• Ich sah ihr genau bei ihren Worten zu und versuchte mir vorzustellen, was damals mit ihr vorgegangen war. Ich hatte nie darüber nachgedacht, mich mit Familienmitgliedern einzulassen, auch wenn die eine oder andere Gelegenheit sicherlich vorhanden gewesen war. Doch diese Grenze wollte ich nicht überschreiten.
    So sah ich sie weiterhin nur verschmitzt an und stirch über ihre Hände. Doch plötzlich schlich sich ein Schatten in ihr Gesicht und ich sah sie besorgt an. Ich hielt sie an und blickte ihr von unten ins Gesicht.


    "Alles in Ordnung mit dir?"


    Was war nur los mit ihr? Irgend etwas bereitete ihr scheinbar Sorgen. Und ich konnte es nur mit dem vorher Gesagten in Verbindung setzen. Hatte einer ihrer damaligen Partner ihr das Herz gebrochen?

  • Sie schüttelte nur leicht den Kopf und suchte nach passenden Worten, doch ihr Kopf wirkte mit einem Mal so leergefegt. Die Tränen jedoch wollten nicht mehr rinnen, was sie erleichterte und so sah sie ihn mit zwar traurigem, aber auch freundlichem Blick an. "Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich kann eine neue Ehe nicht recht mit mir vereinbaren, nachdem mein Mann vor einiger Zeit verstarb." erklärte sie leise und blickte auf ihrer beider Hände. Ein leichtes Lächeln trat auf ihre Lippen und sie verstärkte ihren Griff wieder etwas, der eben noch leicht erschlaffte. Noch einmal tief Luft einziehen, sagte sie sich immer wieder, aber auch nachdem sie jene das dritte Mal ausgestoßen hatte, waren diese Gedanken nicht fort. Die Gedanken die sie jeden Abend bedrängten und mit Trauer füllten. "Aber es geht schon. Das Leben geht weiter." meinte sie und versuchte für sich selbst aufmunternd zu lächeln.

  • Ich blickte sie weiterhin durchdringend an und blickte etwas misstrauisch. Als sie das Geheimnis um ihr Unwohlsein lüftete, kam Mitleid in mir auf. Ein geliebter Mensch ihrerseits war gestorben und nichts würde ihn wieder zurückholen. Sicherlich hatte sie es verkraftet, doch diesmal war es an mir, sie zu trösten.
    Langsam und zärtlich zog ich sie an den Händen zu mir und umschloss sie sanft mit den Armen.


    "Genauso wie du für mich da bist, werde ich auch für dich da sein."


    Dieses Leid wurde gleich etwas erträglicher, weil man wusste, dass der Gegenüber bereit war, dem anderen zu helfen und beizustehen. Lächelnd strich ich ihr über den Rücken und fühlte mich gut dabei, endlich wieder mit einem Menschen zu reden, der auf meiner Wellenlänge lag.

  • Er zog sie zu sich und sie leistete keinen Widerstand. Sacht lehnte sie ihren Kopf an seine Brust. Und so standen sie nun hier mitten in dem großen Stadtpark, Arm in Arm. Und Helena genoss diese ihr gegebene Nähe. Meistens hatte sie immer lange Gespräche erdulden müssen, was den Tod ihres Mannes anbelangte. Und Iuvenalis nahm sie einfach in den Arm. Dankbar sagte sie leise: "Ich danke dir. Ich hätte nicht gedacht, dass mich die Trauer so schwer einholen könnte. Noch immer. Ich habe ihn mittlerweile 7 Jahre nicht mehr gesehen." Ja, Minervina war groß geworden und viel Zeit war verstrichen. Seinen Sohn hatte er nie kennenlernen dürfen. Ob er öfter an ihn und seine Mutter gedacht hatte? "Es ist schrecklich ihn so zu vermissen. Noch schlimmer war es, als mir sein Tod eröffnet wurde. Immer hatte ich auf ihn gehofft." Sie würgte mit Mühe eine Träne hinweg, aber die nächsten konnte sie nicht mehr zurückhalten und sie drückte ihren Kopf etwas fester an seine Brust. "Ich fühle mich so schlecht."

  • Ich spürte ihren warmen Atem auf meiner Brust und wollte einfach nur für sie da sein. Scheinbar litt sie doch noch sehr unter dem Verlust ihres Mannes und wollte diese Nähe. Was sollte ich nur sagen? Wenn ich schwieg, würde sie vielleicht denken, dass es mir egal war. Und wenn ich zuviel dahinplapperte, würde sie mich für gefühlskalt halten. Durchatmend spürte ich ihre Haare an meinen Lippen und die sachte Brise, die hindurch floss.


