• Leichter Morgennebel lag über dem Meer als sich ein kleine Segler, welcher fünf Tage zuvor aus dem Hafen Ostias ausgelaufen war, anschickte, in den Hafen Tarracos einzulaufen. Es waren fünf lange, unnütze Tage gewesen, doch Sciurus hatte sie vermutlich angenehmer verbracht als Hannibal, welcher die Seefahrt nicht ob der Untätigkeit nicht genossen hatte, sondern aufgrund des durchaus nicht zu verachtenden Seeganges. Doch nun stand die kleine Sklavengruppe der Villa Flavia an Deck, ließ sich nicht davon vertreiben, konnten sie doch alle aus unterschiedlichen Gründen es kaum erwarten, das Schiff zu verlassen.


    Zufrieden blickte Sciurus dem Treiben an dem fremden Hafen entgegen, wandte den Kopf nicht um, als er mit völlig ernsthafter Stimme sprach. "Hannibal, unser Dank muss dir gelten. Wer weiß, ob die Überfahrt so glatt wäre verlaufen, hättest du nicht täglich das Opfer für die Seegötter dargebracht. Sollten wir die Rückreise mit dem Schiff antreten, so werde ich dafür Sorge tragen, dass du besser verpflegt sein wirst als wir anderen, so dass auch die Götter adäquatere Gaben erhalten."


    Stimmen schallten über das Schiff, zum Hafen hin, vom Hafen her. Seile wurden geworfen, Segel hastig eingeholt, mit einem feinen Krachen kam der Segler am Pier zu Liegen. Die Planke wurde ausgefahren, dann trat der Kapitän zu ihnen. "Das war's. Falls ihr eine Rückfahrt braucht, wir segeln in zwei Tagen. Valete bene."


    Sciurus wandte sich Hannibal zu. "Wenn du wieder laufen kannst ohne zu Schwanken, dann sieh zu, dass du Information über die Elefanten eintreibst. Ich werde nach der Schwester meines Herrn sehen, wir treffen uns später in der Villa Flavia." Ohne ein weiteres Wort ließ er ihn stehen. Er hatte keine Lust, auf das Unwohlsein des anderen Rücksicht zu nehmen, er hatte eine Aufgabe und er würde sich um die Erledigung dieser kümmern. Einen der weiteren Sklaven winkte er mit sich, die anderen beiden überließ er Hannibal.

  • Mit einer Hand beschirmte Hannibal seine Augen als er gen Himmel spähte und die Möwen betrachtete. Eine seltsame grüngräuliche Blässe hatte sich in seinem Gesicht festgesetzt und das schon seit Tagen, genauso hatte er die letzten drei Tage fast gar nichts mehr zu sich genommen. Manche Menschen hatten schon nach ein oder zwei Tagen die Seekrankheit überwunden, bei Hannibal dauerte es stets länger. Mit einer Hand hielt sich Hannibal an der Rehling fest als das Schiff gegen die Steinmohle, welche mit Stoffballen gedämpft wurden, krachte und die Seile ausgeworfen wurden, damit es nicht wieder auf das Meer abtrieb. Hannibal war als einer der ersten auf der Planke und unterdrückte auf dem Land angekommen nur schwerlich das Bedürfnis, sich auf den Boden zu werfen und den Göttern für die sichere Ankunft, überhaupt für das Ankommen, zu danken. Er liess es. Denn er hatte schon genug Spott in den letzten Tagen ertragen müssen und es hörte jetzt auch nicht auf. Eisig schweigend sah Hannibal kurz zu Sciurus, hatte schon längst beschlossen, dessen Sticheleien einfach zu ignorieren. So tat er es und sah sich am Hafen um. Als eine Möwe laut aufkreischte, einige Kisten polternd auf dem Steinsteg landeten, vernahm er die Worte das Kapitäns und die 'Anweisungen' von Sciurus. Grimmig wollte Hannibal einige boshafte Worte erwidern, glaubte in den Worten mit den Elefanten abermals einen subtilen Spott erkennen zu können, doch Sciurus war schon entschwunden.


