"Du darfst den Namen Gabriel behalten, aber ohne den Zusatz Didianus geht es nicht. Außer du möchtest Sklave bleiben..."
Ich lachte laut.
"Du darfst den Namen Gabriel behalten, aber ohne den Zusatz Didianus geht es nicht. Außer du möchtest Sklave bleiben..."
Ich lachte laut.
Falco war Gabriel manchmal ein wirkliches Rätsel. Oft wirkte er auf seine Art ein wenig trocken und nun lachte er laut auf bei etwas, was Gabriel eigentlich nicht wirklich zum Lachen fand
Also grinste er etwas gequält. Doch dann wurde das Grinsen breiter: »Nun, tja, dann bleibe ich wohl lieber Sklave.« Nun lachte er, wurde aber bald wieder ernst.
»Nein, im Ernst. Ich muss dann diesen Namen tragen?«
Was ist jetzt mit meinem Wein??
"Ja, du mußt diesen Namen tragen.", antwortete ich, jetzt wieder ernst.
Den Wein gibt es dort. Familiengrabmal der Gens Didia
Du hast doch deinen Herrn sicherlich dorthin begleitet.
Sicher, aber ich poste nicht mehr an mehreren Stellen
Gabriel seufzte.
»Ich muß ihn tragen, wenn ich in Rom und hier bei dir bleiben will, richtig?« fragte Gabriel nun sehr ernst. Er hätte gerne noch ein paar Fragen gestellt, aber danach war ihm gerade nicht. Er wollte frei sein und Falco bot ihm diese Möglichkeit. Alles andere war eigentlich egal. Eigentlich ... aber es war doch irgendwie typisch, so ganz frei war er eben nicht.
Er hätte nun mit Falco gerne darüber ein wenig philosophiert, aber er wollte auch nicht undankbar erscheinen.
Er lehnte sich zurück und starrte auf einen Gegenstand auf Falcos Schreibtisch.
»Nun, ich gebe zu, daß es etwas plötzlich kommt. Du wirst verstehen, daß dies mein Leben vollkommen verändert. Aber bitte sag doch, was du damit meintest, daß du etwas mit mir vorhast bei den Vigiles ...«
"Didianus Gabriel wird dein Name nach deiner Freilassung lauten.", korrigierte ich den zukünftigen Träger dieses Namens.
Das für Gabriel alles etwas überraschend kam, dass verstand ich. Es gibt aber wohl im Leben jedes Menschen Tage, an denen sich so ziemlich alles verändert.
"Über deine Arbeit bei den Vigiles wirst du im Laufe der Zeit mehr und mehr erfahren. Wenn du meine Erwartungen erfüllst, so werde ich dich entsprechend deiner Fähigkeiten für Spezialaufgaben einsetzen."
Wenn ich Gabriels Gedanken wüßte, dann könnten wir gern über die Relativität von Freiheit philosophieren. Meinst du etwa, ein Senator wäre wirklich frei?
Aber aus Zeitgründen lieber ein andermal.
»Nun ...« seufzte Gabriel, grinste dann aber doch, auch wenn er im Inneren an was anderes dachte, aber er war ein Meister darin, seine wahren Gefühlte zu verbergen. »Es gibt Schlimmeres, seines Familiennamens beraubt zu werden. Und mit Familie war eh nicht viel bei mir.« Für einen Moment schaute er sogar ein wenig traurig drein, doch dann war da wieder dieses unverwechselbare Grinsen.
Auch wenn er erst kurz überlegt hatte, in Ruhe darüber nachzudenken, schließlich wollte er nichts überstürzen, nun, wo Falco ihm die Freiheit gewährte, hatte er sich fast entschlossen, Falcos Angebot anzunehmen.
»Spezialaufgaben klingt gut. Verdiene ich da denn auch Geld?«
Als er vor Monaten auf einen seiner seltenen kleinen Raubzüge als Taschendieb gegangen war, hatte er sich von dem Geld, welches der Lohn seines riskanten Unterfangens war, ein paar Becher Wein gegönnt und war erst in der Nacht heimgekehrt. Den Rest des Geldes hatte er in einer Laune und im betrunkenen Zustand einfach einem Bettler gegeben, der ihm fast die Füsse hatte küssen wollen, doch Gabriel schaffte es schnell genug zu fliehen.
