Die Decima grinste breit und neigte den Kopf.
"Klar, mach ich..." sagte sie, dann verschwand sie in Richtung Hausaltar....
| Peristylium |
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Kam Maximian immer noch vor Wut aus Valerias Cubiculum in das Perityl gelaufen. Die Luft war frisch, doch das merkte er gar nicht, denn er schien von innen heraus zu glühen. Stapfend lief er einmal quer durch den Garten, ohne wirklich zu wissen, was er denn hier suchte.
Im Grunde genommen quälte er sich damit, all das zu verarbeiten, was da in Valerias Cubiculum gerade vorgefallen war. Der Streit war einer von vielen in den letzten Tagen gewesen, doch letztendlich war er der heftigste von allen gewesen. Sein Ausgang war sogar so ungewiss, dass man gar nicht sagen konnte, wie es jetzt weiterging...
Sie beide waren aber auch arg wütend und zornig gewesen. Im Grunde genommen wegen etwas, das gar nichts dafür konnte, dass es so sehr mit Wut und Zorn bedacht wurde. Aber wie es mit den Menschen so war, wurden solch starke Gefühle irgendwann unlenkbar und trafen schließlich diejenigen, die es am wenigsten verdient hatten.
Am anderen Ende des Peristyliums angelangt, machte Maximian schnaubend kehrt, um den gleichen Weg zurück zu gehen.Für seine Wut hatte er aber auch wirklich jeden Grund. Er durfte wütend sein auf sich, ganz besonders sogar. Auf Valeria. Oh ja, sie hatte seine Wut geschürt. Aber auch auf die Götter und den unglücklichen Zustand, in dem Valeria und er lebten.
Sie war schwanger.
Maximian blieb stehen und erstarrte scheinbar augenblicklich. Nur seine Augen blinzelten angestrengt. Er hatte seine Eltern betrogen, allen etwas vorgespielt und was kam dabei heraus? Seine Cousine erwartete ein Kind von ihm.Man konnte ein Keuchen hören, dann taumelte der junge Mann um eine Säule herum und setzte sich in deren Schatten auf den kalten Fußboden. Ein Knie angezogen, stützte er einen Ellenbogen darauf und verbarg das Gesicht hinter der Hand.
Er war sich sicher, dass nichts schlimmeres hätte kommen können. Nichts, aber auch gar nichts, wäre annähernd so nahe einer Katastrophe wie die Nachricht, dass etwas geschehen war, das nicht mehr rückgängig zu machen ist. Nicht, wenn man Maximian hieß, noch nicht 17 und der Sohn eines Decima war. Nicht nur irgendein Decima, sondern des Pater Familias, eines Senatoren, eines Legatus Legionis und was für Titel er nicht noch alle trug. Wobei sehr wahrscheinlich keine Familie, und war sie noch so klein und unbedeutend, sich um solch einen Dummkopf wie ihn geschlagen hätte. Ja, ein Dummkopf war er. Ein sturer, naiver, unverbesserlicher (...) Dummkopf!
Maximian schniefte und schüttelte über sich selbst in Verzweiflung geratend den Kopf. Sein Leben war verwirkt. Er war noch nicht einmal 17 und fühlte sich, als stünde er am Abgrund, der ihn schlucken wollte. Erfuhr einer von der Schwangerschaft, wäre alles vorbei. Und wusste es erstmal Meridius, dann war er so gut wie tot. Keine Lüge würde ihn dieses mal retten. Kein Grinsen, kein Zwinkern. Einfach nichts. Oooh... und wahrscheinlich wusste sein Vater es unlängst. Oder ahnte es zumindest. Gewiss hatte seine Mutter dafür gesorgt.
Wieder schniefte der junge Mann und wischte sich mit dem Unterarm die Tränen davon. Jetzt war er auch noch eine Heulsuse.... Es stand wirklich, wirklich, wirklich schlecht um ihn. Am liebsten hätte er es gehabt, dass ein Blitz ihn hier af der Stelle erschlagen würde. Oder dass eine der Säulen plötzlich außeinanderbrach und sein Leben, das dazu verdammt zu sein schien, die Menschen um sich herum ins Unglück zu zerren, zu beenden. Selbst den Biss einer Schlange hätte er dankend angenommen...Schließlich lehnte er den Kopf nach hinten und schniefte mehrmals, um sich wenigstens annähern wieder zu beruhigen. So würde er auch nicht weiterkommen.
