Sermo hörte sich alles genau an. Und mit jedem Wort wurde ihm mulmiger. Er schalt sich innerlich einen Narren. Wie hatte er nur so blind sein können, dieses wichtige Detail zu übersehen? Unglaublich! Und so wollte er noch einmal hoch hinaus? Wenn er schon wegen Lappalien am Duumvirat scheiterte, würde er niemals Ritter werden!
"Wie viel?" presste er schließlich hervor, seinen Ärger zu unterdrücken versuchend.
Officium Duumvirorum - Arbeitszimmer der Duumviri
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"Eintausend Sesterzen gehen an die Stadtkasse," erklärte der Duumvir bereitwillig. "Und ein Zehntel davon könnte gewiss auch noch an anderer Stelle den Besitzer wechseln." Ohne mit der Wimper zu zucken hielt er die Hand auf, eine Geste, die er in seiner mehrjährigen Laufbahn in der Stadtverwaltung nur zu gut erlernt hatte.
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Eintausend. Nun gut. Er nickte nur, zückte jedoch seine Börse, aus der er ein paar Münzen abzählte. "Hier ist eine kleine Anzahlung, den Rest lasse ich dir nachher zukommen." In der Hand des Duumvirs fanden sich zwölf Denare und zwei Sesterzen wieder. "Lasse die Ernennungsurkunde doch schonmal vorbereiten, ich werde in Kürze wieder herkommen," erklärte er noch, bevor er sich zügig auf den Weg nach Hause machte, wo sich eine Truhe mit seinen restlichen Ersparnissen befand, die er zu diesem Zweck zu plündern gedachte.
Sim-Off: 1000 Sz sind aufs Konto der Stadtkasse eingegangen.
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Wie immer, zu einem ungünstigen Moment und in Eile, tauchte Aculeo in der Curia auf und steuerte schnurstracks das Officium den Duumvie an.
Der Grund war nun ein wirklich eigenartiger. Ein leichter Sinneswandel hatte Paullus dazu getrieben ein wenig Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und deshalb stand er nun hier um ein kleines Gespräch mit dem Duumvir zu führen.
Natürlich klopfte er erst an und wartete brav bis er hereingerufen wurde.
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"Kommt gar nicht in Frage!" blaffte Sermo aufgebracht. Was dachte die Ische sich eigentlich? "Völlig unmöglich!" Wie hatte er nur so dumm sein können? "Ausgeschlossen!" In seinem Officium stand Lentidia. Schöne Lentidia! "Nein und nochmals nein! Es gibt keine Hochzeit!" Wieso nur hatte er sich gestern wieder so gehen lassen müssen? Da war man mal bei einem stadtbekannten Politiker eingeladen und schon ließ man sich von dessen Tochter um den Finger wickeln. Nicht, dass Sermo etwas dagegen gehabt hatte. Lentidia war eine kurvige Frau in den besten Jahren ihrer Jugend, mit schwarzer Lockenpracht und vollen Lippen. Ganz zu schweigen von diesen Augen, die einen mit ihrem perfektionierten Wimpernklimpern um den Verstand brachten!
"Aber Sermo..." "Nichts da Sermo! Sermo hier, Sermo da! Ich kann doch nichts dafür, dass dein Vater weiß wie man seine Töchter gewinnbringend verheiratet!" Cispius Dexter hatte Lentidia für einen unglaublichen Berg Asche und eine beachtliche Erweiterung seines Farmlandes an einen guten alten Freund vertickt. Die Betonung liegt hierbei auf alt.
"Bitte Liebster, versteh mich doch..."
"NEIN!" polterte der Liebste nur zurück. "Du wirst dich NICHT scheiden lassen! Daran werde ich nicht schuld haben! Raus jetzt!" Er hatte den Kaffee...den Kräutersud jetzt endgültig auf. Sanft schob er Lentidia Richtung Tür, als es klopfte. "Schau, ich muss arbeiten. Du hörst von mir." Er drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und öffnete dann die Tür, um sie hinauszuwerfen.
