• "Ich kenne den Mann persönlich ja, aber einen duumvir im ordo senatorius zu befördern? Wäre das nicht etwas zuviel des Guten? -.^ Er ist seit einiger Zeit Duumvir, ich glaube dies ist nun seine zweite oder dritte Amtszeit als Verwalter der Stadt Mantua. Es gibt bestimmt allerhand Gutes über ihn zu berichten, aber er ist zur Zeit 'nur' Decurio, außerdem ein unbekannter Mann außerhalb von Mantua."


    Der Sprung vom Senat einer Stadt zum höchsten Ordo im Imperium war eine gewaltige Steigung, vielleicht eine zu gewaltige und dem Octavier gefiel dies ganz und gar nicht.


    "Ich bin der Meinung ein junger Erwachsener wie Annaeus Modestus sollte dem Imperium noch eine Zeit lang als Beamter dienen, bevor ihm diese Ehre zuteil wird."

  • Callidus hörte seinem Freund aufmerksam bei dessen Ausführungen zu. Begeisterung sah anders aus.


    > Aus den Archiven entnahm ich seine bisherige Laufbahn. Nun, es ist nicht ungewöhnlich, dass der Augustus auch und besonders verdiente Ritter in den ordo senatorius erhebt, sie gar durch adlectio in höhere Rangklassen setzt und ihnen damit einen Sitz im Senat zugesteht, auch wenn sie keine Magistratur bekleidet haben. In der Tat ist die Erhebung in den ordo senatorius allein schon etwas besonderes. Du bist also der Ansicht, dass Annaeus Modestus zunächst weiterführende Ämter bekleiden sollte, bevor er die Möglichkeit bekommt in den cursus honorum einzutreten? <


    Callidus nahm einen Schluck des vorzüglichen Weines.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Ja, ich bin der Meinung Modestus sollte erstmal Ritter werden und dann um eine Erhebung in den ordo senatorius bitten, außerdem bin ich über seine Anfrage ziemlich überrascht, denn wir sprachen erst kürzlich miteinander und er hat nichts davon erwähnt."

  • Callidus überlegte einen Augenblick und rieb sich nachdenklich am Kinn.


    > Neben deiner Meinung, dass die Bitte zu früh an den Augustus gerichtet wurde: was kannst du mir über die Arbeit des Annaeers sagen? Als ehemaliger rei nummariae peritus hattest du schließlich auf regionaler Ebene mit ihm zu tun, nicht wahr? <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Callidus nickte bei der Auflistung des Freundes und machte sich zudem Notizen.


    > Nun, auch wenn du seine Erhebung ablehnst, so erkenne ich doch ein gewisses Engagement des Mannes, das nicht abzustreiten ist und ihn durchaus für Höheres qualifizieren könnte, auch wenn er außerhalb seiner Stadt weniger bekannt ist. <


    Callidus rieb sich nachdenklich am Kinn. Die jetzigen Aussagen des Detritus waren doch schon erfreulicher, nicht für Callidus, dem war es letztlich egal, aber für Modestus.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Für Höheres? Ja aber doch nicht im ordo senatorius, wenn dann maximal eine Erhebung im ordo equester, mehr ist meinens Erachtens nicht drin. Als Ritter hätte er immer noch jede Menge Chancen Karriere zu machen und müsste sich anstrengen, denn so wird ihm seine Laufbahn ungemein erleichtert als sei er ein Patrizier und das ist eines Plebejers nicht würdig."


    Detritus gab nun sein endgültige Meinung ab.


    "Ordo senatorius nein, wenn dann unterstütze ich maximal seine Erhebung zum Eques."

