• Mattiacus schien dem Anderen geradezu ins Wort zufallen.


    "Mattiacus, Marcus Decimus Mattiacus ist mein Name. Ich bin der Adoptivsohn des Quintus Decimus Mercator und gerade aus Rom hier angekommen. Es ist schon so lange her, dass ich nicht mehr in diesen Wänden wandelte."

  • Maximian hatte Martinus gegrüßt und musterte neugierig den Fremden, nachdem er sich als Adoptivsohn des Mercators vorgestellt hatte, ohne sich vorerst einzumischen.
    Er staunte nämlich, wie groß die Gend Decima war. Immer wieder lernte er neue Mitlgieder kennen.

  • "Nun, kurz nachdem ich wieder den Boden von Tarraco betreten habe, kam auch schon ein Bote zu mir mit Nachricht von der Statthalterin. Sie wollte mich sehen und bot mir eine Anstellung ans Scriba Personalis an. Sie muss wohl von meinen Studien bei Prokullus in Rom erfahren haben.
    Und bei 50 Sesterzen die Woche konnte ich natürlich nicht abschlagen, jetzt wo ich gerade neu hier angekommen bin.
    Ansonsten stehe ich natürlich ganz der Familie zur Verfügung."

  • Lucilla, die sich neugierig im Atrium umgesehen hatte um nachzuschauen, was sich alles verändert hatte, seit sei nicht mehr hier gewesen war, trat nun wieder zu Martinus. Bei ihm standen jetzt auch Mattiacus und eine weitere Person.


    "Mattiacus! Du bist auch wieder hier?" Lucilla umarmte nun auch ihren Adoptiv-Cousin stürmisch. "Ach, ist das schön, wieder zuhause zu sein."

  • Mattiacus lächelte nach der Umarmung:


    "Lucilla, schön dich zu sehen, es ist schon so lange her....". Er musterte sie und sah sie von oben bis unten an und mit einem schelmischen Lächeln sagte er "Groß bist du geworden. Wir waren noch Kinder als ich nach Rom ging und jetzt......."


    Er wandte sich wieder Martinus zu. "Ich werde in den nächsten Tagen von der Statthalterin bescheid bekommen."

  • Nachdem Maximian nun Lucillas fragende Blicke gesehen hatte, kam er auf die Gruppe Familienmitglieder zu und lächelte ein wenig unsicher, aber sehr freundlich.


    "Ich glaube Lucilla - ist das richtig - und Mattiacus?" Damit reichte der Jüngling dem Mann die Hand und tat Selbes anschließend mit der anwesenden Frau. Mein Name ist Maximian. Euer Vater ist mein Großonkel."


    Nun zeigte sein Gesicht ein breiteres Grinsen, denn er fand die ganzen Bekanntschaftsgrade äußerst verwirrend. Wahrscheinlich war es nur schwer für ihn, weil er ja die wenigsten länger kannte und würde sich schon bald in die Wirrgänge der Töchter und Söhne und Väter und so weiter einfinden - momentan aber hatte er bei einer solch großen Familie nur die wichtigsten "Knotenpunkte" durchschaut.

  • Lucilla lächelte Maximian freudig an. 'Kann es sein?' dachte sie. Lucidia rief sich den weiten Stammbaum ins Gedächtnis. 'Nun, er scheint mir doch ein wenig zu alt.'


    "Aber irgendetwas stimmt doch da nicht. Wenn unsere Väter deine Großonkel sind, dann bist du der Sohn von Proximus?" fragte sie irritiert.

  • Proximus?


