• Ich hatte mal wieder beschlossen, mich ein wenig im Hafen umzusehen. Eine handvoll Männer begleitete mich in Zivil und verteilte sich unter der Menge der unzähligen Menschen, welche hier zu tun hatten. Wieder waren mehrere Schiffe aus Sizilien angekommen, dann ein ganzes Dutzend aus Africa, zwei aus Alexandria und eines aus Ostia. Es gab also viel zu tun.


    Ich besprach mich mit dem Hafenmeister, ließ mir die Listen geben und hörte mich auch unter den angelandeten Matrosen und Seemänner ein wenig um. Die Schiffe, die heute noch den Hafen wieder verlassen wollten, würden wir uns als erstes vorknüpfen...

  • Es ging dann doch alles recht schnell. Nach einem Hinweis eines Informanten fand sich ein Schiff auf einem der hinteren Anlegestellen aus Afrika, das angeblich illegal Sklaven transportierte. Die Fracht war weder in den Papieren ausgewiesen, noch war genau klar woher die Sklaven kommen sollten. Vermutlich hatten sie keinen Vorbesitzer, weil sie gestohlen, oder entführt worden waren, oder weil sich ein Privatunternehmen an einer Sklavenjagd im Norden Afrikas beteiligt hatte. Der Fall war für uns klar.


    Wir näherten uns, so gut es ging unauffällig dem Schiff und die Männer brachten sich in Position. Dann schlenderte ich langsam zu dem Steg und stellte mich als eine Kontaktperson, welche den Kapitän sprechen wolle. Der Seemann blickte mich etwas verstört an. "Kontaktperson?" Er hatte nichts davon gehört und zuckte mit der Schulter.


    "Jetzt mach kein Stress!" rief ich ihm zu. "Lucianus schickt mich!"


    Ich hoffte der Name eines der Unterweltbosse würde reichen um mich zumindest noch einmal näher nach oben bringen zu können.


    "Lucianus? Dich!" er war verunsichert, wie man ihm ansehen konnte. Offensichtlich bestanden doch Kontakte, oder aber er kannte den Mann dem Namen nach. Ich beschloss diesen Umstand zu nutzen und an Bord zu gehen.


    "Ja, Lucianus. Bist Du schwerhörig? Ich soll mir die Ladung ansehen!
    Wenn Du meinst, dass er jeden Müll annimmt, hast Du Dich geschnitten!"


    Schon stand ich oben an Bord und hatte mir Zugang verschafft.

  • "Los! Los! Los!"
    "Im Namen des Imperators!"
    "Mit dem Gesicht zum Boden!"


    Die Männer der Stadtwache stürzten sich auf das Schiff. Zwei Seemänner wurden auf dem Pier zu Boden geworfen, einer sprang ins Hafenbecken um sich dem Zugriff zu entziehen. Mehrere Stadtwachen folgten ihm.


    Ich unterdessen rammte dem Seemann oben an der Reeling meinen Ellenbogen ins Gesicht und zog unter dem Mantel mein Gladius hervor.


    "Centurio! Sofort die Ladung sichern!
    Ein Trupp geht unter Deck.
    Die anderen sichern hier oben!"


    Wenig später hatten wir die Mannschaft überwältigt. Der Vorstoss kam überraschend, so dass wir keine Verluste zu beklagen hatten. Von den Schmugglern wurden zwei Männer getötet, eine handvoll weitere verletzt. Die Ware blieb unbeschädigt. Zwei Dutzend Sklaven aus Afrika wurden von Bord geführt und erstmal auf die Stadtwache geschleppt. Ich konnte zufrieden sein.

  • Die Fahrt war - Poseidon sei Dank - gut verlaufen. Der Wind spielte uns der Jahreszeit entsprechend relativ gut mit und nachdem wir die Küste entlang gesegelt waren und der Kapitän mehrmals Halt gemacht hatte, kamen wir endlich aus Ostia kommend im Hafen von Tarraco an.


    Als ich von Bord ging und meine Heimat wiedersah,
    war ich froh hier zu sein.


    "Hraban! Niobe! Bewegung!" rief ich den beiden zu
    und kümmerte mich dann um das Gepäck der Herrschaften.


    Sim-Off:

    Passagierliste:


    Iulia Severa
    Decima Valeria
    Lucius Decimus Romanus
    Lucius Decimus Maximian
    Maximus Decimianus Verus
    Niobe
    Hraban

  • Hraban hatte seinen Namen gehört und kam gelaufen, um beim Entladen zu helfen. Aber wenn er nur konnte, sah er sich um. Das war also Hispania und er demnach wieder an einem Ort, an dem er unter anderen Umständen wohl nie aus eigener Kraft gelangt wäre.

