Valetudinarium - Lazarett

  • Priscus lockerte seinen Gürtel etwas, ließ sich auf die Knie fallen, stützte sich mit den Händen ab, streckte die Beine aus und baute Spannung in seinem Körper auf.
    Dann begann er zu pumpen und zählte mit gepresster Stimme. "Unus....Duo.....Tres...Quattuor....Quinque", er drückte die Arme jedes Mal durch, ließ sie dann wieder einknicken, bis seine Nasenspitze fast den Boden berührte und presste dann seinen Körper wieder nach oben. Langsam wurde ihm warm. "....Viginti novem....Triginta." Mit gesunden etwas geröteten Wangen erhob sich Priscus und wischte sich den Staub von den Händen.

  • "Sehr schön, sehr schön", kommentierte der Medicus die vorbildlich ausgeführten Liegestützen. "Einmal die Tunika ausziehen", ordnete er als nächstes an. "Irgendwelche Krankheiten gehabt in letzter Zeit? Knochenbrüche? Durchfall? Verlorene Zähne?"

  • Priscus löste den Gürtel und zog sich seine Tunika über den Kopf. Als sein Kopf wieder zu sehen war, antwortete er: "Nein, ich bin gesund, keine Brüche, Durchfall und meine Zähne habe ich auch noch alle," sagte er und zeigte ihm sein strahlendstes Lächeln, damit er sich überzeugen konnte.

  • Tatsächlich überzeugte sich der Medicus mit einem prüfenden Blick in den Mund von der Korrektheit der Aussage. Dann umrundete er langsam den Körper des Rekruten, klopfte an verschiedenen Stellen mit dem Fingerknöchel auf den Körper und legte schließlich sein Ohr auf die Brust des Rekruten, um einen Augenblick der Atmung zuzuhören. "Hört sich gesund an", stellte er fest. Es folgte noch ein Hörtest und ein Sehtest, dann war der Rekrut erlöst. "In Ordnung. Kannst die Tunika wieder anziehen. Du bist tauglich."

  • Priscus nickte, streifte sich das Kleidungsstück wieder über und zog den Gürtel fest. Dann verabschiedete er sich mit einem "Vale bene" und machte sich auf den weiteren Weg zur Rüstkammer.

  • Die Seuche in Mantua war überwunden und das medizinische Personal der Legion aus der Stadt abgezogen. Alles Gerät wear wieder zurück im Valetudinarium, die Listen über verstorbene und erkrankte Soldaten abgeglichen, abgeschrieben und abgelegt, die Restbestände an Heilkräutern erfasst und die ersten Nachlieferungen hoffentlich schon auf dem Weg. Zeit genug also, für den Medicus Ordianrius, seine Leute zu einer kurzen besprechung zusammen zu holen, um auf die Ereignisse zurück zu blicken. Viele Worte machte er nicht, aber das war noch nie seine Art gewesen und seine Mitarbeiter kannten das. Auch Sextius Taurea, der Stellvertreter seines Stellvertreters im Range eines Optios, hatte nicht mehr erwartet. Wenn er gefragt wurde, berichtete er, was es zu berichten gab, ansonsten schwieg er und ließ die anderen sprechen. Seinen Berichten über die Schädeltrepanationen hörten sie allerdings gerne zu, auch wenn seine Erfolgsquote nicht uneingeschränkt überzeugend ausfiel. Aber es waren Erfahrungen und wer, wenn nicht die Legion, sollte die erfahrendsten Ärzte des Reichs haben?


    Schließlich war alles gesagt, was zur bürokratischen und technischen Zusammenfassung des Einsatzes gesagt werden musste. Blieb noch die Einbeziehung der Götter, die nicht fehlen durfte. Opfer hatte es schon einige gegeben, und weitere sollten folgen. Von der Legion, von der Stadt, von einzelnen Bürger, von einzelnen Soldaten, von Teileinheiten, von Handwerkergilden, alle opferten schon oder wollten noch opfern. Und auch das medizinische Personal wollte noch ein eigenes Zeichen setzen, das dauerhaft an die Überwindung der Seuche erinnern sollte. Also wurde beschlossen oder vielmehr vom Medicus Ordinarius unter allgemeiner Zustimmung bestimmt, dass in den Thermen der Stadt oder vor ihnen ein Weihestein aufzustellen sei, der an alles Geschehene erinnerte und den Göttern dankte. Nun musste nur noch ein Steinmetz gefunden werden, der noch lebte und noch Platz für einen weiteren Auftrag hatte.

