Officium Praefectus Praetorio

  • »Vielen Dank, praefectus«, entgegnete Caius und erhob sich.
    »Mögen die Götter auch mit dir sein.«


    Er neigte zum Abschied das Haupt, wandte sich um und verließ das Büro des Präfekten, den er als angenehmen Menschen empfand. Er würde ihn bei der Wahl seines Patrons berücksichtigen, wenn es soweit war, überlegte er sich. Kurz darauf verließ er das praetorium und nur wenig später passierte Caius das Tor, um auf der via Tiburtina Vetus gen Westen wieder ins belebte Rom zu marschieren.

  • Der Bote klopfte nur einmal, bevor er das Büro seines Vorgesetzten betrat und salutierte. "Praefectus, Nachrichten aus Parthia. Der Kaiser ist tot." Mit steinerner Miene zieht der Bote den Brief aus der Tasche, den der Kaiser vor seinem Ableben hat diktieren lassen.


    Ex officio imperatoris
    castra aestiva ad Dura Europos


    Der Imperator Caesar Augustus grüßt zum letzten Mal die Offiziere der Garde in Rom!


    Ja, du hast es richtig gelesen, dies ist der letzte Brief, den ich dir überbringen lassen kann. Dass du diesen Brief in Händen hältst ist ein sicheres Zeichen dafür, dass sich die bösen Omen aus Rom erfüllt haben und die Götter mich in elysische Gefilde befohlen haben.


    Ich schreibe dir diesen Brief im Angesicht der Mauern von Dura Europos. Bis hierher hat uns unser Weg geführt und an diesen Mauern wird sich das Schicksal des Feldzuges entscheiden. Mein Schicksal ist entschieden seit jenem Tag am Chaboras, an dem ein parthischer Pfeil sein Ziel nicht verfehlte. Die Ärzte haben ihr Bestes getan, doch jede Kunst findet eines Tages ihr Ende im Willen der Götter. Mein Weg endet hier, ohne ins Ziel zu bringen, was ich gestartet habe. Dies wird mein Sohn für mich tun müssen, in dessen Hände ich das Schicksal Roms lege. Ihr habt mir Treue geschworen und ich habe euch mein Leben anvertraut, welches die Götter nun für lang genug befunden haben. Eure Treue möge meiner Familie ewig weiter gelten, so dass ich euch auffordere, euren Eid auf den Namen meines Sohnes zu erneuern. Ich habe Boten zu ihm schicken lassen. Bestätigt ihm den Erhalt dieses Briefes und bereitet alles für seinen Einzug in Rom vor.


    Es wird außer diesem Brief und jenen, die zeitgleich in Rom eintreffen, keine weiteren Anweisungen von mir oder in meinem Namen geben. Prüft alles, was in meinem Namen veröffentlicht wird oder im Namen meines Sohnes, bevor dieser euch andere Anweisungen erteilt, besonders sorgsam auf seinen Wahrheitsgehalt und zögert nicht mit der Verfolgung jener, die die Zeit bis zum Eintreffen meines Sohnes in Rom zu ihren Gusten nutzen wollen.


    Lebt wohl.


  • Schon oft hat Crassus miterlebt, wie ein Bote ihn mit der Meldung über Iulianus Tod überrascht. Doch war es bisher nie mehr als ein Albtraum gewesen, der ihn aus seinem unruhigen Schlaf gerissen hat. Doch heute war es leider kein Traum, sondern bitterer Ernst. Mit einem feste Ruck entriß Crassus dem Boten das Schriftstück und ehe er es las, überprüfte er eingehend das Siegel. Sicher war es nicht einwandfrei, allerdings hatte der Brief ja auch schon eine lange Reise hinter sich, weshalb Crassus zu dem Schluß kam, dass das Schreiben wohl trotz allem echt ist. Und damit Iulianus tot. Er las das Schreiben aufmerksam durch und konnte dabei nicht verhindern, dass eine stumme Träne seine Augen verließ. Doch es blieb nun keine Zeit zum Trauern, man musste handeln und vorallem auf alles gefasst sein.


