• Livia schaute Balbus noch eine Weile hinterher. Ob und wann sie ihn wohl wieder sehen würde. Ein Gefühl so ähnlich als ob sie frieren würde überkam sie und sie umfasste die Kette die Balbus ihr geschenkt hatte fester. Da riss sie plötzlich eine Stimme aus ihren Gedanken und sie wirbelte herum.


    Ah Hallo Onkel Mercator, du hast mich vielleicht gerade erschreckt.


    Sie sammelte sich und versuchte sich zusammen zureißen. Eigentlich stand ihr der Sinn im Moment nicht nach reden...


    "Der Besucher war Tribunus Balbus. Aber er musste gehen, von daher hast du nicht gestört. Bist du schon lange hier?

  • „Nein, Nein! Keine Angst ich habe eure Gespräche nicht gehört. Ich bin gerade hereingekommen. Du siehst so blass aus. Ist alles in Ordnung?"


    Die letzte Frage hätte er sich sparen können. Livia war kreidebleich. Zuerst dachte sich Mercator er hatte die beiden beim turteln gestört, aber nun sah er das irgend etwas nicht stimmte. Livia machte einen sehr aufgelösten und traurigen Eindruck. Mercator nahm sie bei den Händen.


    „Mein Engel, die sind ja auch ganz kalt! Komm, setzt dich mit deinem alten Onkel einen Moment hin."


    Mercator merkte, dass Livia nicht nach reden zu Mute war. Die beiden setzten sich. Mercator legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte sie liebevoll an sich heran. Er sagte nichts mehr. Er wollte nur das Livia merkte das sie nicht alleine war. Vielleicht half ihr dies schon ein wenig. Wenn sie jemanden zu reden brauchte, dann wusste sie ja, das er immer für "seine Kleine" da war.

  • Livia war dankbar das er auf diese Weise für sie da war und nicht weiter fragte, so dass sie in Ruhe ihren eigenen Gedanken nachhängen konnte.
    War sie nicht unglaublich dumm? Sein Besuch hatte ihr wieder gezeigt wie sehr sie ihn eigentlich liebte. Aber die Angst vor ihren Gefühlen und sich darin zu verlieren, war auch immer noch da. Es ging einfach nicht...Im übrigen hatte sie ihre Entscheidung ja schon längst getroffen und wozu sie sich entschieden hatte, dass setzte sie auch um.
    Ihre Hände wurden langsam wieder warm.


    Danke Onkel Mercator, jetzt geht es mir schon besser.


    Sie lächelte ihn an und gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann stand sie auf.

  • Mitten in der Nacht fing es an. Erst langsam, dann zunehmen mehr, tänzelten kleine zarte weiße Flocken im Nachthimmel und legten sich über die Erde, bedeckten Dächer, Ziegel, Steine und Pflanzen mit einem Hauch von Weiß. Der Wind zwirbelte sie in spielerischer Form - wie zum Tanz bittend - vereinzelt auch in offene Räume, in welchen sie jedoch - wegen dem mediteranen Klima der Küste - nicht lange am Leben blieben. Der Winter hatte begonnen. Und was so sanft über Tarraco kam, war Schnee. Seit Jahren wieder einmal Schnee.

  • Als ich Abends nach Hause kam sah ich Vater und Livia im Atrium stehen.
    Ich beschloss zu ihnen zu gehen.


    "Salve Vater, salve Livia!


    Nun, es ist so weit.
    Ich habe all meine Sachen gepackt und bin abreisefertig.
    Wann geht denn das Schiff, hast du nähere Informationen Livia?


    Auch ich möchte mich verabschieden, auch wenn ich in einigen Tagen wieder hier sein werde."

  • Salve


    Das Schiff wird in drei Stunden ablegen, ich habe meine Sachen bereits dorthin bringen lassen.


    Livia umarmte ihren Onkel


    Du wirst mir fehlen. Aber vielleicht besuchst du mich irgendwann Rom? Pass derweil zusammen mit Onkel Proximus gut auf das Haus und den Rest der familia auf und schreib mir wenn du etwas von Meridius oder den anderen hörst.