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Auf ihrem Weg in den Garten kam Valeria nun ins Peristyl. Sie ging einige sehr leise, langsame Schritte hindurch, blieb dann leicht irritiert stehen, als sie ein Schniefen hörte. Oder zumindest irgendetwas in der Art. Prüfend sah sie sich um, zuckte mit den Schultern und ging weiter, als sich das Geräusch nicht wiederholte. Sicher hatte sie sich verhört.
Sie hielt den Kopf gesenkt und war sehr verblüfft, als sie um eine größere Säule herumging und plötzlich Maximian vor ihr kauerte. Er weinte und sah ziemlich mitgenommen aus. Im ersten Moment wollte Valeria schlicht weitergehen und sich nicht um ihn scheren, aber das konnte sie nicht. Nach allen bösen Worten liebte sie diesen Kerl schließlich doch. Also blieb sie seufzend stehen, ging vor ihm in die Hocke und legte ihm in einer langsamen, sanften Bewegung eine Hand auf die Schulter. Vorsichtig drückte sie sie zusammen.
"Wie geht es dir?" fragte sie ruhig und behutsam.
Alle Wut war mit einem Mal verflogen. Sie würde ihn in den Arm nehmen, wenn er nur wollte. Es würden sowieso bald alle wissen, dass sie sich liebten, also störte es sie nicht mehr, dass man sie so vertraut hier zusammen sah. -
Ich war auf dem Weg zu den Sklavenunterkünften und musste folglich durch das Peristylium. Als ich der Beiden gewahr wurde, stoppte ich kurz und sah dann zu, dass ich so schnell und leise wie möglich weiter kam. Die Wand entlang und im großen Bogen aussen rum ging das auch einigermaßen gut. Ich machte mir jedoch so meine Gedanken...
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Als er Schritte sich nähern hörte, wäre er beinahe erstickt, weil er die Atmung und alles einstellte, damit man ihn hier ja nicht vorfand. So, wie er hier saß - wo er doch so gehofft hatte, noch eine weitere Stunde hier in Ruhe sitzen zu können. Mit den Fingern wischte er letzte Tränen fort, da bog auch schon wer um die Ecke. Maximian atmete mehrmals kräftig durch und hob dann den Blick. Na toll. Es war Valeria. Er wusste nicht, ob er sich freuen oder weiterheulen sollte. Er senkte den Kopf wieder und setzte sich ein wenig auf.
Zuerst hatte es den Anschein, dass sie einfach an ihm vorübergehen würde. Doch dann blieb sie direkt vor ihm stehen und ging schließlich in die Hocke. Er schniefte nochmal, dann spürte er den leichten Druck auf seiner Schulter und vernahm ihre sanfte, klare Stimme.
Wie es ihm ging, wollte sie wissen. Sie sollte das eigentlich ganz gut erkennen können. Maximian schloss die Augen, zählte bis drei und hob dann den Blick, um Valeria anzusehen. In diesem Moment hörte er irgendetwas. Aber da es still blieb, hielt er es für einen Vogel oder ein sonstiges Getier. Er schniefte und legte den Kopf schräg an den Stein im Nacken, sie schweigend ansehend.
"Du solltest nach Rom gehen", sagte er mit flacher, verheulter Stimme und ohne mit der Wimper zu zucken. Sie würde es definitiv als Ablehnung aufnehmen, doch hatte er es zu ihrem Schutz gesagt. -
Valeria sah ihn einen ganzen Moment lang an. Sie wollte den Mund verziehen und da war auch wieder das gemeine Tier der Wut in ihr, dass an seinen Ketten zerrte und mit ihnen rasselte. Sie atmete mehrmals tief durch und brachte die Wut so wieder unter Kontrolle. Erst dann war sie in der Lage, Maximians Worte zu analysieren. Wareum wollte er, dass sie nach Rom ging? Er war sie doch sowieso bald los, wenn er nach Germanien ging. War es wegen ihrer Worte oder wegen...wegen ihrerselbst? Valeria schluckte und befeuchtete die plötzlich trockenen Lippen. Ihre Stimme klang mürbe und sie sprach sehr leise, nachdem sie die Hand zurückgezogen hatte und nur noch vor Maximian kniete.
"Sag mir, dass du micht nicht liebst, und ich werde gehen."
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Maximian schluckte und blinzelte einmal ganz träge. Seine Augen waren ganz rot und wenn man recht hinsah, konnte man erkennen, dass die feinen Wimpern ganz nass waren und auch nicht trockneten. Er war einfach ein guter Kämpfer. Und ein doppelt so guter Lügner.