    Glücklich spürte er wieder den festen Boden unter seinen Füßen, wenngleich er auch immer noch glaubte, das ewige Schwanken unter sich zu verspüren. Hannibal hielt sich an einer Kiste fest, sog die Luft tief durch seine Nase ein und musste abermals ein Würgen unterdrücken als ihm der Gestank des Hafens durchdrang. Nachdenklich sah sich Hannibal um und betrachtete die Strassen, die vom Hafen weggingen, die vielen roten Dächer der großen hispanischen Stadt, den entfernten Circus, Dächer großer Tempel oder die Regia des Proconsuls, die selbst noch am Hafen gut zu sehen war. Zumindest glaubte Hannibal, dass es diese sein müsste. In Tarraco und Hispania war er noch nie vorher gewesen. Hannibal richtete sich auf und deutete mit Kinn und wenigen Worten den Sklaven ihm zu folgen. Zuerst würde er sich auf die Suche nach einem Regionarius machen, womöglich in der Regia vorbei sehen. Hauptsache er müsste sich nicht mit der ausgebüxten Flavierin, weibliche Flavierinnen waren mitunter sowieso sehr schwierig, beschäftigen müssen. Seine Schritte gingen in einer der Strassen und schnell, so würdevoll es ging, entfernte sich Hannibal vom Schiff und Hafen...

  • Minervina war nun endlich am Hafen angekommen. Um sie herum waren Leibwächter und sie selbst in einer Sänfte, vor den Augen des Pöbels versteckt. Nur der Verwalter der Villa Flavia ging kurz zu ihr und bestätigte, dass alles zum Ablegen bereit war. Sie wollte dieses Lan hinter sich lassen, ein Land, dass ihr bisher nur Sorgen oder Langeweile bereittet hatte. Zuerst entführt, dann verletzt und schließlich alleingelassen. Das war für eine Patrizierin einfach zu viel des Guten und somit hatte sie schon vom ersten Moment an beschlossen Hispania für immer den Rücken zuzukehren.

  • Das Schiff, welches der Verwalter der Villa Flavia auf die Schnelle hatte aufgetan, war nicht unbedingt kommod, doch würde es noch an diesem Tage den Hafen in Richtung Ostia verlassen. Nachdem er erfahren hatte, wer mit ihm reisen würde, hatte der Kapitän gar seinen eigenen kleinen Bereich unter Deck geräumt, so dass die Dame Minervina ein etwas abgetrenntes Ressort zur Verfügung haben würde. Ihr weniges Gepäck war bereits vor ihr zum Hafen gebracht und verladen worden, so dass ihrer Abreise nichts im Wege stand.


    Selbst Aristides, der unnütze Sklave des Aristides hatte sich mit den übrigen Sklaven aus dem Haushalt der Villa Flavia Felix wieder an der Anlegestelle eingefunden, und Sciurus teilte ihm mit wenigen Worten die Entscheidung der Flavia Minervina mit.

  • Schon wenige Stunden nachdem Hannibal den schrecklichen Hafen, noch mehr das furchtbare Meer hinter sich gelassen hatte, hatte einer der Sklaven, der am Hafen nach dem Gepäck sehen wollte, ihn eilends wieder an ihrem letzten Treffpunkt erreicht. Verwundert hörte sich Hannibal die Worte des Sklaven von hastigem Aufbruch, Schiffreise und sonstigen Horrorgeschichten an. Somit war Hannibal wenig Zeit geblieben etwas über die Elephanten heraus zu finden, geschweige denn adäquate Maßnahmen gegen diese Verbrecher und dreisten Wegelagerer zu ergreifen. Seufzend, nicht weil seine Zeit so knapp bemessen war, sondern wegen der Wahl des Reisegefährtes, hatte er sich mit den wenigen Sklaven wieder zum Hafen aufgemacht und mit schon wieder kehrender Übelkeit die Worte von Sciurus vernommen. Aus den Augenwinkeln suchte Hannibal die junge Frau, die es so eilige hatte, als ob unterirdische Daimonen sie treiben würde. Die Dame schien es wahrlich eilig zu haben, nach Italia zurück zu kehren. Scheinbar war ihr nicht sonderlich daran gelegen, dass die Wegelagerer ihre gerechte und auch erforderliche Strafe erhielten. Hannibal war es gleichgültig, nur die drohende Schiffsreise nicht. „Nun, wenn sie es so wünscht.“, meinte Hannibal knapp. Er dachte kurz darüber nach, ob er nicht doch einfach in Hispania bleiben sollte, sich um die Angelegenheiten kümmern und dann über Land wieder nach Italia zurückkehren sollte. Hannibal kaute auf seiner Unterlippe herum, sah nachdenklich und mit Abscheu auf das Schiff. Nein, so würde er schneller wieder in Italia und bei seiner großen Liebe sein. Dass ihm dort schlimmes bevor stand, das ahnte Hannibal zu dem Zeitpunkt noch nicht. Außerdem wünschte sich Gracchus die beiden Sklaven, Sciurus und auch ihn, als Eskorte für Minervina.

