Venusia's Zimmer

  • Wenn Kinder eines sind, dann neugierig. Zumindest diese beiden zeigten im Moment wenig Angst vor Fremden und so liefen sie auch schon brabbelnd auf den Besucher zu. Allen voran Sevilla, danach ihr Bruder. Manchmal fragte sich Venusia ob sie als kleines Mädchen auch so gewesen war. Audrücklich verneinen konnte sie dies ob ihrer Erinnerungen nicht. Aber ob sie wirklich so offen auf alle zugegangen war? Das konnte sie sich auch nicht vorstellen. Nun ja...die beiden Kinder achteten nicht weiter auf ihre Mutter und untersuchten schon gleich die Haltbarkeit der Kleidung, die der Besucher trug.


    Sie selbst hingegen sah etwas verdutzt drein. Eilig überlegte sie ob ihr Gedächtnis deutlich schlechter geworden war als noch vor ihrer Abreise. Weder Gesicht noch Stimme konnte sie zu ordnen. Etwas peinlich berührt sah sie drein, versuchte dann das freundliche Lächeln zu erwidern.
    "Heilsa. Es ist in Ordnung. Wo du schon einmal in meinem Zimmer bist, darfst du natürlich auch gern bleiben. Dagmar, das bin ich. Aber ich glaube, du musst mir jedoch deinen Namen verraten. So leid es mir tut, ich komme nicht auf deinen. "
    In Gedanken ging sie sämtliche Namen durch, die sie aus den Briefen kannte. Das nächste Mal würde sie Porträts verlangen.

  • Was bei Odin .. ja iset!? dachte sich der junge Germane nur. Da zogen die kleinen Racker doch sofort an seiner Kleidung herum.
    Ihren Worten nach waren sie noch gar nicht mal so alt.
    Bevor er sich den kleinen widmete wollte er sich erst um die große kümmern "Ich danke dir. Ach natürlich ich vergaß .. du kennst ja nur meinen losen Namen aus den Briefen. Ich bin Phelan, ich bin damals kurz nach deiner Abreise hier angekommen." er beugte sich runter zu den Kindern und hielt beiden einen Zeigefinger hin, welchen sie mit der ganzen Hand umschlossen, drückten und schüttelten.


    "Ich nehme an das sind Sevilla und Lucius Secundus."

  • "Phelan."
    Mit diesem Namen konnte sie etwas anfangen.
    "Es freut mich dich kennen zu lernen. Durch die Briefe habe ich erfahren, dass viele nach meiner Abreise hier ankamen. Ich denke, dass ich sie alle in den nächsten kennen lernen werde."
    Da war sie sich ziemlich sicher.
    "Du hast recht, das sind die beiden. Aber du kannst ihn auch einfach Lucius nennen. Das Secundus trägt er nur, weil er nach seiner Schwester zur Welt kam. "
    Sie lächelte etwas als sie sah wie die beiden ihren Verwandten musterten und beäugten. Darin waren sie wirklich große Klasse. Sevilla sagte etwas zu ihrem Bruder, natürlich nur brabbelnd, dann ließen sie von ihrem Opfer ab, zumindest für den Moment und beschäftigten sich mit einem Stuhl, den sie nicht weit von ihnen erntfernt, gefunden hatten.

  • "Freya hat dir wirklich schöne Kinder geschenkt Dagmar. Zwillinge sind etwas schönes, sie sind unzertrennlich und wissen immer alles über den anderen, selbst wenn einer von ihnen etwas weiter entfernt ist, man spürt es ganz doll in seinem Inneren. Meine Zwillingsschwester ist ebenfalls hier, Sontje ist ihr Name du wirst sie auch noch kennen lernen." seitem die Mutter von Sevilla und Lucius in Alexandria wohnte, war wirklich viel in den Mauern der Kinder Wolfriks passiert. Hoffentlich war das kein Schock für sie.