  • Maximian ging wohl mit als erster von Bord. Genau genommen ging er auch nicht, sondern entfloh dem Wassergefährt, das ihm übel mitgespielt hatte, um endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Er war ziemlich bleich um die Nase herum, konnte keinen Hehl daraus machen, dass diese Schiffsfahrten wirklich nichts für ihn waren.
    Jetzt, da der Untergrund aber nicht mehr schwankte, fühlte er sich gleich besser und konnte sogar zaghaft Lächeln, weil er seine zwar nur kurz verlorene aber dennoch geliebte Heimat wieder hatte.
    Wie er erkannte, kümmerte Verus sich mit den zwei neuen Sklaven bereits um das Entladen des Gepäcks, weshalb Maximian sich wieder dem Schiff zuwandte, um den Damen der Familia von Bord zu helfen und aufzupassen, dass Romanus nicht, wie angedroht, dem Kapitän Beistand leisten wollte.
    "Aufpassen! Nicht stürzen. Gib mir deine Hand. Gut... alle vollzählig? Verus, seid ihr fertig?"
    Die Damen waren verstaut, das Gepäck vor Stürzen bewahrt geblieben, die Sklaven übel dran und Maximian fertig - also konnte es weitergehen.

  • Ich kam gerade den Pier entlanggelaufen, als ich von einem Schiff, welches das Zeichen der Zwillinge führte, eine größere Reisegesellschaft treten sah. Ich blickte zweimal hin und erkannte einige bekannte Gesichter aus der Gens Decima.


    Mit einem Lächeln trat ich hinzu und grüsste.


    "Salve! Ich hoffe ihr hattet eine gute Überfahrt..."


    Der junge Bursche, der Sohn von Meridius sah ihm wie ein Abbild ähnlich, nur jünger, ein weitere junger Bursche rannte herum und zwei schöne Damen folgten, die eine etwas jünger, die andere etwas älter. Die Ältere hatte ich noch nie gesehen, folglich betrachtete ich sie etwas genauer. Sie sah ausgesprochen gut aus, und wie sie sich zu dem jungen Mann stellte, musste sie wohl seine Mutter sein. Eine Tatsache, welche ich nie vermutet hätte.

  • Gerade hatten sie weitergehen wollen, als ein Mann vorbeigelaufen kam und sie grüßte. Maximian war sich nicht sicher, ob er ihn kannte und lächelte gequält.
    "Salve"", grüßte er. "Ja, sie war für diese Jahreszeit wohl gut - besser, als ich gedacht hätte."
    Auch jetzt, wo er den Mann genauer mustern konnte, war er sich immer noch nicht sicher, ob er ihn bereits einmal kennengelernt hatte.

  • Der junge Mann wusste offensichtlich nichts mit mir anzufangen, wie aus seinem Gesichtsausdruck zu schließen war. Und die Damen blickten ebenfalls fragend.


    "Ach, ich vergaß mich vorzustellen. Flavius Prudentius Balbus. Ehemaliger Tribun unter dem Legaten Decimus Meridius, Regionarius und Bekannter der Familie. Decima Tertia und Decima Lucilla habe ich gut gekannt. Ich war auch auf der Beerdigung des Decimus Proximus..."


    Ich nickte mit dem Kopf und lächelte die Leute an.

  • Niobe half beim Ausladen des Gepäcks und war ganz froh für diese Ablenkung. So würde sie wenigstens für kurze Zeit nicht an Rom und die verpasste Gelegenheit zu fliehen zurückdenken müssen. Und wer weiß, was sich in diesem für sie noch unbekannterem Land für Möglichkeiten boten. Als das Gepäck verstaut war, nutzte Niobe die Zeit bis es weiterging zum Verschnaufen. Sie war so harte körperliche Arbeit nicht gewohnt und beneidete für einen Moment die Muskeln des anderen Sklaven, von dem sie nur wusste, dass er Hraban hieß.

  • Zitat

    Original von Flavius Prudentius Balbus
    "Ach, ich vergaß mich vorzustellen. Flavius Prudentius Balbus. Ehemaliger Tribun unter dem Legaten Decimus Meridius, Regionarius und Bekannter der Familie. Decima Tertia und Decima Lucilla habe ich gut gekannt. Ich war auch auf der Beerdigung des Decimus Proximus..."


