• Eine ganze Weile später (Valeria war im warmen Wasser fast einfgeschlafen), machte sich eine Frage in ihren Gedanken breit. Sie drehte sich zu Arria herum und fragte.
    "Arria? Wie ist es, wenn man einen Vater hat? Ich stelle es mir um so vieles schwerer vor als ohne."

  • Selbst fast eingedöst, schreckte Arria nun auf.


    "Es kommt wohl stark auf den Vater an. Er war viel auf Reisen in letzter Zeit und ist immer sehr besorgt. Ob es sich besser ohne lebt? Nunja, ich hätte sehr gerne eine Mutter gehabt, mit der ich über Frauensachen reden könnte, aber eine andere Frau an seiner Seite hätte ich wohl auch nicht als Mutter akzeptiert", antwortete sie nachdenklich.

  • "Und was ist, wenn er vielleicht doch wieder heiraten will? Hat er denn etwas dazu gesagt?" fragte Valeria verblüfft.
    Sie konnte das nicht verstehen, dass Arria eine andere Frau als Mutter nicht akzeptiert hätte, wo sie sich doch so sehr eine gewünscht hatte.

  • "Dann wird er das wohl tun. Ich habe nichts dagegen, wenn er eine Frau heiratet, Valeria. Ich wünsche es ihm sogar, er ist oft so einsam. Eine Frau könnte ihm sicher seinen Tag erhellen. Aber zu einer Mutter gehört mehr, als die Frau meines Vaters zu sein. Es muss eine gewisse Bindung da sein, eine Vertrautheit, ich muss mit ihr über alle meine Sorgen reden können. Und das kann ich nicht bei einer Frau, die einfach nur die Ehegattin meines Vaters ist, auch wenn ich sie als seine Frau ohne Probleme akzeptieren kann", erläuterte Arria ihre Gedanken.

  • "Hmmm", machte Valeria nachdenklich.
    Was Arria da sprach, klang logisch und war richtig. Sie musste sich eingestehen, dass sie daran gar nicht gedacht hatte. Einen Moment schwieg sie noch, dann seufzte sie herzensschwer.
    "Wir sind schon zwei, was..." murmelte sie.

  • Arria lächelte ihr aufmunternd zu und legte eine Hand auf ihren Arm.


    "Du weißt, wie es ist, eine Mutter zu haben und ich, wie es sich mit einem Vater lebt. Wir ergänzen uns perfekt, Valeria", lächelte Arria. "Fast als wären wir auseinander gerissene Schwestern - die eine bei der Mutter aufgewachsen, die andere beim Vater."

  • Valeria sah Arria nachdenklich und lange an. Obwohl das Wasser warm war, überzog nun eine Gänsehaut ihren Körper. Nachdenklich und ungläubig zugleich sah Valeria Arria an. An ihrem Tonfall merkte sie zwar, dass Arria die Worte nicht ernst gemeint hatte - und doch...


    "Als.....als ich dich das erste Mal sah, da...da kamst du mir bekannt vor"; murmelte Valeria vor sich hin.

  • Arria wurde wieder ernst und nickte.


    "Mir erging es nicht anders, Valeria. Auch du kamst mir seltsam bekannt und vertraut vor, als würde ich dich schon lange kennen und nicht erst seit ein paar Minuten", antwortete sie ruhig und blickte wieder geradeaus zu einem der Mosaike an der Wand.

  • Heftig schüttelte Valeria dann den Kopf.
    "Das kann nicht sein, Arria. Wir sind keine Geschwister. Wie auch? Nein, das ist nicht möglich."
    Irgendwie regte Valeria Arrias ruhige Art ein wenig auf. Wie konnte sie da so still sitzen und so etwas sagen? Wo sie doch genau wusste, dass das nicht stimmte?

  • Arria drehte sich ob des Ausbruches zu Valeria um und sah sie lange an, schüttelte schließlich den Kopf.


    "Muss man denn von selbem Blute sein, um sich Schwestern zu nennen?", fragte sie ruhig und legte eine Fingerspitze auf Valerias Stirn. "Reicht es nicht, im Geiste verwandt zu sein?"