  • Mit einem Lächeln aus dem auch ein wenig Stolz sprach, quittierte sie die Aussage zu ihren Kindern. Das hatte ja der ein oder andere schon zu ihr gesagt.
    "Dann kannst du mir ja wirklich Wissen aus erster Hand geben. Vor Allem wie man zwei kleine Racker beschäftigt, die nichts anderes in ihrem Kopf haben als ständig Dummheiten zu machen."
    Sie war aufgesprungen um den Stuhl vor dem Umfallen zu retten. Manchmal konnten die beiden wirklich anstrengend sein. Nachdem der Stuhl wieder stand, nahm sie Sevilla auf den Arm und Lucius an die Hand. Er war ihr unzwischen schon etwas schwer geworden wenn sie beide tragen sollte.
    "Ihr beiden könnt doch nicht die ganze Zeit nur Unordnung machen. Es wird Zeit, dass ihr euer Spielzeug bekommt und diesem eure Zeit widmen könnt."
    Dann sah sie wieder zu Phelan.
    "Es tut mir leid. Während der Reise konnten sie ihre Energien nicht ausreichend abbauen. Das scheint sich aufgestaut zu haben."
    Es war deutlich zu sehen, dass die beiden Kleinen nicht bei ihrer Mutter bleiben wollten.

  • "Das kann ich gerne machen." schmunzelte und fügte dann bei "dagegen kannst du nichts tun, zusammen sind die beiden stark und sie werden immer zusammen halten." etwas witzig fand er es schon, aber Leid tat es ihm zugleich auch "es tut mir Leid das ich dich da enttäuschen muss, aber wenn sie älter sind wirst du es etwas leichter haben glaube mir."
    Etwas erschrocken blickte Phelan sich um, als Dagmar hinter ihn hechtete. Ah, der Stuhl! Schon wieder schmunzelte er, hoffentlich würde er auch irgendwann eine Frau finden, die ihm Kinder schenken würde.
    Als die Mutter Sevilla auf den Arm nahm, kniete er sich herunter zu Lucius
    "He, kleiner Mann, guckmal" er hielt ihm sein Medallion hin, auf dem der duccische Wolf zu erkennen wahr, welches an einem braunen Lederband hing und er immer unter seiner Kleidung, um den Hals trug. Er ließ es etwas baumeln, in der Hoffnung er könnte Dagmar so ein wenig entlasten und den kleinen ablenken.
    "Lanthilda wird dir bestimmt gut zur Seite stehen, während der Hochzeit wird es mit den beiden bestimmt nicht leicht. Aber wir kriegen das zusammen schon hin, sodass du dich auch auf das eigentliche Geschehen konzentrieren kannst."
    Albin ließ sich aber schon ziemlich Zeit mit dem Gepäck, woher er wusste, dass Albin es bringen würde? Ganz einfach, Phelan wusste, dass Dagmar Albin sehr gefehlt hat und jener ihr wahrscheinlich um den Hals gefallen ist wie ein kleiner Schuljunge. "Albin bringt bestimmt das Gepäck hoch oder? Wo bleibt denn der gute. Lando und er haben gut auf uns aufgepasst in dem vergangen Jahr musst du wissen. Wir sind ja alle sehr jung."

  • Sie hoffte es inständig, dass es irgendwann einfacher würde und die beiden sie nicht so auf Zack hielten.
    "Du glaubst nicht wie dankbar ich für jedwede Hilfe bin. Ich kann ja viel ertragen und auch viel auf den Beinen sein, aber die beiden sind wirklich herausfordernd."
    Sie erinnerte sich an die Zeit wo sie den ganzen Tag über in verschiedenen Ämtern zu tun hatte und Abends spät nach Hause kam und früh am Morgen wieder los ging. Es war auch Kräfte zehrend, aber bei Weitem nicht so wie die beiden.
    "Der gute alte Albin. Er kannte schon uns alle von klein auf und nun hat er das Vergnügen mit weiteren und sogar ganz Kleinen mit dem Charakter ihrer Mutter."
    Sie musste etwas Schmunzeln. Dem guten Albin blieb wohl nichts erspart.
    "Aber es ist gut zu wissen, dass die beiden sich gut um euch gekümmert haben und nochmals Danke für die Unterstützung. In einem hast du auch recht, Albin sollte eigentlich langsam die Männer mit dem Gepäck hergebracht haben. "
    Er würde die schweren Kisten ja wohl nicht allein schleppen wollen.


