- Triclinium - (Tarraco)

  • "Ah so." Lucilla seufzt. Meridius könnte ja auch mal einen Brief schreiben. Aber Briefe aus der Legion kommen ja auch immer nur, wenn einer gestorben ist. Lucilla fröstelt wieder.


    "Lass uns lieber erfreulicheren Themen zuwenden. Ich hörte, dass die Pontifex Hispania wieder im Amt ist. Das nimmt dir sicher einiges an Mehrarbeit von den Schultern."

  • Ob dies ein wirklich erfreulicheres Thema war wusste Claudia zwar nicht, aber es war besser als das kalte Germanien.


    "Ja, Helena wurde wieder in ihr altes Amt eingesetzt. Die Mehrarbeit, sprich die Verwaltung des Hispanischen Cultus, hatte ich mir damals ja eigentlich freiwillig aufgebürdet. Aber es ist schon schön zu wissen, dass man nach einem Opfer nicht noch Stunden im Officium sitzen muss um irgendwelchen Papyruskram zu erledigen."


    Sie trank einen Schluck.


    "Und wie läuft es beim Cursus Publicus?"

  • Einen Augenblick ist Luiclla versucht, den alten Cursus Publicus-Witz herauszukramen, dass es reitet, nicht läuft, doch der scheint ihr dann doch ein bisschen arg flach. :D


    "Zum Glück gab es im letzten Monat ein bisschen mehr Postverkehr als in dem Vorangehenden. Ich habe ja immer die Befürchtung, dass der Betrieb des Cursus Publicus eingestellt wird, wenn zu wenig Post verschickt wird. Zum Glück fängt Italia die Flauten immer auf."

  • "Ich weiß auch nicht, woran es liegt, dass in manchen Monaten so wenig Post verschickt wird. Wahrscheinlich gibt es einfach nichts zu berichten." Lucilla lächelt. "Und vor allem die Abwesenheit von Stammkunden wirkt sich immer dramatisch auf die Statistik aus."

  • Sie grinste. "Willst du mir damit irgendetwas sagen?"




    In diesem Moment trugen zwei Sklaven die Speisen herein und servierten sie.
    Claudia hatte, in der Hoffnung damit Lucillas Geschmack zu treffen, Fisch und Meeresfrüchte zubereiten lassen.

  • Lucilla wartet, bis die Sklaven sich wieder entfernt haben.


    "Aber nicht doch. Ich meinte das ganz allgemein auf meine Ein-Personen-Stammkundschaft bezogen."


    Schmunzeld betrachtet Lucilla das Essen und sieht schon ihr erstes Opfer, angebratenes Krebsbein, auf sich warten.

  • Lucilla lässt sich nicht länger aufhalten und greift zu. Ein ganzes Krebsbein lang überlegt sie, dann jedoch schüttelt sie den Kopf.


    "Es kommt natürlich immer mal wieder jemand, der schon einmal da war. Anderes wäre ja auch sehr seltsam. Aber du warst die erste, die wirklich auffällig oft in meinem Officium vorbeigeschaut hat. Das war zu der Zeit, in der im Cultus Deorum alles so durcheinander war hier in Tarraco."


    Sie greift zu einer Auster und lässt das Tier ebenfalls in ihrem Mund verschwinden.

  • Amüsiert beobachtete sie Lucillas Appetit. Sie selbst ass für den Anfang nur einige kleinere Häppchen diverser Fischsorten, da sie ihrem Magen noch nicht ganz wieder vertraute.


    "Ja, das waren recht briefreiche Zeiten. Die sind aber im Moment erstmal vorbei. Und ganz ehrlich muss ich sagen, dass ich darüber nicht all zu traurig bin. Dieses ständige Schreiben und der Papyruskrieg waren nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung."

  • "Dem kann ich mich nicht gerade anschließen. Ich lebe ja sozusagen von dem ganzen Papyruskrieg. Wahrscheinlich bin ich doch eine echte Decima aus dem Beamten-Schlag der Familie." Sie schmunzelt und nimmt sich ein kleines Stückchen Fisch.


    "Dagegen wüsste ich nicht, ob der Dient im Cultus Deorum etwas für mich wäre. Ich kann immer noch nicht verstehen, was meine Schwester zu den Vestalinnen gezogen hat, aber dafür muss man wohl berufen sein."

  • "Naja, der Papyrustiger ist nicht unbedingt ein Wesen, dass ich mehr bekämpfen will als wirklich nötig. Ich bin schliesslich nicht Priesterin geworden um Formulare auszufüllen, sondern um den Göttern zu dienen."


    Sie spülte ein etwas hartnäckiges Stück Fisch mit etwas Weinwasser runter.


    "Ja, die Vestalinnen sind schon eine harte Berufung. Wenn ich bedenke, dass man durch den Dienst an Vesta in Rom eingesperrt wird, so müsste ich mir das wirklich sehr lange überlegen. Aber man sollte immer bedenken, dass die Vestalinnen zu den wichtigsten Teilen des Cultus gehören. Und ich persönlich bewundere jede Frau, die sich freiwillig dem Dienst am Herd verschreibt."

  • "Ja, auch ich habe meine Schwester immer dafür bewundert, wenn auch nicht beneidet."
    Schon oft hat sich Lucilla versucht vorzustellen, wie es wirklich ist, als Vestalin in Rom zu wohnen. Der Gedankenversuch, sich selbst dort zu sehen, ist jedoch immer gescheitert.


    Lucilla greift zu einem weiteren Krebsbein und wendet sich dann ausgiebiger dem Essen zu. Da Kauen und Reden gleichzeitig etwas schwer ist, legt sich Schweigen über das Triclinium.


    Als nur noch einige Reste auf den Platten liegen seufzt Lucilla zufrieden. "Das war wirklich ausgezeichnet."

  • Nach dem Essen pflichtet Claudia ihr nickend bei: "Ja, das war wirklich gut. Dann werden die Küchensklaven heute Nacht doch mal wieder in ihren Unterkünften schlafen dürfen statt draussen im Garten." Sie lachte.

  • Lucilla stimmt ebenfalls in das Lachen ein, auch wenn sie sich nicht ganz sicher ist, ob Claudia das nicht doch ernst meint.


    "Ich danke dir auf jeden Fall für das vorzügliche Mahl und die nette Unterhaltung, Claudia. Doch ich muss leider bald schon aufbrechen. Ich werde morgen früh nach Rom reisen und möchte nicht allzu spät nach Hause kommen. Ich hoffe, du verzeihst mir das."

  • "Ich habe deine Gesellschaft auch sehr genossen. Und natürlich verzeihe ich dir das. Und ich wünsche dir viel Vergnügen in Rom."


    Sie erhoben sich und Claudia führte Lucilla zur Porta, wo sie sie verabschiedete.

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