    "Er wacht über dich. Und er hätte es wahrscheinlich nicht gern gesehen, wenn du noch so traurig bist. Du musst nach vorn blicken und seine Erinnerung warm und herzlich behalten, aber dich nicht daran festklammern."


    Ich hoffte, dass das nicht zu altklug klang, doch im Moment schien mir dies am passendsten zu sein.

  • "Ich weiß." erwiderte sie gepresst und seufzte tief. Sie hob rasch ihre Hand und wischte sich die Feuchte aus den Augen. Was erzählte sie ihm auch groß von ihrem Herzeleid? Er wusste damit gewiss nicht viel anzufangen und außerdem wollte sie doch für ihn da sein. Zwar waren ihre Augen noch gerötet, als sie sich sacht aus seiner Umarmung löste, aber das Lächeln auf ihren Lippen war ehrlich. "Aber gerade da du Recht hast, sollte ich dieses Thema endlich ruhen lassen. Es bringt nichts, sich groß darüber zu echauffieren." Sie ergriff wieder eine seiner Hände, doch die ihre war noch tränennass und sie kam sich auch gekünstelt vor, dass sie nun die Gutgelaunte spielte. Aber was sie gesagt hatte, hatte seine Richtigkeit.

  • Ich ließ ab von ihr und blickte ihr wieder in die Augen. Diese waren wie meine zuvor leicht verweint und gerötet. Ich wischte ihr sanft eine Träne von der Wange und strich darüber.


    "Du hast vorhin von einem neuen Mann in deinem Leben erzählt...", versuchte ich sie etwas abzulenken.


    "Wer ist es? Kenne ich ihn?", fragte ich ruhig lächelnd und suchte dabei in ihren Augen nach einem Anhaltspunkt.

  • Sie hielt den Blick zwar nur unsicher, aber sie schaffte es. Zögerlich nickte sie. "Es kann sein. Er ist der Duumvir von Tarraci und Princeps Curiae! Marcus Matinius Metellus." erklärte sie. Dass er der Sohn des Proconsuls war, ließ sie fort, denn nicht deshalb hatte sie ihn in ihr Herz geschlossen. Sie dachte wieder an seinen Heiratsantrag und versuchte sich an diesem Gedanken festzuklammern, um nicht immer den Abschied im Castellum in den Hintergedanken zu haben. Er hatte gesagt, er bedauere auch diese Geburt nicht miterleben zu können, aber er würde gewiss wiederkehren. Bitternis schlich sich in ihr Herz. Wie schnell ein Versprechen doch ungewollt gebrochen wurde.

  • Ich lächelte ihr ermutigend zu und nickte dann freudig. Der Mann schien wichtig in der Verwaltung Tarracos und Hispaniens zu sein. Aber sie hatte ihn sicherlich nicht deswegen in ihr Herz geschlossen. Ich strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah sie lächelnd an.


    "Und bist du dir sicher, dass er der Richtige ist?", fragte ich neugierig.

  • Ihr Blick fand wieder den Weg gen Boden. "Ich glaube, der 'Richtige', wie du ihn nennst, war, ist und wird immer Publius sein. Doch das Leben geht weiter und dies heißt nicht, dass ich nicht imstande bin, auch andere Menschen zu lieben. Ob es zwischen Marcus und mir ebenso... besonders werden kann, wird die Zeit zeigen. Doch noch vermag ich nicht daran zu glauben." Sie hob den Blick zaghaft. In ihren Augen war schlechtes Gewissen nur allzu deutlich zu erkennen. Ihre Worte waren gegenüber Metellus nicht gerecht, aber sie waren wahr und jener würde es gewiss verstehen.

  • Sim-Off:

    Gut. Hier also kein Ende, das vernünftig ausgespielt wird. Zum Glück hab ichs zufällig gesehen. Ich schließ dann mal ab -.-


    Kurze Zeit gingen sie noch nebeneinander her, als Helena allerdings wieder leichten Schwindel aufkommen fühlte. Es freute sie, dass Iuvenalis endlich wieder - wenn sie ihn auch erst jetzt kennenlernte - da war und so die Familie wieder etwas anwuchs. Der Heimweg verlief schweigsam, denn Helena driftete in ihren Gedanken immer wieder ab.

