Lucius Decimus Maximian

  • Nachdem Maximian das Bad verlassen hatte, war er mehr oder weniger in dem großen Haus herumgeirrt, bis er das Zimmer fand, in dem er sich laut seines Onkels ungestört ausruhen konnte.
    Dort angekommen, sah er sich um. Es war ein relativ großer Raum, hell, warm, gut ausgestattet und er wusste, dass er sich darin wohl fühlen würde.
    Die Müdigkeit steckte ihm nach wie vor in den Knochen, weshalb er es sich auf dem Bett bequem machte. Er wollte gar nicht schlafen, nur ein bisschen dösen. Doch kaum hatte er den Kopf gebettet, wurden die Augen schwer und er schlief doch ein.

  • Ein paar Minuten oder Stunden später, dass konnte der junge Mann nicht genau sagen, wachte Maximian wieder auf. Zuerst wusste er nicht, wo er sich genau befand, aber nachdem er sich kurz umgesehen hatte, kamen die Erinnerungen an das Haus seines Vaters zurück, in dem er von nun an leben sollte.
    Er rutschte vom Bett herunter und besah sich einen fein säuberlich zusammengelegten Haufen Tuniken, von denen einige weniger dick, andere mit Pelz besetzt waren und gegen die kalte Witterung dort draußen sicherlich bestens schützen würden. Eine von den letzteren nahm er aus dem Stapel, betrachtete die feine Art der Verarbeitung des Kleidungsstückes und zog es sich schließlich über. Noch nie hatte er etwas derart kostbares getragen. Mit einem zufriedenen Grinsen stellte er rasch fest, dass es nicht schwer werden würde, sich daran zu gewöhnen.


    Maximian verließ sein Cubiculum mit der Absicht, sich in Tarraco umzusehen.

  • Auf seinem Bett lagen zwei Haufen Tuniken. Der eine, etwas höher als der andere, war für warme Stoffe, der andere für diese Stoffe, die man gerne im Sommer trug, wenn es sehr warm und drückend werden konnte. Außerdem lagen dort noch andere Kleidungsstücke, die für eine Reise wichtig werden konnten.
    Da Maximian in seinem Leben noch nicht viel gereist war, hatte er ungefähr so viel bereitgelegt, wie seine Mutter ihm mitgegeben hatte, als er nach seinem Geburtstag allein nach Tarraco aufgebrochen war. Er wusste nicht genau, wie weit die Reise werden würde oder welche Witterung er erwarten konnte, deshalb stand der junge Mann mit leicht verzweifeltem Ausdruck vor dem Haufen und hielt noch ein paar weitere Sachen in der Hand. Hin und wieder tauschte er etwas aus, legte etwas dazu oder nahm kopfschüttelnd wieder etwas weg. Schließlich war ihm das Gepacke leid, also nahm er die auf dem Bett gestapelten Kleidungsstücke und packte sie sorgfältig zusammen. Den Rest verstaute er wieder dort, wo er hingehörte und setzte sich dann auf das Bett.


    Er würde Mercator nach Rom begleiten. Rom! Die Stadt, die in aller Munde war. Er wusste nicht genau, ob es gut war, schon wieder an einen anderen Ort zu reisen, wo er sich in Tarraco gerade eingelebt hatte, allerdings war er sich sicher, dass der Aufenthalt hier momentan sehr schmerzhaft für ihn werden konnte.


    Viola.


    Sie war unten aufgebahrt und würde das auch noch für ein paar weitere Tage bleiben. Mit diesem Gedanken zu schlafen war ihm seither nicht leicht gefallen. Sie war so lebendig gewesen, so voller Lebenslust - und nun lag sie da: starr, kalt, blass.
    Sich seinem Trauer neuerlich hingebend, setzte Maximian sich mit dem Rücken gegen die Wand und lehnte den Kopf dagegen. Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange und galt seiner Freundin, die er nur wenige Tage kennen durfte.

  • Mercator schaute kurz in das Zimmer von Maximian, der gerade fleißig am packen war. Lächelnd sagte er:


    "Dein Vater hat sein Einverständnis gegeben, wir werden heute abreisen. Bitte bereite dich darauf vor.“

  • Als sein Großonkel einen Blick in sein Zimmer warf, war Maximian gerade damit beschäftigt doch noch das ein oder andere zu seinen Reisesachen hinzuzupacken.
    Erfreut lächelnd drehte er sich zu Mercator um, als er ihm offenbarte, dass es bereits heute losgehen würde.


    "Ich bin bereit."


    Damit nahm er sein "Gepäck" und zeigte sich so abreisebereit.

