Praefectus Vehiculorum

  • Der Scriba schaute etwas schüchtern herein und bewegte dann auch tatsächlich seinen restlichen Körper durch die Tür.


    Äh... S-S-S-Salve. Äh, P-Post nach Hisp-p-ania... v-v-v-vom Senat.



    An die Curia Hispania
    Tarraco/ Hispania


    Der Senat hat die Lex Provincialis Hispania geprüft und ist dabei zu mehreren Erkenntnissen gekommen:


    Zunächst scheint es der Curia entgangen zu sein, dass der Senat vor kurzem eine revidierte Fassung der Lex Provincialis in Kraft gesetzt hat. Die Lex Provincialis Hispania basiert daher auf einer veralteten Version und ist mit der Lex Provincialis in der derzeitigen Fassung nicht in Einklang zu bringen.


    Des weiteren ist dem Senat aufgefallen, dass die Curia Hispania nur einzelne Normen neu geregelt hat, andere indes anscheinend komplett aus der (veralteten) Lex Provincialis abgeschrieben wurde. Eine solche Vorgehensweise mutet sehr merkwürdig an und ist nicht nur dem Kopisten sondern auch dem Senat und den mit Materie beschäftigten Juristen mit einem Mehraufwand an Arbeit verbunden, der in keinem Verhältnis zum Nutzen steht. Der Senat bittet daher darum, in Zukunft nur mehr solche Dekrete zu erlassen, deren Inhalte nur Novitäten aufweisen.


    Der Senat bittet außerdem darum, von einer „kreativen“ Numerierung der Gesetzestexte Abstand zu halten. Eine durchlaufende Zählung der Paragraphen ist wünschenswert, ebenso die der Absätze der jeweiligen Paragraphen.


    Sollte die Curia Hispania der Meinung sein, dass gewisse Passagen der derzeit gültigen Lex Provincialis angepasst werden sollten, so möge sie diese Anfrage dem Senat vorlegen.


    Weiters würde sich der Senat freuen, wenn die Curia Hispania dem Senat eine Gesetzesvorlage zukommen lassen würde, das es ermögliche, den Ordo Decurionum im Codex Universalis zu verankern und daher reichsweit Geltung haben solle.


    Valete bene



    Dann kramte er etwas Geld heraus.


    F-F-Für einen Eilbrief-f-f... und et-et-etwas T-T-T-Trinkgeld, hat der Princeps gesagt.


  • Valeria senkte betreten den Blick und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen, doch dann rief sie sich in Erinnerung, dass Iuno ganz gewiss gewusst hat, was Valeria da würde durchstehen müssen, wenn sie vom Vater des Kindes sprechen würde. Und weil Valeria Iuno vertraute, war sie stark und hob den Blick wieder. Vielleicht war alles nur eine Prüfung, die Maximian und ihr auferlegt wurde, um zu testen, ob sie beide bereit waren für dieses Kind. Valeria war es, das zeigte sie nun, denn sie sah Lucilla tapfer an und sprach die Worte, die bisher nur einige wenige Personen von ihr gehört hatten und die sie jedes Mal mehr Kraft kosteten.
    "Es bedeutet, dass wir uns lieben, Lucilla. Ich liebe ihn und er liebt mich. Zumindest glaube ich das, auch wenn er in letzter Zeit immer abweisender ist."


    Valeria sah Lucilla unverwandt an, zwang sich selbst regelrecht dazu, ihrem Blick standzuhalten.
    "Ich weiß, du wirst sagen, dass es nicht rechtens ist, dass wir Blutschande begangen haben und dafür die höchste Strafe der Götter zu erwarten haben, aber...Lucilla, bitte urteile nicht vorschnell über mich oder ihn. Ich bin keine Decima."

