• Der Augur schritt langsam in aller Frühe zum Tempel des Mars. Er betrat die Häuser des Kriegsgottes im Normalfall nur mit einem gewissen Unbehagen, da er auch die Schattenseiten eines Krieges sah, doch am heutigen Tag war er fröhlich gestimmt, hatte er doch diesem Gott etwas Gutes zu berichten.
    Tempeldiener führten einen wohlgenährten Stier hinein, verbeugten sich, als der Augur ihnen zunickte, und verschwanden wieder. Eine Schale mit tylusianischem Weihrauch war ebenfalls vorbereitet worden. Auch hatte sich ein Priester gefunden, der auch am Morgen bereit gewesen war, Sophus bei diesem Opfer zu unterstützen. Als die Schritte der Tempeldiener in der Ferne verklungen waren und die andächtige Stille wieder einkehrte, trat Sophus an den Platz, an den man die gestohlene Marsstatue zurückgebracht hatte, und warf sich zu Boden.


    "Oh großer Mars." sagte er. "Der schreckliche Frevel in deinem Haus wird nun endlich von Menschenhand gerächt. Zu lange musstest du die Schande dieses Raubes erdulden, zu lange dich mit unseren Gesten in Opfern und Geschenken begnügen. Es kommt die Zeit der Strafe! Der ruchlose Dieb wurde aufgespürt und liegt in Ketten. Ein Urteil erwartet ihn. Du hast uns die Gnade deiner Geduld erwiesen, oh Mars, als Dank will ich dir dieses Tier schenken. Möge es dich erfreuen."


    Eine kurze Stille trat ein, unterbrochen vom leisen Ächzen des alten Mannes, als er sich wieder erhob. Dann nickte er dem Priester zu, der mit dem Opfermesser die Kehle des Tieres durchtrennte. Der Stier gab einen kurzen Todesschrei von sich, dann nichts mehr. Der Augur stand noch eine Weile nachdenklich im Tempel, in dem die Flammenschale mit dem Weihrauch entzündet worden war und ihren Duft verbreitete, ehe er schließlich den Ort verließ.

  • Mit einer guten Toga bekleidet kam Varus nun zum Tempelbezirk. Man verwies ihn mit seinem Anliegen an einen Priester, der scheinbar im Marstempel zu finden sein würde, also machte er sich dorthin auf, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der ihm weiterhelfen konnte.


    "Salve...?"

  • Sophus schaute ärgerlich von der Arbeit in seinem Officium auf und trat schließlich heraus, um zu sehen, woher der Schrei gekommen war. Zielstrebig ging er zum Marstempel, um den Störer seiner Arbeitsruhe anzusprechen.


    "Salve, Cives. Ich bin Tiberius Annaeus Sophus. Was ist zu tun, dass ihr den ganzen Bezirk mit diesem Gesuch beglückt?"


    Er lächelte freundlich, aber etwas säuerlich.

  • Ah, schön, dass Tarraco doch noch nicht vollständig eingeschlafen war, dachte sich Varus und ärgerte sich mindestens genauso sehr wie der Alte darüber, dass man hier eine Ewigkeit warten musste, ehe einem geholfen wurde. Darüberhinaus war es kein Schrei gewesen, sondern lediglich ein etwas lauteres Suchen nach einem Helfer, als es hier an der Tagesordnung zu sein schien. Varus zuckte kurz gleichgültig mit den Schultern


    "Salve. Nun, da ich schon eine geraume Weile nach jemandem suche, der mir in einer wichtigen Angelegenheit helfen kann, begrüße ich es sehr, dass schließlich doch noch jemand gekommen ist. Mein Name ist Petronius Varus. Es geht um die Bestattung meiner Verlobten, Decima Alessa. Ich hoffe sehr, dass jemand zugegen ist, der die Riten vollziehen kann."

  • Sophus nickte langsam, geradezu auffallend langsam. Es dauerte diese kurze Weile, ehe er seinen eigenen Ärger herunterschlucken und berechtigtes Verständnis für die Aufgebrachtheit eben dieses Gastes im Tempelbezirk aufbringen konnte.