Überraschend war dabei, wen er auf dem Flur vorfand. "Germanicus!" Er machte eine einladende Geste und bot auch gleich einen Sitzplatz an. "Mit welcher erfreulichen Angelegenheit wirst du meinen Arbeitsalltag aufhellen könnnen?" Er grinste, war die Ironie doch nicht schwer zu überhören. -
UIUIUI Paullus stand vor der Türe und war nun Zeuge eines Gesprächs bei dem es nicht unbedingt bei beiden Teilnehmern um die selben Ansichten ging. Alles in allem war es ziemlich laut und als die Türe aufgerissen wurde sah er sich einer jungen Frau gegenüber die recht geschwind den Flur entlang entschwand.
Anscheinend kam er gerade recht da das Grinsen in Sermos Gesicht und der Unterton in dessen Willkommensgruß recht sonnig erschiend.
Salve Quintillius Sermo. Ich hoffe ich störe nicht..dabei sah er den Gang hinunter, trat dann aber denoch ins Officium ein.
Leidliche Sache das, mit den Frauen er lächelte nun und ob ich deinen Arbeitstag aufhellen kann wird sich weisen. Es ist eher von privater Natur jedoch betrifft es die Stadt. Und...wie geht es dir? Ich hatte leider noch keine Zeit gefunden mal vorbeizukommen obwohl ich nicht weit entfernt bin.
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"Ach, vergiss die Frauen!" Sermo machte eine abwehrende Handbewegung, die das Thema ganz schnell vom Tisch fegen sollte. "Du störst keineswegs," fügte er dann in wesentlich milderem Ton hinzu. Das Lächeln des Germanicus wurde erwidert, während der junge Mann sprach. "Ein persönliches Anliegen? Dann lass mal hören, was dir auf dem Herzen liegt." Damit lehnte Sermo sich interessiert zurück und spitzte die Ohren, die Erklärung bezüglich des Zeitmangels nicht weiter beachtend.
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Was mir am Herzen liegt..wiederholte Aculeo.
Ich hab etwas für dich. Da ich hier in Ostia lebe und auch, wenn es nur kurze Zeit unter deiner Fuchtel diente dabei schmunzelte er...dachte ich mir es wäre eine nette Geste der Stadt etwas zu spenden, eine Statue die das Bild der Stadt etwas verschönern könnte. Ich habe den Auftrag schon erteil und die Statue würde in einigen Wochen fertig sein.
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Ostia war nicht allzu nah an Rom, aber auch nicht wirklich weit weg. Die Reise ließ sich durchaus halbwegs bequem in ein, zwei Stunden hinter sich bringen. Dennoch war Seiana froh, als sie endlich angekommen war. Ein wenig wehmütig dachte sie an früher, als sie noch jünger gewesen war, dachte an Ägypten, wo die Gesellschaft anders gewesen war. Sie hatte sich freier gefühlt, in dem wie sie sich gab. Hier, in Rom, in Italia, gab es Regeln. Es gab gewisse Anstandsgrenzen, die sie wahren musste. Es ging nicht an, dass sie völlig zerfleddert irgendwo ankam, sie legte Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild, musste Wert darauf legen, wie sie glaubte. Und das wiederum war etwas, was eine Reise irgendwie deutlich anstrengender werden ließ. Aber immerhin: dafür dauerte es nach ihrer Ankunft in Ostia nicht allzu lange, bis sie zufrieden war mit ihrem Äußeren. Einige Falten hier glattgestrichen, einige Strähnen dort zurechtgelegt von einer Sklavin, insgesamt noch einmal begutachtet, und sie konnte eintauchen in die Stadt.
Mit einer Sänfte ließ sie sich durch die Straßen tragen, bis sie schließlich bei der Curia Ostiae angelangt war, wo sie einem Angestellten von Demetrios mitteilen ließ, dass sie zum Duumvir wollte. Wenige Momente später tauchte jemand bei ihr auf, der sie zum Büro desselben brachte, wo geklopft wurde, um – nach der Aufforderung – anzukündigen, dass Besuch da war.
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Wie gut, dass es Sklaven gab, die Besuch anmeldeten. Sermo war völlig überrumpelt vom unangemeldeten Besuch der kürzlich ernannten Auctrix Decima. Hätte die nicht vorher eine Nachricht schicken können? Jetzt erwischte sie ihn auf halber Strecke eines nervenaufreibenden Arbeitstages inmitten von Steuerbeschwerden, Baugenehmigungen, Kreditscheinen und einer bereits geleerten Karaffe Wein. Verdammt, er trank in letzter Zeit ziemlich viel. Natürlich nicht pur, vielmehr stark verdünnt. Zumindest bis zum späten Nachmittag. Oder, wenn er sich einmal am Riemen riss, gönnte er sich spätabends einen Ausflug in einen der versteckten Opiumkeller im Hafenviertel. Guten Stoff gab's da, holla die Waldfee! Waldfee? Na, Bäume waren im Umkreis von hunderten von Meilen um Ostia herum abgeholzt worden, um den steten Verbrach für Schiffsreparaturen und -neubauten decken zu können. Und das schon seit Jahrzehnten! Seitdem wurde gutes, hartes Holz - Eiche, wenn sich Sermo nicht irrte - aus entfernteren Gegenden eingeführt.
