Officium Praefectus Praetorio

  • Eigentlich konnte es Crassus gar nicht brauchen, wenn er so abrupt gestört wurde. Doch da er seinen Unmut ja schlecht an dem Boten auslassen konnte - immerhin konnte dieser ja nichts für die Nachricht - und herumgefluche die Sache sicher nicht schneller beenden lassen würde, nickte er nur stumm zur Begrüßung des Miles.


    Sag, was erfordert nun meine Aufmerksamkeit?

  • "Praefectus Praetorio, der Praefectus Urbi schickt mich. Er ist in Nomentum das Opfer eines Attentates geworden und es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass er nicht überlebt, sodass du vorerst das Kommando über die Cohortes urbanae übernehmen musst."


    Starr geradeaus hatte der Miles bei seiner Meldung gestarrt und wartete dann auf die Reaktion des Prätorianerpräfekten.

  • Crassus Miene versteinerte bei jeder weiteren Silbe die der Bote aussprach. Der Praefectus Urbi wie der Consul schon einem Anschlag zum Opfer gefallen? Das darf doch nicht wahr sein!
    Er fasste sich an die Stirn und unterdrückte ein lautes Seufzen.


    Wo befindet sich der Praefectus Urbi derzeit und wo wird er hin gebracht? Und wie ist das überhaupt passiert? Wann kann ich ihn sehen, mit ihm sprechen?

  • Die ersten drei Fragen waren durchaus noch zu beantworten, aber auf die letzten beiden hatte der Bote keine Antwort. Schliesslich war er nur ein Bote, nicht ein Prophet.


    "Als ich aufgberochen bin, sollte der Praefectus Urbi gerade zu einem seiner Landgüter nahe Aquae Labanae gebracht werden. Nomentum verweigerte jedwede Hilfe. Soweit mir bekannt passierte das Attentat, als sich der Praefectus Urbi gerade einige Klagen von den Einwohnern Nomentums anhörte. Ein Bauer zückte überraschend eine Waffe und schlitzte dem Praefekten den Bauch auf. Kurz darauf wurde der Angreifer vom Scriba des Praefectus Urbi getötet. Mehr kann ich leider nicht dazu sagen, Praefectus Praetorio."

  • Aha.


    Wenn es einen Consul und einen Praefectus Urbi erwischen konnte dann sicher auch einen Praefectus Praetorio. Crassus beschloß insgeheim seine eigene Bewachung zu verstärken, ehe er sich um Rom kümmern würde. Denn ein weiterer toter Praefect würde die Sache dem Nachfolger nicht erleichtern.
    Den nächsten Gedanken verbrachte Crassus an Gedanken an Victor. In letzter Zeit hatten sie aufgrund der Abwesenheit des Kaisers viel miteinander zu tun gehabt. Da machte man sich natürlich schon seine Sorgen, wenn der neue Freund nun lebensgefährlich verletzt sein sollte.


    Gut - oder auch nicht. Wie auch immer, du kannst dich nun ausruhen gehen. Es ist dabei natürlich selbstverständlich, dass du über diesen Vorfall mit niemandem ein Wort wechseln wirst. Wegtreten. Sollte ich weitere Fragen haben, werde ich auf dich zurückkommen.


    In Gedanken machte sich Crassus schon einmal eine Liste, was er nun alles erledigen müsste. Der Kaiser müsste informiert werden, der Senat, sein Stab, der der Urbaner über den neuen Kommandeur informiert werden und seine Leibgarde wollte er ja auch noch verstärken. Die Liste fand so schnell also kein Ende.

  • Der Bote konnte nur noch nicken, denn etwas anderes blieb ihm ja bei diesem Befehl gar nicht übrig. Dann verabschiedete er sich vorschriftsmäßig und dankte beim Verlassen des Raumes allen Göttern, dass das Hinrichten von Boten mit schlechten Nachrichten nicht gang und gäbe war im exercitus Romanus.

  • Dieser Prätorianer hatte viel Fantasie, dass musste man ihm schon lassen. Mehr aber auch nicht…


    „Tja, leider muss ich die enttäuschen. Ich bin lediglich ein bescheidener Komparse mit keiner nennenswerten Sprechrolle. Vielleicht solltest du in eine andere Richtung ermitteln.“ Den letzten Satz sprach Commodus mit einem scharfen Unterton aus, der Crassus zu verstehen geben sollte, den Bogen nicht zu überspannen. Irgendwann hätte jeder Tyrann mehr Feinde, als er töten könnte. „Ich habe Verschwörungen ausgeheckt mit einem jüdischen Händler… was glaubst du wohl was ich auf meinem Landsitz getrieben habe? Wie ich schon mehrmals gesagt habe, ich verweile erst seit wenigen Tagen wieder in Rom. Ich habe mich um meinen Landsitz gekümmert und einen Betrieb verkauft. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.“

  • Der Unterton erwirkte gar nicht die gewünschte Wirkung im Gegenteil sogar. Crassus interpretierte ihn so, dass er auf der richtigen Spur war. Der Inhalt des Gesagten bestätigte diesen Verdacht.