    "Ich nehme dann an, dass ihr die Waschungen nicht selbst durchführen wollt... Ich kann natürlich einen Priester zur Verfügung stellen, ich kann es sogar selbst vollziehen. Meines Wissens sind für den Vollzug der Totenwaschungen und -zeremonien keine besonderen Weihen notwendig. Daher sollte mein Amt als Augur hier ausreichen.
    Habt ihr denn schon eine besondere Vorstellung der Bestattung der Verblichenen?"


    Sim-Off:

    (edit): Ich muss kurz anmerken, dass sich mein Wissen zu römischen Bestattungsriten auf die Wikipedia und die Theoria Romana hier beschränkt. Solltest du genauere Quellen haben, kann ich das hier gern ändern.

  • Varus atmete tief durch und seufzte dann laut.
    "Nein, ich...das würde ich nicht ertragen..." murmelte Varus und fuhr sich mit der Hand über die Augen.
    "Eine besondere Vorstellung? Nein, das nicht. Sie soll wie ihre Ahnen im Familiengrab der Gens Decima bestattet werden. Ich muss die Familie in Germanien noch benachrichtigen, wann es...stattfinden wird. Wie lange brauchst du zur Vorbereitung?"



    Sim-Off:

    Ich weiß auch nicht mehr als dort beschrieben ist, aber du könntest in bereits abgeschlossenen Threads nachsehen:
    hier und hier und hier :)
    Vielleicht hilft dir das weiter.

  • Tiberius nickte leicht und langsam, diesmal aber aus Sanftheit und Ruhe. Er wollte diese Sache mit einer gebührenden Stimmung und Würde behandlen.


    "Dies hängt davon ab, wie die Gens die Bestattung wünscht. Ich nehme aber an, dass die Verblichene dem Feuer übergeben werden soll, wie dies Sitte ist. Die Waschung und Salbung des Körpers sollte innerhalb eines Tages zu erledigen sein. Das ist die wesentliche Vorbereitung. Es sollte noch ein Totengewand bereitgelegt werden. Eine Urne ist bereits besorgt?"

  • "Ja, wie es Sitte ist", sagte Varus und nickte langsam.
    "Eine Urne habe ich noch nicht organisiert, ich bin heute Morgen erst mit dem Schiff hier angekommen und wollte zuerst die Bestattungsangelegenheiten geklärt haben. Ich muss noch der Familie schreiben... habe versprochen, dass ich sie in Kenntnis setze über das Datum, an dem sie dem Feuer übergeben wird. Ist dir jedes Datum recht oder..hast du ein bestimmtes im Auge?"


    Müde und erschöpft sah er aus, er wirkte fahrig und angeschlagen. Aber das war wohl auch kein Wunder, immerhin hatte er seine Verlobte verloren.

  • Sophus überlegte kurz.


    "Nein, ich habe nichts bestimmtes im Auge. Ich will diese Sache auch nicht noch weiter erschweren, wenn du erst kürzlich hier eingetroffen bist. Wann soll mit der Reinigung des Körpers der Verblichenen begonnen werden?"

  • Varus nickte abermals, er wollte diese ganze Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen. Wenn sie zu lange dauerte, würde er daran kaputt gehen, das wusste er einfach.
    "Draußen warten zwei Träger mit...mit der Toten. Ich würde sie gern sofort in deine Obhut übergeben und die Familie benachrichtigen, dass die Bestattung so schnell wie möglich stattfinden wird."

  • Sophus stockte kurz. Er hatte erwartet, dass man die Verblichene in der eigenen Casa einquartierte. Aber dann erinnerte er sich, dass dieser Mann aus Rom gekommen war. Nicht jede Familie hatte überall eine Casa, die noch Platz für einen Totenraum besaß... oder der Gens war die Gegenwart der Verblichenen unangenehm.
    Schließlich nickte er.


    "Ich werde mich sofort darum kümmern. Die Tempeldiener hier können den weiteren Transport übernehmen. Es wird etwas dauern, eine passende Räumlichkeit zu finden und ich will deine Träger nicht zu lang in Anspruch nehmen. Du hast sicher noch genug in dieser Sache zu tun, wofür du sie brauchen kannst. Gibt es noch etwas, das du mit mir besprechen möchtest, ehe ich damit beginne?"