    Während der Unterhaltung bekuckte sich der Junge natürlich den Anhänger und für einen Moment verfolgte Lucius ihn mit den Augen. Allerdings nur für einen winzigen augenblick. Dann schoß die kleine Hand vor, umfasste den Anhänger und zog kräftig daran. Fast im gleichen Atemzug öffnete sich das Mündchen. Was man mit den FIngern untersuchte, musste der Mund auch erkunden und es war doch nichts schöner als alles in den großen Mund zu stecken, abzulutschen und als triefend nasses Objekt dem nicht amüsierten Besitzer zurückzugeben, weil er ein Spielverderber sein musste und diese Exkursion unverständlicherweise schnell beendete. Da das Medaillion nicht im erwarteten Maße nachgab, näherte sich der Mund dem Objekt der Begierde rasch an...


    /edit: kleine Fehler ausgebessert

  • "Ich denke Albin wird seine Freude daran haben, davon bin ich fest überzeugt." entgegnete er seiner Cousine.
    Während er mit ihr redete waren seine Augen nicht mehr auf den kleinen Racker gerichtet, bis dieser feste an dem Medallion zog und versuchte es in seinen Mund zu nehmen.


    "OOooh Lucius das solltest du lieber nicht tun, da beißt du dir noch deine kleinen Zähne aus." und schon zog Phelan wieder etwas stärker an dem Medallion, hoffentlich fing der kleine jetzt nicht an zu weinen. Ah! Ein Trick, schnell tauschte reichte er ihm wieder seine Hand die er kräftig zudrücken konnte. Ob das so eine gute Idee war? Eher nicht .. denn der kleine lutschte jetzt an seinem Zeigefinger herum .. naja, wenigstens für die Zähne besser.

  • Sie stellte sich den alten Albin vor, wie er hinter den beiden her war und sie veruschte von igrendwelchen Dummheiten abzuhalten. Ein hoffnungsloses Unterfangen. Inzwischen schuldete sie Aelia schon fünf große Vasen, die die Kleinen in der Zwischenzeit umgeworfen hatten. Zwar versicherte diese immer wieder, dass es nicht schlimm wäre, aber es war ihr dennoch unangenehm solch Umstände zu machen. Sie begann leise zu kichern.
    "Ich glaube ich sollte mir das nicht zu bildlich vorstellen. Ich sehe ihn schon jetzt hinter den beiden her laufen."
    Sie kam aber nicht umhin weiter zu kichern. Dieses wurde noch breiter als sie Lucius beobachtete und die Reaktion von Phelan.
    "Seine Zähne sind sehr stabil, du müsstest eher Angst um den Anhänger haben, denn wirklich um seine Zähne."
    Das Nuckeln am Finger wurde irgendwann langweilig und er ließ davon ab. Allerdings fand er dann einen Verschluß von einer Kommode interessant und machte sich halb laufend und halb krabbelnd dahin auf. Sevilla wollte auch wieder auf den Boden und Venusia ließ sie gewähren.
    "Ich glaube, ich muss mein Zimmer etwas kinderfreundlicher gestalten. Sonst bleiben die Sachen hier nicht lang in einem Stück."
    Kurz sah sie zu den beiden und befand die Kommode Stabil genug für sie.
    "Aber erzähl, wie geht es dir?"

  • "Ja das kann ich mir vorstellen, ich höre ihn schon 'Aah meine Knochen, das Alter aaah'." lachte Phelan seiner Cousine entgegen, dabei nicht vergessend, dass Lucius sich immer noch an seinem Finger zu schaffen machte. "Der kann ganz schön stark zubeißen, der würde sich gut als Kriegshund machen." schmunzelte der Priester, bevor der kleine Racker seinen Finger losließ.


    Er beobachtete noch, wie die beiden kleinen sich versuchten in ihrem neuen Zimmer zu beschäftigen und widmete sich dann Dagmar. "Ein paar Wolfsfelle und ihr Spielzeug reicht bestimmt, alles was zerrbrechlich ist am besten mindestens zwei Meter über dem Boden halten." witzelte er.
    "Wie es mir geht?" das hatte ihn schon lange keiner mehr gefragt. Lange überlegen musste er da nicht.
    "Eigentlich gehts mir ziemlich gut, ich bin sehr zu Frieden, was meine Arbeit angeht. Auf der einen Seite bin ich der einzige Priester hier in Mogo und zugleich Gode der Familie und auf der anderen Seite bin ich Magistrat und arbeite gerade an einem Tempelsanierungsprojekt. Leider geht dabei viel Zeit verloren, was meinem Zwilling sehr zu schaffen macht."