    Lass meinen Stab antreten, es gibt viel zu besprechen.


    Der Bote nickte, salutierte und verließ Crassus Officium um den Befehl auszuführen.


    Da es alles andere als gewöhnlich war, dass der Praefect mitten am Tage die Offiziere zusammenrief, ließen sich diese auch nur wenig Zeit. Es musste etwas passiert sein, das wussten die Offiziere schon, während sie sich vor der Türe von Crassus Officium sammelten. Dabei ahnten sie noch nichts von der Tragweite des Geschehens. Schließlich, als auch der letzte Tribun sich bei den anderen Stabsoffizieren eingefunden hatte, betraten sie gemeinsam das Officium ihres Praefecten.
    Die Stimmung in der Castra war schon immer düster und gedämpft gewesen, doch heute war diese Atmosphäre viel drückender als sonst. Selbst wie Crassus mit verschränkten Armen aus dem Fenster auf den Kasernenhof blickte, hatte etwas völlig fremdes für die Offiziere, die nun fragende Blicke austauschten. Schließlich, nach einigen Momenten, brach Crassus das Schweigen.


    Fürchterliche Kunde erreichte mich heute aus dem Feindesland. Unser geliebter Kaiser ist seiner Wunde erlegen und verstorben. er drehte sich bei diesen Worten um und blickte in teils geschockte, teils überraschte Gesichter. Niemand hatte gewusst, dass die zugefügte Wunde so verheerende Folgen haben konnte. In seinen allerletzten Zeilen, die er geschrieben hat, hat er ausdrücklich uns und unsere Arbeit gelobt und uns dafür herzlich gedankt. Er betonte dabei, dass er sich hinter unseren Schilden stets sicher gefühlt hat und es mit unseren Gladii an seiner Seite mit jedem Feind unter jeden Umständen aufgenommen hätte. Ein größeres Lob könnten wir uns nicht wünschen. Darauf können wir stolz sein.


    Crassus machte eine kurze Pause. Auch wenn Iulianus das alles nicht in seinen Brief geschrieben hat, so hat ihm für mehr sicher nur die Kraft gefehlt.


    Doch mit dem viel zu frühen Tod von Iulianus ist das Imperium natürlich nicht dem Untergang geweiht. Es ist der Wunsch von Iulianus, dass sein Sohn, der Caesar Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, seine Nachfolge antritt. Als seine treusten Gefolgsleute des gesamten Imperiums werden wir natürlich seiner Bitte geschlossen nachkommen. Um unsere Treue zu demonstrieren, fordere ich nun jeden von euch auf, einen Eid auf den neuen Imperator Caesar Augustus abzulegen.


    Nacheinander vollzog jeder der Anwesenden den Eid.


    Es ist unsere Pflicht hier in Rom für den Imperator alles für seine Rückkehr vorzubereiten. Wir dürfen uns nicht erlauben, durch Trauer blind zu werden. Auf unseren Schultern liegt große Verantwortung. Ich möchte, dass alle Kohorten in alarmbereitschaft versetzt und über den Tod von Iulianus informiert werden. Darüberhinaus sollen sie ebenfalls auf den neuen Imperator vereidigt werden.


    Meine Herrn, es stehen schwere Zeiten und viel Arbeit an. Doch keines von beidem haben wir je gescheut. Machen wir den neuen Kaiser genauso stolz wie den alten.


    Nach diesen abschließenden Worten verließen die Offiziere mit gemischten Gefühlen das Officium. Wohl wahr, es gab viel zu tun.

  • Irgendwie kam der Miles, Varus so vor, als sei er heute früh mit dem falschen Bein zuerst aufgestanden. Auch schien der Miles von einer gewissen Lustlosigkeit befallen zu sein.
    Na auch egal.
    Als Varus endlich vor dem Officium von Gaius Caecilius Crassus stand, war der Miles auch schon wieder verschwunden.
    Varus zögerte nicht lang und klopfte an.


    Klopf, Klopf .......