Jedenfalls war Sermo etwas hektisch geworden, als er von der Besucherin hörte. Er schickte den Sklaven fort, sie hereinzubitten, wodurch ihm noch wenige Augenblicke blieben, sich halbwegs in Form zu bringen. Die Inspektion seiner Togafalten war zufriedenstellend, denn er hatte heute hauptsächlich am Schreibtisch gesessen und sich nicht großartig bewegt. Der Angustus Clavus saß noch und wies ihn als Mitglied des Ordo Equester aus. Ein Blick auf seine Hände ließ ihn stocken. Wo hatte er seinen Siegelring hingelegt? Ahja, neben den Griffelhalter. Saßen seine Haare auch richtig? Ein bisschen glattstreichen und die Frisur saß wieder. Wenn sie das denn jemals getan hatte. Da klopfte es bereits!
"Ja bitte?"
Der selbe Sklave erschien erneut, nun mit Anhang, und meldete die Auctrix an. "Die ehrenwerte Auctrix der Acta Diurna Decima Seiana," säuselte der Mann gelangweilt, bevor er sich mit einer huldvollen Verbäugung verabschiedete und aus dem Raum stahl. Sermo hatte sich von seinem Stuhl erhoben und zeigte das schmale Lächeln, das so typisch für ihn war. Das hier könnte seine Chance sein, Gesprächsthema für tausende Römer zu werden. Jetzt bloß keine Scheiße verzapfen!
"Geschätzte Decima, herzlich willkommen in Ostia." Er wählte nicht den üblichen Duumvir-begrüßt-Ottonormalbittsteller-Ton, sondern legte eine Spur Freundlichkeit in seine Worte. Mann, die Frau hatte ja eine bessere Figur, als ihm jedes Gerücht hätte träumen lassen, das er über sie gehört hatte! -
Sermo schmunzelte über Aculeos Fuchtelwitz, riss jedoch verblüfft die Augen auf, als er den Grund für dessen Kommen erfuhr. "Eine Statue?!" Der Mann musste ja plötzlich zu einer Menge Kohle gekommen sein. "Das ist sehr großzügig, wirklich. Wird sie ein Abbild deiner selbst sein? Und wo möchtest du sie aufstellen lassen?" Und wer fertigt sie an? dachte er noch bei sich. Doch nicht etwa der fette alte Curio? Der war zwar der beste Bildhauer der Stadt, aber eigentlich wurde er gerade von den jungen Generationen überholt. Und seine Augen ließen auch schon nach. Vielleicht gab es dann ja eine Statue ohne Nase. Oder, falls der Fallus zu sehen sein sollte, eine Statue ohne Nüsse. Beinahe hätte Sermo bei dem Gedanken laut aufgelacht.
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Für gewöhnlich hatte Seiana es sich zur Regel gemacht, Termine zu vereinbaren. Andererseits war nicht unbedingt eine große Sache, weswegen sie den Duumvir von Ostia besuchen wollte, und sie hatte sich den ganzen Tag Zeit genommen, um die Gelegenheit zu nutzen, aus Rom herauszukommen. Dass sie etwas ungünstig kam, dass der Duumvir gar in Hektik ausgebrochen sein mochte, um sie zu empfangen, davon ahnte sie nichts, als sie sein Büro nun schließlich betrat, und das hätte sie auch nicht gedacht. Welche Position sie als Auctrix nun im Grunde inne hatte, oder besser: welche Auswirkungen das haben konnte, war ihr immer noch nicht ganz klar.
