• Ich betrat das Triclinium und deckte den Tisch. Tamar hatte schnell ein gutes Essen zusammengestellt. Etwas Käse und Trauben zum Einstieg, dann zartes Putenfleisch mit verschiedenen Beilagen und Wein. Ich überpüfte die Temperatur des Weins. Ein bisschen fehlte ihm noch.
    Abschließend überprüfte ich das Gesamtbild.

  • Als Maximian nach seinem Bad das Triclinium betrat, bot sich ihm ein appetitliches Bild dar. Das Essen auf aufgetragen und insgesamt wirkte alles wunderbar einladend. So machte das Heimkehren wirklich sehr viel Spaß. Der junge Decimus wunderte sich selbst, wie schnell er sich an all das hier gewöhnt hatte. Aber an gutes Essen in einer guten Umgebung gewöhnte man sich wohl am schnellsten.


    Maximian wandte sich herum und legte die Hände auf den Rücken.


    "Gallus? Bitte informiere Valeria, dass ich auf sie warte."

  • Valeria trat ein und ließ ihren Blick über das reichhaltige Nahrungsangebot schweifen. Dann sah sie Maximian und lächelte ihn an, während sie näher trat.


    "Das ging aber wirklich schnell", neckte sie ihn.
    "Bist du sicher, dass der ganze Schmutz auch wirklich ab ist?"


    Sie ließ sich nun ebenfalls auf einer Liege nieder, wenngleich sie sich auch nur setzte und sich nicht gleich legte.

  • Maximian sah an sich hinunter und grinste. Er trug jetzt eine hellblaue Tunika und bequeme Sandalen und konnte eigentlich keinen Schmutz entdecken. Dennoch aber wiegte er den Kopf, um auf die Neckerei einzugehen.


    "Na, wer weiß. Wenn die Dauer eines Bades dafür ausschlaggebend ist, wie sauber man wird, dann könnte man meinen, dass sich noch ganze Dreckschichten auf meiner Haut befinden."


    Er kicherte leise und legte sich auf die Liegen, die Valerias gegenüber stand. Er war vom Reisen erschöpft und hatte solch eine bequeme Liege lange genug entbehren müssen. Außerdem hatte es auf dem Schiff immerzu geschaukelt und durch das Bad war Maximian zusätzlich schläfrig geworden.


    "Bitte, nimm dir doch etwas."


    Mit dieser Aufforderung, die eigentlich Valeria galt, griff Maximian hungrig zu. Er nahm sich von allem etwas, aber vom Fleisch am meisten und kostete sogleich und spülte mit Wein nach. Es schmeckte wunderbar. Die Speisen und auch der Wein. Mampfend und mit fragender Miene wandte Maximian sich wieder Valeria zu.


    "Sage mal, wo hast du meine Tante und die anderen bloß versteckt?"

  • Valeria grinste ihn an und nahm sich ebenfalls etwas, wenn auch viel weniger als Maximian. Sie kaute jeden Bissen anständig, wie es sich gerhörte, ehe sie ihn hinunterschluckte. Maximians Schlingen brachte sie zum lächeln, denn das fand sie komisch.


    "Du schlingst, als läge dein letztes Mahl mehrere Tage zurück", grinste sie schelmisch.
    "Hat man dir auf der Reise nichts zu essen gegeben?"


    Dann, nach einer Weile, sagte sie: "Hmm, ich weiß nicht, wo die anderen sind. Aber wenn ich ehrlich bin, so habe ich bisher auch nur sehr wenige kennengelernt. Ich weiß auch nicht, wer deine Tante überhaupt ist."

  • Er schlang gar nicht soooo sehr. Er hatte nur großen Appetit und zeigte das auch. Wahrscheinlich war das noch etwas, dass er aus dem spanischen Dorf mitgebracht hatte. Dort legte man auf vieles nicht solch großen Wert, wie man es anderswo tat. Er kaute runter und grinste.


    "Gefüttert wurde ich schon, allerdings entspricht mit das Essen auf Schiffen nicht sonderlich. Das liegt nicht am Seegang, seekrank werde ich nicht so schnell, viel mehr einfach an den Speisen, die man der Haltbarkeit anpassen muss."


    Er steckte sich eine Olive in den Mund, kaute die herunter und grinste abermals, während er auf die Speisen auf dem Tisch deutete.