Er trennte sich von seinem Herzen, wenn das irgendwie ging, redete sich eine sehr große Lüge ein, damit der Muskel in seiner Brust zu einem Klumpen wurde, der kaum mehr an etwas Lebendiges erinnerte und nicht schmerzen würde, wenn er gleich sagte, was sie hören wollte.
"Ich liebe dich nicht", kamen dann die Worte über seine trockenen Lippen und doch schmerzte es in ihm. Diesmal zuckten die Wimpern auch und wurden von der Tränenflüssigkeit, die sie bislang zurückhalten konnten, beinahe überrannt. -
Valeria sah ihn an. Ausdruckslos. Undendlich traurig. Verzweifelt. Und ungläubig. Sie sah die Tränen in seinen Augen, doch er hielt sie wirklich meisterhaft zurück. Das sollte es also gewesen sein? Hatte sie sich wirklich so sehr in ihm getäuscht? Sie senkte den Kopf und sah zu Boden. Wie versteinert war ihr Gesicht. Und Tränen flossen keine. Sie war zu schockiert um zu weinen.
Nach einer Ewigkeit, wie es schien, hob sie den Kopf. Schrecklich bleich war sie und ihre Lippen nicht mehr als ein blutleerer Strich. Ohne ein Wort zu verlieren erhob sie sich. Ihr Bauch schmerzte und ihr war übel, ihr war kalt und heiß und ihr Kopf tat weh. Sie würde ihren Weg fortsetzen und in den Hortus gehen. Und dann würde sie Helena einen Brief schreiben und..und ihr Sachen packen und verschwinden aus dieser Casa und...und aus Maximians Leben....
Sie wandte sich um und ging ohne ein Wort und ohne zurückzublicken.
Ihr Herz hatte sie bei Maximian zurückgelassen, auf dem kalten Steinboden zu seinen Füßen.
Sie brauchte es nicht mehr. -
Der Ausdruck auf Valerias Gesicht brannte sich in Maximians Gehirn ein. Er fühlte Ekel und Hass gegen sich. Er war nicht nur ein großer Lügner, er war zudem ein wahres... Naja.
Er sah ihr hinterher, unfähig sich zu rühren, mit tränenden Augen und einem vermeintlichen Schrei, der in seiner Kehle erstickte. Dann war sie weg. Dabei wusste er nicht mal selbst genau, weshalb er das getan hatte. Sie hätte auch so abreisen können. Er hätte seine Liebe zu ihr nicht verleugnen müssen.
Aber was war an diesem Tage denn bitte schön noch so gelaufen, wie es hätte laufen sollen?Maximia saß noch eine ganze Weile dort und dachte über alles nach, ohne dass es was brachte. Irgendwann war er sogar schon so weit, dass er die Säule irgendwann lieb gewann, war sie doch das einzige, an das er sich momentan lehnen konnte. Sein Körper hatte sich scheinbar der Temperatur des Bodens angepasst, sodass er nicht einmal mehr fror.
Erst Stunden später, die Tränen waren versiegt, der Kopf wie leergefegt, das Herz quälend ruhig und die Glieder schon ganz steif, erwachte er wieder aus der Starre, um sich von der Säule zu trennen und in die Casa zu gehen, wo er hoffentlich niemandem begegnete und schnurstracks auf sein Cubiculum flüchten konnte.
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Ich war dem Decimus gefolgt und betrat das Perystilium der Casa Decima. Seit meinem letzten Stelldichein mit Tertia war ich nicht mehr hier gewesen. Trotz der Tatsache, dass hier neue Pflanzen wuchsen, hatte ich immer noch das Gefühl als wäre es erst gestern gewesen.
"Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf, Decimus, wäre es besser, die Übungen in einem überdachten Raum abzuhalten. Wir haben Winter und ich möchte nicht, dass sich jemand erkältet. Der Legatus würde es mir sicher nicht danken..."
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"Oh... stimmt."
Maximian sah in den Himmel. Es war ja Winter geworden und heute war es ganz besonders frisch. Daran musste er sich erst noch gewöhnen. Er sah sich unschlüssig um.
"Dann das Atrium?!" -
Ich nickte bestätigend mit dem Kopf.
"Ja, das Atrium wird brauchbar sein."
Er schien nicht gerade begeistert davon zu sein, dass er sich körperlich ertüchtigen sollte.
"Wie alt ist Dein Bruder, oder Cousin?"
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Während sie also ins Atrium gingen, beantwortete Maximian dem Regionarus seine Frage.