  • Das Valetudinarium, Aretas hatte kein gutes Gefühl, als er es betrat. Für ihn hatten die Räumlichkeiten mit Krankheit zu tun. Welcher gesunde Mensch ging hier freiwillig hinein.


    "Ich soll mich hier auf Tauglichkeit untersuchen lassen." Er bleib an der Tür stehen und wartete.

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    "Salve",


    der medicus betonte die Begrüßung besonders, da der Mann nicht einmal gegrüßt hatte.


    "Geh da in den Nachbarraum und zieh` dich bis auf den Lendenschurz aus. Bin gleich zurück."


    Nach einigen Minuten betrat er den Nebenraum und wusch sich erst einmal die Hände in einer breitstehenden Waschschüssel. Beim Abtrocknen seiner Hände stellte er die üblichen Eingangsfragen.


    "Dein Name? Welche Krankheiten und Verletzungen hast du bis jetzt gehabt? Gibt es Erbkrankheiten in deiner Familie? Woran sind deine letzten drei Familienangehörigen gestorben?"

  • „ Ähm, Salve..ich dachte..“ Ihm trat der kalte Schweiß auf die Stirn, ausziehen?


    Er trottete in den Nebenraum. Knüpfte seinen Gürtel ab und überlegte was er sagen sollte. An seinen Rücken, der von Narben durch die Peitsche gezeichnet war, hatte er nicht eine Sekunde gedacht.
    Bevor der medicus in den Raum kam , drehte sich Aretas mit dem Rücken zur Wand. Was war eine gute Erklärung dafür?


    Der medicus trat ein und verlangte seine vollste Konzentration. Im Kopf dröhnt es. Mit dem Handrücken, hastig die Schweißtropfen weggewischt, sagte er seinen Namen.


    „Servius Obsidius Antias. Keine Krankheiten in der Familie. Die letzen drei sind an der Seuche hier in Mantua gestorben. Krankheiten hatte ich keine.“ Aretas kratzte sich an der Schulter. „ Was zählst du zu Verletzungen?“

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    Der medicus sah den Neuling an. Einer, der zur Armee wollte und dachte und noch dazu Fragen stellte. Stirnerunzelnd wandte er sich an ihn.


    "Ich will deine Frage korrekt beantworten. Unter einer Verletzung versteht man leichte bis schwere Wunden, Brüche, Risse, des weiteren Gelenksverletzungen durch Sport oder Unfall. Bei einer Verletzung wird die Haut oder ein Organ des Körpers beschädigt. Die Ursachen sind verschieden. Unachtsamkeit, Zufall oder auch Gewalteinwirkungen können die Ursache sein, z.B. Bisse, Schnitte, Risse, Schläge, Knochenbrüche, Entzündungen, Erfrierungen, Verstauchungen und vieles mehr.


    Also, noch einmal. Welche Verletzungen hast du bis jetzt gehabt?"



    Bevor er eine Antwort bekam, fragte er in einem zynischen Ton weiter.


    "Oder willst du noch wissen, was ich zu den Krankheiten zähle?"

  • " Nein, Krankheiten, musst du nicht, ich war nie krank."
    Was sollter er ihm über die Narben erzählen? An das simpelste hatte er nicht gedacht. Nur die reinen Tatsachen, solle der medicus weiter fragen, kam die Geschichte mit seinem Onkel. Er war für seine Gemeinheiten bei den Nachbarn bekannt.



    " Ich habe Narben auf dem Rücken. Sind gut verheilt." Aretas (Servius Obsidius Antias) drehte sich mit dem Rücken zum medicus.


    Die Peitsche hatte er nicht nur einmal zuspüren bekommen. Von Tiberia Faustina waren die letzten etwa frischeren Narben.

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    "So, du warst nie krank. Und ich wollte dir bereits einen Vortrag über die Krankheiten halten."


    Der medicus grinste und wer ihn kannte wußte, was dieses Grinsen zu bedeuten hatte. Dann besah er sich den Rücken des Neuen und die ihm präsentierten Narben. Mit zusammengekniffenen Augen fuhr er ihn an.


    "Und jetzt leg` mal los, wer dich so mißhandelt hat. Deine Narben, die eine schwere Züchtigung nicht verleugnen können, sprechen Bände. Was verschweigst du?"


    Durchdringend sah er den Mann an.

