• Zurück zu Samira, das wird noch lustig. Als ich sie fand setzte ich mein bösestes Gesicht auf, stampfte auf sie zu (um sie einzuschüchtern und damit sie mir zuhören würde). Dann sagte ich mit ruhiger aber deutlicher Stimme:


    „1. es tut mir leid das ich mich so schlecht und rüpelhaft verhalten habe. Vor allem der Schuppser war nicht nett, für den möchte ich mich am deutlichsten entschuldigen!
    2. die Herrin benötigt eine Sklavin die ihr beim Ankleiden hilft.
    3. die Herrin sagte das du mir ein Stück Seife geben sollst, ich die Wäsche trage, während wir gemeinsam zum Tiber gehen, du die Wäsche machst und ich mich selber waschen soll, denn wie du sicherlich festgestellt hast, ist es nötig, wofür ich mich auch entschuldige. Die Herrin sagte außerdem das du mir neue Kleidung geben sollst. Gibt es überhaupt irgendwas in meiner Größe?
    4. In meinem Dorf ist es üblich das jemand ein Wildschwein jagen geht wenn er sich entschuldigt. Damit macht er deutlich das es ihm ernst ist. Wo kann ich hier jagen und gibt es hier überhaupt Wildschweine und nimmst du diese Entschuldigung überhaupt an?“

  • Mein neuer Sklave war kreativ, das beeindruckte mich. Ich hatte ihn bisher vollkommen unterschätzt. Ab sofort würde ich ihn nicht für niedere Dienstleistungen einsetzen, dafür standen genügend andere Sklaven im Dienst der Aurelier. Würde es einmal gelten, Verantwortung zu tragen, dann wollte ich mich an ihn erinnern, nur... sein Äußeres passte dann nicht zu diesen Aufgaben.
    Während ich den Schwamm entgegennahm, grübelte ich, wie ich es am besten passend bekommen könnte. Bei seinem Äußeren war ich geneigt, ihn von Kontakten mit anderen Römern fernzuhalten. Seinen Fähigkeiten nach zu urteilen, konnte ich ihn sehr wohl für wichtigere Dienste einsetzen.


    „Assindius? Ich möchte dich sprechen, nachdem du dich gewaschen und neu angekleidet hast. Lass dir von Samira Sachen geben.“

  • Als ich Assindius kommen sah, beschlich mich ein sehr ungutes Gefühl. Sein Gesicht ließ nichts Gutes ahnen. Am liebsten wäre ich fortgelaufen. Aber wo sollte ich auch groß hin? Also blieb ich stehen und spielte nervös an dem Lederbändchen meiner Tunika. Ansehen mochte ich ihn jedenfalls nicht.


    Komisch, seine Worte passten gar nicht zu seinem Auftreten und so schaute ich ihn verwundert an, als er sprach. Als ich dann auch noch das Wort Entschuldigung hörte, lächelte ich und sah nun aus einem anderen Grund kurz weg. Solche Angebote hatte ich noch nie erhalten.


    Stumm nickte ich, als er von den Wünschen der Herrin berichtete.


    „Ein Wildschwein?“ Ich sah auf. Mir war nicht bekannt, dass es in Ostia Wildschweine geben könnte. „Wenn du warten möchtest, bis wir in Mantua sind, gern nehme ich dann deine Entschuldigung an. In den Wäldern Norditaliens gibt es sicher solcherlei Tiere.“


    Ich lächelte, dann wandte ich mich ab und ging meiner Herrin beim Ankleiden helfen. Assindius würde wohl so lange warten müssen.

  • Leone betrat die Villa und verlangte sofort die Herrin zu sprechen. Als er hörte, dass sie derzeit nicht verfügbar war, gab er einer Sklavin den Auftrag, ihr auszurichten, dass sie in Rom vor Gericht geladen war, um eine Zeugenaussage zu machen.

  • Ich betrat den Baderaum und reichte meiner Herrin sofort die Tücher zum Abtrocknen. Während ich ihr beim Ankleiden und Frisieren half, berichtete ich von den Neuigkeiten.


    „Herrin, Leone traf soeben aus Rom ein und brachte die Nachricht, dass du eine Ladung vor Gericht erhalten hast, in der du zu einer Zeugenaussage bestellt bist."

  • Wohlig kuschelte ich mich in die weichen Tücher. Frisch gebadet fühlte man sich doch gleich wie neu geboren. Wenig begeistert folgte ich Samiras Auskünften.


    „Puh, ein Gerichtstermin. Das passt mir eigentlich gar nicht in dem Kram. Tja, das hat man nun davon, wenn man sich auf dem Forum herumtreibt.“


    Seufzend ließ ich das Herumgezuppel an meiner Tunika über mich ergehen. Anschließend steckte mir Samira die Haare wieder hoch. Als ich fertig zurechtgemacht war, begab ich mich ins Atrium.