    "Und außerdem ist die Köchen hier ganz besonders begabt. Es schmeckt doch vorzüglich, nicht wahr?"


    Hm. Maximian hatte vergessen, dass Valeria erst seit kurzem hier war und schlecht beurteilen konnte, wer wie mit dem jüngsten Familienmitglieder verwandt war. Er trank einen Schluck vom Wein und behielt den Becher in der Hand, während er sich etwas zurücklehnte.


    "Naja, so viele weibliche Familienmitglieder leben hier nicht. Genau genommen war meine Tante die einzige, bis du hierher kamst. Lucilla. Hast du sie schon kennengelernt?"


    Er wartete die Antwort ab, dann ließ er ein kleines Stückl Fleisch in der Futterluke verschwinden. Mit leicht schräg gelegtem Kopf musterte er das junge, hübsche Gegenüber, während er den Wein im Becher leicht kreisen ließ.


    "Hm, du kennst also deinen Vater gar nicht? Weshalb hat deine Mutter dir das verheimlicht, wenn sie es denn tat? Und wenn nicht, warum wohnt ihr dann nicht hier?"

  • Valeria nickte bei seinen Worten, das Essen auf See betreffend. Sie war zwar noch nie auf einem Schiff gereist, hatte aber aus vielen Erzählungen anderer gehört, dass man generell froh war, wenn man wieder festen Boden unter den Füßen hatte und gescheite Nahrung zu sich nehmen konnte.


    "Nun ja, noch hatte ich nicht viele Gelegenheiten, der Köchin gutes Essen zu bewundern. Ich bin schließlich erst zwei Tage hier. Aber das, was ich bisher als Kostprobe bekommen habe, ist wirklich gut, da hast du recht", gab Valeria zurück.
    "Und wenn Lucilla deine Tante ist, dann habe ich sie bereits kennengelernt. Leider nur flüchtig, denn sie unterhielt sich gerade mit Martianus und ich wollte nicht stören. Aber sie scheint nett zu sein."


    Valeria lächelte und nahm sich einen Apfel, den sie einen Moment lang gedankenverloren in der Hand hin und her drehte, während sie sprach.


    "Ich bin unehelich", begann sie leise.
    "Meine Mutter ist eine Sabina. Dies ist auch der Grund, weshalb ich nicht hier lebe. Praetorianus weiß nichts von einer Tochter, denn er hat mich noch nie gesehen und meine Mutter hielt es bisher nicht für nötig, ihn von seinem Glück zu unterrichten. Nun ja, das ist nun etwas anderes, schließlich gibt es vielleicht bald niemanden mehr, der sich um mich kümmert", setzte sie bitter hinzu und ließ die Hand mit dem Apfel sinken.

  • Maximian nickte und hörte sich die Geschichte von Valeria an. Irgendwie kam ihm diese ziemlich bekannt vor. War er nicht auch ein eigentlich uneheliches Kind, von dem der leibliche Vater viele Jahre lang nichts gewusst hatte? Als Valeria geendet hatte, schnaubte Maximian vor Überraschung beim Lächeln, nickte ein paar Mal und nahm nachdenklich einen Schluck vom Wein, ehe er zu seiner Antwort ansetzte.


    "Du wirst es mir nicht glauben, aber auch ich bin so gesehen ein uneheliches Kind und kann nahezu die gleiche Geschichte erzählen, wie du. Meine Mutter und mein Vater haben ihre Jugend zusammen verbracht, doch schließlich entschied ihr Vater, dass sie heiraten solle und zwar nicht Meridius. Also zog sie weg und gebar schon bald mich. Allerdings ist es keinem aufgefallen, dass ich nur wenige Monate nach der Hochzeit meiner Mutter und meines... Ziehvaters geboren wurde. Erst vor ein paar Monaten erfuhr ich davon und kam hier her. Bis zu diesem Tage, an dem ich in Tarraco ankam, wusste auch Meridius nichts von seinem Vaterglück."


    Er grinste noch leicht, dann verschwand das Grinsen jedoch allmählich.


    "Doch meiner Mutter geht es gut, nehme ich an. Da also liegt der Unterschied zwischen unseren Geschichten."