  • "Er wird noch mehr Zähne bekommen. Warte erst einmal darauf. Dann kannst du ihn wirklich Kriegshund nennen."
    Wieder erklang ein leises Lachen. Die beiden wurden einfach so schnell groß. Es war noch gar nicht so lange her da konnten sie die Welt nur mit ihrer Hilfe erkunden. Jetzt war Venusia die jenige, welche diese Erkundungen ständig unterband und ihnen immer hinterherrennen musste. Auch diese Pahse wird irgendwann vorüber sein und dann wird es nur besser, redetete sie sich immer wieder ein und hoffte es natürlich auch.


    "Die Arbeit für diese Stadt, die Provinz kann viel Zeit fressen, wenn man sich einbringt. Manchmal sogar etwas zu viel. Ich kann gut nach vollziehen wovon du da sprichst. Aber es macht auch großen Spaß und es freut mich zu hören, dass du dich hier in der Stadt einbringst. Sie kann fleißige Hände gut gebrauchen."
    Sie hatte es ja lange genug erleben dürfen, wie schwer es stellenweise war die Arbeit und die Familie und dann auch ihren Mann mit seinem eigenen Kommando unter einen Hut zu bringen. Leicht war wirklich etwas anderes.
    "Deine Schwester wird doch aber auch Verständnis dafür haben, wenn du es hier erklärst oder meinst du nicht? Wenn man über siene Probleme spricht und sie erklärt, geht vieles besser."
    Eine Devise nach der Venusia steht zu Leben versuchte. Aber auch das war nicht immer leicht und hin und wieder ging ihre diplomatische Ader im wölfischen Dickkopf unter.

  • Als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, wehte ihr etwas abgestandene Luft entgegen. Aber das war ihr natürlich klar. Bei der Entfernung, die sie hatte hinter sich bringen müssen, konnte sie keine Ankunftszeit angeben und so hatte man hier einfach noch nicht ordentlich gelüftet. Es war alles so geblieben wie sie es verlassen hatte. Wenn das Zimmer neban noch immer frei war, würde sie gern ihre Kinder dort unterbringen lassen. Bis dahin mussten sie wohl mit dem Gästezimmer vorlieb nehmen. Inzwischen waren sie schon groß genug allein zu schlafen. Der Ausflug in die Heimat ihres Vaters hatte sie selbstständiger gemacht. Sie mussten ja eine ganze Weile ohne ihre Mutter klarkommen. Da wollte Venusia sie nicht wieder fesseln. Jeder musste irgendwann seinen Weg gehen und auch finden, es war jetzt Zeit für ihre Kinder. Gerade als sich Dagmar auf ihr Bett setzte und begann die Erlebnisse zu denken, die sie hier so gehabt hatte, hörte sie eilige Schritte. Sevilla kam angelaufen und beschwerte sich lautstark über Secundus, der sie das zimmer nicht so einrichten ließ, wie das Mädchen es gern gewollt hatte. Wie schön es war sich über ganz alltägliche Dinge Sorgen machen zu müssen. Irgendwie schien ein gewaltiger Teil der dunklen und bösen Vergangenheit von ihr abgefallen und das mit dem Augenblick als sie die Porta durchschritten hatte. Ihr Herz war um einiges leichter geworden. Als sie Sevilla folgte um den Streit zu schlichten, wusste sie, dass man sich so fühlte wenn man ganz einfach nach Hause kam. Ein wunderbares Gefühl.

  • Witjon hatte sofort von Dagmars Ankunft gehört, als er von der Arbeit kommend die Casa betreten hatte. Albin hatte tatsächlich einmal so etwas wie Aufregung gezeigt, während er Gepäck an seinen Bestimmungsort dirigierte und Unterbringesmöglichkeiten zeigen ließ. In der Küche fand Witjon eine Gruppe Männer, die Dagmar und ihre Kinder laut eigener und Albins Aussage eskortiert hatten und die jetzt Witjons Biervorrat dezimierten und seine Vorratskammer plünderten.