  • In seinem Cubiculum angekommen, legte Maximian sich erstmal hin. Einschlafen wollte er nicht, nur etwas Zeit verstreichen lassen. Bevor er in sein Cubiculum geschlüpft war, hatte er nämlich im Augenwinkel eine Gestalt erkannt und wollte nun nicht unbedingt gefährden, dass er gleich noch in der ersten Nacht erwischt wurde.
    Also hatte er eine Lampe entzündet, die nun spärliches Licht spendete und sah an die Decke, denn groß etwas tun konnte er nicht. Innerlich zählte er bis 571, dann hielt er den Atem an, um besser lauschen zu können, wähend er immer noch alle viere von sich gestreckt hatte. Nichts zu hören.
    Er stand auf, löschte das Licht und ging zur Tür, die er gaaaanz langsam öffnete und schließlich auf Zehenspitzen wieder nach draußen schlüpfte. Dort dann schloss er die Tür sorgfältigst auf Vermeidung irgendeines Knarren oder Knarzens bedacht, schlich anschließend los und gelangte schließlich unentdeckt vor die Tür Valerias Cubiculums.
    Die gesunde Hand fuhr auf, drehte sich mit dem Handrücken zur Tür, sodass er beinahe wie aus Reflex geklopft hätte. Noch im letzten Moment hielt er inne, wobei er auch die Luft anhielt und schloss mit sich selber meckernd die Augen. Knapp!

  • Vom Tablinum kommend, war Maximians Cubiculum das Erste, an dem Livianus vorbei kam. Er blieb davor stehen und starrte die Türe an, während er versuchte Geräusche aus dem Inneren des Cubiculums war zu nehmen. Es war aber nichts zu hören. Er ging einen Schritt näher und klopfte leise. Wieder nichts. Was sollte er nun machen? Was, wenn es falscher Alarm war? Wie sollte er Begründen, dass er mitten in der Nacht in Maximias Cubiculum stand? Es half nichts! Er musste es wissen. Leise und vorsichtig griff er nach der Türe um diese zu öffnen. Ein kleiner Spalt reichte aus um seinen Kopf hinein zu stecken. Dann riss er entsetzt die Türe auf. Das Ganglicht warf seinen Schein in das Innere des Raumes, direkt auf Maximians Bett. Es war leer! Livianus atmete tief durch und machte sich schnellen Schrittes auf den Weg zu Valerias Cubiculum. Was würde ihm dort nun erwarten?

  • Maximian war gerade sehr beschäftigt. Wie eine Statue stand er an eine Wand gelehnt in seinem Cubiculum und sah mit starrem Blick in die Leere. In seinem Kopf wanden sich die Gedanken durch verwinkelte Pfade und über holprige Felder, während ein geschäftiger Finger das Kinn abzumessen schien. Ja, er war sehr beschäftigt, als er an der Tür klopfte und der junge Mann von seiner Gedankenarbeit losgerissen wurde. Ihm schallten noch die Worte seines Vaters bezüglich des Endes des Müßigganges in den Ohren, als er sich von der kühlen Wand abstieß und zur Tür ging, um sie zu öffnen.
    Er hatte noch gar nicht genau hingesehen, wer da stand, und sich gegen den Türrahmen gelehnt, als er auch schon ein "Ja?" in den Flur fragte. Dann erst erkannte er seine Tante Lucilla und sah sie gar überrascht an.


    "Lucilla! Welch eine Freude. Magst du reinkommen?"

  • Lucilla lächelt, als sie ihren Neffen so in seine Gedanken vertieft in seinem Cubiculum vorfindet.


    "Salve Maximian, wie geht es dir?" Sie winkt mit dem Brief.


    "Ich habe hier eine Nachricht für dich. Streng vertraulich."


    Sie zwinkert ihm zu und tritt in das Cubiculum, um ihm den Brief zu geben.

  • Er lächelte warm und ließ Lucilla eintreten, doch ehe er noch irgendetwas über sein Empfinden loswerden konnte, sah er den winkenden Brief in Lucillas Hand. Ein Gedanke schoss ihm noch im gleichen Augenblick durch den Kopf - Valeria! Dann trat er auf seine Tante zu und nahm ihr das Schreiben ab.


    "Der kann nur aus Rom sein! Setz' dich doch bitte."


    Aufgeregt ließ auch Max sich irgendwo auf etwas fallen und öffnete den Brief. Blaue Augen überflogen die Zeilen und jedes der Worte ließ sein Herz entweder schmelzen oder schmerzen. Es ging ihr gut. Sie wartete auf ihn. Und er liebte sie.
    Mit abwesendem Blick ließ Max den Brief sinken. Gleich packte er ihn weg, hielt ihn aber immerzu fest und versuchte sich anschließend wieder auf seine Tante zu konzentrieren.


