Weiber. Sie waren DAS Rätsel für Vala.
Nicht, dass er sie nicht mochte. Er vergötterte die Frauen förmlich, eine Anwandlung, die sich daraus speiste, dass die Völker, die von den Römern als Germanen und Kelten getrennt wurden, allem weiblichen die welterhaltende Kraft der Neuerung und Lebensspende zusprachen. Wenn man in einer Zeit aufwuchs, in der die Welt sich vor allem durch Zerstörung und Lebenstötung auszeichnete, konnte das eine nahezu magische Wirkung auf einen jungen Geist haben. Ja, Vala vergötterte die Frauen.
Aber er verstand sie nicht. Kein Stück. Der zwischengeschlechtliche Reigen erfolgte bei Vala förmlich auf Autopilot, so bekam er erst mit, dass da etwas lief, wenn das Weib im nächsten Augenblick die Schenkel für ihn öffnete. Davor geschah alles wie von selbst.
Die Iunia war hübsch. Sehr hübsch. Vala kam garnicht erst in die Versuchung sie mit ihrer Cousine zu vergleichen, weil sein Denken auf solchen Bahnen einfach nicht verlief. Wer verglich, glaubte wählen zu müssen. Hatte eine Frau einen freien Willen, so wählte Vala nicht. Er musste auch garnicht. Er nahm sie einfach alle.
In diesem Fall hatte er die Möglichkeit allerdings nicht. Erstens war ihm nicht danach, weil sein Geist viel zu voll war mit den Eindrücken aus der Stadt. Und zweitens war die Iunia schwanger. Ergo: ein absolutes NoGo.
Was Valas wachsendes Interesse an der Frau ausmachte, war ihre Art auf sich selbst zu reagieren. Sie wurde rot. Dabei hatte er nichts gemacht! Und trotzdem wurde sie rot. In diesem Moment betrachtete Vala die junge Frau, als würde er sie zum ersten Mal wirklich sehen. Ihre Frage nach dem Warum überging er nonchalant, weil er viel zu sehr damit beschäftigt war, sich selbst zu erklären warum die Frau rot wurde, wenn er selbst nichts getan hatte.
Ein paar Wochen noch würde es dauern, und unwillkürlich kehrten Valas Gedanken von dem Mysterium Frau zurück in die Stadt. Zu den Toten, die er gesehen hatte. Von dem Übel, dass sich langsam ankündigte. Und das Bild seiner eigenen Mutter, die totenbleich im Bett lag, mit gewölbtem Bauch und stillliegender Brust. Sollte er sie warnen? Einen Gast der Legion? Nun, sie wurde Mutter... und spätestens am heutigen Abend würde der Legat selbst Entscheidungen treffen, wie sie mit der sich ankündigenden Krise verfahren würden. Hatte Vala da überhaupt das Recht, sich auf eine so sorgenbereitende Art und Weise einer werdenden Mutter und Frau eines römischen Magistraten zu verlautbaren? Und seit wann kümmerte ihn das Schicksal anderer? Seit es schwangere Frauen waren, ganz einfach. Heilig mal heilig gleich göttlich. Da gab es eigentlich nicht viel zu überlegen... und doch tat er es. Es war schon fast ironisch, dass ihm die Kindheit eines Krieges hart gegen Männer gemacht hatte und weich gegen Frauen, und Rom nun das Gegenteil bei ihm bewirkte.
"Iunia, ich...", begann er, wurde jedoch von ihrer Frage unterbrochen, die ihn vollkommen aus dem Konzept brachte. Er? Was? Kinder? Unwillkürlich zuckten seine Mundwinkel, er konnte ein lautes Lachen gerade noch hinunterschlucken. Gerade. Eben so.
Was sollte er ihr schon darauf antworten? Natürlich habe ich Kinder! Einige! Zumindest von denen ich weiß. Die, von denen ich nicht weiß sind wahrscheinlich noch mehr. Und es ist vollkommen in Ordnung so, denn es ist Friggs Wille.
"Nein.", schmunzelte Vala die Antwort hervor, die so gar nicht dem entsprach, was er zu dem Thema eigentlich zu sagen hatte.