    Einen Moment lang beobachtete Max Valerias Spiel mit dem Apfel in ihren Händen, dann bröckelte er vom Brot etwas ab und kaute darauf herum. Es tat ihm leid, dass Valeria um ihre Mutter in Sorge sein musste und nahm sich fest vor, dass er seiner Mutter vor dem Schlafengehen noch einen Brief schreiben würde. Er hatte ja auch eine ganze Menge zu berichten und sicherlich fragte sie sich, wie es ihm erging. Anscheinend hatte sie ihm in Zwischenzeit nicht geschrieben, was Maximian mit leichtem Wehmut festgestellt hatte, als er nach dem erfrischenden Bad noch einmal in seinem Cubiculum vorbeigeschaut hatte. Nun gut, dann würde er eben schreiben.


    Allmählich leerte sich auch Maximians Teller und gleichzeitig dazu stieg seine Zufriedenheit. Nicht die vom Teller, aber Maximians. Zwischenzeitlich hatte er Valeria eingehend gemustert und versucht, ihr Alter zu schätzen. Es war schwer zu sagen. Sie sah noch jung aus, aber auch nicht mehr so jung. Er schätzte sie auf 20, konnte es aber beileibe nicht genau sagen. Schließlich nahm er sich vor, ihr Alter irgendwie zu erfragen. Irgendwie.


    "Und womit hast du dir die Zeit in Rom vertrieben? Ich meine, bist du verheiratet oder hast du gearbeitet, um deine Mutter finanziell zu stützen?"

  • Valeria sah ihn wirklich beinahe sprachlos an.


    "Das ist ja.....was für ein Zufall!" rief sie ungläubig aus.
    "Wir scheinen mehr gemeinsam zu haben, als ich dachte", schmunzelte sie dann leicht verlegen und etwas leiser als zuvor. Die Worte ihre Mutter betreffend überhörte sie, denn sie brachten ihr zu großen Schmerz für diesen Augenblick. Valeria bemerkte den Schatten, der sich kurz über Maximians Gesicht legte. Sie entschloss sich, vorsichtig danach zu fragen.


    "Du siehst traurig aus, Maximian. Bedrückt dich etwas?"


    Über seine Frage, was sie denn in Rom gemacht hatte, musste sich lachen, nachdem sie recihlich verdutzt aus der Wäsche geschaut hatte. Verheiratet? Sie?


    "Verheiratet? Nein, das bin ich nicht", gab sie als Antwort zurück, als sie sich wieder etwas beruhigt hatte.
    "Ich ging meiner Mutter zur Hand und half ihr, Kinder auf die Welt zu bringen. Es ist eine wunderbare Arbeit, wenn man auch nicht allzu großzügig dafür entlohnt wird. Aber gegen die funkelnden Augen und die glücklichen Gesichter möchte ich nicht eine Sesterze eintauschen."

  • Dass Maximian auch überrascht war, musste Valeria ihm am Gesichtsausdruck ablesen können. Doch als sie ihn fragte, ob ihn etwas bedrückte, schüttelte er nur bestimmt den Kopf. Vielleicht ein wenig zu bestimmt, aber er wollte jetzt nicht die Gefühlskiste auskramen. Das war definitiv Fehl am Platz.


    "Nein, du musst dich täuschen. Ich dachte nur gerade daran, dass es mir wegen deiner Mutter leid tut und du ihr vielleicht einen Brief senden solltest."


    Gelogen, aber durchaus auch wahr. Und dann vernahm er, welch Arbeit Valeria verrichtete. Sie war also Geburtshelferin. Das war nichts, womit Maximian sich viel beschäftigt hatte noch groß Ahnung von hatte, immerhin durften Männer bei Geburten nicht anwesend sein.
    Trotzdem lächelte er, nickte und machte große Augen.


    "Eine ausgefallene Arbeit."


    Maximian sah auf, als er gerade einen Schluck Wein getrunken hatte und ein Fremder den Raum betrat. Der junge Decimus musterte den "Fremden" und lächelte dann mit einer einladenden Geste.


    "Salve. Leg' dich zu uns - es ist von allem reichlich da."


    Er machte eine kurze Pause und stellte den Weinbecher weg.


    "Wir kennen uns noch nicht. Ich bin Maximian, Meridius Sohn."

  • Livianus stand einen Augenblick lang sprachlos da und starrte Maximian einfach nur an. Er riss sich aus seinen Gedanken.