    "Entschuldige. Ich hatte nur schon auf den Brief gewartet." Leicht verquer schmunzelnd, legte Max den Kopf schräg. "Also.... wie geht es dir?"

  • Lucilla beobachtet Maximian mit einem Lächeln auf den Lippen. Ganz aufgeregt hängt er mit seinen Augen an dem Papyrus, als er die Nachricht liest und hinterher scheint er mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein.


    Sie ist sich ziemlich sicher, dass es sich um einen Liebesbreif handelt. Typisch Decima, kaum ein paar Tage in Rom und schon hatte er sich ein Mädchen geschnappt und so beeindruckt, dass sie ihn sogar hinterher noch nicht vergessen hat.


    "Ach, mir geht es ganz gut. Ich bin ein wenig besorgt wegen Proximus und Magnus. Ich hasse es jedesmal, wenn die halbe Familie in den Krieg zieht. Zum Glück sind Meridius und Livianus dieses mal mit anderen Dingen beschäftigt." Sie zwingt sich zu einem Lächeln, sie hat nicht vergessen, dass auch Maximian vorhat, bald der Legio beizutreten.


    "Und wie geht es dir? Was machst du so den ganzen Tag?"

  • Von Magnus und Proximus hatte er gar nichts gehört. Und so verdrängte die Neugier beinahe die Freude und den Schmerz, den der Brief hervorgerufen hatte, vorerst.


    "Wo sind sie? Weißt du das?"


    Wie ging es ihm? Max Blick fiel auf den Brief, den er immer noch in der Hand hielt. Seine Tante wusste nicht von Valeria, mutmaßte er.


    "Mir geht es nicht schlecht, aber die Zeiten sind für mich gegenwärtig unruhig und schwer. Morpheus unterrichtet mich pro Tag drei Stunden mehr und schließlich werde ich Meridius nach Rom begleiten. Wahrscheinlich geht es jedem so, der am Anfang seiner Lehrjahre steht... "

    Maximian nickte und musterte aber gleich darauf Lucilla schon wieder.


    "Du siehst mir ganz danach aus, als würdest du ziemlich viel arbeiten..."

  • "Magnus und Proximus sind momentan wohl irgendwo zwischen hier und Germania. Das hispanische Militär wurde zur Verstärkung dort hinbeordert und... wenn es schon so weit ist..."


    Sie spricht nicht weiter, denn weiter möchte sie auch gar nicht denken. Wer weiß schon, was die Beiden im dunklen, kalten Germania erwartet.


    "Es freut mich, dass du Meridius nach Rom begleiten darfst. Ein wenig beneide ich dich." Sie grinst zu Maximian. "Nicht darum, Meridius zu begleiten, aber nach Rom zu gehen."


    Sie lehnt sich auf dem Stuhl zurück, auf dem sie Platz genommen hat und seufzt leise.


    "Ich würde Rom auch gerne einmal wieder besuchen. Aber du hast recht, ich habe momentan einiges zu tun. Doch ich mag die Arbeit als Praefectus Vehiculorum, daher ist es nicht so schlimm. Wie sieht es eigentlich mit deinen Plänen aus, möchtest du noch immer zur Legio oder besteht doch noch die Hoffnung, dass du dich anders entscheidest?"

  • "Germania? Ich muss wieder einmal geschlafen haben. Mach dir mal keine Sorgen, Tante. Sie kamen das letzte Mal zurück und dieses Mal wird es nicht anders sein."


    Da sprach die typische Zuversicht eines angehenden Soldaten von ganzem Herzen. Und dieser lächelte beruhigend, wusste er doch noch, wie sehr Lucilla sich um die Männer der Gens gesorgt hatte, als sie bei Septimanca gekämpft hatten.


    Das Grinsen Lucillas steckte an. Eine Qualität seiner Tante, die er sehr schätzte.


    "Ja, auf Rom freue ich mich ebenfalls schon sehr. Ich glaube wirklich, dass diese Stadt die Menschen von sich abhängig macht..."


    Maximian schmunzelte und dachte an Valeria, dann wandte er kurz den Kopf ab. Er konnte all das, was geschehen war, noch gar nicht recht ordnen. So herrschte hinter seiner Stirn ein wahres Durcheinander.


    "Es freut mich, dass deine Arbeit dich erfüllt. Und, ja, ich bin mir immer noch sicher, dass die Legio meine Erfüllung ist. Morpheus übt mich hin und wieder im Schwertkampf, aber er ist jedes mal aussichtlos unterlegen. Meridius erwähnte bereits, dass er mich in die Legio IX Hispania aufnimmt, wenn er die Zeit gekommen sieht."


    Seine Augen leuchteten ein wenig, während er von all dem sprach. Dann sah er Lucilla aber warm und rücksichtsvoll an.