"Er war mein Cousin. Wir erhielten Nachricht, dass sein Vater verstorben sei. Er habe vor seinem Tod jedoch darum gebeten, dass mein Vater, welcher sein Bruder war, sich seines Sohnes annimmt. Dadurch ist Romanus nun mein Bruder. Und er ist 14, wenn ich mich nicht irre."
Eigentlich war Maximian sogar sehr erfreut, dass er sich körperlich ein wenig würde anstrengen können. -
Nachdem Alessa mit Meridius gesprochen hatte, zog sie sich einsam in das Peristlium zurück, in dem sie schon so viel Zeit verbracht hatte. Die Säulen und der liebevoll angelegte Garten spendeten ihr immer viel Kraft und sie fühlte sich in dieser Umgebung immer wohl und sicher.
Gemütlich spazierte sie umher, zum Glück war es nicht allzu kalt. Gelegentlich schloss sie die Augen um in ihre Traumwelt von früher zu entschwinden.
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Valeria bog gerade mit der Religionsfibel in der Hand, einem Tuch um die Schultern und leise flüsternd um eine Säule - als sie beinahe mit Alesse zusammenstieß.
"Oh, wie, äh, du.... Alessa?!?" stammelte sie fassungslos und machte große Augen.
"Was machst DU denn hier!" -
Alessa erschrack ebenso, als sie gedankenverloren beinahe mit Valeria kollidierte.
"Valeria..." lächelte Alessa und musste erst wieder Luft holen "Entschuldige, ich hab dich nicht gesehen!" entgegnete sie. -
Valeria winkte rasch ab und roltle schnell die Fiebel zusammen, um Alessa zu umarmen.
"Ach, egal! Was machst du denn hier? Niemand hat gesagt, dass du kommst! Mensch, das ist ja eine Überraschung, wie geht es dir? Warum bist du hier?" bestürmte Valeria sie mit Fragen. -
Die Umarmung tat sehr gut und die stürmischen Befragungen entlockten Alessa ein amüsiertes Lächeln. Sie lösten sie voneinander und Alessa legte ihre Hand auf die Schulter von Valeria. "Komm, lass uns dort hinsetzen" wies sie auf einen geschützten Platz unter dem Dach der Casa.
Nachdem sie sich gesetzt hatten begann sie auch schon zu erzählen. "Man könnte sagen ich bin aus Rom und dem Leben dort geflohen." erklärte sie und es viel ihr bei weitem nicht leicht immer wieder über alles zu sprechen und die Gefühle und Sehnsüchte wieder aufzuwühlen.
"Du hast vielleicht gehört, dass Didia Sinona - Flaminca Veneris, meine ehemalige Lehrmeisterin tod ist. Diese Nachricht hat mich schon schwer getroffen und ich werde mich wohl in absehbarer Zukunft sehr um den Erhalt der Societas kümmern müssen. Dafür brauche ich aber Zeit und Ruhe.. wo kann ich das schon besser finden, als hier?" lächelte sie und sah auf den Garten hinaus, wo sich ein paar kleine Spatzen tummelten.
Nach einer Weile senkte sie ihr Haupt und meinte leise "außerdem ist noch etwas schreckliches passiert. Ich musste einfach hierher kommen um das alles verarbeiten zu können. Valeria...in letzter Zeit ist so viel passiert, ich glaube in Rom hätte ich keine Möglichkeit darüber hinweg zu kommen."
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Valeria setzte sich also mit Alessa zusammen auf eine Steinbank und lauschte betroffen ihren Worten. Didia Sinona hatte sie nicht gekannt, aber es war immer schwer, wenn jemand starb, der einem am Herzen lag. Valeria wollte gerade schon etwas entgegnen, als Alesse weitersprach. Kummervoll war ihre Stimme und es machte Valeria ganz traurig, die liebe Alessa so zu sehen. Sie griff nach ihrer Hand, drückte sie und sagte:
"Ganz egal was es ist, hier wirst du Erholung finden. Wir passen alle auf dich auf und freuen uns sehr, dass du hier bist. Aber...was genau ist denn passiert? Du wirkst sehr niedergeschlagen."
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Die liebevolle Art, wie Valeria sich um sie sorgte, rührte Alessa sehr und sie konnte ein paar Tränen nicht zurückhalten, die nun über ihre Wangen kullerten.
Schweren Herzens sah sie auf und wischte sich eine neue Träne fort. "Valeria, man hat Avitus, meinen Verlobten entführt." schluchzte sie leise. "Er wird wohl nicht mehr freikommen...sie haben zwar ein Lösegeld eingefordert, aber in einer Höhe, die kein Mensch allein aufbringen könnte."
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