Entsprechend fiel ihr auch nicht auf, was kurz zuvor in dem Büro noch geschehen war. Sie sah lediglich den Duumvir, wie er sich erhob, während der Sklave sie ankündigte, und ihr mit einem knappen Lächeln entgegen kam, um sie zu begrüßen. „Salve, Quintilius.“ Sie erwiderte sein Lächeln, mit der Vagheit, die so typisch für das ihre war. „Verzeih mir, dass ich ohne große Anmeldung komme. Ich hoffe du kannst ein wenig Zeit für mich erübrigen.“
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"Alle Zeit der Welt," versicherte der Duumvir zuvorkommend und wies einladend auf den bereitgestellten Stuhl. "Setz dich doch. Darf ich dir eine Erfrischung anbieten?" Souverän griff er in gewohnter Routine zu den Gläsern auf dem Beistelltisch und wollte auch sogleich die Weinkaraffe zu Hand nehmen... Scheiße! Den hatte er ja leergemacht! Ganz allein, an einem Vormittag? Immerhin hatte er noch ein frühes Mittagessen dazwischengeschoben, aber das machte es auch nicht viel besser. Bei Bacchus Wampe, hätte er nicht an einem anderen Tag so derben Brand haben können? Warum ausgrechnet heute, wo er der Decima wie ein Saufbold vorkommen musste? Aber die Götter waren ihm wohlgesonnen, denn sein Bürosklave war äußerst aufmerksam und betrat in diesem Moment den Raum nach kurzem Klopfen mit einer neuen Karaffe. Sermo würde ihm später einen ordentlichen Obolus in die Hand drücken für diese vermeintliche Rettung.
Nachdem jegliche Getränkewünsche somit abgedeckt waren - es gab außer individuell verdünntem Falerner selbstredend auch noch Apfel- und Pfirsichsaft - ließ auch Sermo sich nieder und faltete die Hände auf dem schlichten Holztisch ineinander. Erwartungsvoll richtete er den Blick auf die junge Frau, die hier also vor ihm saß. Was ihn richtig nervte war, dass er keinen blassen Schimmer hatte, weshalb?! Doch nicht, weil Ostia so interessant war.
"Nun, welcher Grund führt eine junge Dame, deren Erscheinung die Gerüchte über ihre Schönheit noch bei weitem übertrifft, wohl in mein bescheidenes Officium?" Er legte den Kopf etwas schief und behielt sein Lächeln bei, wobei er sich allerdings nun zurücklehnte, während er an seinem Glas nippte. -
Seiana neigte leicht den Kopf, und für einen Augenblick wurde ihr Lächeln ein wenig breiter, als die erwartete Antwort kam. Dass er sie nun, wo sie schon in seinem Officium stand, hinauskomplimentieren würde, damit hätte sie ebenso wenig gerechnet wie damit, dass ihr Kommen überhaupt größere Unannehmlichkeiten hätte bereiten können. „Gerne, ja“, antwortete sie auf seine Frage nach einer Erfrischung und setzte sich auf den angebotenen Platz, während sie dabei zusah, wie er nach zwei Bechern griff. Die Karaffe, die bereits auf dem Tisch stand, verschmähte der Duumvir jedoch aus irgendeinem Grund, stattdessen nahm er die Karaffen entgegen, die der Sklave einen Augenblick später hereinbrachte. Seiana begnügte sich mit einem stark verdünnten Wein, an dem sie kurz nippte, bevor sie sich zurücklehnte. Gerade wollte sie beginnen zu erklären, warum sie hier war, als der Quintilius ihr mit einer Frage zuvor kam – auf eine Art formuliert jedoch, auf die hin sie zunächst ein wenig die Augenbrauen hochzog. „Gerüchte? Tatsächlich?“ Ihre Stimme klang freundlich, aber nichtsdestotrotz... nichtssagend. Weder ihrem Tonfall noch ihrer Miene war zu entnehmen, ob sie sich geschmeichelt fühlte von seinen Worten. In der Tat ordnete sie den Kommentar in die Kategorie Begrüßungskompliment ein – und das, immerhin hatte sie begonnen zu merken. Seit sie Auctrix war, gab es Leute, die höflicher, zuvorkommender waren. Das war etwas, bei dem sie nicht umhin kam, es zu merken. Und sie tat sich etwas schwer damit, sich daran zu gewöhnen, weil das... einfach nicht sie war. Und dennoch bekam sie zunehmend, mit jedem weiteren Kompliment, jedem weiteren Kommentar, der nur dazu gedacht schien ihr zu schmeicheln, das Gefühl, als... wäre das durchaus nutzbar. Als ließe sich daraus etwas machen, dass manche Menschen sie so behandelten. Dieser Gedanke war bei weitem noch nicht gediehen, aber er war da. Sie nippte an ihrem Becher und lächelte erneut. „Nun, ich habe gehört, dass du Ostia zu einer Lex Municipalis verholfen hast.“
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"Tatsächlich," widerholte Sermo mit einem Schmunzeln. "Weißt du denn etwa nicht, dass man in den Straßen nur positives über die Frau zu berichten weiß, der der Senat die Ehre deines Amtes erwiesen hat?" Er nippte erneut am Wein. Ein guter Tropfen, aber nicht zu gut. Das richtig gute Gesöff pflegte er in anderem Rahmen mit anderen Gästen zu trinken. Wobei die Decima durchaus in jene Kategorie Gäste fallen würde. Wobei sie auf den ersten Blick erschreckend wenig Emotionen zeigte. Offensichtlich hatten die Senatoren sich für eine Frau entschieden, die mit ihrer Position umzugehen wusste. Die ihre Absichten zunächst nicht offen zeigte. Oder war sie einfach nur langweilig? Nein, gewiss nicht. Dazu sah sie viel zu gut aus.