  • Die Monate hatten sich für ihn zu Besseren gewandt. Nach seinem Absturz fingen die Götter in ihrem Spiel ihn erst kurz vor den tiefsten Tiefen auf und brachten Herius zurück ans Licht. Früher hatte er enen Großteil seines Soldes dazu verwand dem Mars was zu futtern vorbei zu bringen. Heute war es ein Gang, der ihm ungewohnt vorkam. In seiner Hand hielt er einen fett belegten Kuchen und eine Schale mit köstlichen Keksen.


    Nur zu lang hatte er gebraucht um mit Mars mal wieder zu sprechen und so hockte er sich hin, denn das Gespräch würde wohl etwas länger als üblich dauern. Den Kuchen und die Kekse stellte er auch einen Schrein vor sich ab und begann den Gott mit seinen alltäglichen Krimskrams zu besabbeln.


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Der letzten Wochen waren für den Kriegsgott recht arm an Arbeit gewesen, wenn man von einem ulkigen Aufstand in Hispania mal absah. Da konnte er sich auch die Zeit nehmen, sich das alltägliche Gesabbel eines Stationarius anzuhören. Er atmete tief ein, damit der Weihrauch nach oben stieg und dann in die andere Richtung kräftig aus, was sich in dieser Jahreszeit als unauffällige Windböe nicht weiter bemerkbar machte.

  • Zitat

    Original von Tiberius Annaeus Sophus
    Sophus stockte kurz. Er hatte erwartet, dass man die Verblichene in der eigenen Casa einquartierte. Aber dann erinnerte er sich, dass dieser Mann aus Rom gekommen war. Nicht jede Familie hatte überall eine Casa, die noch Platz für einen Totenraum besaß... oder der Gens war die Gegenwart der Verblichenen unangenehm.
    Schließlich nickte er.


    "Ich werde mich sofort darum kümmern. Die Tempeldiener hier können den weiteren Transport übernehmen. Es wird etwas dauern, eine passende Räumlichkeit zu finden und ich will deine Träger nicht zu lang in Anspruch nehmen. Du hast sicher noch genug in dieser Sache zu tun, wofür du sie brauchen kannst. Gibt es noch etwas, das du mit mir besprechen möchtest, ehe ich damit beginne?"


    "Nein, das wäre alles. Ich danke dir, Augur, dass du dich dessen annimmst. Ich werde eine Urne besorgen und die Familie darüber informieren, dass die Bestattung schnellstmöglich stattfinden wird."
    Varus nickte dem Alten dankbar zu und ließ Decima Alessa in seiner Obut, um sich auf den Weg 'nach Hause' zu machen.

  • Sim-Off:

    Tut mir leid. Ich hatte in letzter Zeit einiges zu tun im RL...


    "Vale, Petronius Varus." sagte Sophus noch, ehe er sich der Toten zuwandte. Er betrachtete das Gesicht ein wenig wehmütig, eher er seinen Blick losriss und herumlief, um einige Tempeldiener zu finden.
    "Beeilung! Wir haben zu tun." rief er einem zu, der gerade den Vorplatz einer Tempelstätte fegte. Der ließ sofort den Besen fallen, interessiert, was der Alte wohl gefunden haben mochte und lief zu ihm.
    "Hol einen weiteren Tempeldiener." wies Sophus ihn an. "Vor dem Tor liegt eine Bahre mit einer Toten. Bring Sie an einen sicheren Ort. Vielleicht ein Lager. Und sorge dafür, dass es gut bewacht ist. Danach zeige mir, wo du sie verstaut hast." Er überlegte, ob er noch eine Warnung hinzusetzen sollte, dies auch rasch und ohne Verzögerung auszuführen, aber er beließ es dabei. Menschen arbeiteten oft besser, wenn sie nicht allzu sehr gedrängt wurden.
    Er selbst kehrte zurück in sein Officium.