  • Es war ein sonniger, heißer Tag. In Tarraco war der Sommer endgültig eingekehrt und schien nun gnadenlos jeden erdrücken zu wollen, gleich ob arm oder reich, Kind oder Alter. Verhältnismäßig kühl war es an diesem Tag, da Helena mit ihrem Bruder losging dennoch. Zwar klebten die Haare am Kopfe und die Kleider am Leib, doch eine leichte Brise frischte die Hitze unter der Kleidung wieder ab.


    Helena hatte die Palla nach hinten sinken lassen, denn schien die Sonne darauf wurde es unsagbar heíß. Da sie jeden Morgen, zumindest in dieser Hitze, das Haar mit kühlem Wasser auswusch, sah dies auch akzeptabel aus. Sie bedachte ihren Bruder mit einem beinahe schelmischen Grinsen. "Und dir ist nicht zufällig auch sehr warm?" kam es spitz über ihre Lippen.

  • Während mein Gesicht von Schweißperlen gesäumt war, und wir so durch den Park liefen erwiderte ich das Grinsen meiner Schwester und antwortete:


    "Nun.. Eigentlich schon."


    ich hatte schon sehr dünne Kleidung an... Doch der Sommer zeigte keine Gnade für einen Kerl wie mich und so ließ er mich weiter schwitzen...


    "Hätte ich nicht so lichtes Haar, würde die Sonne nicht so brennen."


    sagte ich lachend...


    "Sag mal, wollen wir uns nicht irgendwo ein wenig Schatten suchen?"

  • Helena musste schmunzeln, als sie ihren Bruder sah. Eigentlich hätte sie sich diese Frage schenken können, aber sie wollte die durch Faulheit entstandene Stille überbrücken und für ein wenig Leben in ihrem trägen 'Gespräch' sorgen. Seufzend sah Helena an sich hinunter. Zwei Tunken und darüber eine Palla - es wäre kein Wunder, wenn sie noch einginge, selbst in Anbetracht dessen, dass die Kleider recht dünn sind.


    "Glaub mir, dickeres Haar solltest du dir nicht wünschen. Es ist unglaublich warum darunter." warf sie erschrocken ein, als sie seine Worte vernahm und schüttelte sich. Würden die Tage noch heißer werden, könnte man, natürlich nur rein rhetorisch, das Haar als Salz über dem Essen auswringen. Sie wies mit der Hand auf eine just freigewordene Bank und hastete beinahe wie ein Mädchen in jungen Jahren auf diese zu. Nur sitzen - war ihr einziger Gedanke und beinahe glücklich seufzend ließ sie sich nieder, während sie ihrem Bruder entgegen sah.


    Zwar musste ihre hektische Reaktion auf die freie Bank sehr fremd gewirkt haben, aber ddas war ihr in diesem Moment gleich. Die Hitze fraß sie noch auf und es war beinahe wahnsinn, um diese Zeit hinauszugehen. Was hatte sie beide nur zu diesem Schritt bewogen? "Oh Bruderherz, ich kann mich einfach nicht an diese Hitze gewöhnen. Dabei solte ich dies eigentlich. Haben mich die wenigen Jahre im kühlen Germanien schwach gemacht?" meinte sie mit einem Lachen in der Stimme, auch wenn die Frage natürlich rein rhetorisch war

  • Relativ gemächlich trottete ich zur Bank... Schob langsam einen Fuß vor den anderen.. Und ließ mich neben Helena plumpsen...


    "Hach... Ich weiß auch nicht... Irgendwie bekommt mir diese Hitze auch nicht so gut... Vielleicht sollten wir nach Germanien oder Britannia ziehen."


    meinte ich lächelnd und blickte mich um...


    "Aber auch in der Casa ist es um die Mitte des Tages nicht auszuhalten... Finde ich zumindest... In meinem rüstigen Alter."


    sagte ich lachend...

  • Als Helena seine Worte vernahm, fehlte nur noch verwirrtes Zucken der Ohren um den Anblick eines verstörten Tieres perfekt zu machen. Ihr Bruder musste einfach scherzen. Germanien? Britannien? Nie wieder würde sie auch nur einen Fuß in diese Regionen setzen. Eher noch ließe sie sich dazu überreden, in der Subura zu wohnen. Vielleicht aber auch nicht - fügte sie rasch hinzu, ehe man diese Gedanken anhand ihres Gesichtsausdruckes lesen konnte. Aber sie ließ es, eine klare Ablehnung verlauten zu lassen, auf keinen Fall würde sie noch einen Fuß auf diesen barbarischen Boden setzen.