"Das habe ich in der Tat." Eine ziemlich knappe Lex Municipalis, wie er fand. Aber dafür, dass er sie praktisch ganz allein ausgearbeitet hatte und darin ja auch nur die gröbsten Kompetenzen der Amtsträger, der Wahlhergang und der Status der Stadt geregelt wurden, war die Lex ganz gut gelungen, wie er fand. Außerdem war sie ja erst seit wenigen Wochen in Benutzung, man würde daher sehen ob sich im Nachhinein noch dringende Verbesserungsnotwendigkeiten offenbarten. Jetzt war Sermo gespannt, was die Decima mit ihrem Besuch bezwecken wollte. Wollte sie ihn etwa dazu ausfragen? Gar einen Artikel schreiben über Ostias neue Lex? Quark, das war doch viel zu unbedeutend. Oder doch nicht? Immerhin wurde in der Acta auch über Geschehnisse aus den abgelegensten Kuhkäffern Germanias berichtet. Warum also nicht auch über Ostia? -
Sermos Frage ob die Statue ein Abbild seiner Selbst sein würde brachte Paullus zum lachen.
Sermo. meinte er prustend. Ich denke nicht dass ich schon in der Position bin oder ich schon etwas vollbrachte um mir selbst eine Statue zu stiften. Da ich Mitglied des Vereins für Instandhaltung und Verschönerung bin möchte ich in Ostia einen Beitrag dazu leisten.
Die Statue die ich in Auftrag gegeben habe soll den Gott Aequitas darstellen. Denke es ist passend da Ostia, das Tor zu Rom, vom Handel profitierte und es immer noch macht. Vielleicht wird es irgendwann mal eine Statue von mir hier geben. Aber da muss ich noch daran arbeiten er grinste breit. Bei meinen Unorthodoxen Vorgehen und Benehmen kann es Jahrzehnte dauern.
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Sermo grinste breit über Aculeos Gelächter. Na gut, immerhin schätzte der Mann sich selbst richtig ein und besaß dazu noch eine gute Portion Humor. "Aequitas? Eine Frau mit Waage und Füllhorn also? Wo möchtest du sie aufstellen lassen?"
Der Germanicus war wirklich ein Witzbold. So viel Selbstironie musste man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Was er mit unorthodoxem Vorgehen und Benehmen meinte, konnte Sermo nicht ganz nachvollziehen, hatte er doch bisher noch nicht geschäftlich mit Aculeo zu tun gehabt, soweit er sich erinnern konnte. Zumindest nicht in einer Beziehung, in der der Germanicus irgendwie schwerwiegenden Blödsinn hätte anstellen können. "Na, das ergibt sich vielleicht schneller als du denkst," schmunzelte Sermo daher. Er glaubte zwar nicht, dass sein Gegenüber wirklich hoch hinaus käme, aber wer wusste das schon? Immerhin hatte er es schon bis zum Stationarius gebracht, wenn er sich nicht irrte. -
Seiana lächelte leicht, oberflächlich, auch wenn die Bemerkung des Quintiliers eine eher unangenehme Erinnerung in ihr wachrief. Caius und seine unsägliche Aktion, als sie darauf bestanden hatte, ihn für die Taberna medica doch noch zu bezahlen... Sie war nach wie vor davon überzeugt, dass es keine positiven Auswirkungen gehabt hatte, dass es vielleicht sogar diese Aktion gewesen war, die ihrem Onkel den Wahlsieg gekostet hatte – auch wenn sie sich bemühte sich einzureden, dass dies nicht das Ausschlaggebende gewesen sein konnte, lag der Schluss für Seiana doch zu nahe, um ihn ignorieren zu können. „Ich gebe nicht allzu viel auf Gerede, Quintilius. Mag sein, dass ich deshalb nicht weiß, was auf den Straßen gesprochen wird über mich.“ Zumindest was Positives anging. Das Negative hörte sie durchaus, war ihre Wahrnehmung doch über Jahre hinweg genau darauf geschult worden.