    „Assindius?“


    Ich musste nun alles neu planen.

  • Als Samira den Raum verließ viel mir ein riesiger Felsen vom Herzen und ich atmete erstmal tief durch und setzte michauf den Boden. Sie hatte die Entschuldigung angenommen. Nach Mantua sollten doch die Fohlen für die ich die Wagen umgebaut hatte. Die Herrin sagte ja das sie viel unterwegs sei. Das konnte also nicht mehr lange dauern.


    Die Herrin rief. Au Mann, es war also soweit. Ihre Stimme kam aus dem Atrium und ich ging hinein, blieb aber mehrere Schritte entfernt.


    Herrin Ihr habt gerufen? Verzeit bitte das ich nicht näher trete, aber ich bin noch nicht gewaschen.“


    Da stand ja Leone mit dem ich zusammen gekauft wurde. Ich nickte zu ihm rüber um ihn zu begrüßen. Moment mal, was macht der eigentlich hier, dachte ich, werde ich schon ersetzt?

  • Ich war zufrieden, dass mein Sklave Assindius immer sehr schnell reagierte und mich nie lange warten ließ. Mit einem Lächeln begrüßte ich ihn. Ja, ich wusste, ich war immer viel zu nett zu den Sklaven, aber mitunter waren es die Herren der Familie nicht und so war meine Freundlichkeit ein guter Ausgleich dazu.
    Leone stand auch noch im Atrium bereit. Das passte bestens.


    „Assindius, Leone, unvorhergesehene Ereignisse haben meine Pläne auf den Kopf gestellt. Ich muss zurück nach Rom, während die Fohlen mit den Stuten unbedingt und umgehend nach Mantua in das Hauptgestüt umsiedeln müssen. Folgendes…“


    Nachdenklich lief ich im Atrium hin und her, weil ich nicht wusste, ob ich den neuen Sklaven schon so viel Vertrauen entgegenbringen konnte. Aber im Grunde blieb mir keine andere Wahl. Ich hielt inne und sah die Sklaven an.


    „Leone, du begibst dich umgehend in das Gestüt und lädst die Mutterstuten mit den Fohlen auf. Aber mit Vorsicht und Umsicht dabei handeln, wenn ich bitten darf!


    Assindius, du begibst dich – wie besprochen – zunächst mit Samira zum Tiber. Du weißt weswegen. Wenn ihr das alles erledigt habt, sehe ich euch beide wieder hier. Dann werde ich euch einen Auftrag erteilen. Ein Gespräch, Assindius, zwischen uns steht noch aus. Das müssen wir wohl in Mantua nachholen. So, nun geht eurer Arbeit nach.“

  • Ja Herrin, wie Ihr wünscht.“


    Ich ging kurz zu Leone und sagte ihm wo ich die Wagen hingestellt hatte, auf welche die Pferde verladen werden sollten.


    Dann ging ich zu Samira, nahm die Wäsche entgegen und fragte sie:


    „Bist du soweit, können wir zum Tiber gehen? Die Herrin sagte das sie uns im Anschluss einen Auftrag geben will, standest du vorhin auch im Atrium als sie dies sagte, ich hatte nicht aufgepasst?

  • "Sehr wohl, Herrin. Ich werde beim Beladen umsichtig sein."


    Leone dankte für die Hinweise von Assindius und ging dann sofort zu den Stallungen.

  • "Nein, ich war nicht hier. Ich habe dir eine Tunika gesucht und zum Glück auch noch eine gefunden. Die Römer sind im Allgemeinen kleiner als die Germanen. Etwas Passendes zu finden, ist nicht leicht, nicht einmal auf dem Markt.“


    Ich gab Assindius die Tunika und zugleich ein Stück Seife.


    "Die Wäsche steht im Hauswirtschaftsteil der Villa. Den Gang entlang.“


    Mein Arm wies in Richtung eines schmalen Ganges, der vom Atrium aus zur Küche und wenig später zu den Sklavenunterkünften führte. Ich lächelte, weil ich an das Wildschwein denken musste. Was werden wohl die Herrschaften dazu sagen?


    "Meinetwegen können wir los."

  • In der Villa zurück kümmerte sich Samira um das Trocknen der Wäsche und ich half ihr dabei. Mit dieser römischen Kleidung musste man sorgfältiger umgehen als mit der germanischen, das hatte ich beim waschen schon bemerkt. Das machte die Sache nicht grade leicht und weil ich mich so tölpelig anstellte musste Samira noch ein ums andere mal daran herum zupfen. Aber wir, oder vielmehr sie, wurde(n) mit der Wäsche fertig.