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    "Du könntest auch zwei Karten erwerben. Eine für die private Korrespondenz, beziehungsweise auch die im Zuge deines Aedilats anfallende, von der es ja sicher reichlich gibt, und eine für die Academia. Die Wertkarte für die Academia wird sicher irgendwann aufgebraucht, auch wenn du momentan vielleicht nicht ganz so viel Post hast. Die Guthaben verfallen natürlich nicht.Wenn du glaubst, dass sich für die privaten Briefe eine dauerhafte Wertkarte nicht rentiert, weil du vielleicht nach deinem Amt nicht mehr in Italia bleiben möchtest, dann kann ich dir prinzipiell bei einem Verbrauch von mindestens 100 Sesterzen auch so einen Nachlass gewähren. Das wäre ja dann, als würdest du eine Wertkarte erwerben und sie gleich danach wieder auflösen."


    Sie macht eine kurze Pause, fährt dann jedoch nochmals fort. "Der Vorteil einer Wertkarte für die Academia liegt natürlich eindeutig im Verhindern von Verwaltungsaufwand. Du brauchst nur einmal die Kosten dort einzureichen, von wo du sie erstattet bekommst und wir brauchen nicht für jeden Brief eine Quittung auszustellen. Der Vorteil unserer Familienwertkarten ist der, dass eine gesamte Familie darauf Post versenden kann. Außerdem muss man sich nicht jedes Mal um die Bezahlung kümmern, sondern kann beispielsweise auch einfach schnell und unkompliziert einen Sklaven vorbeischicken, der die Post nur noch abgibt."


    Macer dachte kurz nach. Eigentlich hatte sie völlig recht.


    "Ja, das ist wohl in der Tat die beste Idee. Ich nehme zwei Wertkarten, eine für mich und eine für die Academia.


    Und zwar beide zu je 230 Sz.", entschied er nach einem weiteren Blick auf die Preisliste. Dann holte er seinen Geldbeutel hervor und zählte die benötigten Münzen ab.

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    ...
    Dann kramte er etwas Geld heraus.


    F-F-Für einen Eilbrief-f-f... und et-et-etwas T-T-T-Trinkgeld, hat der Princeps gesagt.


    "Oh," Lucilla nimmt den Brief entgegen. "Der Senat hat doch bei uns eine Wertkarte." Sie überlegt, wer wohl gerade Princeps ist, der das wieder nicht weiß.


    "Soll ich dir jetzt eine Quittung dafür ausstellen? Oder nimmst du das Geld wieder mit und ich rechne es von der Wertkarte ab?" Sie blickt den Scriba fragend an, wahrscheinlich wäre er nun vollkommen überfordert.

  • Zitat

    Original von Decima Valeria
    "Es bedeutet, dass wir uns lieben, Lucilla. Ich liebe ihn und er liebt mich. Zumindest glaube ich das, auch wenn er in letzter Zeit immer abweisender ist."


    Valeria sah Lucilla unverwandt an, zwang sich selbst regelrecht dazu, ihrem Blick standzuhalten.
    "Ich weiß, du wirst sagen, dass es nicht rechtens ist, dass wir Blutschande begangen haben und dafür die höchste Strafe der Götter zu erwarten haben, aber...Lucilla, bitte urteile nicht vorschnell über mich oder ihn. Ich bin keine Decima."


    Ein Seufzer entkommt Lucilla, als Valeria von ihrer Liebe spricht. Im Prinzip würde das für sie selbst als Erklärung schon ausreichen, denn was ist sie nicht selbst bereit, für die Liebe alles auf sich zu nehmen.


    "Ach, Valeria, das brauchst du mir nicht zu erzählen. Das Gesetz erlaubt die Beziehung zwischen Cousin und Cousine sogar, dazu hatten Meridius und Praetorianus nur den gleichen Vater und... wenn ihr euch liebt..." Sie lächelt schwach. "Es wird sicher schwer werden, das durchzustehen, aber," sie zuckt mit den Schultern. "Wenn es das wert ist, dann werdet ihr es schaffen. Dazu brauchst du nicht deine Famillie zu leugnen. Wir sind Decima, Valeria, ob es uns oder anderen gefällt oder nicht. Und darum sollten wir unseren Kopf durch alle Stürme hindurch immer hoch erhobenen Hauptes auf unseren Schultern tragen, selbst wenn die Stürme durch unsere eigene Familie losgetreten werden."