Auf ihre Frage hin reagierte der Duumvir mit einer recht simplen Antwort. Seiana konnte ihm das nicht einmal verübeln, auch wenn es nun an ihr war, das Gespräch weiterhin am Laufen zu halten – aber nun, das war etwas, was selbst ein freier Mitarbeiter der Acta zu können hatte. „Verzeih mir“, lächelte sie, „ich möchte dich nicht auf die Folter spannen, und dir auch nicht allzu viel deiner Zeit rauben. Ich bin derzeit noch dabei, mich in meinen Posten einzuarbeiten – dazu gehört für mich auch, manchen Personen einen Besuch abzustatten. Über Ostia ist schon lange nicht mehr berichtet worden, dafür, dass es Roms Tor zur Welt ist... und ich bin mir sicher, es gibt verschiedenes, was interessant wäre für die Leser der Acta.“ Seiana machte eine kurze Pause. „Die Lex Municipalis könnte eines davon sein. Wie ist es dazu gekommen? Warum hat es keiner deiner Vorgänger für nötig erachtet?“ Im Grunde bot sie ihm damit die Chance, sich zu profilieren. Was später in einem möglichen Artikel stehen würde, stand auf einem anderen Blatt, aber hier und jetzt war das eine Möglichkeit für den Quintilier, sich ins rechte Licht zu rücken. Was wiederum, sofern er das begriff und nutzte, für Seiana bedeutete, dass er aufgeschlossener wurde – und ihr mehr erzählte, auch von anderen Dingen, sofern es etwas Interessantes gab, das er wusste. Das wiederum grenzte an Glücksspiel, denn Seiana hatte keine Ahnung, ob der Mann vor ihr überhaupt etwas wusste, was sich wirklich lohnen würde, außer für einen allgemeinen Artikel über Ostia. Aber nur so kam man an Geschichten – und dort wo es keine gab, was nur allzu häufig vorkam, hatte sie immerhin Kontakte geknüpft. Und das war von unschätzbarem Wert.
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Mit hochgezogenen Augenbrauen kommentierte der Quintilius den abfälligen Kommentar über Gerüchte. "Gerede macht bekannt. Es macht Personen bekannt, Skandale, Katastrophen, Wunder und Umwälzungen am Rande des Reiches. Gerade eine Auctrix sollte sich immer nach den neuesten Gerüchten umhören, oder nicht? Denn nicht wenige erweisen sich als wahr." Er hatte etwas dazu sagen müssen. Wie konnte man nur so ignorant sein? Gerüchte waren Informationslieferant Nummer eins für ihn. Zumindest noch. Er hatte einige Kontakte in Ostia, Kapitäne, Kaufleute, sogar wandernde Spielleute. Sie alle brachten Informationen mit sich, die für ihn als Duumvir oder als Privatperson mal sehr nützlich, mal völlig unbrauchbar waren. Aber sie brachten die Infos mit sich und das allein zählte. "Aber entschuldige bitte, ich möchte dir keinen Vortrag über deinen Profession halten," erklärte er dann schnell, die Hände entschuldigend gehoben, ein vermeintlich peinlich berührtes Lächeln auf den Lippen.