  • "Ja aber..." begann Valeria, doch dann schüttelte sie nur den Kopf.
    "Warum kommst du mir dann bekannt vor? Ich kann dir nichts über meinen Vater sagen außer dem, dass er mich nicht wollte. Das ist alles, was meine Mutter jemals über ihn erzählt hat!"

  • Arria seufzte leicht, dann jedoch drehte sie sich endgültig zu Valeria und lächelte sie wieder an.


    "Ich kann Vater ja fragen, ob er derjenige war, auch wenn ich bezweilfe, dass er die Frage - ob positiv oder negativ - beantworten wird. Vor kurzem hast du mir noch beteuert, dass du in der Gens Decima bleiben willst, dass du deinen Vater gar nicht kennen lernen möchtest, warum jetzt dieser Wandel? Warum ist es jetzt wichtig, ob wir im Blute oder nur im Geiste verwandt sind? Woher kommt bekanntschaft? Warum kommen wir uns so gleich vor? Ich weiß es nicht, Valeria, und es kommt mir auch nicht wichtig vor."

  • "Ich weiß doch selbst nicht, was ich will oder tun soll!" rief Valeria ärgerlich.
    Einige Besucher der Thermen wandten die Köpfe und sahen verwundert zu der jungen Frau herüber, deren Stimme von den Mosaiken und vom Marmor widerhallte. Valeria schwieg verärgert. Warum war Arria plötzlich so seltsam? Sie waren weder im Blute noch im Geiste verwandt; das einzige, was sie gemeinsam hatten, war den Pontifex als Lehrerin. So war das. So und nicht anders.


    "Ich habe keine Lust mehr", erklärte Valeria in neutralem Tonfall mit Hang zum Eisigen, während sie sich erhob und aus dem Becken stieg. Schnurstracks stolzierte sie auf die Umkleiden zu. Sie wollte nichts mehr davon wissen.

  • Arria blickte Valeria stumm nach. Die junge Frau wusste sicher, was sie tat und ihr nachzulaufen kam Arria nicht in den Sinn. Es schien ganz so, als wolle sie allein sein oder - was Arria aber nicht hoffte - nichts mehr mit ihr zu tun haben. Wieder legte sie ihren Kopf auf ihre Arme und genoss noch etwas das Wasser, ehe sie sich langsam aus dem Wasser zog (viel Zeit war definitiv nicht vergangen) und zu den Umkleiden schritt. Und immer noch grübelte sie, was genau sie falsch gemacht hatte. Hatte Valeria nicht selbst gesagt, dass sie ihr vertraut vorkam? Was konnte es anderes bedeuten, als dass sie in irgendeiner Weise verwandt waren?
    Gedankenverloren trat sie in die Umkleide und zu ihren Sachen...

  • Valeria hatte sich in Rekordzeit getrocknet und umgezogen. Ihre Haare fielen nun wieder in blonden Wellen knapp über ihre Schulter. Sie hatte die Umkleide verlassen, ehe Arria zurückkam. Wie sie sich fühlte? Verwirrt traf es wohl am ehesten.

  • Arria seufzte, als sie bemerkte, dass Valeria schon verschwunden war. Warum sie wohl so böse gewesen war? Sie konnte es sich nicht ekrlären und fragen würde sie auch nicht, um nicht neuen Streit herauf zu beschwören. Langsam begann Arria, ihre Haare abzutrocknen und steckte sie schließlich auf ihrem Hinterkopf fest, um der kalten Luft möglichst wenig Angriffsfläche zu lassen. Anschließend trocknete sie ihren Körper und zog sich wieder an, trat aus dem Stadtbad und machte sich auf den Heimweg.

  • Nach dem ich die Wärterin am Eingang mit einem Blick niedergemacht hatte, hatten Aine und ich keine weitren Probleme beim Betreten des Badehauses.


    Mit reichlich Badetüchern bewaffnet, begaben wir uns in die Umkleidekabine. Ich war gespannt, ob sie sich vor mir schämte.

  • Erstaunt bewunderte Aine das Bad, der Marmor beeindruckte sie. Wie ein treues Hündchen folgte sie Calpurnia in die Umklieden. Sorgfälltig legte sie ihre Kleidung ab und wickelte sich ein Badetuch um den Körper.

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