  • > Nun gut, lassen wir diese Sache ruhen. Es gibt aber eine erfreulichere, die ich dir ebenfalls mitteilen wollte. Meine Familie ist geneigt ein Gastmahl ausrichten zu lassen. Deine Anwesenheit würde mich besonders freuen. Es soll bald erfolgen, aber der Zeitpunkt wird dir noch mitgeteilt. <


    Callidus nahm noch einen Schluck des Weines, den Detritus hatte auftischen lassen. Um jeden vergeudeten Tropfen wäre es schade gewesen.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Die Sache auf sich ruhen lassen? -.^ Jemand schlägt einen Duumvir als Mitglied des ordo senatorius vor und ich soll mich beruhigen? Wer war das überhaupt?" Dann sprach er wohl mit sich selbst: "Da bekommen schon die Patrizier alles mögliche in den Arsch geschoben und jetzt fängt das auch schon mit den Plebejern an." So angemessen wie noch nie war nun der Spruch 'Mala tempora currunt.'


    Dann beruhigte er sich wieder als er was von einer Einladung hörte.


    "Ach wie nett, lebt dieser ehemalige Patrizier immer noch bei euch?"

  • Callidus amüsierte sich über die aufbrausende Art seines Freundes und grinste.


    > Ich werde deinen Standpunkt nicht übergehen. Der Augustus trug mir auf, die Erhebung vorzunehmen, wenn seine Informationen stimmig sein sollten. Bisher jedoch reichen mir die eingeholten nicht aus, so dass ich Iulianus einen Brief schreiben werde. Er soll aufgrund meiner Angaben die Möglichkeit haben, seine Entscheidung zu überdenken. <


    Da hatte der Detritus aber Glück, dass ihm Callidus aufgrund der Freundschaft die vertraulichen Dinge sagte.


    > Der Fürsprecher war Annaeus Florus, Praefekt der classis in Misenum, wie ich aus dem Archiv ersah. <


    Als Detritus den Familienzuwachs ansprach setzte Callidus ein Lächeln auf. Detritus schien auf die übriggebleibenen Patrizier wenig gut zu sprechen zu sein.


    > Aelius Claudianus Marcellus udn seine Tochter? Ja, sie leben in der domus Aeliana... jedoch sehr zurückgezogen. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Florus? Naja man sollte aufpassen den Verwandten weiterzuhelfen, denn manchmal ist man so eng mit ihnen verbunden, dass man kaum ihre Fehler, Mängel und nicht ausreichende Erfahrung zugeben will, dies scheint ja diesmal der Fall zu sein, bestimmt wollte er dem jungen Annaeus eine Hilfe sein, aber somit hat er sich, der Gens und vielleicht dem jungen Modestus schlechte Dienste erwiesen." Bestimmt konnte man den Modestus auf der Liste der zukünftigen Mitgliedern des Ordo Equester setzen soweit es Bedarf gab neue Ritter zu erheben.


    "Oh ja so nennt er sich jetzt." Hoffentlich wohnten die beiden in der hintersten Ecke der domus Aeliana, denn eigentlich hatte er keine Lust die beiden ehemaligen Claudianer zu treffen. "Wer kommt denn alles zu diesem Gastmahl?"

  • > Sicherlich hast du dabei Recht. Die eigen Verwandtschaft hat nie die Aussagekraft eines Patrons, der selbst einen Ruf besitzt. Wir werden beide sehen, welchen Ausgang die Sache nimmt, Detritus. <


    Dass er selbst sein Amt der Unterstützung der Verwandtschaft verdankte, ließ der Aelier hier mal bewusst beiseite.
    Dann ging er auch direkt auf das Gastmahl ein, denn eine Diskussion über die Familienmitglieder lag ihm fern und er glaubte weiterhin, dass auch Detritus nicht allzu viel darüber reden wollte.


    > Ich sprach nur allgemeine Einladungen aus, mein Freund, wer diese nach Zusendung der scriftlichen annehmen wird, kann ich nicht sagen. <


    Sicherlich würde es ein Stimmungstest. Würde man der aelianischen Einladung zu Haufe absagen, wäre der Einfluss dahin. Doch Callidus hoffte, dass kein Senator mit der Entschuldigung, dass er noch den Hund füttern müsse, absage.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Nun gut ich werde bestimmt anwesend sein, soweit es meine Gesundheit zulässt." Da er ihn nun endlich mal vor sich hatte, nutzte er die Zeit und erkundigte sich über den Zwillingsbruder des Callidus. Später so gegen Abend verließen die beiden Männer die Casa Octavia und besuchten ein nahe gelegenes Bordell. :P

