach oben und bemerkte:


    "Da Probatus Septimus anscheinend besser über die Angriffstechnik Bescheid weiss, darf er als nächster sein Glück versuchen. Also, vortreten,"


    Das war zwar nicht ganz fair, aber die Übungsstunde war ja noch nicht zu Ende
    und früher oder später würde eh jeder seine Erfahrungen machen.

  • Lucius verdammte sich zwar für seine Antwort, doch scheute er keine Herausforderung. Er trat vor und machte sich bereit anzugreifen. Mit langsamen Schritten, die Augen ununterbrochen auf den Ausbilder gerichtet um auch die kleinste Bewegung zu registrieren und geballten Fäusten, mit denen er seinen Oberkörper deckte, bewegte er sich auf seinen Gegner zu.
    Als er ihn erreicht hatte, versuchte er mit gezielten Schlägen zu treffen und gleichzeitig vor Attacken wie der vorhin auf der Hut zu sein.

  • Septimus kam vorsichtig auf Brigio zu und versuchte ihn mit gezielten Schlägen zu treffen.
    Brigio wich einigen Schlägen aus, einige wehrte er mit den Unterarmen ab.
    Schließlich ging er selbst zum Angriff über und schlug in schneller Folge in Richtung Kopf und Leib.
    Septimus wehrte gut ab, aber Brigio wollte das ganze nicht zum langweiligen Faustkampf verkommen lassen.
    Also brach er das ganze ab und sagte.


    "Gut gemacht , Septimus. Ihr anderen habt gesehen, das es vorteilhafter sein kann, erst einmal vorsichtig ranzugehen. Da ihr im Kampf aber in der Regel nicht Mann gegen Mann, sondern aus einer Linie oder Formation heraus kämpft, üben wir nun diese Situation."


    "Septimus, zurück ins Glied. Bildet 2 Gruppen und stellt euch gegenüber auf. Gruppe 1 steht in Linie, Gruppe 2 in loser Aufstellung. Abite."

  • Cupidus hatte heute einen kurzen Besuch bei den neuen Probati angekündigt, als er auf dem Platz auftauchte, waren die Männer schon mit Brigio beim Ringen angekommen. Er stand eine Zeitlang am Rande des Platzes und sah bei den Übungen zu.

  • Iunia Narcissa hatte das halbwegs gute Wetter freudig bemerkt und sich dann nach draußen begeben, wie immer gefolgt von Phila. Hier im Castellum achtete Narcissa - wie eigentlich überall - sehr auf ihre Kleidung mied alle Farben und Kleidungsstücke, die sie wie eine Lupa aussehen lassen würde und bevorzugte wiederum dunkle Kleidung, wie in ihrer Heimat in Achaia. Ihr Spaziergang führte sie schnell zum Übungsplatz, der nah am Praetorium lag und die gelegentlichen Geräusche zeigten ihr, dass dort geübt wurde. Die Aussicht den Männern zuzusehen war der gelangweilten Römerin nur Recht, wobei sie irgendwie doch den Sommer herbeisehnte.


    Doch sie war nicht die einzige, die zusah und so gesellte sie sich zu Cupidus, den sie ja bereits kannte. "Salve" begrüßte sie ihn und lächelte ihm freundlich zu "wie ich feststelle, bin ich nicht die einzige die den Männern auf die Finger schaut." sagte sie mit einem Lächeln.

  • Gerade wollte Cupidus einschreiten, als sich ihn eine vertraute Stimme begrüßte. Er wandte sich um und sah die Verlobte des Präfekten, ihre Sklavin im Schlepptau, vor sich stehen und lächeln.
    Wieder hatte er ein komisches Gefühl, sah nach links und rechts, ob die Probati sich auch auf ihre Übungen konzentrierten, diese schienen jedoch nichts bemerkt zu haben.
    Er lächelte zurück. "Nur gilt mein Interesse rein ihrer Kraft und ihrer Ausdauer", meinte er mit neckischem Grinsen auf den Lippen. Welche Frau fühlte sich schließlich nicht wohl in der Gegenwart von nahezu 500 Männern.
    "Das hier sind die neuen Probati, sie leisten hier ihre Grundausbildung ab und trainieren täglich. Und wenn nicht, helfe ich nach". Er zeigte auf Brigio, der die Neuen in zwei Linien aufstellte. "Das ist Brigio, er ist einer meiner Duplicarii und übernimmt einen großen Teil der Ausbildung. Du hast Glück, heute ist der waffenlose Kampf an der Reihe", sagte er, während er über die Männer zeigte.

  • Mit einem Stück Papyrus in der Hand näherte sich Merowech Cupidus. Er sah, dass der Decurios mit der Zukünftigen des Kommandanten im Gespräch war. Trotzdem näherte er sich und sprach, nachdem er salutiert hatte: "Verzeih die Störung Decurio, hier ist die Aufstellung und aktuelle Stärke unserer Turma."


    Dann übergab er dem Decurio das Schriftstück.