    Dagmar und die Kinder dagegen fand der Hausherr nicht in den Gesellschaftsräumen, weshalb er sich dazu entschloss, sie sogleich in ihren neuen/alten Zimmer zu begrüßen. Er wusste natürlich wo sich das Zimmer befand und klopfte an der entsprechenden Türe. Nach dem obligatorischen Herein trat Witjon ein und warf einen prüfenden Blick auf die drei Gestalten, die sich ihm da zeigten.


    "Und wer bei allen gute und bösen Geistern seid ihr bitteschön?"


    Witjon sprach natürlich seinen ubischen Dialekt. Er versuchte dabei eine misstrauische Miene aufzusetzen, konnte den Ansatz eines Grinsen aber nicht ganz verstecken. Zu sehr freute er sich über Dagmars Rückkehr.

  • Als Witjon eintrat, stand Dagmar auf. Am liebsten wäre sie gleich zu ihm gelaufen um ihn zu begrüßen, aber hielt dann ein als sie seine Miene sah. Für einen Moment war sie irritiert, verstand dann aber was los war und spielte mit.
    "Kinder? Wer sind wir denn?"
    Sevilla trat einen Schritt vor.
    "Wir sind Reisende der Welt," sprach sie in germanischem Dialekt. Dagmar hatte ihnen germanisch beigebracht, aber es fehlte die Übung und so holperte es ein wenig. Dann trat sie vor und umarmte Witjon einfach.
    "Ich freu mich sehr endlich wieder zu Hause zu sein. Es hat sich einiges verändert."
    Ein gespielter Vorwurf schwang im Satz mit, aber er war nicht ernst gemeint. Das konnte man ihr ansehen. Ihre Verhandlungsmiene war hier ja nicht gefordert.
    "Gut siehst du aus," sprach sie nachdem sie einen Schritt zurückgetreten war und ihn von oben bis unten musterte.

  • Witjon bedachte Sevilla mit einem gütigen Lächeln. Reisende der Welt, das waren die drei wirklich. Zu einer Entgegnung konnte Witjon nicht mehr ansetzen, gehindert durch die Umarmung.


    "Und wie ich mich erst freue, die Deinen und dich zuhause begrüßen zu können", sagte Witjon und quittierte Dagmars vorwurfsvollen Ton mit einem schiefen Grinsen. "Nur zum Besseren", eröffnete er ihr und wischte ihr Kompliment daraufhin lapidar beiseite. "Danke, aber meine besten Zeiten sind auch vorbei", flaxte er. "Aber du wirst offensichtlich von Tag zu Tag nur schöner."


    Er ließ Dagmar nicht viel Zeit, verlegen oder bescheiden zu reagieren, sondern wandte sich lieber wieder den Kindern zu. "Nicht wahr, eure Mutter ist eine bildschöne Frau." Er wuschelte Sevilla durch's Haar. "Seid ihr eigentlich hungrig nach der Reise?"

  • Venusia wollte tatsächlich widersprechen, aber ihr wurde gekonnt über den Mund gefahren und natürlich widersprachen sie nicht.
    "Das ist sie. Die schönste Mama überhaupt," bestätigte Secundus im Brustton der Überzeugung.
    "Ja, wir haben Hunger. Großen Hunger. Gibt es auch einen süßen Nachtisch? Den hatten wir schon lange nicht mehr."
    Das war etwas, das sie alle während der Reise entbehren mussten.
    "Kinder, geht doch schon mal vor. Wenn ihr in der Küche ganz lieb fragt, haben sie vielleicht schon vor dem eigentlichen Abendessen etwas für euch."
    Nachdem die Kinder fortgeeilt waren, ging Venusia zu einer Tasche hinüber und holte eine Tabula raus, die sie Witjon reichte.
    "Ich darf auch noch Postdienst spielen. Durch den Umweg über Tarracco war sie etwas länger unterwegs."




