Ich hatte weiche Knie. Nicht so weiche Knie wie bei meiner ersten Kandidatur, doch schlimmer als beim letzten Mal.
'Los jetzt' sagte ich mir und stieg auf die Rostra.
"Ich gebe hiermit meine Kandidatur zum Praeor Urbanus bekannt. Auch diesmal werde ich auf rhetorischen Übungen verzichten und einfach nur meine Erfahrungen und alle meine Energie in dieses Amt einbringen. Meine Tätigkeiten in der letzten Legislaturperiode sind allen bekannt, ich will sie aber trortdem kurz zusammenfassen:
Ich bin zur Zeit Aedilis Curules und habe in dieser Eigenschaft alle Betriebe geschlossen deren Inhaber keine Betriebserlaubnis hatten. Darüber hinaus habe ich mit der tatkräftigen Unterstützung der Vigiles einige Kontrolle vorgenommen um die Einhaltung der Gesetze zu überprüfen. Zusätzlich stehe ich als Magister Memoriae im persönlichen Dienst des Imperators dessen besonderes Vertrauen ich geniesse wofür ich sehr dankbar bin.
Doch ich stehe hier nicht wegen meiner Vergangenheit sondern wegen unserer Zukunft!
Vielleicht nicht allen bekannt ist der Aufgabenbereich eines Praetor Urbanus, den ich hier kurz darstellen möchte. Meine Pläne für die Ausgestaltung des Amtes werde ich ebenfalls anführen."
Ich atmete durch, der Anfang war geschafft.
"Der Praetor Urbanus besorgt die Rechtsprechung zwischen römischen Bürgern, verwaltet die Gesetzeslisten und die Bürger-, Gens- und Gesetzeslisten des Tabulariums.
Doch das sind Worte. Die Praxis ist schwieriger. Die Praxis ist problematisch.
Das erste Problem ist die Neutralität. Um diese zu gewährleisten werde ich bei meiner Wahl aus allen Ämter innerhalb Factio ausscheiden, da sich das in meinen Augen nicht mit dem Amte des Praetors verträgt.
Das zweite Problem ist das Wissen um das was Gesetz ist. Jeder der mit mir zusammengearbeitet hat kann bestätigen, daß ich weiss was Gesetz ist. Manchmal zu gut."
Einige Umstehende lachten als sie an den Konzesssionenprozess dachten. Als Ruhe eingekehrt war fuhr ich fort
"Denn wo es in unserem Rechtssystem hakt da will ich einsetzen. Oft unbequem sein, doch immer gerecht. Oft hart, doch immer auf dem Boden des Gesetzes. Für alle und vor allem für alle gleich.
Es gibt Gesetze die überarbeitet werden müssen, wie es bei der LEX IUNIA ET SCRIBONIA DE MATRIMONIO DOTEQUE gerade der Fall ist, wobei ich froh bin an dieser Verbesserung einer an sich gesunden Basis bereits jetzt mitwirken zu können.
Bei anderen Gesetzen wie der LEX IUNIA ET SCRIBONIA DE VESTABLIBUS können sicher auch Verbesserungen eingebracht werden, doch dies sind nur Beispiele für Verbesserungen.
Haken tut es nämlich noch an anderem, nämlich an der Einhaltung von Gesetzen und der Interpretation von Gesetzen die 'ja so nicht gemeint waren'.
Das Einhalten ist manchmal schwierig wie beim §26.5 CU ...."
Fragende Gesichter blickten mich an
"... in dem die Rechte des Imperators definiert werden. Er allein vergibt Namen wie Germanicus, Creticus, Sarmaticus, Maximus oder Medicus. Doch darum kümmert sich niemand, das Gesetz wurde vom Usus im Imperium Romanum überholt. Das Gesetz gehört den Gegebenheiten angepasst. Doch auch dies ist nur ein Beispiel.
Ich verspreche euch die Gesetze gleich und gerecht für alle zu handhaben, nötige Änderungen aufzuzeigen und an ihrer Änderung zu arbeiten.
Das Gesetz ist eine der Basen Roms und ich stehe auf dieser Basis.
Ich bitte euch mir die Chance zu geben auch in diesem Amt meine Fähigkeiten beweisen zu können."
Ich atmete tief durch...