[Forum Romanum] Templum Vestae

  • Matthias sah eine junge Vestalin auf sich zukommen, die ihn nach seinen Wünschen fragte. Er antwortete:


    "Ich grüße euch, edle Vestalin, ich möchte euch nicht stören bei euren Aufgaben. Könntet iihr mir sagen, ob sich hier eine Vestalin befindet, die mit Sergia Plotina verwandt ist."

  • Plotina? Jetzt war ich verwirrt. Ich kannte Plotina kaum. In der Casa waren wir uns nicht häufig begegnet. Severa hatte mir öfter von ihr erzählt, aber ich hatte noch keine Zeit Plotina näher kennenzulernen. Aber ich wußte dass sie in Rom war, erst vor kurzem hatte Severa mit mir darüber gesprochen.


    Vielleicht schickte Plotina den Mann zu mir, um mir eine Nachricht zu überbringen? War etwas geschehen? Oder ging es um die Einladung die ich ausgesprochen hatte? Ich begutachtete den Fremden von oben bis unten, schaute dann in die Dunkelheit hinter mir und antwortete ihm.


    "Nun es gibt nur eine einzige Vestalin die mit Sergia Plotina verwandt ist. Jedenfalls weiß ich nur von einer. Und die steht vor euch. Warum möchtet ihr das wissen?"

  • Matthias sah die Vestalin an und meinte eine Spur von Verwirrtheit in ihrem Gesicht zu sehen, er konnte sich natürlich auch täuschen bei dem geringem Licht im Tempel. Aber als er hörte, daß die Verwandte bereits vor ihm stand, war er erfreut. Er sagte zur Vestalin:


    "Ah, das Schicksal meint es gut mit mir, daß ich euch so schnell gefunden habe. Nun, ich lernte Sergia Plotina auf dem Forum kennen und wir unterhielten uns eine Weile. Bevor wir unsere Adressen austauschen konnten, wurden wir durch ein kleines Mißgeschick getrennt. Ich suche sie, weil ich die Unterhaltung mit ihr fortsetzen und sie noch näher kennenlernen möchte. Könnt ihr mir sagen, wo sie wohnt?"


    Matthias überlegte sich, wie und was er der Vestalin antworte könnte, wenn sie ihn auffordern sollte Weihrauch auf einen Opferaltar zu streuen. Nun, die Wahrheit war seiner Meinung nach immer noch das Beste.

  • Eine solche Geschichte konnte nun wirklich jeder erzählen. Vielleicht hatte der Mann den Namen Plotinas irgendwo an einem Marktstand aufgeschnappt und wollte sie ausrauben. Oder sonst irgendetwas schlimmes tun.


    "Ihr kommt an einen heiligen Ort um nach einer Adresse zu fragen? Ich kenne euch nicht und ich kann nicht sicher sein ob ihr Plotina wirklich kennt und Gutes im Schilde führt. Ihr seid kein Römer oder? Wie ist euer Name?"


    Irgendetwas war komisch an diesem Mann. Er war kein Römer, aber dass war nichts Außergewöhnliches in dieser großen Stadt. Hier gab es Sklaven, Freigelassene und Peregrini an allen Ecken. Der Mann vor ihr wirkte nachdenklich, als ob er etwas verheimliche oder überlege welche Worte er benutzt.

  • Matthias hörte die mißtrauischen Fragen der Vestalin und war nicht darüber überrascht. Wie konnte er auch meinen so schnell zum Ziel zu gelangen.


    Er antwortete:


    "Ja, ihr habt recht edle Vestalin, daß ist ein sicher etwas ungewöhnliches Vorgehen. Ich kann euch versichern, daß meine Absichten nicht unehrenhaft sind oder etwas schlimmes nach sich ziehen. Wie ich schon sagte, haben Sergia Plotina und ich uns zufällig auf dem Forum getroffen. Ihr habt recht, ich bin kein Römer und bin neu in Rom. Ich dem Tag, als wir uns trafen, wollte ich das Forum besichtigen und staunte über die Pracht aller Gebäude, dabei achtete ich nicht darauf wo ich ging und so stieß ich mit Sergia Plotina zusammen, ich entschuldigte mich bei ihr und wir begannen uns zu unterhalten, dabei erwähnte sie auch, daß sie eine Verwandte bei den Vestalinnen hatte. Wie sich auch herausstellte kommen wir beide aus Alexandria. Nun, wir wurden durch etwas merkwürdige Ereignisse bei dem auch meine Herkunft als Jude eine Rolle spielte, getrennt. Ich möchte gerne meine Unterhaltung mit ihr fortsetzen und suche sie nun. Ich hoffte dabei auf Eure Hilfe."


    Er schweig kurz und sagte dann: "Verzeiht, ich wollte euch noch meinen Namen nennen: Matthias, Sohn des Mattatias."

  • Die Geschichte des Fremden beeindruckte mich nicht, aber sie wirkte echt. Plotina war öfter in Rom unterwegs, auf dem Forum oder dem Markt. Und bei all dem Gedränge auf den Straßen war es üblich dass jemand angerempelt wurde. Das Plotina aus Alexandria war, wußte ich zwar nicht, aber unsere Familie war weit verzweigt. Mein eigener Vater war ja selbst als Soldat dort gewesen.


    Der Name Matthias zeigte zumindest dass ich Recht in der Annahme hatte, dass kein Römer vor mir stand. Ein Jude, wie er sagte.