    Heilsa Witjon,


    mit großer Zufriedenheit habe ich von deiner Verlobung mit der Petronia gehört. Wenn dieser Brief euch erreicht solltet ihr schon verheiratet sein, und so Frigg will trägt sie schon einen deiner Bälger im Leib wenn du diese Zeilen liest. Wenn ich mich recht entsinne waren die Petronii eine der einflussreicheren Sippen in Mogontiacum, du hast sicherlich gut daran getan dir eine von ihnen zur Frau zu nehmen. Ich hoffe für dich und deine Nächte, dass das Weib auch einigermaßen aussieht, sonst: Augen zu und durch.


    Über deinen Bruder kann ich wenig mehr sagen, als dass er lebt. Er hatte das große Glück nicht bei den Prätorianern, sondern irgendwo im Osten gewesen zu sein, als die Cohortes uns bei Vicetia entgegentraten und wie die anderen Legionen unter Laberius Maturus geschlagen wurden. Viele seiner Kameraden hatten dieses Glück nicht.


    Ich habe Hadamar übrigens zur weiteren Verwendung hier in Rom behalten, jemanden in Stahl zu haben hat sich bisher immer ausgezahlt... vor allem, da ich mittlerweile mein Tribunat unter Ehren des Kaisers aufgeben musste. Allerdings hat mich der Kaiser in seiner ersten Amtshandlung nicht nur von der Proscription des Usurpators befreit, sondern auch zum Senator der Urbs Aeterna ernannt. Ja, richtig gelesen.. ich gehöre nun dem Senat der mächtigsten Stadt der Welt an. Wenn wir ehrlich sind, ist der Titel an sich erst einmal wenig wert.. weshalb direkt nach der Ernennung ein anstrengender Wahlkampf anstand, aber ich konnte mehr als drei viertel aller Senatoren davon überzeugen, dass ich zudem der richtige Mann im Aedilat bin. Ergo: der neue Aedilis Plebis heißt Titus Duccius Vala.


    Wäre ich nicht so atemberaubend pleite, könnte ich fast behaupten, dass im Moment alles gut liefe. Allerdings bin ich es, weshalb ich mal wieder an eure Großzügigkeit appellieren muss: schickt mir was ihr habt, ich kann es gut gebrauchen. Und es WIRD sich letztlich irgendwann auszahlen.
    Bis dahin sind allerdings noch einige Mühen zu meistern... unter anderem sollte ich mich langsam auf die Suche nach einer Ehefrau machen, was als Homo Novus nicht ganz so einfach wird. Allerdings hat der Bürgerkrieg die Karten neu gemischt, und bisher schaut es ganz danach aus als hätte ich ein ganz gutes Blatt abbekommen. Bisher.


    Achja, dein Patron wurde vom Vescularier hingerichtet. Wir kamen zu spät um ihn zu retten.


    Weiteres, wenn es weiteres gibt.


    Til ars ok frisar,


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/unterschriftvalaroemwachs.png]
    Casa Accia| Collis Esquilinus | Roma




    Nach einiger Zeit als sie davon ausging, dass er den Brief gelesen haben könnte, redete sie weiter.
    "Ich hoffe, dass er gute Nachrichten mitgegeben hat."

  • Kinder waren doch manchmal einfach nur zum Drücken. Secundus klang so überzeugt, sprach in so felsenfester Klarheit, dass man glauben konnte da stünde Freya selbst vor ihnen, deren göttliches Antlitz er beschrieb.
    "Ha, süßen Nachtisch gibt's hier immer! Honigkuchen, Rosinenbrot, eingelegtes Obst, was immer Marga gerade da hat. Na dann mal los mit euch, damit es was zwischen die Zähe gibt!" Er trat zur Seite und überließ somit den Kindern den Durchgang zum Flur. "Immer nur der Nase nach."


    Dankend nahm Witjon daraufhin die Tabula von Dagmar entgegen, mit der er überhaupt nicht gerechnet hatte. In aller Ruhe studierte er das Schreiben, das Alrik an ihn adressiert hatte. Als Witjon von der Wachstafel aufblickte und so signalisierte, dass er mit Lesen fertig war, zeigte sich auf seinem Gesicht ein gewisser Zwiespalt zwischen Missmut und Freude.