    Interessant. Wie erklärst du dir dann, dass du vor wenigen Tagen auf dem Forum Romanum in Rom gesehen wurdest, wenn du doch, wie du eben sagtest, die Zeit auf deinem Landsitz verbracht und dort einen Betrieb verkauft hast?

  • Das dieses besagte Treffen nach dem Besuch von Crassus seinen Schergen war, hatte er vielleicht nicht ganz verstanden. Commodus musste nachhelfen.


    „Es ist wahr, ich hatte mich dort mit einem Bekannten getroffen. Einen Tag nach deinem unrühmlichen Auftreten auf meinem Landsitz. Es handelte sich dabei um den Bastard des Cicero, er bat mich um etwas Geld.“


    Da Crassus seine Spione überall hatte, wunderte er sich, dass Crassus nicht im Bilde darüber war.

  • Commodus musste zuhören, nicht nachhelfen, denn Crassus wollte durchaus wissen was seit seinem Besuch auf dem Landsitz von Commodus passiert ist.


    Warum hat er sich ausgerechnet an dich gewendet, wo du doch schon seit deiner Kindheit nichts mehr mit Cicero, also auch nichts mit seinem Sohn, zu tun hattest? Und wo ist dieser Junge nun? Welchen Namen trägt er?

  • "Liegt das nicht auf der Hand? Wessen Brot ich essen möchte, dessen Lied ich singen will…" Commodus massierte angestrengt seine Augenlieder und seufzte über solche Inkompetenz. "Er wusste das sein Vater mir sein Vermögen vermachte, obwohl ich selbst dafür noch überhaupt keinen Beweiß gesehen habe. Jedenfalls wollte er natürlich sein Stück vom Kuchen abhaben. Ich habe diesen Pullo allerdings nur ein paar Sesterzen in die Hand gedrückt, damit er über die Runden kommt, wer weiß ob seine Geschichte überhaupt wahr ist…" Er betrachtete einige Augenblicke den staubigen Schreibtisch seines Gegenübers und rünfte die Nase. "Wo er zurzeit ist, weiß ich nicht. Du müsstest es doch aber besser wissen, oder? Ich meine wo treiben sich Männer des Pöbels schon herum? Tavernen und Bordelle nehme ich an."

  • Pullo heißt dieser Kerl also. murmelte Crassus während er sich eine Notiz auf einer Wachstafel machte. Nur Pullo oder kennst du auch seinen vollen Namen? Und wollt ihr euch wieder irgendwo treffen oder hat er gesagt, dass er sich mal wieder bei dir melden wird?

  • "Ich bin mir nicht ganz sicher, er ist ein Pergini. Seine Mutter war irgendeine griechische Hündin die von Cicero besprungen wurde. Das Resultat daraus war dieser Pullo." Commodus holte tief Luft, überlegte noch einmal angestrengt und fuhr fort. "Das Gespräch war kurz und erprobt, ich bezweifle ob er mich noch einmal aufsuchen wird. Hat er bis jetzt auch nicht, vielleicht solltest du bei der Gens Aurelia in Rom noch einmal anfragen, es könnte seinen, dass er sich dort auch bereits gemeldet hat."

  • Werde ich in Betracht ziehen... Eine kleine Notiz folgte noch auf das Wachstäfelchen, dann legte er es zur Seite und läutete damit das Ende des Gesprächs ein:


    Wirst du in nächster Zeit auf deinem Landsitz oder in Rom zu finden sein und stehen irgendwelche Reisen an?

  • Schnellen Schrittes ging er den Gang zum Büro des Präfekten hinauf, nach einem kurzen militärischen Gruß meldete er sich bei dem Privatsekretär des Präfekten, "Ave. Ich bin gekommen, dem Präfekten Bericht zu erstatten."

  • Es gab viele Tribune und ständig, fast zu jeder Wahl wechselten sie. Sich da immer gleich das Gesicht zu merken fiel wahrlich nicht einfach, vorallem da sie alle ja die gleiche oder zumindest sehr ähnliche Kleidung trugen und man sie oft nur an Kleinigkeiten auseinander halten konnte.


    Der Praefect erwartet dich bereits, du kannst passieren.

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