    Noch vor wenigen Monaten hätte Lucilla wohl kaum so gesprochen. Doch es ist so viel geschehen, dass Lucilla ihrer Nichte und ihrem Neffen hauptsächlich einfach nur starke Nerven wünscht.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer dachte kurz nach. Eigentlich hatte sie völlig recht.


    "Ja, das ist wohl in der Tat die beste Idee. Ich nehme zwei Wertkarten, eine für mich und eine für die Academia.


    Und zwar beide zu je 230 Sz.", entschied er nach einem weiteren Blick auf die Preisliste. Dann holte er seinen Geldbeutel hervor und zählte die benötigten Münzen ab.


    Während er die Sesterzen heraus holt, sucht Lucilla die Vorlagen für die Wertkarten und füllt sie geflissentlich aus. Schließlich schiebt sie beide über den Schreibtisch.


    "Je eine Wertkarte im Wert von 250 Sesterzen für die Gens Purgitia und die Academia Militaris, das macht dann je 230 Sesterzen, ingesamt also 460." Sie nimmt das Geld entgegen. "Brauchst du über die Wertkarte für die Academia noch eine Quittung?"

  • Valeria sah Lucilla an. Sie verstand das scheinbar nicht. Eine verzwickte Lage, doch statt heftig auf Lucilla einzureden, schwieg Valeria. Sie konnte es ihr schließlich nicht verübeln, dass ihre Tante dachte, Valeria verleugne ihre Familie. Und wie hätte sie auch das Gegenteil beweisen können? Schließlich war außer ihr selbst und ihrer Mutter nur die Amme dabeigewesen, als Valerias Mutter starb und kurz vorher offenbarte, dass sie Valeria nur unterschieben wollte. Sie sah Lucilla an und zwang sich zu einem Lächeln, sagte aber nichts weiter dazu.

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    Während er die Sesterzen heraus holt, sucht Lucilla die Vorlagen für die Wertkarten und füllt sie geflissentlich aus. Schließlich schiebt sie beide über den Schreibtisch.


    "Je eine Wertkarte im Wert von 250 Sesterzen für die Gens Purgitia und die Academia Militaris, das macht dann je 230 Sesterzen, ingesamt also 460." Sie nimmt das Geld entgegen. "Brauchst du über die Wertkarte für die Academia noch eine Quittung?"


    Macer nimmt die Wertkarten dankend entgegen. "Ja, eine Quittung bräuchte ich dafür wohl."
    Nun gut, also einmal sehr aufwändige Formalitäten, dafür würde es dann in Zukunft schneller gehen.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer nimmt die Wertkarten dankend entgegen. "Ja, eine Quittung bräuchte ich dafür wohl."
    Nun gut, also einmal sehr aufwändige Formalitäten, dafür würde es dann in Zukunft schneller gehen.



    Da Lucilla dies fast schon geahnt hat, ist die Quittungsvorlage nicht weit und daher schnell auf dem Tisch. Sie füllt sie ebenso sorgfältig aus und reicht sie dann dem Senator.


    Quittung


    über
    230 Sesterzen
    für eine Wertkarte (250 Sz.)


    für die Academia Militaris


    PRIDIE KAL MAI DCCCLVI A.U.C.
    (30.4.2006/103 n.Chr.)


    Decima Lucilla, Praefectus Vehiculorum Italia


  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    Da Lucilla dies fast schon geahnt hat, ist die Quittungsvorlage nicht weit und daher schnell auf dem Tisch. Sie füllt sie ebenso sorgfältig aus und reicht sie dann dem Senator.