  • Als auch die letzten Sklaven auf das Schiff kamen war Minervina in Gedanken schon aufgebrochen. Sie stand am Deck und blickte über die Weite des Meeres. Ostia war nicht mehr weit. Gracchus war nicht mehr weit und auch Crassus... ja, Crassus...
    Sie winkte Sciurus herbei. Den Sklaven des Aristides hatte sie bisher noch nie gesehen. Aristides würde davon erfahren, einer Patrizierin musste man Aufmerksamkeit schenken. Ihr Blick haftete immernoch am Ozean. Wenn wir in Ostia ankommen kümmerst du dich bitte gleich um eine baldige, nein.... sofortige Abreise nach Rom. meinte sie nur knapp Du scheinst mir ein emsiger Servus zu sein... darum verlasse ich mich darauf, dass alles klappt. Minervina wandte sich zum Sklaven um. Ich bin unter Deck und bleibe dort. Sollte es Auffälligkeiten geben unterrichte mich darüber, sonst will ich bis zu unserer Ankunft in Ostia nicht gestört werden.
    Langsam schritt sie Richtung Kajüte und verschwand in ihrem kleinen "Ressort".

  • Nur noch einen Pallazipfel konnte Hannibal von der jungen Frau erhaschen und wandte sich um. Stumm und mit den Sklaven, die ihm bei der Suche nach den Räubern eigentlich hatten helfen sollen, trat Hannibal auf die Planke des Schiffes und nahm die wenigen Schritte auf das Deck hinauf. Der üble Salzgeruch stieg ihm in die Nase, der sich mit den Resten der Menschen und den Ausscheidungen der Möwen zu einer schier unerträglichen Geruchsmischung vermengten. Hannibal wurde schon durch das wenige schwanken abermals übel und hielt die Luft an. Erst als die letzten Ballen, die Waren für das Schiff aufgeladen war und der dicke Bauch des trägen Schiffes gefüllt, wurde die Planke von dem steinernen Kai hochgezogen. Aufgeregte Stimmen mischten sich mit den Befehlen des Kapitäns und schon stachen die Ruder in das Wasser. Hannibal trat sicherheitshalber schon in die Nähe des Speiloches, wusste er doch, was passieren würde, wenn sie das Hafenbecken von Tarraco verlassen und in die Wellenkämme der offenen See tauchen würden. Hannibal lehnte sich gegen die Rehling und betrachtete aufmerksam das Land und die Häuser. Eigentlich fast zu schade, dass sie nicht hatten länger in Hispania bleiben und Hannibal das Land und die Leute etwas kennen lernen können. Hannibal zuckte mit der Schulter, streifte Sciurus mit einem uninteressierten Blick und wandte sich dann wieder dem Land zu. Und schon verließ das Schiff Hispania und insbesondere die große Hauptstadt, den Bug auf das Mittelmeer und dann in die Himmelsrichtung von Ostia gerichtet.

  • Ein Nicken. Mehr blieb ihm nicht.
    Sophus stand am Heck des Schiffes und sah auf den Hafen zurück. Er hatte mit dem Kapitän des Handelsschiffes die Überfahrt besprochen und war sich rasch einig geworden. Der Alte hatte nicht allzu viel Gepäck und zahlte gut. Nichts anderes konnte sich ein guter Geschäftsmann wünschen.
    Sophus' Blick war nachdenklich. Er strich sich durch den weißen Vollbart und sah einen Moment lang neben sich, als erwartete er, dort jemanden stehen zu sehen. Aber natürlich war dort niemand. Er war allein unterwegs.
    Dann wandte er sich ab. Es gab schließlich genug zu schreiben auf der Reise.

  • Nachdem er die Curia verließ machte sich Belgius auf dem Weg zum Hafen. Langsam schlenderte er den Pier entlang. Schließlich setzte er sich in den Schatten eines Baumes und beobachtete ein paar Männer, die offensichtlich ein Schiff entladeten.


    Noch eine Weile döste er ein wenig vor sich her, bis er schließlich seufzend aufstand und weiterging.