    Die aktuelle Aufstellung der Turma I beträgt 32 kampfbereite Equites, 2 Duplicarii und einen Decurio. Für jeden Mann stehen zwei Pferde bereit.

  • Rein ihrer Kraft und Ausdauer? Er neckte sie und Narcissa grinste zurück. Kraft und Ausdauer waren eine gute Kombination und sicherlich nicht nur im Kampf nützlich. Oder nannte man es dann einfach ein anderes Schlachtfeld? Narcissa kicherte leicht und und blickte dann von Cupidus weg und zu den trainierenden Männern. Wieder dachte sie daran, dass ihr der Sommer jetzt weitaus lieber gewesen wäre, doch der würde ja noch kommen und wenn Silanus sie bis dahin nicht wieder weggeschickt hatte, dann hätte sie noch die Gelegenheit sich die Männer genauer anzusehen. Sie war fast ein wenig eingeschnappt, dass sich diese nicht an ihrer Anwesenheit störten, sondern fleißig und konzentriert weiter übten.


    Daher lauschte sie erstmal den Ausführungen und besah sich diesen Brigio, der die Männer anlernte. Dann trat Merowech zu ihnen, den sie mit einem Lächeln begrüßte. Sie hatten sich auch schon mal getroffen und unterhalten und sie mochte seine Art, es war leicht sich mit ihm zu unterhalten. Nicht so wie mit Silanus.

  • Cupidus nahm das Schriftstück entgegen und überflog die wenigen Zeilen kurz. Die Turma hatte volle Kampfstärke, das war sehr gut. Er nickte Merowech zu. "Sehr gut, dann wären wir wieder auf dem Laufenden. Bereite für heute Mittag den Trainingsplatz vor, wir werden mit den Probati mit den Schwertübungen beginnen. Das übliche, Übungsspathae und -parmae," befahl er anerkennend und wandte sich dann wieder an Iunia Narcissa.


    "Verzeih meine Neugier, Herrin, aber hattest du eine angenehme Reise von Rom hier her?" Interessiert blickte er sie an. Er war nie weiter als bis nach Bonna gekommen, Italia hatte er nie gesehen.

  • Merowech war leider schneller wieder weg als man hätte "Pferdekacke" sagen können, doch immerhin war Cupidus grade in Redelaune und somit der perfekte Gesprächspartner.


    "Nein, ganz und gar nicht. Die Reise war lang und es ist sehr kalt in Germania, daran werde ich mich nie gewöhnen. Außerdem hasse ich das Meer und die Wellen, ich überstehe keine Seereise ohne, dass mir schlecht wird. Teilweise tagelang." Narcissa mochte das Meer wirklich nicht, jedenfalls nicht, darauf zu sein. Und die Hierherreise war auch auf dem Festland nicht besser verlaufen. "Vom Hafen in Mogontiacum sind wir dann hier her geritten oder besser gesagt, ich musste im Wagen reisen. Dabei kann ich sogar reiten. Aber man sagte mir das sei zu gefährlich und daher war es doch sehr ermüdend und langweilig. Ich bin froh, es hinter mir zu haben."

  • Cupidus versuchte sich das Meer vorzustellen, unglücklicherweise gelang es ihm nicht. Konnte es überhaupt ein Gewässer geben, das größer war als der Rhenus?
    "Nun, da hat man sicher recht gehabt. Die Gegend hier ist zwar sehr ruhig, aber man kann nicht vorsichtig genug sein... Obwohl wir schon seit über einem Jahr keine Berichte mehr über Banditen oder ähnliches erhalten haben."Er sah den Probati zu, die sich nun gegenüberstanden und auf das Zeichen zum loslegen warteten.


    "Was für ein Mann ist dein Verlobter? Ich habe ihn bereits kennen gelernt und er scheint etwas vom Militär zu verstehen, habe ich recht?"

  • "Nun ja, auf dem Pferderücken hätte ich wenigstens mehr Möglichekiten mich in Sicherheit zu bringen, als in einem Wagen eingesperrt und nur mit zehn Soldaten drum herum. Während mein Verlobter lieber dem Statthalter Honig um den Bart schmiert und seine Ernennung ohne meine Anwesenheit vollzieh."


    Narcissa schnaufte resigniert und beobachtete ebenfalls die Männer, die ihre Aufstellung verändert hatten und dachte darüber nach - nur kurz - ob sie hier vielleicht zu offen sprach und sie lieber nicht zeigen sollte, wie wenig sie von Silanus hielt. Aber dafür war es jetzt zu spät und sie blickte einmal in das Profil von Cupidus. Ob sie damit Silanus Autorität untergrub? Wenn sie ihn schlecht redete? Wahrscheinlich. Aber das kümmerte sie herzlich wenig.