    „Ich bin Livianus, einer der Söhne von Mercator. Es freut mich, dich endlich kennen zu lernen. Meridius hat mir von dir bereit während des Feldzuges erzählt. Ähm…. Seit wann bist du hier? Ich dachte du bist mit Vater in Rom“

  • Über Livianus Reaktion musste Maximian schmunzeln. Er hatte ganz vergessen, dass man ihm so entgegentrat, wenn er seinen Namen verraten hatte.
    Dann erhellte sich sein Gesicht. Livianus war auf dem Feldzug gewesen? Hieß das etwa, dass er vorüber war und alle zurückkehren würden?


    "Es freut mich ebenfalls, Livianus. Wohl wahr, ich war in Rom. Gerade heute bin ich angekommen und soll dich von deinem Vater grüßen, dem es in Rom sehr gefällt."


    Maximian lächelte, dann wurde sein Blick fragend. Vielleicht auch ein ganzes Stückchen hoffnungsvoll.


    "Du warst mit auf dem Feldzug? Nun bist du hier, also... heißt das, dass der Feldzug vorüber ist?"

  • Livianus wandte sich kurz an Valeria.


    „Danke dir! Es geht mir mittlerweile wieder gut! Die Wunden wurden im Krankenhaus gut versorgt und sind bereits am heilen. Im Augenblick ist alles noch etwas stressig und es wartet im Lager viel Arbeit auf mich. Auch wieder hier in Tarraco zu sein ist etwas ungewohnt für mich. So richtig schlafen kann ich auch noch nicht! Zu oft kommen die Bilder des Feldzuges hoch.“


    Dann sah er wieder zu beiden.


    „Aber ich habe heute eine erfreuliche Mitteilung bekommen. Der Feldzug ist endlich vorüber, die Aufständischen vernichtend geschlagen und die beiden Legionen, oder vielmehr was von ihnen übrig ist, bereits unterwegs nach Tarraco. Sie werden in wenigen Tagen eintreffen.“


    Er legte sich auf eine der Klinen.


    „Valeria! Wie soll ich es sagen…. Du wirst noch etwas länger auf deinen Vater warten müssen. Er ist dort geblieben um die Errichtung einer Veteranensiedlung zu beaufsichtigen. Ich kann dir leider nicht sagen, wann er wieder hier sein wird. Es tut mir leid! Ich weiß, du hast dich schon darauf gefreut ihn endlich wieder zu sehen.“

  • Valeria sah bestürzt drein. Sie hatte gehofft, dass ihr Vater bald kommen würde und sie schnell wieder zurück zu ihrer Mutter reisen konnte. Nun musste sie wohl länger warten.


    "Oh. Das ist sehr schade. Dann werde ich euch wohl noch etwas länger auf die Nerven gehen", seufzte sie resignierend.

  • Freude stand auf Maximians Gesicht, als Livianus ihm die Nachricht überbrachte, dass der Feldzug tatsächlich gewonnen war. Das hieß dann also, dass sein Vater hier bald eintreffen würde. Monate waren vergangen, in denen Maximian sich gefragt hatte, wer sein Vater war und unweigerlich auch mit dem Gedanken spielen musste, dass er ihn nie wirklich kennenlernen würde.


    "Den Göttern sei Dank!"


    Für Valeria tat es ihm allerdings leid. Nun hatte sie in Rom eine kranke Mutter und gehofft, ihren Vater möglichst bald anzutreffen, da kann er noch nicht zurückkehren. Wie sie sich wohl fühlen musste? Mit traurigem Blick musterte er die junge Frau.


    "Das tut mir ebenfalls leid."

  • Immer noch dabei arme Valeria zu mustern, wurde Maximian von Livianus nächster Bemerkung aus den gedanken gerissen. Verdutzt sah er seinen Großcousin an.


    "So? Falls du Lucilla oder Martinus meinst: Die möchte ich ebenfalls gerne einmal wiedersehen!"


    Maximian grinste, konnte er sich doch nu gar nicht vorstellen, wer da besonderes auf ihn warten könnte. Und mit Julia, die er sich gewünscht hätte, konnte er wohl gar nicht rechnen. Es sei denn, sie hat ein Schiff auftreiben können, das gleich nach seinem ausgelaufen war und war ihm so gefolgt....

  • "Die beiden werden sich bestimmt auch freuen dich wieder zu sehen. Aber wir haben einen weiteren Gast hier in der Casa."


    Livianus machte eine kurze Pause und lies Maximian noch etwas im Ungewissen. Dann sagte er endlich den erlösenden Satz.


    "Deine Mutter ist hier Maximian!"

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