»Und egal, ob ich bleibe oder nicht, ich muß diesen Namen Didianus tragen? Sag mir ehrlich Falco, findest du das undankbar von mir, daß ich die Bedeutung dieses Namens als Makel empfinde? Ich meine, ich bin doch frei und dennoch weiss jeder dann, daß ich mal ein Sklave war. Ihr habt schon komische Gesetzte!!« Wieder lachte er, diesmal etwas trockener.
Und da fiel ihm ein, daß seine Kehle ausgetrocknet war. Aber er wollte Falco auch nicht über Gebühr beanspruchen oder reizen, nicht jetzt, nicht heute, wo Gabriels Tag war ...
"Du wirst Geld verdienen, Gabriel. Ansonsten vertraue mir. Ich vertraue dir ja auch, sonst würde ich dir dieses Angebot ganz sicher nicht machen."
Diese Worte sprach ich mit einer Stimme, der Gabriel entnehmen konnte, dass ich das auch genauso meinte.
Auf die bereitstehende Weinkaraffe deutend, sagte ich, "Gieß uns nochmal ein, Gabriel."
Auf seine Bedenken bezüglich seines zukünftigen Namen Didianus eingehend, erklärte ich Gabriel dann nochmals geduldig, "Ob dir der Name Didianus nun gefällt oder nicht, gewöhn dich einfach daran. Daran fügt kein Weg vorbei. Um unser Zusammengehörigkeitsgefühl zu unterstreichen möchte ich dich zudem zu meinem Clienten ernennen."
Einige Gesetzte Roms hatte Gabriel durch die Arbeit mit Falco kennengelernt und er wußte, was Falco sprach. Er wußte, was das bedeutete, wovon er sprach und ja, er fühlte sich wirklich geehrt. Und dann entschied er sich viel schneller, als er wollte.
»Ich danke dir, Falco.« Diese Worte kamen selten von Gabriel, denn er hatte bis zum heutigen Tag seiner Freilassung niemals eingesehen, welches Schicksal sein Leben genommen hatte. Und daher wollte er es auch nicht als Dank ansehen. Aber Falco hatte ihn wirklich gut behandelt und auf eine menschliche Weise war er mit Gabriel FEHLERN UMGEGANGEN: niemals hatte er ihn auspeitschen lassen, so wie es Gabriel vorher ergangen war. Daher das 'Danke'.
Er hatte kriminelle DInge getan, ja, aber er sah niemals ein, warum es Menschen gab, die andere besitzen durften. Aber darüber wollte Gabriel heute nicht reden, vielleicht ein andermal.
Also Falco ihn aufforderte, den Wein nachzuschenken, tat er dies sofort, schob Falco den Becher hin. Er selber hielt seinen nachdenklich in den Händen. Zwar hatte er eben noch das Bedurfnis, sich viel von diesem Rebensaft einzuverlieben, so zögerte er nun.
»Ich nehme dein Angebot an, Falco. Und ja, ich danke dir für die Zeit hier, du hast mich immer gut behandelt ...« Für einen Moment schien es Gabriel, als würden seine Narben auf dem Rücken schmerzen, welche nicht von Falco stammten.
»Und ja, ich vertraue dir auch und du hast mich gelehrt, solch ein Vertrauen aufzubauen. Ich hoffe, ich werde dich nicht enttäuschen ... «
Erst dann wollte er den Becher an seine Lippen ansetzen, prostete aber nun erst einma seinem ehemaligen Herren zu, mit einem sehr gedankenverlorenen Lächeln ...
Er war frei ... er konnte es kaum glauben ...
"Ich freue mich, dass du mein Angebot annimmst."
Dann nahm ich meinen von Gabriel gefüllten Becher und postete ihm zu.
"Auf deine Freilassung."
Anschließend schob ich ihm Pergament und Schreibgerät über den Tisch.
"Ich diktiere, du schreibst..."
Kurze Pause, dann fügte ich hinzu, "Deine Freilassungsurkunde natürlich..."
Gabriel lächelte Falco kurz zu und nahm dann einen weiteren Schluck aus seinem Becher, bevor er diesen zurück auf den Tisch stellte.
Dann nahm er das Pergament und die Feder und Tinte ... zuerst etwas versutzt, bis er schließlich Falcos letzte Worte vernahm und nun mußte Gabriel lachen, und wieder fiel etwas Anspannung von ihm und er murmelte: »Das ist das erste Mal, daß ich es nicht abwarten kann, meine Arbeit zu vollziehen. Also, leg los!!«
Ein breites Grinsen war nicht zu vermeiden, als ich sah wie beflissen sich Gabriel an die Arbeit machen wollte.