  • Nicht das ich übermässig religios war. Ich ging von der Annahme aus, das ich, sowie die allermeisten anderen Menschen den Göttern völlig egal waren. Der Spruch 'Helf dir selbst, dann helfen dir die Götter' ging mir durch den Kopf. 'Helf dir selbst und opfere den Göttern, dann werfen sie dir keine Steine in den Weg', war meiner Meinung wohl eher richtig. So egal wir den Göttern waren, so wenig egal waren ihnen die Opfer.
    Rein beruflich betrachtet würde ich es als Schutzgelderpressung definieren.


    Entweder ihr opfert mir und betet mich an, oder ich lass einige kleinere und grössere Katastrophen über euch hereinbrechen.
    Das Problem dabei war nur, gegen menschliche Schutzgelderpresser konnte ich vorgehen, gegen göttliche nicht.
    Also musste geopfert werden.
    Und wenn man wie ich Regionarius war und alles versuchte um Hispania in diesen Tagen so ruhig und unauffällig zu halten wie möglich, dann konnte man keine negative Einmischung von oben brauchen.


    Eigentlich fast wiedersinnig, dem Kriegsgott zu opfern um die Lage ruhig zu halten. Aber Opfer erfreuten nicht nur die Götter.


    Auch die Priester. Und seit dem Abzug der Legionen aus Hispania war der Sacerdos des Mars Manius Lucceius Cincianus doch etwas herabgerutscht in der Wichtigkeitsskala des Tempels.


    Nun Priester, Rituale und Opfer waren auch gut für Miles. Stärkten die Moral und den Einsatzwillen. Und ich war ein Anhänger der Abschreckung. Im Moment zumindest. Das erschien mir als der beste Weg um Unruhen in Hispania zu vermeiden. Und dazu brauchte ich Miles die nicht nur mit Nagelstiefeln durch die Gegend maschierten, sondern auch bereit waren sich im Zweifelsfall mit jedem Unruhestifter anzulegen. Es lag aber in der Natur des Menschen normalerweise sein eigenes Wohl über das Gemeinwohl zu stellen - oder sagen wir über mein Gemeinwohl zu stellen. Lieber erst mal abzuwarten und auf Verstärkung zu hoffen.


    Ein probates Mittel dagegen war die Religion. Die Furcht vor der Strafe der Götter ebenso, wie die irrige Hoffnung auf ihren guten Willen.
    Nun, es war ein ziemlich dünner Zweig, aber im Moment würde ich jeden Zweig ergreifen.


    Also brauchte ich einen wohlgesonnenen Priester. Und was machte einen Priester wohlgesonnener als wahre Aufmerksamkeit, die man ihren Göttern und noch wichtiger ihnen entgegenbrachte? Nichts.


    Ah, da war ja auch schon Manius Lucceius Cincianus.
    Auf in den Kampf.
    Gefangene werden nicht gemacht.

  • [Blockierte Grafik: http://img95.imageshack.us/img95/9723/rutgerhauer7bz.jpg]


    Manius Lucceius Cincianus
    ________________________________



    Manius Lucceius Cincianus kam in angemessenem Schritt auf den Besucher zu. Allzuviele verirrten sich nicht mehr in diesen Teil des Tempelkomplexes, seit die Legionen abgezogen waren. Beim Näherkommen erkannte er den Mann. Nicht das er ihm schon begegnet war, aber die Rüstung und Gladius liesen nur einen Schluß zu. Er hatte von dem neuen Regionarius schon gehört. Auch ihm waren die verstärkten Aktivitäten der Milizen nicht entgangen.


    "Salve Regionarius, Wie kann ich die helfen?"

  • Eines nach dem anderen.


    "Salve Sacerdos, wie du weißt habe ich das Amt und die Aufgabe die Bürger vor Unblill zu schützen gerade erst angetreten. Ich weiß, das hier nur Milzen sind und keine echte Legion, aber auch sie und ich brauchen die Unterstützung und das Wohlwollen Mars.
    Ich möchte das du für mich ein Opfer darbringst um Mars zu besänftigen, ihn gewogenzumachen, das sein Segen auf meinen Streichen ruht so das meine Feinde .."
    Ups, welch ein peinlicher Versprecher, nur zu wahr, aber nicht so geplant. ".. die Feinde der Bürger dieser Regio in ihrem Blut ertrinken."

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