    Macer nahm auch diese dankend entgegen und packte sie zu den Wertkarten. Jetzt kam er endlich dazu, die Post - immerhin der eigentliche Grund seines Besuches - wirklich abzugeben und kurz zu erläutern, was wohin verschickt werden soll.


    Die erste versiegelte Tafel war an den Stammsitz der Gens Matinia in Tarraco adressiert:


    Zuzustellen an: Casa Matinia, Tarraco, Hispania


    Nota Aedilis Plebis, ANTE DIEM III KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (29.4.2006/103 n.Chr.)


    Auf den Namen des kürzliche als verstorben gemeldeten Aquinas Matinius Crassus sind in den Akten des Aedils die nachfolgend genannten Betriebe eingetragen:
    * Lupanar Obscenitas
    * Ars Vitrearii Primarius
    * Mercatura Condimenti
    * Tonsor Cordubae
    Der Aedil bittet um Mitteilung über die Erben, sofern diese die Betriebe übernommen haben. Ergeht bis zum ANTE DIEM VI ID MAI DCCCLVI A.U.C. (10.5.2006/103 n.Chr.) keine Mitteilung, entscheidet der Aedil über Verkauf oder Schließung der Betriebe.


    Ausgestellt in Rom im Büro des Aedilis Plebis


    Die zweite versiegelte Tafel sollte ebenfalls nach Hispania gehen, und zwar an Didia Veronia in Carthago Nova:


    Zuzustellen an: Didia Veronia, Casa Didia, Carthago Nova, Hispania


    EDICTUM AEDILIS PLEBIS
    ANTE DIEM V KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (27.4.2006/103 n.Chr.)


    Die plebeische Bürgerin Didia Veronia, Discipula Veneris seit dem ANTE DIEM III NON IAN DCCCLVI A.U.C. (3.1.2006/103 n.Chr.), wird aufgefordert, die Eigentümerschaft über die nachfolgend genannten Betriebe abzugeben, da plebeischen Mitgliedern des Cultus Deorum das Führen von Betrieben nicht gestattet ist.
    * Sevycius Holzschreinerei - Schreiner
    * Viva Quiri - Weinkelter


    Beglaubigte Kopie des Aushangs des Edictes auf den Traiansmärkten in Rom


    Eine dritte Tafel sollte ebenfalls an diesen Bestimmungsort gebracht werden und dort am Wohnsitz der Gens Decima abgegeben werden:


    Zuzustellen an: Casa Decima, Carthago Nova, Hispania


    Nota Aedilis Plebis, ANTE DIEM III KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (29.4.2006/103 n.Chr.)


    Auf den Namen des als verstorben gemeldeten Tiberius Decimus Decius ist in den Akten des Aedils der als "Metzger Decius" bezeichnete Betrieb eingetragen.
    Der Aedil bittet um Mitteilung über die Erben, sofern diese den Betrieb übernommen haben. Ergeht bis zum ANTE DIEM VI ID MAI DCCCLVI A.U.C. (10.5.2006/103 n.Chr.) keine Mitteilung, entscheidet der Aedil über Verkauf oder Schließung des Betriebs.


    Ausgestellt in Rom im Büro des Aedilis Plebis


    Auch die vierte versiegelte Tafel war für Hispania adressiert und sollte an den Sitz der Gens Octavia in Corduba befördert werden:


    Zuzustellen an: Casa Octavia, Corduba, Hispania


    Nota Aedilis Plebis, ANTE DIEM III KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (29.4.2006/103 n.Chr.)


    Auf den Namen des als verstorben gemeldeten Marcus Octavius Vespasianus ist in den Akten des Aedils der als "Bunter Marcus" bezeichnete Betrieb eingetragen.
    Der Aedil bittet um Mitteilung über die Erben, sofern diese den Betrieb übernommen haben. Ergeht bis zum ANTE DIEM VI ID MAI DCCCLVI A.U.C. (10.5.2006/103 n.Chr.) keine Mitteilung, entscheidet der Aedil über Verkauf oder Schließung des Betriebs.