    Und plötzlich fiel mir ein wo ich überhaupt war. Und wer vor mir stand. Und erschrack förmlich.


    "Ihr seid Jude? Glaubt an diese alten Schriften eures Volkes und was darin steht?"


    Ich wollte weiterreden, aber gerade in diesem Moment musste ich an meinen Vater denken und an einen Brief den er meiner Mutter geschrieben hatte. Und an die Gespräche die sie danach mit mir führte. Es waren ebenfalls Gespräche über Juden...und eine weitere Gemeinschaft, dessen Name mir gerade nicht einfiel. Ich dachte nach, blickte durch diesen Matthias hindurch, jedenfalls musste es für ihn so aussehen. Und so blieb meine Frage im Raum stehen, während ich darüber nachdachte. Über den Namen dieser Gemeinschaft.


    Christen. Genau Christen.

  • "Ja, da ich gläubiger Jude bin, glaube ich an unsere hl. Schriften. Aber ich kann euch versichern, daß ich unterscheiden kann zwischen dem was Gottes ist und dem was des Kaisers ist. Wir beten für ihn und für alle die Rom und das Imperium regieren. Mögen sie es in Frieden tun. Im Übrigen habe ich euch meinen Namen genannt, den euren weiß ich leider nicht. Wenn ihr mir sagen könnt, wo Sergia Plotina wohnt, bitte tut es. Wenn ihr es nicht wollt, sagt es gerade heraus und ich werde euch nicht mehr bei eurem Tun belästigen."


    Inzwischen war Matthias zu dem Schluß gekommen, daß es doch keine gute Idee war mit einer Vestalin zu sprechen. Er bemerkte, wie die Vestalin geradewegs durch ihn durchschaute und zu zu überlegen schien. Dachte sie vielleicht an die Gemeinschaft, die er angehörte und kam sie zu dem richtigen Schluß? Was wußte sie über die Christen? Vermutlich nur Lügen. Nun, vermutlich würde er es ja gleich hören.

  • Nun wurde dieser Matthias scheinbar ungehalten. Jedenfalls wirkten seine Worte auf mich aggressiv und drohend. Ich war aber, nun da er sich als Jude und womöglich als Christ zu erkennen gegeben hat, entschlossen diese Person aus dem Tempel zu werfen.


    "Ihr traut euch einen heiligen Ort der römischen Götter zu besuchen? Ihr wagt es im Beisein einer Vestalin offen zuzugeben einer sogenannten Religion anzugehören, die das römische Reich bedrohen könnte? Ihr und eure Brüder seid Feinde Roms und der friedlichen Bürger dieser Stadt. Ihr Juden und diese Christen verachten die Götter Roms und damit Rom selbst. Ich werde euch nicht sagen wo ihr die Casa der Sergier findet. Und ich hoffe ihr werdet meine Familie nie finden und Unheil über sie bringen."


    Nun machte ich eine Pause. Ich war wütend. Sichtlich wütend. Immer hatte ich Angst vor dem ersten Tag gehabt, an dem ein Christ oder Jude mir begegnen würde. Aber ich hätte nie geglaubt dass einer von ihnen an einen so heiligen Ort kommen würde. Diese Leute waren Feinde Roms und das musste so manchem Bürger offen ins Gesicht geschrien werden. Niemals durfte zugelassen werden, dass diese Menschen ins römische Reich kommen und ihre Sekte wie eine Seuche verbreiten.


    "Meinen Namen wollt ihr wissen? Ich bin Sergia Calvina. Und ich fordere euch auf diesen Ort zu verlassen. Sofort!"


    In diesem Moment überlegte ich, ob ich nicht gleich nach Hilfe rufen sollte. Vielleicht waren Prätorianer in der Nähe oder Senatoren mit ihren kräftigen Sklaven.

  • Ah, na bravo, bin mal wieder ins Fettnäpfchen getreten. Aber warum fürchten sich die Römer so vor uns Christen? Weil wir sagen, es gibt nur einen Gott? Tatsächlich brauchten die Römer so viele Götter (Götzen) um sich in Sicherheit zu wiegen. Aber sie hatten doch einen Großteil der Welt erobert mit ihren starken Heeren. Nun, wie konnte er dieser Römerin beweisen, daß sie im Unrecht war? Im Moment jedenfalls nicht, dazu war sie viel zu wütend und könnte möglicherweise Soldaten rufen. Er sprach zu Sergia Calvina:


    "Ich kann euch versichern, daß wir Juden und Christen keine Gefahr darstellen. Ich danke euch auf alle Fälle für das Gespräch und wünsche Euch von ganzen Herren, daß ihr all das, was ihr erhofft, auch erlangen möget. Seid gegrüßt."


    Er verneigte sich vor Sergia Calvina und verließ den Tempel. Nun etwas hatte es doch gebracht, er wußte zumindest wie das Haus bezeichnet wurden: Casa der Sergier - natürlich, der Familienname, hätte er doch gleich darauf kommen können. Er blickte nocheinmal zum Tempel zurück und bog um die nächste Ecke, wo er stehen blieb und beobachten wollte, ob Sergia Calvina noch nach den Soldaten rufen würde.


    Sim-Off:

    Nach einer ganzen Weile


    Es geschah weiter nichts, die Vestalin hatte keine Soldaten gerufen. Matthias verließ den Bezirk des Vesta-Tempels und ging wieder zum Forum.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!