Das Arbeitszimmer des Pater Familias

  • "Ich habe Angelus schon ein paar Tage nicht gesehen, was aber nicht weiter verwunderlich ist. Die Casa Didia ist groß, der Verwandten sind gar viele und ich führe nicht täglich einen Anwesenheitsappell durch. Wenn ich weiß wo er steckt lasse ich dir eine Nachricht zukommen." beendete ich dieses Thema.


    In diesem Moment betrat Liliana das Zimmer, unser Kind in ihrem Arm.


    Ich stand auf, gab ihr einen Kuss und nahm unseren Sohn in meine Arme. Diesen hin und her wiegend sagte ich zu Liliana, "Liebling, nein, du störst nicht. Setz dich zu uns. ".


    Dann stellte ich zunächst Corvus meiner Frau vor.


    "Liliana, Germanicus Corvus heißt mein Besucher. Er ist mit einem privaten Anliegen hier, auf welches er sicher gleich zu sprechen kommen wird."


    Dann, zu Corvus gewandt. "Meine Ehefrau Didia Liliana und unser Sohn Marcus Didius Carus. Ich habe vor Liliana keine Geheimnisse und sie wird über dein Anliegen genauso schweigen wie ich das selbst tun werde, da es vertraulich ist."


    Mich wieder setzend, Carus weiter in meinen Armen haltend, fügte ich hinzu.


    "Nun, Corvus, welches Anliegen führt dich zu mir...".


    Außer deinen Ermittlungen, dachte ich.

  • “Der eigentliche Grund meines Kommens, Senator, ist Deine Schwester Didia Aelia. Ich bin mit ihr vor einiger Zeit durch deinen Senatskollegen, den Praefectus Praetorio Marcus Vinicius Hungaricus bekannt gemacht worden und traf sie danach bei verschiedenen Gelegenheiten wieder. Deine Schwester…“
    Er machte eine kurze Pause in der er sich sichtbar sammeln und nach den richtigen Worten suchen musste.
    “Um es offen auszusprechen: Ich liebe Deine Schwester und ich weiß, dass sie diese Liebe erwidert. Ich bin hierher gekommen, weil… weil ich sie heiraten möchte. Ich halte hiermit um ihre Hand an und bitte dich um deine Zustimmung.“

  • Salve Corvus, es freut mich Dich kennenzulernen


    sagte ich freundlich, doch nach seinen Ausführungen zog ich meine Stirn in Falten, wusste ich doch von Aelias wechselhaften Stimmungen seit der Zeit ihrer ersten Verlobung


    Du sprichst von Liebe und von verschiedenen Gelegenheiten bei denen diese Liebe wuchs. Was waren das für Gelegenheiten? Sie erwähnte Dich in diesem Hause niemals.

  • Corvus wandte sich der Frau des Hausherrn zu.
    “Es ist mir eine Ehre, Didia Liliana.“


    “Wir trafen uns bei verschiedenen Gelegenheiten des öffentlichen Lebens. Mal beim kaiserlichen Bankett, mal beim Triumphzug des Meridius. Weshalb sie dir, ihrer Schwägerin, ihre Gefühle nicht preisgab, kann ich nicht sagen. Aber ich weiß, dass sie mich ebenso aufrichtig und rein liebt, wie ich sie.“

  • Ich sprach nicht vom Preisgeben von Gefühlen, sondern vom Preisgeben von Namen. Ich hörte den euren zuvor nie im Zusammenhang mit Aelia. Wenn ich recht überlege eigentlich auch in keinem anderen Zusammenhang ?(. Du etwa Marcus?

  • Als Corvus von seiner angeblichen Liebe zu Didia Aelia sprach, war ich mehr als überrascht. Nicht ein einziges Mal hatte meine Schwester mir gegenüber auch nur den Namen des Corvus erwähnt, geschweige denn von irgendwelchen Gefühlen ihrerseits zu ihm gesprochen.


    "Nein, Liliana. Du hast völlig recht. Der Name Corvus wurde hier im Hause nie erwähnt. Gleich gar nicht von Aelia. Und dies ist völlig untypisch für meine Schwester, wenn da was wäre."

  • Ihr sprecht vom kaiserlichen Bankett, werter Corvus. Da gab es einen Auftritt des jetztigen Senators Octavius Victor. Ward ihr dort zugegen? Oder erinnerst Du Dich, Marcus?

  • "Möglich. Der Saal war brechend voll. Erinnern kann ich mich nicht, Corvus gesehen zu haben. An den Auftritt Victors erinnere ich mich dagegen nur zu gut." antwortete ich auf Lilianas Frage.

  • Ich frage es frei heraus, warum habe ich nur das Gefühl, daß Du Dich mit Aelia hinter dem Rücken ihres Pater Familias des öfteren getroffen hast? Warum schnürt mir das Gefühl der Angst, Du hättest Aelias seelische Notlage bei der Trennung von Victor für Dich ausgenutzt die Kehle zu?