    Ausgestellt in Rom im Büro des Aedilis Plebis


    Für den selben Zielort gab es ebenfalls noch eine weitere versiegelte Tafel, die am Sitz der Gens Claudia abzugeben war:


    Zuzustellen an: Villa Claudia, Corduba, Hispania


    Nota Aedilis Plebis, ANTE DIEM III KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (29.4.2006/103 n.Chr.)


    Auf den Namen des als verstorben gemeldeten Nero Claudius Abdico ist in den Akten des Aedils der als "Honestus Equile Claudia" bezeichnete Betrieb eingetragen.
    Der Aedil bittet um Mitteilung über die Erben, sofern diese den Betrieb übernommen haben. Ergeht bis zum ANTE DIEM VI ID MAI DCCCLVI A.U.C. (10.5.2006/103 n.Chr.) keine Mitteilung, entscheidet der Aedil über Verkauf oder Schließung des Betriebs.


    Ausgestellt in Rom im Büro des Aedilis Plebis


    Tafel Nummer sechs, ebenfalls versiegelt, sollte als einzige eine Reise nach Germania antreten, zum Sitz der Gens Germanica in der Provinzhauptstadt Mogontiacum:


    Zuzustellen an: Casa Germanica, Mogontiacum, Germania


    Nota Aedilis Plebis, ANTE DIEM III KAL MAI DCCCLVI A.U.C. (29.4.2006/103 n.Chr.)


    Auf den Namen der kürzliche als verstorben gemeldeten Serpentia Germanica Noctifer sind in den Akten des Aedils die nachfolgend genannten Betriebe eingetragen:
    * Fartor Germanica
    * Laniena Germanica, caedemus - desideratis
    Der Aedil bittet um Mitteilung über die Erben, sofern diese die Betriebe übernommen haben. Ergeht bis zum ANTE DIEM VI ID MAI DCCCLVI A.U.C. (10.5.2006/103 n.Chr.) keine Mitteilung, entscheidet der Aedil über Verkauf oder Schließung der Betriebe.


    Ausgestellt in Rom im Büro des Aedilis Plebis

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer nahm auch diese dankend entgegen und packte sie zu den Wertkarten. Jetzt kam er endlich dazu, die Post - immerhin der eigentliche Grund seines Besuches - wirklich abzugeben und kurz zu erläutern, was wohin verschickt werden soll.


    Lucilla nimmt den Stapel entgegen und stapelt ihn nach Zielprovinz auf ihrem Schreibtisch um. "Als Eilbriefe... ähm, Eiltafeln, oder mit normalem Versand?"

  • Zitat

    Original von Decima Valeria
    Valeria sah Lucilla an. Sie verstand das scheinbar nicht. Eine verzwickte Lage, doch statt heftig auf Lucilla einzureden, schwieg Valeria. Sie konnte es ihr schließlich nicht verübeln, dass ihre Tante dachte, Valeria verleugne ihre Familie. Und wie hätte sie auch das Gegenteil beweisen können? Schließlich war außer ihr selbst und ihrer Mutter nur die Amme dabeigewesen, als Valerias Mutter starb und kurz vorher offenbarte, dass sie Valeria nur unterschieben wollte. Sie sah Lucilla an und zwang sich zu einem Lächeln, sagte aber nichts weiter dazu.


    Lucilla bringt es fertig, gleichzeitig zu Lächeln und zu Seufzen. Die Erinnerung an die Spottrufe früherer Zeiten kommt ihr in den Sinn, wenn die anderen Kinder die Decima als Mitglieder einer Karnickelgens bezeichnet hatten. Dass die Decima nun schon in ihren eigenen Reihen für Nachwuchs sorgen wäre dem Ruf wohl weiter abträglich. Und dennoch, genau wie Lucilla würden auch Valeria und Maximian Decima bleiben.