    Ich nickte mit dem Kopf und lächelte die Leute an.


    Maximians Gesicht erhellte sich, als er nun zumindest eine Ahnung hatte, wie er den Mann, Prudentius Balbus einzuordnen hatte.
    "Ehemaliger Tribun? Ich hoffe, keine schwere Verwundung war der Grund für den Austritt?", sagte ermit fragendem Ton und sah sich dann ansatzweise um. "Bei der Beerdigung waren viele Menschen und ich fürchte, dass nicht jeder der Familie die Möglichkeit hatte mit jedem Gast zu sprechen. Ich bin Decimus Maximian, das sind meine Mutter Iulia Severa, mein Cousin Romanus und seine Schwester Valeria. Freut mich."
    Im Augenwinkel bekam Maximian mit, wie die Sklaven geschäftig ausluden und auf einem Wagen verstauten.

  • Romanus wimmelte mit einem gespielt finsteren Gesichtsausdruck Maximians Hand ab, als dieser ihm von Bord helfen wollte, streckte ihm die Zunge heraus und hüpfte den Steg entlang hinunter zum Pier. Dabei verkniff er sich eine weitere Bemerkung über die Gesichtsfarbe seines Cousins und sah stattdessen einen Moment den Sklaven beim Entladen des Gepäcks zu. Das musste die neue Sklavin sein, von der Ganymed so geschwärmt hatte und Romanus konnte durchaus verstehen, wieso. Sie strahlte eine Erhabenheit aus, die nicht wirklich zu einer Sklavin passte und der junge Römer überlegte sich, ob sie wohl aus einem reichen Haus stammte.


    Seine Gedanken wurden unterbrochen als ein Mann sie ansprach und grüßte und er ging zurück zu den anderen, als dieser sich als Flavius Prudentius Balbus vorstellte. Er meinte, den Namen schon mal irgendwo gehört zu haben und nickte dem Mann freundlich zu, überließ es aber dann Maximian sie vorzustellen.

  • Zitat

    Original von Lucius Decimus Maximian
    "Ehemaliger Tribun? Ich hoffe, keine schwere Verwundung war der Grund für den Austritt?", sagte ermit fragendem Ton und sah sich dann ansatzweise um. "Bei der Beerdigung waren viele Menschen und ich fürchte, dass nicht jeder der Familie die Möglichkeit hatte mit jedem Gast zu sprechen. Ich bin Decimus Maximian, das sind meine Mutter Iulia Severa, mein Cousin Romanus und seine Schwester Valeria. Freut mich."


    Ich nickte den Genannten zu und wandte mich dann wieder an den jungen Decima, nicht ohne die Damen aus dem Blick zu lassen.


    "Keine Verwundung, nein. Der Legatus fragte mich damals - also während der Unruhen in Hispania - ob ich die Arbeit des Regionarius übernehmen wollte, und ich wollte. Und seitdem bin ich sozusagen in diesem Amt. Verbrecher jagen, Morde aufklären, die Sicherheit in der Stadt und auf den Strassen gewährleisten. Eine abwechslungsreiche Arbeit."

  • "Wenn das so ist, erkläre ich mich in allen Punkten der Anklage für unschuldig!", feixte Maximian mit seiner blassen Nase.
    "Das klingt durchaus interessant. Na hoffentlich tust du deine Arbeit auch gut, dass meine Familie den Weg nun zur Casa unbeschadet überlebt", sagte der junge Decima grinsend.
    "Und sollte etwas geschehen, weiß ich ja, nach wem ich schicken muss. Entschudlige uns jetzt. Die Reise war anstrengend und die Damen wollen sich ausruhen. Als Freund der Familie bist du in unserer Casa jederzeit willkommen, Prudentius Balbus."

  • Die beiden Witze waren nicht wirklich lustig, aber ich schmunzelte der Höflichkeit halber mit. Dann nickte ich mit dem Kopf.


    "Ja natürlich. Ich wollte euch auch nicht aufhalten, zumal die Damen sicher besseres zu tun haben..."


    Ich lächelte.


    "Ich wünsche noch einen schönen Tag."


    sprach ich und ging weiter.

  • Calliope konnte es kaum mehr erwarten, dass sie ihren Liebsten wieder bei sich hatte. Schon früh war sie aufgestanden und hatte den Großteil ihrer Arbeit verrichtet, um ihn am Hafen mit den anderen Familienmitgliedern zu empfangen.
    Freudestrahlend stand sie an der Anlegestelle und blickte erwartungsvoll zum Schiff. Sie blieb auf ihrem Platz, als er von Bord ging und wartete darauf, dass er sie sah.

