Potitus Genucius Aventinensis
Der leicht verstimmte Gesichtsausdruck des Potitus wich schleunigst einem doch deutlich freundlicheren, nachdem sich der eintretende Gast als Curator Kalendarii vorstellte. "Natürlich, natürlich, Germanicus.", rutschte Potitus auf seinem Stuhl in eine aufrechtere Position und legte die Acta-Ausgabe geschwind beiseite. Die neuste Geschichte aus Gesocribate musste in Anbetracht dieses hohen Gastes natürlich warten. "Für den Curator Kalendarii habe ich doch immer Zeit.", betonte er dann. "Mein Name ist Potitus Genucius Aventinensis, Duumvir von Ostia, und ich möchte dir sagen, wie hocherfreut ich doch bin, dass ein Mitglied gerade deiner Gens sich als Curator für die Belange dieser Colonia einsetzt und engagiert!", schmierte Potitus dem Germanicer sogleich ein bisschen Honig ums Maul - jedoch nicht nur aus bloßer Berechnung. Denn die Verbundenheit der Germanicer mit Ostia war kaum zu leugnen. Einen ganzen Tempel hatten sie in Ostia gebaut - wennauch die Hafenstadt dereinst mächtig in die eigene Tasche dafür hatte greifen müssen... gar so tief am Ende, dass man sich für dessen Spende den damaligen Praefectus Urbi Vescularius zum Stadtpatron machen musste. Doch das war wieder ein anderes Thema.
Mit einer einladenden Geste bot Potitus dem Germanicer einen Platz an. "Ich werde sogleich nach dem Quaestor schicken lassen, auf dass er dir betrefflich unserer städtischen Finanzen unverzüglich Rede und Antwort steht.", kündigte er an und rief sich auch gleich einen jungen Schreiberling herbei, der zum Officium des Quaestors gesandt wurde. "Ich hoffe, deine Amtsübernahme verlief reibungslos und die anderen Städte Italias geben dem Curator Rei Publicae und dir keinen Grund zur Klage.", begann er mit etwas Smalltalk die Wartezeit auf den Quaestor zu füllen. Dabei sprach Potitus natürlich bewusst nur von anderen Städten. Denn für ihn schien es doch vollkommen ausgeschlossen, dass jemand je über Ostia einen Grund zur Klage hätte.