    Betroffen sah ich ihn an, doch wurde ich von einem Schatten vor der Tür abgelenkt

  • Corvus sah sich um und entdeckte das ihm wohlbekannte Gesicht Didia Sinonas. Er hatte um ein vertrauliches Gespräch mit dem Pater Familias gebeten und inzwischen glich dessen Arbeitszimmer einem Taubenschlag. Das war nicht die Umgebung und die Gesprächsatmosphäre, die er sich erhofft hatte. Entsprechend gehemmt antwortete er auf die scharfen Worte der Matrone:
    “Ich… ich… habe ihre Lage nicht ausgenutzt. Sie war natürlich sehr traurig wegen der… der Sache mit Senator Octavius Victor… aber… Sie ist doch eine erwachsene Frau.“
    Er spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht schoß.
    “Du sprichst von ihr, als sei sie ein kleines Kind das nicht weiß was es tut oder will!“
    Er konnte nicht verhindern, dass sich eine Nuance Trotz in seine Stimme legte.
    “Ich habe mich ihr gegenüber stets ehrenhaft verhalten und ich Liebe sie mit reinem Gewissen. Warum ihre Familie ihre wahren Gefühle und Sehnsüchte nicht kennt, dass weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass sie sich ebenso wie ich wünscht, mit mir vereint zu leben.“

  • Sim-Off:

    Es wurde vielleicht nicht ganz klar, aber Lili hat meinen Schatten unter der Tür hindurch gesehen. Ich habe gelauscht, das war nicht nett, jetzt schleiche ich mich aber gerade davon. Falls es Falco nicht gemerkt hat.... Also Pssst

  • Der Trotz in Corvus Stimme war mir nicht verborgen geblieben und ich empfand sein Auftreten mittlerweile als ziemlich unpassend. Zuerst sein Versuch dienstliche Ermittlungen unter dem Deckmantel eines angeblichen privaten Anliegens durchzuführen. Dann plötzlich seine 180-Grad-Wendung, sein Anhalten um die Hand meiner Schwester. Ohne das mir meine Schwester vorher etwas gesagt hätte. Bei unserem innigen Verhältnis zueinander für mich kaum vorstellbar. Ich fragte mich langsam, welches nun wirklich Corvus Hauptgrund gewesen war mich aufzusuchen. Vielleicht kam ja noch etwas Drittes, dachte ich.


    Zudem war der Tonfall von Corvus Antwort auf Lilianas in ehrlicher Sorge gesprochene Fragen unangemessen, was meiner Stimme sicherlich anzumerken war.


    "Corvus, imeine Schwester und ich haben stets offen miteinander gesprochen haben, auch über unsere Herzensangelegenheiten. Das ich nicht von einer angeblichen Beziehung zwischen euch weiß, sagt mir eher das sie sich da ganz und gar nicht sicher ist. Von der Untreue Victors wurde sie sehr enttäuscht und ich kenne ihre Unsicherheit in Gefühlsdingen seitdem nur zu gut. Vielleicht wollte sie Vergessen suchen, was Du völlig falsch deutest... Unsere Sorge um sie solltest du respektieren und uns nicht noch Vorwürfe machen, welche ich aus deiner Stimme heraushöre..."


    Liliana Blick zur Tür bemerkend sah ich dort einen Schatten, welcher plötzlich verschwand. Ein lauschender Sklave dachte ich und überlegte, ob ich zur Tür gehen und ihn zusammenstauchen sollte...

  • “Mir liegt es fern dir oder deiner Frau Vorwürfe zu machen, Senator.“
    Er beruhigte sich wieder etwas, bemerkte jedoch, wie seine Hände vor Erregung leicht zitterten. Also verbarg er sie in seinem Schoß, als er recht leise weiter sprach:
    “Warum bittest du sie nicht einfach zu uns und fragst sie, was sie will?“

  • Als ich so alt war wie Aelia hatte ich manche spontane Herzensverdrehung. Ich bin heute sehr froh das mich mein Pater damals nicht gefragt hat und mir erst Recht nicht nachgegeben hätte.


    Vielleicht sollte ich mit Aelia alleine sprechen.

  • "Natürlich werde ich mit Aelia darüber sprechen." antwortete ich Corvus.


    "Jedoch wird dies in aller Ruhe geschehen und das Gespräch werde ich allein mit ihr führen. Ganz sicher aber werde ich Aelia nicht dem Druck aussetzen hier vor uns in dieser Angelegenheit Stellung zu nehmen."


    Als ich dann Lilianas Vorschlag hörte, überlegte ich kurz. Vielleicht war die Idee gar nicht so schlecht. Zuerst ein Gespräch von Frau zu Frau. Danach würde ich dann selbst mit meiner Schwester darüber reden.


    Zu Liliana gewandt. "Gut. Ich habe nichts dagegen. Aber Corvus können wir unmöglich so lange warten lassen."


    Daher erhob ich mich und sagte zu meinem Besucher. "Die Familie wird mit Aelia darüber sprechen. In Ruhe, wie ich schon sagte. Vorher lohnt es sich nicht, dass wir in dieser Angelegenheit weiter debattieren."

  • “Das ist sehr viel weniger als ich erhofft und erwartet hatte, Senator!
    Ich komme hierher, in dein Haus, voll guter und ehrlicher Absicht. Doch was erfahre ich bei dir? Nur Ablehnung und Hohn! Ihr redet die Liebe zwischen Aelia und mir klein und sagt, es sei nur eine vorübergehende Liebelei. Ihr beschuldigt mich, ihre Situation auszunutzen und haltet sie von mir fern, weil ihr nicht hören wollt, dass ich die Wahrheit sage.“

    Er war aufgesprungen.
    “Sag es doch frei heraus, Senator. Ich bin dir als Schwager nicht willkommen und was Aelia fühlt oder denkt ist dir dabei vollkommen gleich!“

  • Es ist nur das Wohl Aelia das uns am Herzen liegt und dieses Wohl gilt es zu erkunden. Sie wurde schon einmal sehr verletzt und wenn Du unsere Vorsicht in diesen Dingen, die uns, bei Ceres, sehr wohl von Herzen kommt, nicht verstehst, bist Du mit Sicherheit nicht der Richtige. All dies ist kein Hohn und keine Ablehnung, sondern einzig allein die Sorge, hat uns doch der schlechte Charakter eines Menschen vorsichtig gemacht. Ein weiteres Mal braucht uns diese nicht eingebläut zu werden.

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