  • Nach einer knappen Woche auf See, die er wie schon in der Vergangenheit ganz gut überstanden hatte, legten Sie In Terraco an. Hier würde also ein neuer Abschnitt seines Lebens beginnen. Die Sorgen fielen von im ab, nicht jedoch die Erinnerungen und die Trauer über den Tod seiner Eltern. Nun war er doch ganz auf sich gestellt, doch er hatte eine Anstellung gefunden und würde bald genug Geld verdient haben um die Kurse zum Medicinus besuchen zu können.
    Er stand an der Reling und beobachtete die Schiffsleute bei er hektischen Arbeit. Nun würde gleich auch für ihn die Arbeit wieder losgehen, nach den ruhigen Tagen auf See, die bei erstaunlich gutem Wetter vorbeigezogen waren.

  • Auch für Furianus begann ein neuer Abschnitt seines Lebens. Nun war er wahrlich ein Mann von Macht und Integrität und nicht, wie damals, bloß ein einfacher und ungewöhnlich patrizischer Architectus Provincialis.
    Just in dem Moment kam er, vom einem Leibsklaven gerufen, ebenfalls an Deck und besah die schöne Küste Hispanias mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite freute er sich auf die bevorstehende Zeit, auf der anderen Seite war diese Zeit doch düster ungewiss. Was hätte er nur darum gegeben in die Zukunft blicken zu können, besonders bei einer solch großen Last auf seinen Schultern wie eine ganze Provinz.
    Doch nichtsdestotrotz musste er hier bestehen und so hielt er sich ebenfalls an der Reling fest und blickte in seine neue Heimat für wenigstens eine Legislaturperiode.

  • Ein letztes Dankesgebet an Poseidon schickend, erblickte er den Proconsul,der gerade an die Reling trat.


    Salve Herr. Wie ihr seht sind wir gerade angekommen. Was gibt es für mich nach dem Anlegen zu tun? Soll ich mich erneut um den Transport kümmern?

  • Furianus blickte gar fast verträumt zu der Küste und nickte beiläufig.


    "Meine persönlichen Sachen müssen in die Villa Flavia gebracht werden, zudem jene hergerichtet für meine Ansprüche. 30 Sesterzen dafür."


    Nun legte das Schiff an und Furianus hatte nun zum zweiten Male in seinem Leben hispanischen Boden unter sich.


    "Nun kann es losgehen."


    Sagte er mehr zu sich als zu den Umstehenden und setzte sich in Bewegung.

  • Das war ja ein kurzer Aufenthalt in Spanien gewesen. Kaum war er angekommen, suchte er bereits wieder nach einer Passage nach Alexandria. Zu seinem Glück fand sich auch direkt ein Handelssegler, der noch ein paar Passagiere mitnehmen würde. Leider hatte der Kapitän nur zu viel Spass am feilschen. So dauerte es einige Zeit bis ein vernünftiger Preis zur Disposition stand. Da Hippocrates jedoch mit seinen Spesen haushalten musste, trieb er das Spiel noch etwas weiter, bis der Preis auch zu seinem Budget passte.
    Nun hieß es warten. Auf Cassander und die anderen, sowie auf die Flut. Zumindest zweitere würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Unruhig blickte er sich immer wieder um. Gleich würden sie auftauchen. Hoffentlich...

  • Und die Silhouetten erschienen schon im gleisenden Licht der untergehenden Sonne. Der Gepäckwagen war schon gut gefüllt gewesen und die drei Sklaven brauchten auch noch eine Weile, um das alles in den Kahn zu bringen. Doch es ging flugs und mit ein paar Nörgeleien und Beschimpfungen, die eher Cassander galten, traten sie vor dem Sekretär des Herrn an und warteten auf Anweisungen.

  • Er las gerade die Kopie das Anhangs durch, den er gerade auswendig lernte, für den Fall, das er abhanden kommen würde, als die drei auftauchten. Er beobachtete das Verladen. Sie würden wohl auch nicht verhungern auf der Reise.


    Wir laufen direkt jetzt aus. Zunächst geht es nach Alexandria. Wie ich sehe haben wir ja alles was wir brauchen. Folgt mir zu euren Unterkünften.


    Er rief einem Seemann zu, der an der Reling stand:


    Ahoi Seemann! Sag dem Kapitän, das wir nun auch bereit sind.


    Bald darauf legtes sie ab und Hippocrates stand am Heck des Schiffes und blickte dem verschwindenden Land hinter ihnen nach.

  • Wehmütig blickte Cassander der schwindenden Landmasse nach, nun war die Zeit des Faulenzens wohl endgültig vorbei. Und er freute sich auch schon auf die einsamen Stunden mit seinen beiden Mitopfern, die ihm wohl noch danken würden.