    Dann ließ sie ihn los und schaute ihn noch einmal an.

  • „Du wirst mit auch fehlen mein kleiner Engel! Ich wünsche dir alles Liebe und Gute auf deinem weiteren Weg. Ich hoffe du lässt etwas von dir hören. Ich würde mich über einen Brief von dir sehr freuen. Sobald es sich einrichten lässt werde ich dich auch besuchen kommen.“


    Mercator konnte gar nicht viel mehr sagen, denn obwohl er sich bemühte es zurück zu halten flossen ihm schon die Tränen herunter. Er löste sich aus der Umarmung seiner Nichte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.


    „Die Götter mögen dich beschützen!“

  • "Nun gut Livia, also, ich werde dich dann rechtzeitig gemeinsam mit Calliope abholen."


    Ich blickte Vater an, umarmte ihn und flüsterte ihm ins Ohr:


    "Bis bal und pass gut auf dich und alle anderen auf! Und bitte lass mir Meridius und meine Brüder grüssen wenn sie von ihrem Feldzug zurückkehren"


    Ich ließ Vater los und verließ das Atrium in Richtung meines Zimmers.

  • Im Atrium angekommen nahm Mercator erst einmal Platz und bot dem Jungen ebenfalls einen Platz an. Dann sah er im noch einmal genau von oben bis unten an.


    „Verzeih, aber wie kommst du darauf der Sohn von Meridius zu sein? Wer hat dir das gesagt?“

  • Maximian nahm auf dem angewiesenen Sitz platz und sah sich mit fliegenden Blicken um. Diese Casa war luxuriöser als alles, was er jemals zu Gesicht bekommen hatte. Der Hausherr musste ein reicher Mann sein.


    "Nun ja, meine Mutter Iulia Severa, ihr Gemahl, meine Brüder und ich, leben in der Nähe des Meeres. Zu meinem letzten Geburtstag erzählte sie mir, dass ich kein Kind ihrer Ehe mit Magnus Severus Damian bin. Mein Vater, Meridius, und sie sollen sich vor langer Zeit getroffen haben. Sie meinte, er würde sich sicherlich an sie erinnern, trotz der nun beinahe 17 jahre, die vergangen sind, und auch meine Ähnlichkeit mit ihm soll nicht übersehbar sein."

  • Ehrliche, große Augen musterten den alten Mann. Maximian konnte verstehen, dass es für ihn alles andere als leicht nachzuvollziehen war, dass Meridius, in welcher Beziehung auch immer zu Mercator stehen mochte, plötzlich einen Sohn hatte. Vielleicht einen weiteren.


    "Sie blieb bei meinem Ziehvater, Herr. Es war mein Entschluss."

  • Mercator dachte einen Moment lang nach. Dann lächelte er den Jungen freundlich an.


    „Gut! Ich will dir glauben. Meridius ist aber zur Zeit auf einem Feldzug. Ich werde ihn einen Brief schreiben und so über die Situation informieren. Sei einstweilen in unserem Hause herzlich willkommen. Du kannst es dir einstweilen in diesem Zimmer bequem machen. Es steht dir frei hin zu gehen wo du willst. Aber nicht in die privaten Räume der anderen Familienmitglieder. Lese dir auch die Hausordnung durch. Zur Zeit sind leider alle anderen verreist oder auf diesem Feldzug."


    Marcator stand auf.


    „Ich werde nun den Brief verfassen. Du kannst dich einstweilen im Haus oder in Tarraco umschauen. Ich werde mich bei dir wieder melden. Übrings kannst du Onkel Quintus zu mir sagen.“

  • Maximian stand ebenfalls auf und nickte lächelnd. Er hatte also seinen Onkel kennen gelernt. Wie groß die Familie wohl war, wenn er sagte, das alle unterwegs seien?


    "Ich bedanke mich für die Gastfreundschaft, Onkel Quintus. Ich versichere dir, ich werde keinem zur Last fallen. Wenn du es gestattest, würde ich gerne ein Bad nehmen und mir den Staub abwaschen."

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