• Rom. Endlich war sie da. Hier, wo das Zentrum der Welt lag. Schon aus der Ferne hatte sie der Anblick der Stadt schier überwältigt. Eingerahmt von der mächtigen Stadtmauer, lag sie auf den sieben Hügeln, ein Monument der Macht, wie nur Römer es hatten entwerfen können.
    Die letzten Schritte bis zum Tor war Octavia Catiena förmlich gerannt, der Vorfreude und Aufregung völlig erlegen, diesen Ort nun erreicht zu haben, den zu besuchen sie schon so lange entgegen fieberte. Sie hatte sich fest vorgenommen, jeden Tempel, jedes Theater und jedes öffentliche Gebäude zu besichtigen, zu dem sie Zugang haben würde. Doch noch wichtiger als dies waren die Menschen, mit welchen sie hoffte Umgang zu pflegen. Mächtige Senatoren, Männer des öffentlichen Lebens, welche die Geschichte dieser Tage schrieben. Und natürlich Offiziere der Legionen, welchen Catiena allerdings mehr der Erzählungen von fernen Ländern und aufregenden Abenteuern wegen gespannt entgegen sah. Doch waren es nicht nur die Männer, sondern auch die Damen, deren Bekanntschaft zu machen sie kaum abwarten konnte. Viel hörte man, von Intrigen und frivolen Lebenstilen, Empfängen in Villen, die jeden ihr bekannten Luxus überstiegen - das all dies nicht der Tatsache entsprechen mochte, sondern vielmehr einer Aneinanderreihung von Gerüchten entsprang, wusste die junge Frau natürlich, die man fast noch ein Mädchen nennen konnte, tief in ihrem Inneren. Doch war sie viel zu beeindruckt und erfüllt von Vorfreude, um dieser leisen Stimme irgendeine Beachtung zukommen zu lassen.
    Beinahe wäre sie vom Stadttor auf direktem Wege zum Forum Romanum gegangen, jenem Puls des Imperiums, der für jeden Römer weit mehr war als nur ein Ort. Catiena hatte zahllose Stunden damit verbracht, sich erklären zu lassen, wie man das Leben auf dem Forum fühlen konnte, den Atem der Geschichte, Nachwehen großer Ereignisse - und natürlich auch das Heute. Die Stimmung auf dem Forum sollte die Stimmung im ganzen Imperium widerspiegeln, hatte man ihr gesagt. Sie würde es bald wissen, wie es um die Welt stand, doch vermutlich würde selbst der bevorstehende Untergang eben dieser ihre gute Laune nur mäßig trüben können.
    Von einem letzten Funken Vernunft und auch streng anerzogenem Anstand getrieben, hatte sie sich schließlich bis zur Casa Octavia durchgefragt. Hier, so hoffte sie, würde sie bis auf weiteres eine Unterkunft finden, im Schoß ihrer Verwandten. Wer von ihnen dieser Tage in der Stadt weilte, das wusste sie nicht. Überhaupt war sie kaum vorbereitet, ihr Aufbruch mehr die Folge von Ungeduld denn Planung gewesen. Sie hatte Rom einfach sehen müssen. Und nun war es soweit.
    Fast schon zögernd klopfte Catiena an das große Holztor, prüfte derweil noch einmal den Sitz ihrer hellbraunen Haare. Ihre grazilen Finger fanden eine lose Strähne, die sie rasch hinter das linke Ohr schob. Die lange Reise schien ihre Spuren hinterlassen zu haben, vermutlich sah sie erschöpfter aus, als sie sich fühlte. Mit einem Schmunzeln ob des Eindrucks, den sie hinterlassen musste, strich sie mit einer Hand über den ihren schmalen Körper umgebenden, hellbraunen Umhang und die darunter liegende, weiße Tunika. Es war in diesem Moment nicht wichtig, sie war in Rom, das war es, was zählte. Sobald sie Anschluss gefunden hatte, aufgenommen worden war in diese bewundernswerteste Gesellschaft der Welt, würde sie sich in Schale werfen können, um daran teil zu haben. Neugierig richtete sie ihre volle Aufmerksamkeit auf das Tor vor sich, ungeduldig wartend, wer ihr wohl öffnen würde...

  • Der Türsklave schrak auf, seine wunderbaren Träume über die Sklavin, die in der Küche arbeitete, dahin. Wieso musste ihn immer jemand stören, ein wenig verschlafen ging er zur porta.


    Als er sie öffnete, kamen seine Sinne doch schnell zurück, eine ihm angenehme Frau stand vor ihm und schien nicht sonderlich frisch zu wirken. Schnell versuchte er, sich aufrecht hinzustellen und möglichst männlich zu wirken.


    Salve. Was kann ich für dich tun?

  • Catiena vernahm die Schritte hinter der Tür bereits, bevor das leise knarrende Geräusch ertönte, mit welchem sich die Holztür in ihren Angeln in Bewegung setze. Unwillkürlich versteifte sie ihre Haltung etwas in Erwartung eines Verwandten, doch der Anblick eines Sklaven ließ ihre Anspannung der Ernüchterung weichen. Natürlich ein Sklave, wie kam sie nur auf den Gedanken, ein Mitglied der Gens persönlich könne die Tür öffnen.
    Dennoch, ihre Haltung tadellos bewahrend, schenkte sie dem Mann ein seichtes Lächeln. Bereits an seiner Kleidung, seinem Auftreten, ja sogar dem Ausdruck in seinen Augen konnte man deutlich seinen Stand erkennen. Catiena war nie beste Menschenkennerin gewesen, doch manches, das man von Kindesbeinen aus lernte, verinnerlichte man fast bis zu einem Instinkt.
    Sie setze zu einer Antwort an, als sie merkte, dass ihre Kehle staubtrocken war. Es musste eine kleine Ewigkeit her sein, da sie etwas getrunken hatte, die Aufregung über die Ankunft in Rom hatte sie ihren Durst vergessen lassen. Fast unhörbar räusperte sich, um ihre Stimme zurück zu gewinnen und sagte schließlich: "Mein Name ist Octavia Catiena und ich möchte meine Verwandten hier in Rom besuchen."