    "Hrmpf", brummte er. Da standen im Grunde genommen vier unangenehme Dinge.
    Erstens gab es keine klare Auskunft über Arbjons Verbleib. Dass er nicht bei Vicetia dabei gewesen war, ließ Witjon zwar erleichtert aufatmen. Aber er wollte endlich einmal mehr erfahren als nur die Tatsache, dass Arbjon lebte. Der elende Kerl könnte ihm ja auch mal persönlich ein Lebenszeichen senden, auch um seiner lieben Mutter willen.
    Zweitens sollte Hadamar in Rom verweilen. Auf unbestimmte Zeit, wie Witjon Alriks Brief deutete. War das wirklich nötig? Alrik war jedenfalls dieser Meinung.
    Drittens, und das zum x-ten Male, bat Alrik um Geld. Oder besser gesagt: Er forderte es ein. Darüber konnte Witjon nur noch die Augen rollen. Hoffentlich zahlten sich die endlosen Investitionen in seinen Vetter tatsächlich einmal aus. Witjon träumte dahingehend gelegentlich von horrenden Dividenden...wenn der geneigte Leser diesen Vergleich erlaubte.
    Viertens teilte Alrik den Tod von Witjons Patron mit. Das waren wahrlich grundsätzlich schlechte Nachrichten, die den duccischen Sippenführer allerdings faktisch nicht beeinträchtigten. Der Vinicier hatte lebtags in Germania zwar gut für Witjon gesorgt, seit seinem Weggang jedoch keinen Finger mehr für seinen duccischen Klienten krumm gemacht. Und dieser Malus überwog in Witjons Rückblick um ein Vielfaches.


    Wohingegen die positiven Nachrichten in Alriks Brief keinesfalls zu missachten waren. Der Mann war Senator und hatte sich auch gleich mal zum Aedil wählen lassen. Großartig, das waren tolle Neuigkeiten! Überhaupt, es klang als hätte Alrik einen guten Stand auf dem politischen Parkett, was Witjon in Bezug auf seine Dividenden Hoffnung gab.


    "Ja und nein. Alrik ist jetzt Senator und hat gleich mal die Wahl zum Aedilat gewonnen. Wie geht es ihm? Hat er auch von sich erzählt, oder nur von seinen politischen Erfolgen?" Witjon verzog das Gesicht. "Auf der anderen Seite berichtet er vom Tod meines Patrons und davon, dass er total pleite ist. Mal wieder und immer noch."

  • "Roma ist ein durchaus teures Pflaster. Aber mir war nicht bekannt, dass es so schlecht um die Finanzen steht. Das hatte er mir gegenüber auch nicht erwähnt. Aber man spricht ja auch nicht mit jedem darüber."
    Sie ging noch mal die Gespräche durch, die sie geführt hatten. Das Thema Sesterzen und das Vorhandensein oder Fehlen derselben wurde nicht erwähnt. Nicht, dass sie sich daran erinnern konnte.
    "Es ging ihm so weit gut. Er hatte viel zu tun und wir haben uns nicht so oft getroffen wie man es sich wohl gewünscht hätte. Seinen Senator und den Wahlsieg wollte er gern feiern. Im Cursus Honorum hat man auch Verpflichtungen, die leider nicht abgegolten werden. Aber dass die Familie da immer wieder Geld schicken muss. Können wir uns das denn auf Dauer leisten?"
    Sie hatte die Verwaltung ihrer Finanzen an die Familie angegeben, lagen ja auch alle Betriebe hier. Es wäre nicht richtig gewesen die Berichte und Entscheidungen durch das halbe Reich zu schicken. Ihr fehlte also der Überblick und sos ehr sie ihren Neffen mochte. Der Familie sollte es nicht schlecht gehen nur weil er meinte in Roma eins drauf machen zu müssen.
    "Was hat er sonst groß von sich erzählt. Ein Mann der vielen Worte war er soweit ich weiß noch nie und Schwächen eingestehen war auch noch nie die Stärke der Männer aus Wolfriks Sippe."
    Sie verzog etwas das Gesicht. Sarolf war anders gewesen. Ansonsten waren die Männer nur Männer wenn sie meinten vor Stärke zu strotzen.Alles Dickschädel.
    "Das mit deinem Patron tut mir leid. Es sind einige Köpfe gerollt in dieser Zeit und man konnte froh sein wenn der eigene nicht auf irgendeiner Liste stand."