  • Nachdem ich in gerade mal zwei Anläufen meinen Namen und mein Anliegen zu Gehör gebracht hatte, stehe ich erneut - von einem Sklaven geführt - in einem mir fremden Haus und warte. Die geschmacklich ausgewogene Ausstattung des Raumes, in dem ich mich befinde, stolz und prächtig im Vergleich zu meinem Elternhaus, aber zurückhaltend und nüchtern im Vergleich zur villa Flavia, beruhigt meine etwas gereizten Nerven. Die gedeckten Töne und bewußt eingesetzten Akzente sind eine Wohltat für meine Sinne.


    Wie begegne ich dem Senator? Küßt man seinen Ring? Oder ist das alles andere als 'comme-il-faut'? Ich lasse mal die Dinge auf mich zukommen, Spontaneität ist sicherlich besser als irgend etwas Einstudiertes.

  • Da Victor zur zeit wesentlich mehr Zeit hatte als jemals zuvor, kam er relativ unverzüglich auf die Mitteilung Turias hin, dass ihn ein junger Flavier zu sprechen wünschte, in die Empfangshalle und ging zielstrebig auf den Patrizier zu. Wie es schien war der allerdings gerade mit der Begutachtung der Einrichtung beschäftigt, sodass sich der Senator erstmal räusperte, nachdem er neben ihn getreten war.


    "Salve!"

  • Eigentlich habe ich erwartet, den Senator entweder auf einer Sänfte lagernd und von Dienstboten hereingetragen oder - auf einen Vertrauten gestützt - langsam herangleiten zu sehen. Stattdessen höre ich ein Rascheln von teurem Stoff und dann ein zurückhaltendes Räuspern.


    Ich drehe mich um und sehe den Senator mit genau der gleichen Leichtigkeit wie die im Raum verteilten Marmorstatuen stehen, nur ohne jegliche Stütze. Einfach so.


    Salve, Senator!, grüße ich deutlich und mit einer vielleicht zu großen, aber langsam-gemessenen Verbeugung. Da er mir seine Hand mit dem Ring nicht erwartungsvoll entgegenstreckt, kann ich meine vorigen Phantasmen getrost wieder zurücklegen.


    Senator, ich freue mich außerordentlich, daß Du mir die Ehre gibst, mich so kurzfristig zu empfangen und Dich mit mit meinen kleinen und unbedeutenden Problemen behelligen zu lassen. Mehr noch aber freut mich, Dich so gesund zu sehen, nach ... nach dem furchtbaren Angriff auf Dich. Und daß Du so selbstverständlich wieder zurück in den Staatsdienst strebst ohne Bitterkeit und Furcht - die Götter mögen Dich schützen, so wie sie ihre Hand bislang über Dir gehalten haben.


    Ich mache eine erneute, etwas kleinere Verbeugung.

  • Der Flavier war amüsant. Scheinbar schrecklich unerfahren, aber wenigstens sehr höflich... und amüsant. Deswegen lächelte Victor ihm auch ziemlich nachsichtig zu.


    "Nun ich danke dir und mögen die Götter dir bei der Erfüllung deiner Vorhaben und Beseitigung deiner Probleme beistehen... wobei ich natürlich nicht hoffe, dass sie so klein und unbedeutend sind, dass ich mich umsonst hierher bemüht habe."

  • Achherrje, 'wobei ich natürlich nicht hoffe, so klein und unbedeutend sind, dass ich mich umsonst hierher bemüht habe' - das klingt sehr vertrauenserweckend: sind sie zu klein und unbedeutend, was dann? Ich brauche dringend eine Flucht-Strategie, wenn dieser Fall eintritt - und das wird er. Aber vielleicht ist er ja nachsichtig und ein Freund der tolerantia, der Duldsamkeit gegen alle Schicksalsschläge. Ave Senator, hier steht einer vor Dir.