  • "Zwei Dinge sollte man nicht tun. Wider sprich nie deinem Vormund, heißt er Quintus Obsidius Pandus. Reize ihn nie bis auf's Blut. Die zwei Dinge haben mir das eingebracht. Du kannst unsere Nachbarn fragen, sie kennen ein paar mehr Geschichten."


    Nach Chio's Erzählungen vom Brunnen, muss er ein übler Tyrann gewesen sein. Ich war froh, dass ihn die Seuche erwischt hatte.


    Aretas hielt dem Blick stand. " Heute käme er nicht mehr dazu."

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    "Was ist los? Warum antwortest du nicht?"


    Der medicus wurde ungeduldig. Er wurde das Gefühl nicht los, daß ihm dieser Mann etwas verschwieg. Und dieses Schweigen ließ in ihm einen Verdacht aufkeimen, daß diese Narben nicht von ungefähr her kommen konnten. Ihm waren derartige solche Narben erzeugenden Verletzungen vor einigen Jahren oft untergekommen, er hatte sie behandelt nur mit dem Unterschied, daß sie weit besser verheilt waren als jene, die ihm hier gezeigt wurden. Da war er aber noch ...


    Er faßte sich kurz, um seine abschweifenden Gedanken in die Gegenwart zurückzubringen. Leise, gefährlich leise fragte er noch einmal.


    "Woher stammen die Narben auf deinem Rücken?"


    Er ließ dabei den Mann nicht aus den Augen






    medicus ordinarius - LEGIO I TRAIANA PIA FIDELIS

  • Hatte er gegen eine Wand geredet, mit sich selber gesprochen? Verwirrung stand auf auf seinem Gesicht geschrieben. War das zu undeutlich für den Medicus gewesen?


    " Der Verursacher: Quintus Obsidius Pandus. Das benutzte Züchtigungsinstrument: Peitsche. Weitere Strafmaßnahmen: im Zimmer eingesperrt. Ursache: Widerworte und Besserwisserei, Aufbegehren gegen den Vormund. Bestätigung solcher und ähnlicher Strafmaßnahmen durch den Verursacher: die Nachbarn."


    Hoffentlich verstand er das besser, als die erste Erklärung.



    Sim-Off:

    zweite Variante, erstere wurde überlesen? ?(

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    Aulus Asconius Rusticus



    Der medicus sah den Mann kalt an. Aus dessen Antworten war viel zu entnehmen. Für was war jener gezüchtigt worden? Besserwisserei und Aufbegehren? Er wollte es genau wissen.


    "Meine Frage lautete, woher deine Narben auf dem Rücken stammen. Nicht mehr und nicht weniger. Beantworte nur die dir gestellten Fragen und rede nicht zuviel. Da du jedoch die Güte hattest, mir die Nachbarn deines Vormunds zur Bestätigung deiner Züchtigung zu benennen, werde ich später darauf zurückkommen und nun dreh` dich um."


    Ohne eine Antwort abzuwarten ging er zu einem Regal und holte eine Art Trichter, hielt diesen dem Mann an den Rücken und legte das eigene Ohr an das schmale Ende des Trichters.


    "Atme tief durch und huste einmal."





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    Dem medicus war das seltsame Keuchen beim Husten nicht entgangen. Er sah den jungen Mann mit einem merkwürdigen Blick an.


    "Atme dreimal tief ein, halte den Atem kurz an und atme langsam aus. Beim Ausatmen huste jedesmal."


    Dann nahm er wieder das Hörgerät zur Hand und setzte es auf den Rücken des Mannes.




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  • Was war denn jetzt? Er hatte Luft geholt und gehustet. Die gleiche Prozedur nochmal?


    Wie befohlen atmete er tief ein, hielt die Luft an und atmete aus, dabei hustete er.


    Hier war es schlimmer als beim Sklavenhändler. Der Medicus kam noch auf die Idee und ließ ihn die Luft anhalten bis er blau anlief.

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    Aulus Asconius Rusticus



    Der medicus horchte besonders genau hin. Doch das seltsame Keuchen, das zuvor zu hören war, war nicht mehr zu vernehmen. Lunge und Bronchien hörten sich absolut frei an.


    "Deine Lungen sind in Ordnung. Und nun mach` drei mal sieben Liegestütze in schneller Folge und zähl`dabei laut mit, wenn ich bitten darf."


    Er deutete auf den Fußboden, wo der junge Mann sich betätigen sollte. Er selbst stellte sich so, daß er jede Bewegung gut mitverfolgen konnte.




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