Ich diktierte ihm den Text der Urkunde.
BEKANNTMACHUNG
Hiermit gebe ich - Marcus Didius Falco - bekannt, dass Gabriel, Sklave der Familia Didia Falco nach §2 Lex Germanica Servitium für seine lange Treue und Verbundenheit zur Familie die Freiheit erhält. Er kann seine eigene Wege gehen, oder aber als freier Mann weiter in den Diensten der Gens Didia stehen, wie es ihm beliebt.
ANTE DIEM XIX KAL FEB DCCCLVI A.U.C. (14.1.2006/103 n.Chr.)
Marcus Didius Falco
Nachdem er mit dem Aufsetzen der Freilassungsurkunde fertig war, schlug ich Gabriel folgenden weiteren Text vor.
Ich - Gabriel - ehemaliger Sklave des Marcus Didius Falco wähle den Namen Didianus Gabriel. Gleichzeitig möchte ich Client des Marcus Didius Falco sein.
ANTE DIEM XIX KAL FEB DCCCLVI A.U.C. (14.1.2006/103 n.Chr.)
Didianus Gabriel
Bei dem zweiten Absatz jedoch zögerte Gabriel aus was für Gründen auch immer, jedenfalls schrieb er nicht weiter und hielt den Griffel in der Hand und tat nichts, außer, daß er etwas seltsam vor sich hin starrte ...
Ich sah Gabriels Zögern, sprach zu ihm "Diese Erklärung ist ebenfalls notwendig.", und betete ihm den Text einfach nochmal vor.
Gabriel sah Falco an und er wußte, das dies ein Fehler sein konnte. »Notwenidig? Damit ich frei sein kann? Es bleibt mir also nichts anderes übrig, richtig. Frei bedeutet hier zu lande dann doch etwas anderes?« Und doch schrieb er dann den Text, dem ihm sein Herr aufgetragen hatte, aber doch mischte sich nun ein seltsamer Geschmack in seinen Mund.
Aber Gabriel war froh, auf seine Art frei zu sein und noch war er den VIgiles nicht beigetreten. Noch konnte er fas Land verlassen, wenn er es wollte ... noch ...
"Vertrau mir, Gabriel.", sagte ich und nickte zustimmend, als er den Text aufsetzte.
Das er sich heute in einem Gefühlszwiespalt befand, dass verstand ich sehr gut. Plötzlich nicht mehr Sklaven zu sein und dennoch nicht völlig frei in seinen Entscheidungen zu sein. Aber wer war das schon?
"Frei...", sagte ich daher.
"Wer ist schon frei von uns...? Wir alle sind gebunden. Durch Gesetze, durch Sitten und Gebräuche. Durch unsere Lebensumstände. Durch unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Mitmenschen. Ja, selbst durch das was wir erreichen wollen. Glaube mir, Gabriel, auch ein Senator und ein Consul sind nicht völlig frei in ihren Entscheidungen. Und ich befürchte, nicht einmal der Imperator selbst ist es..."
»Nun ja, so kann man es vielleicht sehen, aber meinst du nicht, daß der Vergleich ein wenig hingt?« Gabriel legte das Schreibzeug neben das Pergament, welches er nun Falco über den Tisch zurückschob und grinste leicht. »Es ist eine Sache sich freiwillig zu entscheiden, welche Verpflichtungen ein Mensch eingeht und ein Senator oder ein eben frei und hochwohlgeborener Mensch ist nicht den Schlägen oder Strafen eines anderen Menschen ausgeliefert, wie beispielsweise ein Sklave.
Es ist eben schon eine andere Sache, wie ein Gegenstand behandelt zu werden und davon gibt es genug Beispiele ... «
Für einen Moment hielt Gabriel inne ... blickte versonnen an irgendeinen Punkt im Raum, dessen Bedeutung unwichtig war, denn Gabriels Blick war eher in sich selbst gerichtet.
