Sogleich schickte Dives einen Servus Publicus in die Spur, um den angebotenen Wein aus dem Weinkeller der Curia besorgen zu lassen. Anschließend hörte er sich aufmerksam an, was Sedulus erzählte - und begann bald rein innerlich zu grinsen. Zwar wusste er für die Nachkriegszeit noch immer nicht genau, inwiefern es vorteilhaft sein würde den Namen Germanicus ins Spiel zu bringen (das müsste und könnte letztlich nur die Zeit zeigen), doch registrierte er sehr wohl, dass der Senator nicht nur seiner Ämter verlustig gegangen war, sondern auch Roma den Rücken gekehrt hatte. Und während ersteres ein guter Startpunkt für Sedulus selbst sein könnte, um unter Palma nicht verbannt zu werden, würde letzteres mitunter Dives ganz gut in die Hände spielen.
"Und du bist nach deinem Verlassen Romas hierher, nach Ostia, gekommen?", hakte er unbedarft nach. Wäre dem so, so hätte er nach duumvirischem Verständnis wohl gegen ein gewisses Edikt des Vesculariers verstoßen, da sicherlich nicht davon auszugehen war, dass der Fettwanst erst zwei Männer ihrer Ämter enthob und sie anschließend einfach so die Stadt verlassen ließ. Wäre Sedulus nun also in Ostia untergekommen und hätte sich hier versteckt gehalten, so könnte der Iulier - gerade als Duumvir dieser Civitas - sich selbst in gewisser Weise als Beschützer darzustellen versuchen, ungeachtet dessen, dass man hier eigentlich keinerlei Informationen darüber gehabt hatte, dass der Germanicer in der Stadt war.
"Tja, wie geht es mir? Mittlerweile habe ich mich, so denke ich, doch wieder ganz gut von den Strapazen erholt, die ich bei meinem letzten Besuch der Ewigen Stadt auf mich nehmen musste.", blieb Dives zunächst recht vage. Ein Kerkeraufenthalt war eben nichts, womit man aus Sicht des Iuliers groß hausieren ging. Andererseits natürlich bestand durchaus die Gefahr, dass dem Senator ein ähnliches Schicksal blühte, sodass der Duumvir letztlich doch präziser wurde.
"Du solltest nämlich wissen, dass ein mitunter etwas opportun erscheinendes Verhalten einen dieser Tage auch schnell mal für längere Zeit das Tageslicht kosten kann." Aber das wusste der Senator sicherlich selbst noch besser - allein aufgrund der jahrelangen politischen Erfahrung und seiner militärischen Vorprägung.
"Das heißt: Vielleicht ist es für jemanden mit deinem Stand und deinen Verbindungen...", denn von der Existenz solcher ging Dives durchaus aus, "... noch ein wenig anders.", fügte er an und wusste selbst nicht so genau, ob dies nun eher gut oder eher schlecht wäre. Es folgte eine kurze Pause und ein grübelnder Blick des Iuliers, bevor er sich dazu entschloss, es einfach direkt anzusprechen:
"Ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast, aber meinen Freund, deinen Verwandten Germanicus Aculeo, hat man kurz nach der friedlichen Übergabe Ostias verhaftet und nach Roma gebracht, wo er nun wahrscheinlich irgendwo in den Castra Praetoria einsitzt...", erklärte er in einer Mischung aus Wissen und Vermutung.