Venusia's Zimmer

  • Als sie das Klopfen hörte, setzte sie sich auf und sah zur Tür.


    Herein.

  • Er betrat das Zimmer, sah sie an, trat langsam näher und setzte sich auf das Bett. Er saß im Profil zu ihr, sah sie jedoch nicht weiter an, begann nur nach ein paar Minuten zu sprechen. Erzählte ihr von Germanien und all dem, was geschehen war, soweit er sich noch erinnerte. Erzählte von dem, was man mit Julia angestellt hatte und noch vorgehabt hatte und was er getan hatte um es zu verhindern. Seine Stimme klang dabei müde und alt.

  • Venusia hatte ihm die ganze Zeit über zu gehört, saß nun schweigend neben Valentin und wusste nicht was sie machen sollte. Ziemlich bedröppelt schaute sie ihn kurz an.


    Es tut mir leid.


    Mehr konnte sie nicht sagen, wusste auch nicht ob es mehr sein sollte. Ihre Wut hatte sie vergessen. Ihr tat Valentin einfach nur noch leid.

  • "Warum sollte es Dir leid tun? Du warst nicht da und Du hast nicht versucht sie zu vergewaltigen oder zu töten."
    Er starrte einen Moment schweigend vor sich hin.
    "Aber ich verstehe, warum Flavius sie weggebracht hat. Sie gehörte nicht mehr in diese Welt, in dieses Leben.
    Ich erinnere mich nur noch an wenig, aber ich weiss, dass sie vielmehr Germanin wieder war, als wir beide es je werden sein können. Und zugleich irgendetwas anderes. Und ich erinnere mich, das sie Angst hatte, Angst vor anderen Menschen, da sie .... man sie.... ich meine...."
    Er konnte es nicht aussprechen, dass letztlich, als alles eigentlich vorbei war, doch noch wer das tat, was er zu verhindern gesucht hatte. Und das er sich schuldig fühlte. Denn hätte er den Mann nicht getötet, nur kampfunfähig gemacht, dann wäre der Andere vielleicht nicht so ausser Sinnen gewesen.

  • Valentin. Mir tut mein Benehmen leid.Und auch wenn ich für das was alles passiert ist nichts kann, so tut mir das dennoch leid.


    Einen Moment schwieg sie.


    Flavius und Julia sind beide germanischer als wir beide zusammen, aber auch wir sind noch germanisch. Wir werden es wohl auch immer bleiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dieses Leben so einfach hinter sich lässt und ein Neues beginnen kann.

  • Er lächelte, aber es war ein leeres Lächeln. "Nein, sie war... ich weiss auch nicht. Sie war nicht mehr Julia, nur noch Alrun, aber eine Alrun, die ich nie kannte. Eine.. ja, irgendwie anders.
    Und nein, es ist in Ordnung und verständlich, das Du so reagiert hast. Du kanntest die Umstände nicht. Und Du musst Dich allein gelassen gefühlt haben."
    Er lächelte und strich ihr einmal sanft über die Wange.
    "Ich bin stolz auf Dich," sagte er leise und aufrichtig.
    "Und ich bin nicht sonderlich stolz darauf Euch hier die letzten Wochen im Stich gelassen zu haben."

  • Ich kann das alles verstehen was hier passiert ist. Ich hatte doch auch noch Hergen und Marga. Die sind bei mir geblieben. Und es sind neue hinzu gekommen.


    Venusia versuchte die Stimmung etwas zu heben und grinste als sie das mit Hergen und Marga sagte.

  • So erwachsen fühle ich mich noch gar nicht. Aber wenn du es sagst, werde ich dir nicht weiter widersprechen.


    Venusia nahm Valentin in den Arm. Irgendwie hatte sie das Gefühl, die machen zu müssen. Sie hatten sich beide verändert und beide waren sie nun allein hier. Von den anderen keiner mehr da und nun zwei neue im Haus. Nach einem Moment löste sie die Umarmung.

  • Er hielt sie fest und schloss die Augen. Beinahe hätte er sie nicht mehr losgelassen. Leise flüsterte er ihr ins Ohr.
    "Ich soll Dich noch lieb grüßen von den Beiden. Du weisst schon, von wem."
    Er hatte einen der Boten getroffen, denn er war mit Informationen von Flavius versorgt worden, die er herausgefunden hatte, auf der anderen Seite des Limes. Was zu den jetzigen Zeiten ähnlich gefährlich war wie am Limes sein.
    "Und doch, Du bist, wenn schon nicht erwachsen, wie Du meinst, so doch gewachsen."

  • Erstaunt schaute sie ihn an.
    Hast du sie getroffen oder nur gehört? Wie geht es ihnen? Weißt du das?
    Dann grinste sie.
    Gewachsen bin ich bestimmt. Das tut doch jeder.
    Daraufhin wurde ihr Gesicht wieder ernster.
    Es freut micht sehr, dass du so von mir denkst.

  • Er lächelte und zum ersten Mal seit er wieder da war, war es ein warmes und ehrliches Lächeln.
    "Es geht ihnen gut! Nein, ich habe sie nicht gesehen, aber Flavius hat mir einen Boten gesandt."
    Da fiel ihm etwas ein. "Oh, Moment...."
    Er kramte in dem kleinen Beutel, den er sich angewöhnt hatte am Gürtel zu tragen und hielt plötzlich was in der geschlossenen Hand. Diese reichte er ihr und wartete, dass sie ihre da drunter legte.
    "Von den Beiden, für Dich!"

  • Sie schaute sich den Stein an. Drehte und wendete ihn.


    Das ist für mich? Der ist ja wunderschön.


    Dann schaute sie etwas traurig drein.


    nie würde ich das Land vergessen aus dem ich komme und was meine Heimat war.


    Venusia war so gerührt ob des Geschenkes, dass ihr die Tränen in den Augen standen. Sie versuchte sie wegzublinzeln, schloß die Hand um den Bernstein und schaute zum Boden.

  • Er hob sachte ihr Kinn und strich mit dem Daumen eine Träne zur Seite, die sich doch hervorstahl.
    "Ich weiss, meine Kleine," sagte er sehr sanft. "Und so trägst Du jetzt auch immer ein Stück davon bei Dir."
    Sanft gab er ihr einen Kuss auf die Stirn.
    "ICh bin froh Dich hier zu haben!"

  • Sie schaute Val an.


    Und ich bin froh dich zu haben. So fast allein hier, war das schon komisch.

  • "Das glaube ich, meine Liebe, das glaube ich gerne.
    Und ich verspreche Dir, nach dem nächsten Mal werde ich immer hier bleiben! Bei Dir und der Familie. Aber... naja, Du weisst, vieles hat sich verändert und auch ich.... Bitte sieh es mir nach, wenn ich nicht mehr der von früher sein kann."

  • Valentin, ich kann dich verstehen. So etwas verändert jeden. Jedes einschneidende Ereignis hinterlässt Spuren und man verändert sich. Das ist normal. Aber manchmal für andere schwer zu verstehen, zu akzeptieren und damit klar zu kommen. Aber dafür istman doch eine Familie, die immer für einen da ist und ich werde es immer für dich sein. Ich kann mehr ab als man vermuten mag. Auch mich hat die Vergangenheit verändert.


    Sie lächelte und sah ihn wieder an.

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