  • Die Bagage war schon eingeladen worden und der Proconsul stand mitsamt einiger Berater und den drei Comites, welche seine Stellvertretung übernehmen sollten, an dem Steg.


    "Ich will wiederkommen und Ergebnisse sehen. Und zwar äußerst positive."


    Schärfte Furianus nochmals ein, bevor er sich hinfort wandte und das Schiff bestieg. Zuvor wurde Neptun selbstverständlich ein Opfer dargebracht.
    Das Schiff stach in See.

  • Mein Blick schweifte über die Molen und Hafenanlagen. Er hatte sich verändert. Grösser, neue Gebäude.
    Ich stand am grossen Kai, lehnte an einigen Kisten und Ballen die auf ihre weitere Reise harrten.
    Ein Mann, Ende 30, mit ernstem, dunklen, wettergegerbten Gesicht und schwarzen Haaren.


    Ich fühlte mich unsicher. So vieles hatte sich verändert. Der Hafen war nur der sichtbare Ausdruck dessen. Wir hatten eine ruhige Fahrt gehabt. Guten
    Wind von Osten. Ich hatte den anderen Passagieren und den Seeleuten mit viel Interesse gelauscht. Eine ruhige Seefahrt wird schnell langweilig und zu
    meinem Glück war die einzige Beschäftigung etlicher das Tratschen über Rom. Ich hatte mit zunehmender Dauer der Fahrt auch immer wieder selbst, wenn auch möglichst vorsichtig und unaufällig, einige Fragen gestellt.


    Und schon bald war ich den Göttern dankbar, für die alte schlechte Angewohnheit im Zweifelsfall erstmal einen falschen Namen anzugeben. Vieles von dem was ich gehört hatte, hatte mich beunruhigt. Es hatte mir klargemacht, das nichts mehr so war wie ich es gekannt hatte. Und ich wusste das ich vorsichtig sein musste. Ich konnte die Strömungen, Absichten und Verhältnisse nicht mehr einordnen. Ich wusste nicht was mich erwartete.


    Ich fühlte mich wie in einem Raum voller Fremder, deren Namen und Gesichter ich zwar kannte, die aber alle nicht mehr das waren, was ich in Erinnerung hatte.
    Wie würde meine Rückkehr aufgenommen werden? Ich war mir nachdem was ich gehört hatte, von dem was nach meinem Verschwinden passiert war, überhaupt nicht sicher. Und fragte mich, ob es nicht besser mich gleich wieder in Luft aufzulösen. Doch das kam mir irgendwie falsch vor.


    Ich war froh nach Hispania gereist zu sein. Dies erschien mir im Moment noch der ruhigste und sicherste Ort um mich wieder zurechtzufinden.


    Überschaubar.


    Und es war der Ort in meinem Leben, den ich am ehesten als Heimat bezeichnen würde.


    Mein Blick wanderte umher.


    Ich fühlte mich fremd und zugleich war alles auf eine seltsame Weise vertraut.
    Sicher und unsicher.


    Man hatte mir gesagt das Lucius Flavius Furianus zur Zeit Proconsul von Hispania war. Furianus war mein Adoptivbruder. Der leibliche Sohn Secundus.
    Seitdem ich dies gehört hatte versuchte ich mich an ihn zu erinnern. Wir waren uns nur ein paar mal begegnet. Dunkel erinnerte ich mich an eine
    dunkelblonde, dratige Gestalt mit aristokratischen Gesichtszügen. Er war in Britannia aufgewachsen und erst kurz vor meinem Verschwinden in Rom
    aufgetaucht. Wenn ich mich Recht erinnerte war das letzte was ich von ihm mitbekommen hatte, das er zu den Legionen gegangen war.
    Und nun Senator und Proconsul. Alles hatte sich verändert. Und ich konnte ihn beim besten Willen nicht einschätzen. Ich hatte nicht einmal eine Vorstellung davon, wie er sich Verhalten würde, wie er reagieren würde.


    Und wieder befiel mich das Gefühl mich mit verbundene Augen auf unbekanntem Terrain zu bewegen.


    Secundus hatte sich zurückgezogen. Er genoss das Leben auf Sardienen, so hatte ich gehört. Manius Flavius Gracchus. Senator und Pontifex. Dieser Name war im Tratsch über Rom noch gefallen. Und ich verband nicht einmal ein Gesicht mit dem Namen.


    Ich richtete mich auf. Ich musste eine Entscheidung treffen.
    Was sollte mein nächster Schritt sein?


    Mein Blick fiel auf das Gasthaus am Hafen.

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