    Maximian blinzelte verdattert. Kannte er einen Proximus? Nun, auch wenn das keine Rolle spielte... welche Stellung hielt er im Familienstammbaum ein?
    Immer noch blinzelnd und lächelnd senkte Maximian leicht schüchtern das Gesicht, um dann nach einer Weile zu erwidern:


    "Nein, nein... Ich schätze, ich habe etwas vertauscht. Mercator stellte sich mir als mein Großonke - damit sah er zu Mattiacus - vor, einem Proximus - und nun wieder zu Lucilla - bin ich noch nicht begegnet." Immer noch in Gedanken wühlend, um die Irrgänge des Stammbaumes zu durschauen, schwieg der junge Mann einen Moment, um dann schnell hinterherzusetzen, als er Lucillas fragendem Blick begegnete: "Meridius ist mein Vater."


    Immer noch schüchtern lächelnd räusperte sich Maximian und gab es auf, durch die Strukturen der Familie schauen zu wollen. Sicherlich würde Lucilla ihm auf die Sprünge helfen.

  • Ich wollte bei der regen Koversation über den Stammbaum nicht weiter stören deshalb verabschiedete ich mich für das Erste und ging auf mein Cubiculum um dort an den Renovierungsvorschlägen für die Casa zu arbeiten.

  • Der Sohn von Meridius!


    "Dann bist du ja mein Neffe!"


    Ein klein wenig Bedauern schwang in Lucillas Stimme mit. Jetzt wusste sie auch, woher Maximian sein gutes Aussehen hatte. Lucilla konnte sich noch gut daran erinnern, wie ihr großer Bruder immer von allen Mädchen umgarnt worden war.


    "Ich bin Meridius' kleine Schwester. Proximus der Ältere ist mein Onkel und der Bruder von Mercator und damit auch der Onkel von Matthiacus und Martinus. Sein Sohn Proximus der Jüngere ist daher unser Cousin. Und damit dein Onkel." Lucilla lachte, als sie Maximians Verwirrung sah. "Aber im Grunde ist das alles gar nicht so wichtig."

  • Nachdem Maximian zuerst unheimlich verwirrt gewesen war, konnte er nun nur noch erleichtert nicken.


    "Allerdings. Ich danke dir dennoch, vielleicht habe ich mir ja doch etwas merken können." Nun schmunzelte er. "Ich freue mich, dich endlich kennen zu lernen, Tante Lucilla."


    Bei diesen Worten musterte er die Schwester seines Vaters. Sie sahen sich nicht so sehr ähnlich - zumindest wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, dass Lucilla seine Tante ist, wären sie sich auf der Straße begegnet.
    Die Gedanken schweiften nach Hause. Dorthin, wo er seine Mutter zurückgelassen hatte mit der Familie, die lange Zeit seine einzige gewesen war. Was sie wohl gerade taten? Wie es ihnen ging? Ob seine Mutter Lucilla kannte?
    Oh, wie er sich nach seiner Mutter sehnte. Er hätte nie gedacht, dass ihm eine Trennung so sehr belasten würde - aber schließlich war er vis vor Kurzem jeden Tag seines Lebens bei ihr gewesen und nun... nun war er weit weg von ihr, bei der Familie seines Vaters. Und keinen von ihnen kannten er länger als ein paar Tage; keiner von ihnen kannte seine Mutter oder das Leben, das er bislang geführt hatte.
    Mit einem nun ziemlich kleinen Lächeln sah der junge Maximian wieder auf und bemühte sich, die Gedanken an seine alte Heimat ganz weit weg von sich zu schieben, schließlich war er schon beinahe erwachsen.


    "Du wirst nun also in Tarraco bleiben, wenn es möglich ist? Wo warst du denn?"

  • "Ja," antwortete Lucilla, "ersteinmal werde ich in Tarraco bleiben. Ich war einige Zeit bei Tante Drusilla in Rom. Ich erspare dir jetzt den Stammbaum, der dich bis zu ihr führt, denn das könnte eine Weile dauern." Lucilla lächelte Maximian aufmunternd zu. Er schien ein wenig bedrückt zu sein.


    "Und du? Wirst du hier bei uns bleiben? Oder hast du schon anderweitige Zukunftspläne?"


    Lucilla überlegte sich, wie alt Maximian wohl sein mochte.