    Senator, danke für Deine Güte. Um Dich nicht mit langatmigem Geschwätz aufzuhalten und zu langweilen, will ich gleich medias in res gehen: Ich komme zu Dir, weil ich hoffe, daß Du aufgrund Deiner Erfahrung als langjähriger advocatus, iudex und praefectus urbi mir erklären kannst, wie sich die theoretisch-iuristische, wie auch praktische Seite bei von Sklaven begangenen Delikten gegen Eigentum bzw. gegen Leib und Leben, wie es im Codex Iuridicialis heißt, verhält. Ich habe versucht, in der Bibliothek der Schola dazu Bestimmungen zu finden, bin leider aber nicht fündig geworden. Sklaven werden nur im Codex Universalis erwähnt, und auch da nur bei deren Haltung und Freilassung.


    Ich hoffe, Du bist nicht enttäuscht oder gar verärgert, daß ich Dich damit behellige, aber für mich sind das sehr wichtige Fragen, die ich keinem stellen wollte, dem man nicht vertrauen kann.


    An manchen Tagen ist man sich nicht sicher, ob man auf's Meer hinausfahren soll oder nicht, das Wetter ist unsicher, ein Sturm kann entfesselt werden oder die Sonne bricht aus den Wolken und scheint fröhlich auf uns hernieder. Um Fang zu machen, muß man sich hinauswagen, dann aber kann es zu weit sein, um sich noch vor dem hereinbrechenden Unwetter in Sicherheit zu bringen. Viele Männer haben ihre Entscheidung, fischen zu gehen, teuer bezahlt. Wäre ich ein Iulier, würde ich jetzt sagen: iacta alea est. Midas hat eine falsche Entscheidung getroffen, als er den Halys überschritt, Caesar nicht, als er den Rubikon querte. Und ich?

  • Irgednwie fragte sich Victor ja schon was einen jungen Mann dazu brachte, sich mit der Bestrafung krimineller Sklaven zu beschäftigen. Vielleicht ein makaberes Hobby? Oder hatte der Flavier vor advocatzs zu werden und wollte sic hauf einen Bereich spezialisieren? Nun er würde es Victor schon noch sagen, oder nicht, darauf ankommen tat es nicht.


    "Ich bin weder verärgert noch enttäuscht und danke dir für dein Vertrauen, junger Flavier, maximal siehst du mich ein wenig erstaunt. Aber wollen wir uns nicht erstmal setzen?"


    Victor wies auf eine kleine Sitzgruppe am Rand und ging dann selber dorthin und setzte sich in einen der Korbstühle. Unterwegs überlegte er sich seine Antwort, schliesslich war er aber auch kein Vollzeitjurist und konnte nicht alles sofort aus dem Gedächtnis beantworten.


    "Nun zuvorderst findest du einige Bestimmungen über die bestrafung straffälliger Unfreier im Zwölftafelgesetz. Damit ich dir jetzt aber eine genaue Antwort geben kann, musst du mir schon mehr Details verraten. Geht es um Delikte gegen das Eigentum oder den Leib von freien Bürgern oder anderen Sklaven? Soll der Dominus des Sklaven dabeigewesen sein, oder nicht? All dies führt zu unterscheidlichen Strafbemessungen..."

  • Lasse nie einen fliegenden Händler einen Fuß über deine Schwelle setzen - er wird erst gehen, wenn Du ihm etwas abgekauft hast. Deutlich beruhigter folge ich Octavius Victor zur Sitzgruppe. Ich sammele und ordne meine Gedanken und meine Toga, die mir immer noch nicht bequem ist und fahre fort:


    Das - vielleicht ausschließlich psychologisch - interessante an diesem Fall ist, daß der Sklave sich verhält, als wäre er ein Freier. Er akzeptiert, wie so manche Kriegsgefangene, nicht sein fatum, er handelt unbewußt und spontan so, wie ein Freier handeln würde, ein peregrinus oder ein civis. Nein - sein Herr ist in nichts involviert, sonst wäre der Sklave ja nur instrumentum, Mittel in der Hand seines dominus.


    Wie verhält es sich, wenn der Sklave einen peregrinus oder einen anderen servus getötet hat, um einen Raub zu begehen? Und kann ein Sklave z. B. mit geraubtem Geld etwas erwerben?


    [SIZE=7]edit:/ Grammatik[/SIZE]

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