  • Ich war viel zu beschäftigt gewesen. Erst nachdem ich alles geordnet und sortiert sah, entdeckte ich plötzlich SIE. War Calliope die ganze Zeit am Pier gestanden? Mit einem Lächeln trat ich auf sie zu.


    "Nanu, Du hier? Woher wusstest Du, dass wir kommen würden?"


    Ich zwinkerte ihr zu und drückte ihr kurz die Hand.


    "Wir reden nachher, ja?"


    Dann widmete ich mich wieder meiner Arbeit und verstaute das Reisegepäck der Herrschaften.

  • Als er sie endlich bemerkte und auf sie zurtrat, wollte sie ihn vor Freude umarmen, aber sie behielt sich unter Kontrolle und lächelte ihm ebenfalls liebevoll zu.
    Ein wenig verlegen wurde sie auf diee, Frage hin, woher sie wusste, dass sie kommen würden. Sollte sie ihm gestehen, dass sie in der Casa gelauscht hatte wo es nur ging und sich mehrmals am Tag am Hafen erkundigt hatte, wann Schiffe aus Rom eintreffen würden!?
    Nein...sie entschloss sich, das lieber für sich zu behalten.


    "Das musst du nicht wissen." entgegnete sie ihm einfach frech und drückte ebenso liebevoll seine Hand.
    Sie nickte als Antwort auf seine Frage und half ihm dann beim Gepäck.

  • Ein ausführlicher Spaziergang einige Zeit nach seiner Ankunft wieder daheim in Hispania, führte Maximian unter anderem auch zum Hafen. Hier lagen zahlreiche Schiffe vor Anker - kleine, die auf den Wellen schaukelten und größere, die sich majestätisch mal nach der einen, mal nach der anderen Seite senkten.
    Solange er nicht auf eines dieser Ungetüme musste, war der Hafen von Tarraco für den jungen Decima ein schöner, friedlicher Anblick. Allein die Möven, die kreischend und ohne jeden erkennbaren Sinn oder Grund kreuz und quer durcheinanderflogen und dabei kreischten, störten ein wenig.
    Der junge Mann blieb stehen und sog einen Schwall der salzigen Seeluft in seine Lungen, die mit einer leichten Briese um seine Nase wehte und ihm ein wenig das Gefühl vermittelte, dass er nur die Arme ausbreiten müsste, um sich zu den Möven in die Luft zu schwingen. Ein dummer Traum eines jungen Menschen und doch verfolgte er ihn weiter. Er würde bis dorthin fliegen, wo das Meer sein Ende hatte. Er konnte es sehen, wo das war... Das Ende. Dort, wo Himmel und Wasser aufeinandertrafen. Da hatte die Welt ihr Ende. Würde man das Ende der Welt mit dem Schiff erreichen, würde man ganz gewiss herunterfallen. Aber wenn man flöge, würde dann immer noch das selbe gelten? Vielleicht, dachte Maximian sich, dass er dann der erste Mensch wäre, der das Ende der Welt genau gesehen hätte.
    Maximian schmunzelte über seine Gedanken und lief weiter, von den Schiffen weg. Dort setzte er sich auf einen Felsen und warf kleine Steinchen ins Wasser, von denen manche, waren sie ins Wasser getaucht, plötzlich wieder daraus hervorschossen, nur um zwei Ellen weiter doch unterzugehen.

  • Früh, sehr früh kam ich am Hafen an. Ich musste meinen Kopf ein wenig frei kriegen und vorallem diese Kopfschmerzen loswerden, sonst würde man heute wirklich wenig mit mir anfangen können. Mir war ein wenig nach einem Ausritt, doch allein war es mir zu riskant und wer war um diese Uhrzeit schon auf? Vorallem konnte ich es mir nicht leisten. Schließlich war ich nicht Pontifex um den ganzen Tag mit nichtstun zu vertrödeln. Sobald die Sonne ein beträchtliches Stück gestiegen war, würde ich auch wieder zurückkehren.


    Mein Blick versank ein wenig in den Bewegungen des Meeres. Obwohl kein starker Wind ging, bewegte es sich ziemlich stark - oder bildete ich es mir nur ein? Es war gleich: Der Anblick war einfach wunderbar und ich merkte mir, dass es im Hafen - wohlbemerkt um diese frühe Zeit - sehr schön war. Ich sann ein wenig vor mich hin und wurde ruhiger...

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