  • Varus betrat das Officium, nachdem er aus dem inneren ein "Herein" vernahm und setzte unentwegt seinen Weg in Richtung des Schreibtisch, an dem Praefectus Praetorio sass, fort.


    "Salve Praefectus, mein Name ist Decimus Annaeus Varus. Ich habe dich aufgesucht, weil ich mich für eine Arbeitsstelle beim Cursus Publicus interessiere."


    rasselte Varus herunter ohne einmal Luft zu holen


    "Germanicus Avarus hat mich an dich verwiesen."


    Varus stand vor dem grossen Schreibtisch und schaute den Praefectus fragend an

  • Crassus versuchte die sehr schnell heruntergespulten Worte des Annaeus nachzuvollziehen. Hatte dieser seine Worte etwa auswendig gelernt? Wie auch immer, als Crassus die "Wichtigkeit" des Besuchers registrierte entfleuchte ihm ein Seufzer. Als ob er nicht andere Sorgen hatte... auf der anderen Seite: wenigstens bereitete der Annaeus ihm keine neuen.


    Zum Cursus Publicus also. Welche Stelle in welcher Provinz hat dir vorgeschwebt und welche Referenzen kannst du vorweisen?


    spulte Crassus dann sein Programm ab.

  • Irgendwie wirkte der Praefectus, ich will nicht sagen, nicht bei der Sache aber irgendetwas, was wichtiger schien, beschäftigte ihn. Varus zog das Schreiben von Avarus hervor und begann zu sprechen.


    "So weit ich infomiert bin, sind die meisten freien Stellen in Hispania, unterbrich mich bitte, wenn es bezüglich des Cursus Publicus Neuigkeiten gibt, von denen ich noch nichts weiss."


    die Zeit ist schnelllebig, vielleicht sind ja in der zwischenzeit schon wieder Stellen frei geworden wovon Varus nichts gehört hat.


    "Deswegen bin ich bereit, Italia zu verlassen und nach Hispania zu gehen.
    Ich bin zur Zeit noch Duumvir in Mantua, kandidiere jedoch nicht für eine weitere Amtszeit.
    Ich interessiere mich für die Stelle des Praefectus Vehiculorum in Hispania, Senator Avarus von dem ich gerade komme meinte, eine gewisse Einarbeitungszeit als Stationarius ist auch von Vorteil.
    Ich habe auch ein Schreiben von Senator Avarus für dich."


    Varus trat eine Schritt nach vorn und reichte Crassus das Schreiben.




    Salve Crassus,


    ich schreibe dir in einer Angelegenheit des Cursus Publicus und meiner ehemaligen Funktion als Legatus Augusti cursu publico.


    Mir stellte sich ein Annaeus vor, welcher sich um eine Anstellung bei der kaiserlichen Post bemüht. Seine lange Tätigkeit in der Verwaltung und die jetzige Position als Duumvir von Mantua haben mich in einem Gespräch in meiner Casa dazu bewogen ihm dieses Pergament mitzugeben. Meiner Ansicht nach ist Decimus Annaeus Varus dazu befähigt als Stationarius von Tarraco in den Dienst des Cursus Publicus zu treten. Die letztendliche Entscheidung liegt jedoch bei dir.


    So verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,



    ANTE DIEM V ID FEB DCCCLVIII A.U.C.


    Na wenn das nicht Referenzen genug sind weiss ich auch nicht dachte sich Varus, vielleicht kann man ja die wartezeit zwischen Stationarius und Praefectus Vehiculorum so kurz wie möglich halten, diese Entscheidung liegt jedoch bei Crassus.

  • Hm, du redest gerade von Tarraco, nehme ich an? Dort gibt es in der Tat einige vakante Stellen, die zu vergeben wären.


    Crassus nahm das Schriftstück entgegen und überflog es. Nach dem Lesen war für Crassus die Sache klar.


    Nun, wenn du nach Tarraco in Hispania möchtest, könnte ich dir eine Stelle als Stationarius eben dort anbieten. Die Aufstiegschancen zum Praefectus Vehiculorum wären bei guten Ergebnissen gegeben und ziemlich groß. Nun was sagst du, entspricht das deinen Vorstellungen?