"In der Tat, es gab auch nichts zu berichten. Dafür, dass Ostia Roms Tor zur Welt ist, passiert hier ganz schön wenig von Stadtgrenzen überschreitender Bedeutung. Dennoch..." Er wollte ja jetzt nicht gleich einen Riegel vorschieben, indem er sagte, dass Ostia völlig öde und uninteressant war. "Um deine Fragen zu beantworten: Die frisch verabschiedete Provinzreform hat mich inspiriert. Ich habe das Duumvirat angetreten mit dem Anspruch an mich selbst, etwas grundlegendes für Ostia zu schaffen oder zu verändern. Ich glaube man kann sagen, dass mir das gelungen ist. Die Lex Municipalis Ostiensis bildet nämlich eine Gesetzesgrundlage, die die Entwicklung einiger wichtiger Verordnungen und Richtlinien ermöglicht, die bisher nur sehr vage umschrieben sind. Beispielsweise gibt es keinerlei Regelungen zu Gehältern der Stadtbeamten. Da nun die verschiedenen Kompetenzen zum Beispiel der Aedile und des Quaestors strikt geregelt sind, kann darauf aufbauend ein Lohnkatalog erstellt werden. Bisher verhandelten die neu gewählten Magistrate nämlich noch immer zu Beginn ihrer Amtszeit mit den Duumvirn über ihren Lohn." Sermo machte eine kurze Pause. Er hatte nicht zu schnell gesprochen, damit die Auctrix ohne zu große Hektik Notizen machen konnte. Jetzt fragte er nebenbei: "Soll ich dir übrigens eine Abschrift der Lex zur Ansicht holen lassen?" Er trank daraufhin etwas von seinem Wein, denn das viele Reden ließ selbstverständlich den Mund austrocknen. Dann fuhr er bezüglich ihrer zweiten Frage fort. "Meine Vorgänger hatten offenbar andere Probleme. Oder kein Interesse an einer Lex Municipalis. Man hat sich bisher mit den Regularien der Lex Octavia et Aelia de administratione regionum Italicarum, kurz Lex Octavia et Aelia, zufrieden gegeben. Für mich als Juristen stellt das allerdings keine endgültige und voll befriedigende Lösung dar, deshalb mein Engagement auf diesem Gebiet." Ohne eine Antwort auf seine Vorangegangene Frage abgewartet zu haben, hatte der Duumvir bereits ein Regal zu seiner Rechten angepeilt, wo er einige Abschriften der Lex kürzlich deponiert hatte. Besonders die Magistrate hatten oft danach gefragt, weil immer noch manche Amtsstuben Kopien benötigten und Anfragen danach stellten. So reichte er jetzt auch der Decima eine Abschrift über den Schreibtisch hinweg.
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Andeutungsweise wölbte sich auch eine ihrer Brauen nach oben, die linke, um genau zu sein, als Seiana die Antwort des Duumvirs hörte. Sie hatte sich im Grunde konkret auf das Gerede über ihre eigene Person bezogen gehabt, allerdings wohl nicht deutlich genug formuliert – und sie sah auch keinen Grund, das jetzt richtig zu stellen. „Und ebenso viele erweisen sich als falsch. Ich überlasse es meinen Mitarbeitern, die Spreu vom Weizen zu trennen, andernfalls hätte ich viel zu tun“, antwortete sie, nur um dann doch hinzuzufügen: „Dass ich nicht viel auf Gerede gebe, heißt nicht, dass ich die Nachrichten missachte, die für die Acta von Bedeutung sein könnten. Was über die Auctrix getratscht wird, ist aber kaum von Interesse für irgendjemanden.“ Jetzt lächelte sie wieder, und als der Quintilier dann anfing zu erzählen, machte sie sich in der Tat Notizen. Sonderlich ergiebig waren sie nicht, aber nun – sie war auf gut Glück hergekommen, sie hatte gewusst, dass sie nicht mit viel rechnen konnte. Hätte sie tatsächlich etwas Wichtiges gehabt, sie hätte vorab einen Termin vereinbart. „Sehr gerne, ja“, antwortete sie auf seine Frage, las ihre Notizen, fuhr sich nachdenklich mit Zeigefinger und Daumen über das Kinn, zog eine Linie bis hin zur Unterlippe, bevor sie aufsah und auch das Manuskript überflog, das er ihr reichte. „Du hast erwähnt, dass die Lex Municipalis eine Gesetzesgrundlage darstellt, unter anderem für die Entwicklung eines Lohnkatalogs. Was schwebt dir noch vor, was auf Grundlage dieser Lex erstellt werden könnte?“ Mit angemessenem Interesse sah sie ihn an.
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