  • Der Sklave konnte kaum fassen, dass hier schon wieder ein Mitglied der Gens seines Herren stand. Sie war bereits die zweite, wenn auch angenehmere Partie.


    Im Moment wohnt hier kein Octavier, allerdings ist die Vertretung der Casa zur Zeit anwesend. Willst du Herrin Calvena sprechen?

  • Überrascht sah Catiena den Sklaven an, die Enttäuschung in ihrem Gesicht kaum verbergen könnend. Niemand aus ihrer Gens war anwesend, das war eine unerwartete und äußerst unangenehme Eröffnung. Schon sah die junge Frau all ihre Hoffnungen zerplatzen, sich rasch der Gesellschaft anschließen zu können. Ein leises Seufzen von sich gebend, wurde sie sich erst nach einigen Augenblick der zweiten Aussage des Sklaven gewahr. Die Vertretung der Casa. Keinesfalls würde man das Haus nur der Kontrolle des Major Domus überlassen haben. Vielleicht ein glücklicher Zufall, just in diesem Moment eingetroffen zu sein. Sie nickte eifrig und verdrängte alle düsteren Gedanken, zu ihrem Lächeln zurückkehrend, das ihrer guten Laune Rechung trug.
    "Ja, das möchte ich", krächzte sie und wurde wieder einmal an ihren Durst erinnert. Sie zwang sich, trotz ihrer staubtrockenen Kehle zu schlucken und ihrer weichen, hohen Stimme wieder den gewohnten Klang zu geben. "Ja, das möchte ich", wiederholte sie und fuhr fort: "Erkundige Dich, ob sie mich zu empfangen bereit ist."
    Im Grunde ging Catiena davon aus, aber absoluter Sicherheit gab sie sich nicht hin. Sie trug zwar einen edlen Namen, war aber selbst niemand von Rang. Calvena..., in ihr wurde keine Erinnerung wach.

  • Centho lies von dem Sklaven an der Porta klopfen. Wenn der Tot eines Senatoren zu beklagen war konnte er ja schlecht einen Brief schreiben um seiner Pflicht nach zu kommen. Auch wenn er mit Faustus Octavius Macer nicht immer einen guten Stand gehabt hatte. War es eine Sache des Anstands das persönlich zu tun. Vielleicht würde sich sein Verhältnis zu dem Octavia ja bessern.

  • Al sich die Porta öffnet und ihn der Türsklave ihn fragt worum es ging grüßte er freundlich.

    „Salve ich bin der Decemvir Iulius Centho ich würde gern mit Octavia Catiena und Faustus Octavius Macer sprechen. Es geht um den Tot des Sanator Marcus Octavius Maximus.“

  • Centho folgte dem Sklaven durch die Porta nach den dieser versichert hatte das die Beiden zu Hause waren und er sie holen würde. Mit etwas gemischten Gefühlen betrat er die Casa Oktavia und wurde zum Garten geführt.

  • Schnellen Schrittes ging Philo auf das Anwesen zu. Es dämmerte bereits und eine kühle Brise strich ihm übers Haupt und zerzauste sein Haar. Er zog den Umhang, den er lose über die Schultern geworfen hatte, enger - es fröstelte ihn. Doch weniger der kühle Wind, mehr ein Anflug von Nervosität jagte ihm einen leichten Schauer über den Rücken. Zu lange war er nicht in Rom gewesen.
    Nicht zu früh kam er am Tore der Casa an, denn mittlerweile hatte es auch angefangen zu regnen. Etwas zaghaft klopfe er an das große Tor und wartete gespannt...

  • Philo musterte den Mann der vor ihm stand. Der Sklave machte auf ihn den Eindruck als ob ihn irgendetwas beschäftigen würde.


    "Salve" antwortete Philo schließlich.
    "Richte deinem Dominus aus Quintus Octavius Philo wünscht ihn zu sehen"

  • Nicht gerade begeistert, als Bote missbraucht zu werden, ging Baldemar zähneknirschend zur Casa Octavia. Er suchte nicht einmal den Seiteneingang. Er ging auf dem kürzesten Weg dorthin und klopfte mit festem Schlag gegen die Porta.

  • Der Türsklave öffnete. Was in Baldemars Augen auch Zeit wurde. Heilsa. Ich muss dringend mit dem Sklaven dieses Hauses sprechen, der in Kürze nach Mantua aufbricht.
    Er musste mehr erklären. Da war er sich sicher. Eine kurze Pause. Ein Schnalzen und ein fast gelangweilter Gesichtsausdruck später;
    Tiberia Septima schickt mich.
    Das Wort Herrin konnte er vor einem Sklaven unter Garantie gut weglassen. Er nutzte es eh kaum. Die Schriftrolle hielt der Germane so gut es ging unter der Tunika verborgen.

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