  • Varus nickte bestätigend, auch wenn die Stelle des Praefectus Vehiculorum Varus lieber gewesen wäre, dies würde Varus jedoch noch mehr anspornen, um diese Stelle so schnell wie möglich zu bekommen.
    Und jetzt war auch ein kleines Lächeln im Gesicht von Varus zu erkennen.


    "Nun Praefectus, das würde mir in der Tat zusagen, ein paar Tage habe ich sowieso noch Zeit. Nach den Duumvirwahlen würde ich mich dann sofort auf den Weg nach Tarraco machen.
    Bei wem oder wo muss ich mich in Tarraco melden, wenn ich angekommen bin?"


    erkundigte sich Varus noch, schließlich war er noch nie da.

  • Ehm, melde dich am besten im dortigen Büro des Cursus Publicus. Erwarte zwar nicht, dass es dort einen großen Empfang gibt, aber man wird dir sicherlich erst einmal weiterhelfen können.


    Meinte Crassus, während er auf einer Wachstafel eine Notiz machte, die ihn dran erinnerte, die Ernennung durchführen zu lassen.

  • Varus hakte abermals nach


    "Ämmm... Und das würde dann beginnen, sobald ich in Tarraco angekommen bin?"


    Varus wusste auf einen Tag hin oder her nicht genau, wann er seine Reise antreten kann, weil noch einige Sachen zu erledigen waren, deswegen erkundigte er sich bei Crassus noch, nicht das in Tarraco auf die baldige Ankunft von Varus gewartet werden würde.

  • Hm, achja, nein. Crassus war gedanklich schon bei einer anderen Sache gewesen, weshalb er diese Feinheit völlig vergas.


    Melde dich vor deiner Abreise noch einmal hier. Ich werde dann deine Ernennung durchführen. Dann kannst du zuvor noch deine übrigen Geschäfte erledigen und die Periode erfolgreich zum Schluß bringen.

  • Varus war erleichtert, das wäre geschafft, dachte sich Varus


    "Gut, dann machen wir das so. Ich danke dir, dass du dir Zeit für mich genommen hast. Und ich melde mich dann kurz zuvor nochmal bei dir.
    Vale bene."


    Varus verabschiedete sich von Crassus und verliess im Eiltempo das Officium und die Castra Praetoria. Es mussten noch ein paar wichtige Sachen erledigt werden, denn viel Zeit blieb Varus nicht mehr.

  • Balbus kam zum Officium des grossen PPs und klopfte dort an die Tür. Hätte er genau gewusst, ob Crassus da war oder nicht, hätte er die Tür nach dem Klopfen natürlich geöffnet und wäre eingetreten, doch da er nicht wusste, ob der Herr des Hauses da war, wartete er auf eine Reaktion aus dem Inneren.

  • So groß war Crassus gar nicht. Er war zwar nicht klein, aber wenn überhaupt, dann minimal größer als der Durchschnitt der Römer. Damit war er ja sogar kleiner wie die Barbaren aus dem Norden, die ja wahre Riesen sein sollten - wenn man den Erzählungen glauben schenken durfte.


    Aber wie auch immer, Crassus Körpergröße hielt Crassus nicht davon ab, Balbus hinein zu bitten.

  • Crassus grüßte seinen neuen alten Kameraden:


    Ah, guten Morgen Balbus. Ich habe dein altes Officium wieder herrichten lassen, es sollte nun leer geräumt und dir wieder zur Verfügung stehen. Ich schlage vor du ziehst dort erst einmal ein und machst dich mit den neuen Arbeitsabläufen und so weiter vertraut.

  • Balbus nickte.


    "Das wird das beste sein. Wobei ich nicht glaube, dass sich sehr viel verändert hat." sagte er. "Aber ich werde mir auf jeden Fall mal die Dienstpläne ansehen."


    "Aktuelle Berichte der Speculatores aus den Provinzen sind vorhanden?"

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