    "Weiß es Meridius schon?" Welch unnötige Frage. "Natürlich weiß er es. Wenn ihr Unterstützung braucht, dann zöger nicht, mir zu schreiben. Er hört vielleicht nicht mehr auf mich, aber im Gegensatz zu vielen anderen habe ich kein Problem damit, offen mit ihm zu reden, ob es etwas nützt oder nicht."

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    Lucilla nimmt den Stapel entgegen und stapelt ihn nach Zielprovinz auf ihrem Schreibtisch um. "Als Eilbriefe... ähm, Eiltafeln, oder mit normalem Versand?"


    "Normaler Versand ist ausreichend", antwortet Macer. "Eilzustellungen hebe ich mir für wirklich wichtige Post auf."


    Dann steht er wieder auf, um das Büro nicht noch länger zu blockieren. "Vale Praefecta."

  • Lucilla nickt und streicht den Betrag sogleich von der Wertkarte ab. Dann verabschiedet sie sich mit einem freundlichen Lächeln von Macer. "Vale, Aedilis."


    Nachdem er das Officium verlassen hat, widmet sie sich wieder ihren Listen.

  • Valeria sah Lucilla dankbar und sehr liebevoll an. Sie fand Lucillas Reaktion der Situation nicht angemessen, aber im positiven Sinne. Im Gegensatz zu Meridius hatte Lucilla sie nicht nur gescholten und verurteilt, sondern bot ihr Hilfe an. Das machte sie liebenswert und Valeria unendlich dankbar.


    "Außer Meridius und Maximian selbst wissen es nur seine Verlobte, Alessa, zwei gute Freundinnen und du", sagte sie. Dass Livianus Maximian und sie damals quasi in flagranti erwischt hatte, hatte sie im Moment vergessen. Sie überlegte nicht lange, dann lehnte sie sich zurück, sah gedankenverloren aus dem Fenster und begann zu erzählen.


    "Meine Mutter war lange Zeit krank. Sie erzählte mir, dass ich das Ergebnis aus einer Nacht mit Decimus Praetorianus sei. Ich reiste also nach Tarraco, um dort an die Casa Decima anzuklopfen und mich vorzustellen. Praetorianus fiel aus allen Wolken...scheinbar war er damals ein ziemlicher Draufgänger und meine Mutter nicht die einzige Frau in Rom gewesen, mit der er die Nächte verbracht hatte. Jedenfalls akzeptierte er mich als seine Tochter, als ich ihm meine Mutter beschrieb und er sie wiedererkannte. Dann erhielt ich Nachricht aus Rom. Meine Mutter läge im Sterben. Ich trennte mich von Maximian und den anderen und reiste wieder hierher....es blieben ihr noch einige Wochen ehe sie schließlich starb. Sie fantasierte viel und magerte ziemlich ab. Zuletzt wollte sie kaum noch etwas essen, weißt du. Aber kurz bevor sie starb, hatte sie einen wachen Moment. Sie sah mich an und da war so....so unendliche Trauer und Mutlosigkeit in ihren Augen. Und sie sagte mir, dass sie wollte, dass für mich gesorgt sei. Sie sagte mir, dass ich nicht Praetorianus' Tochter sei, dass es eine Lüge war. Eine Lüge, Lucilla!"
    Valeria wandte sich nun wieder Lucilla zu, konnte gerade noch die Tränen zurückhalten.
    "Damals kannte ich Maximian schon und hatte mich schon in ihn verliebt... Als meine Mutter gestorben war, organisierte ich noch einige letzte Dinge in Rom. Ich ging auch viel spazieren. Und ich traf Meridius und erzählte ihm alles. Du kannst dir vorstellen, dass er nicht gerade begeistert war. Er verlangte von mir, niemandem etwas zu sagen. Ich versprach es ihm, aber...kannst du dir vorstellen, wie schwer es war? Vor allem Maximian gegenüber? Manchmal lag ich nächtelang wach und weinte, weil ich mich niemandem anvertrauen konnte. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und erzählte es Helena, der Pontifex. Da war alles etwas besser. Und als Maximian es schließlich wusste....Meridius hat getobt, hat mich angeschrieen und beschuldigt...aber er war auch realistisch und hat mich nicht aus der Gens und der Casa verbannt, weil ich keine Decima bin.... und dafür danke ich ihm."
    Sie seufzte.
    "Lucilla....du wirst es doch niemandem erzählen - oder?" fragte Valeria und sah ihre "Tante" bittend an.