    "Ich kenne ihn nicht viel besser als du ihn, würde ich sagen. Mein Vater schickte mich vor ungefähr einen Monat auf den Weg nach Rom, wo ich Iunius Silanus das erste Mal begegnet bin. Wir sind dann eigentlich sofort hierher gereist." Narcissa schnaufte noch einmal. "Ich denke schon, dass er etwas vom Militär versteht, er macht auf mich einen sehr ehrlichen und regeltreuen Eindruck." Etwas, dass sie nicht immer unbedingt als positiv erachtete. Ihm fehlte die Härte und Konsequenz eine Armee zu führen, fand sie, denn er kam ja noch nicht mal mit ihren Launen zurecht. Wie sollte er sich bei über 500 Mann durchsetzen, wenn ihm schon die eigene Verlobte auf der Nase rumtanzte?!?

  • Cupidus musste bei ihrer Erzählung der Anreise lachen. Manche hochgestellten Beamte oder ähnliches bekamen noch weniger Mann als Eskorte mit, der eine oder andere war sogar schon unter die Räuber gefallen.
    "Du interessierst dich für das Militär und bist sauer, weil du bei der Ernennung nicht dabei warst? Nun, verpasst hast du nicht viel, die üblichen Ansprachen, wie sie alle Kommandeure halten. Wir Soldaten sind da eher praktisch veranlagt und werden dann sehen, ob die Taten halten, was die Worte versprechen", meinte er. Damit war die Klippe umschifft und er hatte nicht an seinem Vorgesetzten herumgenörgelt.


    Der empörte Unterton in Narcissas Stimme blieb ihm nicht verborgen und er wandte den Kopf. Ein kurzer Blick in ihr Gesicht offenbarte ihre Antipathie ihrem Verlobten gegenüber doch deutlich.
    "So ist es aber doch Brauch bei euch Römern, oder? Werdet ihr nicht schon früh verheiratet ohne Mitspracherecht? Das erzählen zumindest einige der Kameraden."

  • Brigio hatte am Rande mitbekomme, daß sie einige Besucher hatten. Er salutierte kurz Cupidus zu und da dieser sich gleich wieder mit einer Frau unterhielt, die zum Kreis des Kommandanten gehörte, wand er sich wieder den Probati zu.


    "Gruppe 1 stellen römische Truppen dar. Ihr steht dicht, Schulter an Schulter, in zwei Reihen.
    "Gruppe zwei, ihr seid Germanen und versucht die feindliche Linien zu durchbrechen. Ich stelle mich zehn Schritte hinter den Linien auf, ihr versucht mich zu erreichen."
    Im vorbeigehen raunte er den "Römern" zu: "Wenn auch nur ein Mann aus Gruppe zwei bis zu mir kommt, könnt ihr für den Rest eurer Ausbildungszeit Latrinen säubern. Verstanden?"


    Dann stellte er sich auf seinen Platz und gab das Kommando zum Angriff.

  • Narcissa grinste Cupidus offen an. "Römische Frauen sind nicht sauer. Wir sind höchstens ... missgestimmt. Aber richtig sauer, nein, sowas gehört sich nicht." Wobei sie sich in diesem Fall nicht wirklich darum kümmerte, wenn sie erstmal richtig wütend war, dann musste dieses Gefühl auch ausgelebt werden. Aber sie war nicht sauer gewesen, eher eingeschnappt und beleidigt. Was allerdings ihre Laune genauso beeinflußte und für alle Anwesenden genauso unaustehlich werden konnte. Was sogar beabsichtigt war. Jedenfalls was ihren Verlobten anbelangte.



    "Ja, da bist du richtig informiert worden. Eine römische Frau untersteht ihrem Vater, der sie verheiratet und somit untersteht sie dann ihrem Mann. Oder sie untersteht weiterhin ihrem Vater. Es gibt diese zwei Sorten von Ehe im römischen Reich, obwohl letzteres mittlerweile üblicher ist. Die Frau behält also ihren Familiennamen und kann, im Falle einer Scheidung, wieder zu ihrer Familie zurück. Als Witwe, zum Beispiel, wäre man allerdings frei und könnte selbst bestimmen, ob und wenn ja, wen, man heiratet." Soviel dazu. Silanus konnte nur hoffen, dass Narcissa nicht auf dumme Gedanken kam. Natürlich würde sie niemals zu solch drastischen Maßnahmen greifen, aber sie wäre sicherlich nicht die Erste.

  • Cupidus löste seinen Kinnriemen und zog den Helm vom Kopf, es wurde langsam warm in der Frühlingssonne.
    "Missgestimmt? Ach ja, da gibt es ja noch die feine römische Gesellschaft," meinte er grinsend. Er hatte sich oft gefragt, ob diese Damen auch toben konnten, außer Haus benahmen sie sich immer vorbildlich.
    Cupidus nickte zu ihren Ausführungen. "Nun, auch bei uns Germanen ist es ähnlich, meist werden Frauen verheiratet, weil es Stammesfehden zu schlichten gilt oder eine engere Zusammenschweißung der Stämme in die Wege zu leiten... Aber diese Sitten sind schon etwas rauher als bei euch Römern", plauderte er. Hoffentlich konnte er ihr den Aufenthalt hier etwas erträglich gestalten.

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