»Ich danke dir für dein Vertrauen Falco und will eben nicht undankbar erscheinen. Aber es kommt alles so plötzlich: Auf einmal kann ich mich frei entscheiden, ein Zustand, der lange Jahre nur ein Traum war. Und nun habe ich Sorge, mich zu schnell für etwas zu entscheiden, was ich später bereuen könnte ...«
Gabriel merkte, wie er eigentlich leicht vom Thema abwich. Aber ihm war gerade danach. »Mir ist es bei dir immer gut gegangen, aber glaube mir, ich hatte auch schon andere Besitzer und weiß von Sklaven, die so schlecht behandelt wurden, daß sie davon gelaufen sind, wo wir bei einem anderen Thema angelangt sind: Mir ist durchaus bewußt, welche Aufgaben ein Vigiles hat. Neben dem Löschen von Bränden gehört es zu ihrern Aufgaben, eben solche enntflohenen Sklaven zu jagen und zu ihren Besitzern zurückzubringen. Ehrlich gesagt, Falco, habe ich damit ein großes Problem, wenn du verstehst. Und ich wüßte nicht, wie ich einen Posten bei den Vigiles mit meinem Gewissen vereinbaren kann ...«
"Ich weiß was du meinst, Gabriel und mit den Schlägen hast du recht. Dann sieh es so, dass du als Libertus zukünftig wenigstens einen höheren Grad an Freiheit erlangt hast."
Ich grinste ihn an und prostete ihm nochmal zu.
"Diesen Tag heute wirst du nicht so schnell vergessen."
Über Gabriels Frage zur Sklavenjagd dachte ich vor meiner Antwort gründlich nach.
Wir verstehen uns gut, Gabriel und deshalb nehme ich deine Bedenken ernst. Was ich dir versprechen kann, ist dass ich dich ganz sicher nicht zu meinem Obersklavenjäger machen werde. Was ich dir aber nicht versprechen kann und werde, dass du gar nichts mit der Sklavenjagd bei den Vigiles zu tun haben wirst. Stelle dir folgendes vor... Ein Sklave, gleichzeitig ein übler Verbrecher... ein Brandstifter... der durch seine Taten viele Menschen auf dem Gewissen hat...Wie groß wären deine Bedenken diesen zu jagen und zu ergreifen...?"
Gabriel lachte frech, daß immerhin glaubte er sich Falco inzwischen gegenüber herauszunehmen.
»Nein, diesen Tag werde ich sicherlich nicht so schnell vergessen!« Auch er prostete ihm noch einmal zu und kam dann zu Falcos zweiter Frage: »Nun, bei einem Verbrecher sieht es natürlich vollkommen anders aus. Da spielt es für mich kaum eine Rolle, ob er ein Herr oder Sklave ist!«
edit: Inhalt
"Ich war mir sicher, dass du dies so siehst, Gabriel. Genauso sicher wie ich mir bin, dass du bei den Vigiles gut zurecht kommen wirst."
Den Becher erhebend prostete ich Gabriel zu.
"Auf deine Freiheit und auf das vor dir liegende neue Leben, Marcus Didianus Gabriel."
Ein wenig fühlte sich Gabriel zwar geehrt über das, was Falco sagte, aber dieser kannte ihn doch nicht so gut, wie er vielleicht meinte. Zwar war Gabriel immer recht offen und sicherlich kein introvertierter Mann, aber er hatte eben auch seine Geheimnisse.
So, wie eben seine Abenteuerlust, weswegen er auch noch vor Monaten auf einen kleinen Taschendiebstahl-Raubzug gegangen war, einfach um zu sehen, ob er es auch noch nicht verlernt hatte.
Und manchmal hatte er sich an Türschlössern nachts in der Casa Didia versucht, eben wieder aus dem Grund, es einfach nicht zu verlernen.
GAbriel hoffte, daß er bei den Vegiles dazu kommen würde, seine Fähigkeiten ein wenig einsetzen zu können.
Aber es war schon seltsam: War er früher ein Meisterdieb und somit ein krmineller gewesen, so würde er eben nun genau diese Menschen verfolgen. Naja, die Zeiten ändern sich eben.
Er prostete Falco ebenfall noch einmal zu und trank aus dem Becher. Langsam machte sich der Wein breit in seinem Kopf und es stellte sich eine gewisse Ruhe ein, welche er brauchen konnte, denn immer noch war er sehr aufgeregt gewesen über seine Freilassung.
»Danke Falco! Und Prost und ich hoffe, daß ich meine Fähigkeiten von früher sinnvoll einsetzen kann!« Er zwinkerte Falco zu.
Dann aber erhob er sich.
»Nun aber werde ich deine wertvolle Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen. Wir reden morgen noch kurz über meinen Eintritt bei den Vigiles, wenn es dir Recht ist und du Zeit hast! Ich wünsche dir eine gute Nacht!«
Und so verabschiedete er sich und verließ den Raum in die Sklavenunterkünfte.
Und ein paar Tage später trat Gabriel dann mit seinem neuen Namen bei den Vigiles ein ...
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