  • "Nein, ich werde es niemandem erzählen." antwortet Lucilla, noch ehe sie überhaupt alles Gehörte aufgenommen und verarbeitet hat.


    Dann sickert das Gesagte langsam in ihr Bewusstsein vor. Valeria ist nicht die Tochter von Preatorianus. Also also nicht ihre Nichte. Und damit auch nicht die Cousine von Maximian. Überhaupt keine Decima. Also auch keine Blutschande.


    "Aber, das verstehe ich nicht," setzt sie schließlich etwas verwirrt an. "Wieso ist es Meridius so wichtig, dass du eine Decima bist, wenn es gleichzeitig offiziell bedeutet, dass ihr Blutschande begangen habt? Es wäre doch alles viel einfacher, wenn du keine Decima wärst. Also, ich meine, wenn du nicht offiziell eine Decima wärst. Oder bist du offiziell... ich meine..." Lucilla schaut sie verwirrt an. "Nach außen hin sieht es doch nun so aus, als wärst du Praetorianus Tochter, oder nicht? Und wer gilt offiziell als der Vater des Kindes?"


    Egal wie es nun letztendlich aussieht, verwirrend bleibt es alle mal. Doch was würde es bedeuten, wenn Valeria keine Decima mehr wäre? Was wäre sie dann? "Deine Mutter, war sie eine Bürgerin oder eine Peregrina?"

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    "Oh," Lucilla nimmt den Brief entgegen. "Der Senat hat doch bei uns eine Wertkarte." Sie überlegt, wer wohl gerade Princeps ist, der das wieder nicht weiß.


    "Soll ich dir jetzt eine Quittung dafür ausstellen? Oder nimmst du das Geld wieder mit und ich rechne es von der Wertkarte ab?" Sie blickt den Scriba fragend an, wahrscheinlich wäre er nun vollkommen überfordert.


    Und genauso war es, der Scriba schaute sie so an, als könne er nicht bis drei zählen.


    D-D-Der P-Princeps hat ges-s-sagt, ich s-soll etwas Geld mit-n-n-nehmen, weil er nicht wuss-sste, ob noch üb-...-erhaupt Geld oben ist. Hier ist es.


    Auffordernd hält er das Geld hin und strahlte sie glücklich an, weil er einmal einen Satz gesagt hatte, ohne zu stottern. :) Eine Antwort auf ihre Frage freilich hatte er so nicht gegeben. ;)


  • "Er sagte, dass ich nichts mehr hätte, wäre ich keine Decima sei. Er sagte, dass es nicht gut für den Ruf der Gens sei, wenn herauskommt, dass sich die Decima ein Kind haben unterschieben lassen. Und er hat recht. Meine Mutter war eine Peregrina. Und bisher hat niemand nach dem Vater gefragt und wenn doch, so hatte ich immer Glück und konnte der Frage ausweichen oder sie übergehen. Ich weiß, dass das nicht mehr gehen wird, wenn es ersteinmal da ist. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dann antworten soll, wenn jemand fragt."
    Valeria sah Lucilla betrübt an.

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Und genauso war es, der Scriba schaute sie so an, als könne er nicht bis drei zählen.