    Dann konnten wir ja die Herrin suchen. Ich war sehr gespannt was sie zu diesen Klamotten sagen würde. Als wir sie fanden sagte ich nur:


    „Herrin, wir sind fertig!“

  • ‚Jedes Mal kommt etwas Unvorhergesehenes dazwischen, wenn Pferde nach Mantua umsiedeln müssen’, dachte ich unzufrieden.
    Zuletzt fiel Cadior durch einen Sturz bei den Wagenrennen aus und ich selbst musste für die Überführung sorgen. Dieses Mal hatte ich mich bereits auf die Reise eingestellt und wurde länger als geplant in Rom aufgehalten.


    „Es ist zum Haare raufen“, fluchte ich leise vor mich hin, als auch schon Samira und Assindius eintrafen.


    „Schön, jetzt wird es für mich auch höchste Zeit. Ich muss abreisen. Ihr übrigens auch. Ich bin gezwungen große Verantwortung in eure Hände zu legen. Dabei fühle ich mich nicht so recht wohl, denn Assindius und Leone sind erst neu bei uns und ich kann sie nicht genügend einschätzen. Samira, du bürgst mir mit deinem Leben, dass die Pferde wohlbehalten in Mantua eintreffen.


    Assindius und Leone führen jeweils einen Wagen und, Assindius, die Fracht ist wertvoll und sensibel. Ich erwarte Fingerspitzengefühl.“


    Eindringlich schaute ich den Sklaven an.


    „Wo bleibt überhaupt Leone? Hoffentlich ist das Verladen reibungslos vonstatten gegangen.“


    Ohne ihn ging hier erst einmal gar nichts weiter. Also wartete ich.

  • Warum hat sie mich denn jetzt so hervorgehoben? Aber recht hat sie, mit den Pferden würde ich bestimmt nicht sorgfälltig umgehen, sind schließlich Pferde, die halten das schon aus, aber kenne ich micht mit Pferden aus, nö. Aber es scheint ihr sehr wichtig zu sein, das merkt man ihrer Stimme an.


    "Natürlich Herrin, wie Ihr es wünscht. Ich schwor Euch meine Treue darauf könnt Ihr zählen. Darum muss ich Euch auch folgendes fragen Herrin, ich bitte um Vergebung. Ihr sagtet das ich Euer ständiger Begleiter sein soll und ein großer germanischer Begleiter hat sicherlich seinen Grund. Falls es einen Grund gibt, wer begleitet Euch nach Rom? Ich bitte um Vergebung für diese Frage!"

  • "Die Wagen stehen vor der Villa abfahrtbereit. Das Beladen verlief ohne größere Probleme, nur haben wir uns Zeit gelassen, um die Fohlen nicht zu überfordern."

  • „Gut, Leone. Das wollte ich hören. Kommt einmal her.“


    Ich winkte den beiden Männern und Samira, damit sie mir zu dem Tisch folgten.


    „Passt gut auf, ich erkläre den Weg nach Mantua nur dieses eine Mal. Hier ist Ostia.“
    Ich zeigte auf einen Fleck der Landkarte.


    „Und dort oben liegt Mantua. Ihr benutzt ausschließlich die Provinzstraßen und weicht nicht von diesen ab. Es sind die besten unter dem Gesichtspunkt der Straßenqualität. Sie sind entsprechend ausgebaut.
    In Mantua angelangt, sucht ihr sofort das Gestüt auf und versorgt die Pferde.
    Das betrifft natürlich auch die mehrtägige Fahrt. Die Tiere müssen immer wieder zwischendurch getränkt werden. Bestes Getreide dient ihrer Ernährung unterwegs ebenso wie gutes Heu. Dieses führt ihr mit, denn auf die Straßenstationen kann man sich nicht verlassen. Ist euch euer Auftrag klar?"


    Fragend sah ich die Sklaven an.


    „Assindius, es ist zwar sehr führsorglich, dass du dich um meine Sicherheit sorgst, während ich mich in Rom allein aufhalte, aber es geht nun einmal nicht anders. Wir kommen nicht umhin, uns aufzuteilen. Natürlich gibt es allerlei Pack auf Roms Straßen und denen der Provinz und sogar die Familie selbst kennt den einen oder anderen Missgünstling, aber ich werde es schon überleben. Wir treffen uns dann in Mantua. Die Hauptsache ist jetzt, dass die wertvollen Tiere wohlbehalten dort ankommen.“

  • "Gut! Dann möchte ich, dass ihr sofort aufbrecht."


    Ich ließ es mir nicht nehmen und ging mit nach draußen. Dort überzeugte ich mich nochmals von der Unterbringung der Pferde.


    "Gute Arbeit, Assindius. Die Wagen scheinen sicher und zudem ausreichend gefedert. Bringt mir die Pferde unversehrt in Mantua an."


    Ich trat zurück und beobachtete die Abfahrt der Wagen. Hoffentlich hatte ich mich nicht in den beiden neuen Sklaven getäuscht. Hoffentlich waren sie zuverlässig.

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