• Ein Gewürz? Ich runzelte die Brauen. Was für eine Nichtigkeit!


    "Hat er sich daran die Zunge verbrannt?", fragte ich belustigt und schüttelte mit dem Kopf. Dann erst fiel mir ihre veränderte Art auf und ich bereute meine Worte. Ungeschickt im Entschuldigen, lenkte ich einfach ab, denn wir kamen gerade an der Hausbücherei vorbei. Ich öffnete die Tür.


    "Das hier ist die Bibliothek oder auch das Studierzimmer des Paters der Aurelier. Jetzt ist es leer. Sonst ist es nicht empfehlenswert, es zu betreten."


    "Wie hat er reagiert?", fragte ich als wir weitergingen nun doch neugierig.

  • Ich schaute in die Bibliothek. Ich konnte nicht gut lesen, aber ein wenig schon. Als er fragte, wie er reagiert hatte, schwieg ich eine Weile. Erst als wir das Zimmer wieder verliessen antwortete ich.
    "25 Peitschenhiebe und eine Woche eingesperrt in Eisen und nur Wasser."
    Ich war angesichst der Erinnerung etwas blass um die Nase geworden. Ich konnte mir den folgenden Satz nicht verkneifen.
    "Er war ein tyrannischer Despot."
    Dann sah ich ihn etwas erschrocken an. Oh weh, hatte ich jetzt zu viel gesagt?

  • Ich ignorierte ihren angstvollen Blick, aber von nun an würde ich sie Rehkitz nennen. Der Name war einfach treffend.


    "Einen Despoten wirst du weder hier noch in der Villa Aurelia in Rom antreffen. Sei unbesorgt! Nun ja, manchmal bin ich etwas ruppig, aber vielleicht schaffst du es ja, mich etwas gnädiger zu stimmen."


    Ich versuchte ihr, mit dem Scherz über ihre Unsichrheit zu helfen. Wie konnte man nur so verschreckt sein? Ich war selbst einmal Sklave gewesen, aber meinen Stolz und meine Stärke verlor ich dabei nie.


    Wir kamen zurück zur Empfangshalle und durchquerten sie. Nebenan blieb ich stehen und wies auf eine Tür.


    "Hier ist das kleine Atrium.. Vor kurzem war hier noch Antoninus aufgebahrt. Er war ein Bruder deines Herrn."

  • Ich wagte nicht zu fragen, deshalb schwieg ich nur und hörte zu. Als er von dem Antonius sprach, sah ich hin und fragte leise:
    "Wie starb er?"

  • Oh, ein herrliches Bad. Irgendwo in meinem Kopf spukten Bilder vom Schwimmen im Meer und für kurze Zeit leuchteten meine Augen, aber dann war ich wieder die, die ich seit damals war.
    Zum Thema Freitod und Helfer schwieg ich lieber.
    "Wer ist Deandra?"

  • "Deandra ist die Herrin dieses Hauses, Schwester von Commodus und Antoninus und - nun, wie soll ich sagen - bevorzugte Dame des Paters der Aurelier, Sophus."


    Ich machte mir meine eigenen Gedanken zu diesem Thema. Niemandem teilte ich diese mit.


    "Hier jedenfalls ist das große Triclinium. Es gibt auch noch ein kleines. Die Küche und vielleicht auch das angrenzende Gestüt zeige ich dir morgen."


    Ich schaute sie an. Irgendwie gefiel mir der Umgang mit ihr. Ich würde sie wiedertreffen, das stand fest.


    "Für heute machen wir Schluß. Ich habe noch etwas zu erledigen. Also, bis dann morgen."


    Ich schenkte ihr eines meiner wirklich seltenen Lächeln.



    edit: Tippfehler. Tjo, und gleich noch einer.

  • Ich erwiderte sein Lächeln schüchtern.
    "Ich danke Dir."
    Ich sah mich kurz um.
    "Um zu den Quartieren zu kommen, kann ich auch da lang gehen?"
    Ich deutete in eine Richtung.
    "Und an wen muss ich mich wegen meinen Aufgaben wenden? Gibt es hier einen Aufseher, der alles koordiniert?"
    Bei dem Gedanken an den "Aufseher" meines vorherigen Herren wurd mir etwas mulmig. Ob ich hier auch mit so jemanden rechnen musste?

  • „In der Villa Pellacia sehe ich nach dem Rechten“, antwortete ich ihr. „Ob ich dabei aufsehe oder herab, hängt von dem jeweiligen Menschen ab“, scherzte ich.
    In Wirklichkeit sah ich zu niemandem auf, aber ich konnte auch nicht anders als sie in dieser Sache aufzuziehen.