    D-D-Der P-Princeps hat ges-s-sagt, ich s-soll etwas Geld mit-n-n-nehmen, weil er nicht wuss-sste, ob noch üb-...-erhaupt Geld oben ist. Hier ist es.


    Auffordernd hält er das Geld hin und strahlte sie glücklich an, weil er einmal einen Satz gesagt hatte, ohne zu stottern. :) Eine Antwort auf ihre Frage freilich hatte er so nicht gegeben. ;)


    Lucilla nimmt das Geld entgegen und lächelt den Scriba fröhlich an. "Ist ja auch egal, dann bleibt mehr auf der Wertkarte, nicht wahr? Brauchst du noch eine Quittung?"

  • Zitat

    Original von Decima Valeria
    "Er sagte, dass ich nichts mehr hätte, wäre ich keine Decima sei. Er sagte, dass es nicht gut für den Ruf der Gens sei, wenn herauskommt, dass sich die Decima ein Kind haben unterschieben lassen. Und er hat recht. Meine Mutter war eine Peregrina. Und bisher hat niemand nach dem Vater gefragt und wenn doch, so hatte ich immer Glück und konnte der Frage ausweichen oder sie übergehen. Ich weiß, dass das nicht mehr gehen wird, wenn es ersteinmal da ist. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dann antworten soll, wenn jemand fragt."
    Valeria sah Lucilla betrübt an.


    Lucilla fängt auf einmal an zu Lachen. "Herrje." Sie greift zu dem Becher und trinkt einen Schluck. "Entschuldige bitte, aber das erinnert mich doch zu sehr an Vergangenes. Kennst du eigentlich die Geschichte von Maximian? Iulia Severa, seine Mutter, war auch mal eine Peregrina und sie ging in unserem Haus ein und aus. Wir Decima hatten damals selbst noch nicht lange das Bürgerrecht erhalten, daher war das nicht ungewöhnlich. Sie und Meridius liebten sich, doch mein Bruder wollte unbedingt zur Legion, was er schließlich ja auch getan hat. Außerdem war ihr Vater gegen diese Beziehung, die Decima waren damals eine unbedeutende Gens und er hatte für seine Tochter schon einen ehrbaren Mann gefunden, einen Anwalt oder so etwas. Severa wurde also verheiratet und Meridius zog zur Legion. Doch ihre Beziehung hatte Früchte getragen, Maximian. Severa hat das Kind ihrem Ehemann untergeschoben und Meridius wusste nichts von der Existenz seines Sohnes, bis er vor seiner Haustür stand. Als er alt genug war, hat Severa Maximian erzählt, wer sein wahrer Vater ist und ihr Ehemann hat es ebenfalls herausbekommen. Kurz nachdem Maximian in unserer Casa aufgetaucht ist, kam Severa nach, ihr Mann hatte sie rausgeschmissen und sie aus der Ehe entlassen. Severa wurde erst vor noch nicht allzu langer Zeit von einem Zweig der Iulia adoptiert, denn Meridius liebt sie noch immer. Ein Legatus der eine Peregrina heiratet ist natürlich unmöglich, doch er hat Einfluss genug, dass eine Familie für ihn die Schande so einer Adoption auf sich läd und seinen Plänen nichts mehr im Weg steht."


    Sie blickt Valeria an. "Ein uneheliches Kind, eine Peregrina, welche dieses Kind ihrem Ehemann unterschiebt, das Kind, das von seinem richtigen Vater adoptiert wird, die Peregrina, die dewegen aus der Ehe entlassen und schließlich in eine bürgerliche Familie aufgenommen wird, damit der Triumphator endlich die Mutter seines Sohnes heiraten kann... Wenn das den Ruf noch nicht ruiniert hat, Valeria, dann wird deine Geschichte auch nicht mehr dazu beitragen. Und Meridius sollte der letzte sein, der dir Vorwürfe macht."

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