  • Zuerst lächelte Maximian dankbar und nickte dann, während er seine Blicke durch den Raum schweifen und schließlich wieder zu Lucilla zurückkehren ließ. Dabei schaukelte er auf den Sohlen seiner Sandalen und hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt.


    "Tarraco ist meine neue Heimat. Mein Vater wollte nach einem Lehrer für mich Ausschau halten; im nächsten Jahr, wenn ich 17 bin, werde ich den Dienst bei den Legionen antreten... Wie mein Vater."


    Er lächelte und senkte den Blick dabei. Ob Lucilla sich wohl wunderte, wie Meridius plötzlich zu einem Sohn kam? Aus ihren Blicken hatte er keine großartige Verblüffung lesen können, vielmehr schien sie über ihren Bruder zu lächeln.

  • Lucilla schmunzelte. Vielleicht war er ja nur adoptiert.


    "Das ist schön. Du wirst sehen, Tarraco ist ein wunderbarer Ort. Aber sag mal," Lucilla schaute ihn neugierig an. "Wo hast du denn vorher gelebt?"

  • "Bei meiner Mutter, in der Nähe von Valentia.", antwortete er und erkannte schon bald, dass diese Antwort nicht die Neugier seiner Tante zu stillen vermochte - es musste schon sehr seltsam auf sie wirken, dass Meridius plötzlich einen schon fast erwachsenen Sohn aufzuweisen hatte, von dem vorher noch keiner wusste.


    "Meridius und meine Mutter, Iulia, haben wohl ihre Jugend miteinander verbracht. Doch schließlich heiratete sie, zog in ein kleines, unbedeutendes Dorf und gebar bald ihr erstes Kind. Bis zu meinem 16. Geburtstag wusste niemand und ich auch nicht, dass ich kein Kind ihrer Ehe bin."


    Wieder senkte Maximian den Kopf, um dann noch zu ergänzen:


    "Sie war es, die mich hierher schickte, damit ich bei meiner wahren Familie sein kann."

  • Lucilla wollte schon die Augenbrauen heben ob der Geschichte mit ihrem Bruder, verkniff es sich jedoch im letzten Moment. Das war sicher nicht das, was Maximian jetzt brauchte. Er schien nicht ganz so glücklich über diese Entwicklung in seinem Leben. Daher legte Lucilla ihren Arm um seine Schultern.


    "Das kling ein wenig wehmütig. Aber du wirst sehen, wir sind alle nicht so schlimm. Und das mit der 'wahren' Familie," Lucilla zuckte mit den Schultern, "nur weil du jetzt ein Mitglied der Gens Decima bist, heißt das ja nicht, dass du deine Wurzeln, deine Vergangenzeit und die dir lieben Menschen vergessen musst."

  • Als seine Tante ihm den Arm über die Schulter legte, senkte Maximian nur nickend den Kopf. Auch wenn er sich gleichermaßen dadurch noch weiter von Zuhause entfernt fühlte, musste er sich eingestehen, dass seine Tante ihm nicht völlig fremd war. Irgendetwas tief in ihm sagte ihm, dass er schon bald nur noch wenig Heimweh haben würde.


    "Nein. Ihr seid wahrlich nicht schlimm." Nun hob er leicht verschmitzt und vor allem mehr zuversichtlich lächelnd den Kopf - seine Tante wusste offensichtlich, wie sie einem das schwere Herz leichter machen konnte. Aber dann verschwand das Verschmitzte und Unbekümmerte auch schon wieder von seinem Gesicht. "Ich bin mir sicher, dass ich mich hier schon bald Zuhause fühlen werde."


    Nun war es aber Zeit für einen Themawechsel, dachte sich Maximian. Er konnte es im Nachhinein nicht einmal verstehen, wie genau seine Tante es mitbekommen hatte, dass er Wehmut verspürte. Das hatte bislang noch keiner geschafft.


    "Wenn du dich nicht ausruhen möchtest oder etwas erledigen musst, würdest du mir von Rom erzählen?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!