  • "Wir sind liquide genug, um in regelmäßigen Abständen finanziell behilflich zu sein, ohne unsere Reserven anzugreifen", beantwortete Witjon Dagmars Frage nach den duccischen Geldmitteln etwas undurchsichtig. "Ich weiß ja, dass Rom und gerade auch der Weg, den Alrik beschritten hat, viel Geld verschlingen. Meine Hoffnung ist, dass er alsbald Kapital aus seinem Aufstieg schlagen kann, denn es gibt ja durchaus auch gut bezahlte senatorische Posten, für die er sich ja langsam mal qualifiziert haben müsste."


    Zum Schluss zuckte Witjon nur noch mit den Schultern. "Dieser Krieg hat seinen Blutzoll eingefordert. Ein Glück, dass das jetzt vorüber ist." Er ging zur Tür. "Aber lass uns heute über die angenehmen Dinge des Lebens reden. Du musst mir von eurer Reise erzählen. Und ich möchte dir meine Frau vorstellen." Er grinste schief. "Also ab nach unten, da gibt's auch was zu beißen!" Dagmar hatte keine Wahl, als ihm zu folgen, denn Witjon war schon auf den Flur hinausgetreten und wandte sich gen Treppe.

  • Es war an der Zeit mal ein paar Briefe zu schreiben. Die Kinder schliefen inzwischen schon und Venusia saß mit einigen Öllampen am Schreibtisch. Zwei Briefe wollte sie schreiben und sie fragte sich mit welchem sie anfangen sollte. Sie hatte Seiana versprochen sich zu melden und Vala wollte sie auch Bescheid geben. Vielleicht fing sie einfach mit dem an Seiana an.


    Ad
    Decima Seiana
    Roma
    Italia


    Salve Seiana,


    ich hoffe sehr, dass es euch gut geht und die Wirren der letzten Zeit endlich ihre Klauen von euch genommen haben. Es würde mich auch sehr freuen zu erfahren wie es meinem Neffen Serapio geht. Ich habe ihn ebenso immer wieder in meine Gebete eingeschlossen wie dich. Nachrichten aus Roma kommen wie immer verzögert oder gar nicht in diese Region.
    Gern möchte ich dir berichten, dass unsere Reise gut verlaufen ist und wir ohne größere Zwischenfälle in Mogontiacum angekommen sind. Den Kindern und auch mir geht es gut. Wir haben uns auch schon etwas einleben können. Es ist hier natürlich deutlich ruhiger als in Roma.
    Es würde mich sehr freuen wenn ich für euch gute Nachrichten aus Roma vernehmen könnte.


    Sevilla, Secundus und ich werden weiter die Götter für euch um ihre Gnade bitten.


    Vale
    Venusia


    Dieser Brief war endlich geschrieben. Er war nicht lang und dennoch ist er ihr nicht ganz leicht von der Hand gegangen. Bei ihrem letzten Gespräch hatten sich sämtliche Gräben geschlossen, aber ganz eben war es noch nicht geworden. Nach einem Schluck Wasser schrieb sie den nächsten. Dieser würde auch kurz ausfallen, aber deutlich schneller geschrieben sein.


    Ad
    Titus Duccius Vala
    Casa Accia
    Roma
    Italia


    Heilsa Alrik,


    vielen Dank für die Begleitung, die du mir mitgegeben hast. Sie haben gut über uns gewacht und wir sind nach langer Reise auch wohlbehalten in Mogontiacum angekommen.Wir haben sie gut versorgt und dann wieder zurück zu dir geschickt.
    Es geht uns und auch den anderen sehr gut. Von all de Geschehnissen in Roma ist hier kaum etwas zu merken. Es würde mich sehr freuen wenn wir hin und wieder etwas von den neusten Entwicklung hören könnten. Du weißt wie lange es braucht bis Nachrichten auf normalem Wege in die Provinz kommen.


    Til ars ok frisar


    Dagmar


    Dann verschloss Dagmar die beiden Schreiben. Am nächsten Tag würde sie sie zur Cursus bringen und hoffen, dass sie bald Roma erreichten.

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