    "Rüstig ist gut gewählt." meinte sie mit einer leichten Warnung in der Stimme. Bei ihrem.. Adoptivvater konnte sie noch verstehen, dass er auf sein hohes Alter anspielte, aber keineswegs konnte sie dies bei Romanus. "Aber schau, ich glaube die Hitze macht jedem hier zu schaffen." Dann trat wieder kurze Stille ein und sie wandte den Blick in den Himmel. Es gab einiges, was sie mit ihrem Bruder besprechen sollte, aber wo anfangen? Zumal ihr der Gaumen ohnehin klebte und die Hitze beinahe jeden Gedanken vernichtete. In ein paar Wochen allerdings würde sie sich gewiss an die Hitze gewöhnt haben.


    Sie blickte fragenden Blickes zu ihrem Bruder. Sie wusste nicht, wie sie es ihm beibringen sollte. 'Ich werde mich verloben' klang deutlich zu abgeschlossen. 'Ich wollte dich fragen, ob ich mich verloben darf' war Blödsinn, denn sie war sui iuris und musste nicht mehr um Erlaubnis fragen. "Wie läuft es in der Curia Tarraconis?" erkundigte sie sich stattdessen nach seiner Arbeit.

  • Ich lachte...


    "Nun... Ich warte noch auf die ersten grauen Haare."


    meinte ich neckisch und antwortete dann auf ihre Frage...


    "Nun in der Curia läuft es gut... Ich habe mich dennoch leider zu Spät zur Wahl zum Duumvir gestellt."


    ich fuhr fort...


    "Vielleicht hilft der Proconsul. Was gibt es bei dir neues Helena?"


    fragte ich... Viel zu lange hatten wir schon nicht mehr ausgiebig geredet,,,

  • "Ach ich glaube meine Tochter bereitet mir bereits die ersten grauen Haare!" meinte Helena lachend, ehe sie kurz zu Minervina abdriftete. Es passte ihr nicht recht, dass sie ausgerechnet jetzt nach Rom ging. Wahrscheinlich würde sie dies noch mehr entfremden und sie vergaß irgendwann, wer ihre Mutter war. Helena erahnte, dass diese Abweisung ihrer Tochter wegen Metellus zustande kam, verstand aber nicht warum der Zorn ausgerechnet sie traf. Ein leises Seufzen entrang sich ihrer Kehle, ehe sie sich wieder Romanus zuwandte.


    "Agrippa? Ich bin mir sicher, dass er dir seine Unterstützung geben wird. Auch wenn es vielleicht an Vetternwirtschaft grenzt, ich kenne ihn schon mein Leben lang und er würde dich gewiss nicht abweisen." meinte sie schmunzelnd und schüttelte dann den Kopf. Wie konnte es nur passieren, dass man sich zu spät zur Wahl stellte, ging es ihr belustigt durch den Kopf.


    Als er nach Neuigkeiten fragte, ergriff Helena allerdings diese Chance und ließ bisherige Gedanken schlichtweg fallen. Sie war froh, dass sie wieder Zeit mit ihrem Bruder verbrachte, denn schließlich hatten sie vieles nachzuholen. "Vieles nicht, allerdings habe ich vor, mich zu verloben. Ich hätte dich ohnehin noch darauf angesprochen, denn es wäre nicht gerecht, wenn du vor vollendeten Tatsachen stündest. Immerhin bist du mein Bruder und gewissermaßen spreche ich dir ein Veto ein." zwinkerte sie ihm vergnügt zu, wenn die Nervosität auch zu offensichtlich war.

  • Ich hustete kurz...


    "Verloben?"


    fragte ich sichtlich überrascht...


    "Nun, gerne... Solange es bei der Feier genug Wein gibt."


    versuchte ich meine Verwirrung zu überspielen...


    "Wann wirst du dich verloben?"


    fragte ich...

  • Helena neigte den Kopf besorgt seitlich und musste plötzlich grinsen - wenn sie den Grund auch besser nicht verriet. Bei älteren Menschen konnten Hustenanfälle durchaus nichts Gutes heißen. Auch Helena musste Husten und wandte fast beschämt den Blick ab. Die Röte auf ihren Wangen mochte Romanus als Verlegenheit wegen der Verlobung verstehen, wenn es auch eher die Verlegenheit wegen ihres bösen Gedankens war.


    "Ja, verloben. Für Wein wird sicherlich gesorgt sein. Wann die Verlobung allerdings stattfindet, kann ich noch nicht sagen. Die Hochzeit vermutlich, sobald der Cursus Honorum durchlaufen ist." meinte sie mit geheimnisvollen Lächeln und blinzelte hinauf in den beinahe grellen Himmel. Jetzt wo sie saßen, ließ sich die Hitze deutlich besser ertragen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!