    "Aber mach dir keine Sorgen, ich werde mir nichts zustoßen lassen."


    Er zwinkerte mit einem Auge und musterte seine Tante einen Moment. Sie war eine wunderschöne Frau, aber noch nicht verheiratet. Woran das lag? An ihr sicherlich nicht, denn an ihr war kein Makel.
    Max räusperte sich leise.


    "lassen wir das Thema, wenn es dich zu sehr bewegt. Wie geht es dir sonst, abgesehen von der Arbeit?"

  • Maximians Versicherung, dass er auf sich aufpassen würde, wenn er zur Legio geht, würde nicht ausreichen, dass Lucilla sich nicht um ihn sorgen würde, doch sie zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen.


    "Abgesehen von der Arbeit? Nun, ich genieße das Leben. Ich bin ein wenig traurig darüber, dass nun so viele Decima die Casa verlassen, ob nun nach Germania oder nach Rom ziehend. Aber es gibt ja noch genügend andere nette Menschen in Tarraco."


    Lucilla grinst.


    "Und je mehr von uns in Rom weilen, desto eher habe ich einen Grund, euch zu besuchen."

  • Abermals musste Maximian schmunzeln.


    "Richtig. Gewiss bin ich nicht der einzige, der dich dort gerne einmal sehen würde."


    Da wedelte der Brief hoch.


    "Dank dir übrigens, dass du ihn mir gleich vorbeigebracht hast. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich auch gleich eine Antwort verfassen. Es ist dringlich... sehr sogar."


    Sein Blick ließ keine Zweifel daran.

  • Grinsend steht Luilla auf.


    "Natürlich, eine Dame sollte man schließlich nicht zu lange warten lassen."


    Sie zwinkert ihm zu und geht zur Tür. Bevor sie das Zimmer verlässt dreht sie sich nochmals kurz zu ihrem Neffen.


    "Und falls du Hilfe bei der Formulierung brauchst, wende dich vertrauensvoll an deine Tanten."


    Lächelnd schließt sie die Tür hinter sich und beneidet ein wenig die junge Frau, welche in Maximian so einen glühenden Verehrer gefunden hat.

  • Wie gerne er sie noch in den Arm genomme hätte. Aber seine Tante war so schnell verschwunden, weil er gesagt hatte, es sei sehr dringlich. Überhaupt hätte er gerade wohl die ganze Welt umarmen können...


    Valeria, geliebte Valeria! Noch einmal und noch einmal flogen seine Augen über die geschriebenen Worte aus Rom. Unsagbare Freude überkam ihn und so ging er voller Enthusiasmus zum kleinen Tisch erüber, nahm ein Blatt hervor und tauchte die Feder in Tinte.
    Doch was sollte er schreiben? Die Worte seines Vaters, das Verbot sie jemals wieder zu sehen, all das konnte er ihr nicht schreiben. Es würde ihr das Herz brechen und das seine gleich mit. Aber einen Teil der Wahrheit musste er ihr schreiben, das war er ihr schuldig. So oder so gab es aber auch viel anderes zu berichten und nachdem Max sich noch einmal davon versichert hatte, keine Schritte nahen zu hören, fing er an zu schreiben.



    Geliebte Valeria,


    vor Sorge um dich und deine Mutter war ich beinahe krank geworden, doch gräme dich nicht; jetzt bin ich beruhigt. Glaube mir, meinem Herzen ergeht es nicht anders und es blutet Tag für Tag, den es nicht nahe dem deinen zubringen darf.
    Du fragst nach menem Vater und ob wir uns wiedersehen. Das werden wir und in nicht allzu weiter Zukunft schon! Unser Verhältnis hat ihn sehr verärgert, doch kam er mir mit einer milden Strafe bei. Was heißt Strafe! Er konnte ja nicht wissen, dass du in Rom weilst, als er mir eröffnete, ich würde ihn von nun an auf beinahe jedem seiner Schritte begleiten und dafür mit nach Rom kommen müssen. In seiner Unwissenheit führt er mich noch zu dir und eigentlich würde ich ihm danken wollen!
    Doch das sollte er nie herausfinden. Und auch wenn mein schlechtes Gewissen mir anderes sagt, die Liebe zu dir obsiegt und flüstert mir, dass wir, ist es so weit, nur unter großer Vorsicht miteinander in Kontakt treten dürfen.


    Liebste, ich bete für die Gesndheit deiner Mutter und um Vergebung unseres Schwäche und sehne unser Wiedersehen herbei.


    Dein Maximian


    Kaum war der Brief fertig, machte der junge Mann sich gleich ans Verstecken und beseitigte das Schreibmaterial.

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