    "Bis vor kurzem weilte noch Parisaa hier und ansonsten auch Eirene - hin und wieder. Derzeit musst du dein Zimmer mit niemandem teilen", erklärte ich kurz. „Ich bringe dich am besten zurück, damit du dich nicht verläufst“, sagte ich gönnerhaft.
    Schon wieder rang sie mir ein Lächeln ab. Sie hatte etwas Zerbrechliches an sich und weckte meinen Beschützerinstinkt.


    Schweigsam begleitete ich sie zu ihrem Zimmer.

  • Ich sah mich um, ob ich Cadior entdecken könnte und hing, da er noch nicht da war, ein wenig meinen Gedanken nach. Die an meine Vergangenheit hatte ich bereits wieder in die hintere Ecke geschoben. Sie waren nur störend und das konnte ich nicht brauchen. Dafür dachte ich an das hübsche Fohlen heute morgen, mit dem ich ein wenig hatte schmusen dürfen. Es war so süß gewesen und ich war Cadior dankbar, das ich es hatte sehen und streicheln dürfen.

  • Es brauchte seine Zeit, bis die Pferde vor der Biga eingespannt waren. Als das erledigt war, ließ ich sie zur Villa traben. Schon von weitem entdeckte ich Mia davor. Sie war pünktlich. Eine äußerst sympathische Eigenschaft, die nicht jede Frau besaß.


    Ich stoppte das Gespann und hielt ihr die Hand zum Einsteigen hin.

  • Ich nahm die Hand etwas überrascht und zunächst zögernd, liess mich aber dann von ihr beim Einsteigen geleiten.
    "Danke schön," sagte ich leise.

  • Ein leichtes Schmunzeln legte sich bei seinen Worten auf meine Lippen und doch war in den folgenden Worten ein klein wenig bitter.
    "Sklaven gegenüber gewiss nicht, nein."

  • Persönlich enttäuscht und vom Tag geschafft kamen Cadior und ich spät in der Villa an. Ich hatte mich entschlossen, hier zu übernachten und würde am frühen Morgen mit Cadior nach Rom zurückfahren. Schließlich mussten die Ludi Cereris weitergehen. Ich musste Moderieren und Cadior würde im Finallauf starten.


    In der Villa Aurelia hatte ich es aber nicht mehr ausgehalten.

  • Die Nacht verlief miserabel. An Schlaf war nicht zu denken und dementsprechend fühlte ich mich auch beim Aufstehen. Heute würde der Finallauf der Ludi Cereris stattfinden, aber meine Gedanken waren überall nur nicht dort. Nein, überall waren sie nicht, sie weilten bei Mia.


    Nach einem knappen Frühstück, weder Deandra noch ich hatten Appetit, machten wir uns auf den Weg zurück nach Rom. Ich setzte Deandra beim Circus Maximus ab und einer spontanen Eingabe folgend, trieb ich die Pferde zu starkem Galopp an. Ich wollte noch etwas erledigen ...

  • Ich erreichte in Begleitung meines Cousins Sarmaticus die Villa und ließ uns erst einmal etwas zu trinken bringen. Bequem ließ ich mich auf einem der Stühle nieder und gab den hier verbleibenden Sklaven meine Anweisungen.


    "Die Villa wird nie unbeaufsichtigt gelassen. Einkäufe und ähnliche Besorgungen sind untereinander abzustimmen. Ein gewisser Vorrat an Speisen und Getränken ist stets vorrätig zu halten. Unerwartete Besucher sollen ausreichend Bewirtung vorfinden. Des Weiteren sind die komplette Villa und der Garten auf das Gewissenhafteste reinlich zu halten. Wenn hier irgendetwas während meiner Abwesenheit verschlampt, wird das Folgen für den Betreffenden haben. Von Zeit zu Zeit werde ich hier nach dem Rechten sehen.


    Zusätzlich ist der Minimalbestand des Gestüts zu beaufsichtigen und entsprechend zu versorgen. Sollten sich Kaufinteressierte hier melden, möchte ich in Mantua davon unterrichtet werden. Der Gestütswärter hat ansonsten freie Hand und ist berechtigt, in meinem Auftrag zu handeln. Ist das alles klar gewesen?“


    „Es wird so geschehen, Herrin.“


    „Gut!“ Ich wandte mich wieder Sarmaticus zu. „Möchtest du vor der Reise noch etwas essen?“

  • "Die Reise ist lang und nicht eben angenehm. Ich möchte dich ja zu nichts zwingen, aber ein paar Happen würde ich dir schon ans Herz legen. Du wirst mir im Nachhinein sicher dankbar sein. Hm?"


    Mit großen, fragenden Augen sah ich meinen Cousin an.

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