[Officium] geschlossen und zur Renovierung vorgesehen

Marcus Flavius Obscuro. In der Tat kam mir das Gesicht bekannt vor. Es war unglaublich wo der Kerl immer wieder auftauchte und gerade dann, wenn man dachte, man hätte ihn hinter sich, stand er wieder vor einem. Da er allerdings ein ehemaliger Verwandter von mir war, lächelte ich.

"Salve, Flavius. Schön Dich zu sehen."

Er setzte sich und ich fügte noch hinzu:

"Bitte nimm doch Platz.
Etwas Wein?"

"Danke, aber nur ein halben Becher."

Irgendwie schaute er mir suspekt, hatte er etwas vor oder ist meine Anwesendheit unpassent.

"Also Balbus, wie laufen die Geschäfte? Immer noch mit Leuten in Fässer einsperren beschäftigt?"

Tja, so war ich. Einfach kein Blatt vor dem Mund halten.

Ich winkte meinem Scriba, dass er dem Besucher einen Becher Wein bringen solle. Halbe Becher gab es bei mir nicht.

"Nein, die Leute sind mir ausgegangen..."

Ich blickte ihn an. Er konnte ziemlich aufdringlich sein.

"Wie kommt es, dass Du jetzt Praefectus Protuensis bist?
Ich dachte Du wärst Centurio Statorum in Italia..."

"Wirklich, ist Hispania so ruhig geworden?"

Ich nahm den Becher und trank ihn zur Hälfte aus.

"Stimmt ich war Centurio Statorum, aber die familiären Umstände haben sich mal wieder geändert, also habe ich mich entschlossen mich entgültig in Hispania nieder zu lassen. Und außerdem ist der Posten des Praefectus Protuensis genau auf mich zugeschnitten, mit der Seefahrt zu tun, aber selber nicht mehr auf See.

Und wie sehen deine Pläne aus, endlich eine Geliebte gefunden. Oder mich noch die vor Ort Inspektion bei der Lupanarbar?"

Zitat

Original von Marcus Flavius Obscuro
"Oder mich noch die vor Ort Inspektion bei der Lupanarbar?"

Der halbe Becher Wein war wohl etwas zu viel für ihn. Jedenfalls konnte ich ihn kaum verstehen. ??? Egal, ich ignorierte seine letzte Bemerkung und ging statt dessen auf das andere ein.

"Nein, in Tarraco läuft alles wie bisher. Und ruhig ist es auch nicht gerade. Ganz im Gegenteil, ein paar Morde, organisiertes Verbrechen, man merkt dass die friedlichen Zeiten wieder da sind, und die Legion mit der Ala weit weg ist. Zudem florieren die Geschäfte, logisch dass es Geschäftsleute gibt, die mit etwas anderen Methoden arbeiten. Du wirst es selbst noch erleben, dass die Gewaltbereitschaft mit dem Abzug der Truppen gestiegen ist. Wenn Du mal eine Schiffsdurchsuchung machst, legt Dir am besten einen Kettenpanzer an. Es lohnt sich..."

"Seit der Legat Meridus fort ist, geht einiges drunter und drüber, wird zeit dass er wieder kommt."

Ich leerte doch den Becher.

"Und wo siehst du die Schwierigkeiten und Brennpunkte an den Häfen? Ich hörte auch, dass eine Eröffnungsfeier für den neuen Handelshafen in Nova stattfinden soll. Ich werde dafür besondere Vorkehrungen treffen."

Meridius? Meridius alleine würde auch keine Wunder bewirken können. Das Vakuum, welches die Legio in der Stadt und die Ala auf den Straßen hinterlassen hatte war von einem Mann nicht auszufüllen.

"Nun, der Handel ist in den letzten Monaten sprunghaft angestiegen. Immer mehr Schiffe machen hier und in Carthago Nova halt. Alle Schiffe zu durchsuchen ist uns längst nicht mehr möglich und der Waren- und Menschenschmuggel ist längst in organisierten Händen..."

Ich winkte meinem Scriba, damit er den Becher meines Gastes auffüllen würde...

"Ich erwarte daher auch gar nicht, dass Du den Schmuggel einstellen kannst. Es wäre jedoch gut, wenn Du hier und da ein paar Erfolge vorweisen könntest um Nachahmer und Trittbrettfahrer einzuschüchtern..."

"Natürlich, immerhin stehst du als Vorbild für mich."

Etwas Schleim ist nie falsch.

"Nun, eine Frage interessiert mich doch. Wie läuft es eigentlich mit der Lucilla, auch wenn ich irre. Aber man hörte munkeln, dass du öfter bei ihr im Officum warst. Aber nicht um Briefe zu versenden oder? Als alter Verwandter darf man doch fragen, lieber Cousin."

Er schleimte schlimmer als ein feilschender Orientale. Und dann kam er auch noch mit Lucilla. Ich musste mich anhalten, dass mir die Galle nicht hochkam.

"Hat das irgendeine dienstliche Relevanz für Dich?"

"Ehrlich gesagt ja, dein bester Freund ist der nahste Feind. Ich weiß gern über alles bescheid und ich mach keine Unterschiede, ob Senator oder Pöbel. Für mich ist jeder verdächtigt, so lang ich nicht des besseren überzeugt werde. Entschuldigt meine Voreingenommenheit, aber in diesen Zeiten sollte man niemanden so schnell vertrauen."

Unglaublich welche Verbindungen er herstellte.

"Sei ohne Sorge. Decima Lucilla besitzt weder ein Schiff, noch ist sie im Seehandel tätig. Sollte sich jedoch diesbezüglich etwas ändern, werde ich Dich als ersten informieren."

Ich blickte ihn an und trommelte mit meinen Fingern auf den Tisch.

"Sonst noch etwas?"

Eigentlich meinte ich nicht sie, sondern ihn selber. Aber gut.

"Nein, von meiner Seite her nichts. Ich werde mich dann auf dem Weg machen. Vielleicht fange ich heute einen kleinen Fisch."

Ich stand auf, verabschiedete mich und ging zur Tür.

"Vale."

"Vale. Und pass auf Deinen Rücken auf.
Wir haben keine einfachen Zeiten..."

Ich blickte ihm nach, bis er die Türe von aussen geschlossen hatte, schüttelte dann den Kopf und machte mich wieder an meine Arbeit.

Der Sklave kam an der Tür vorbei und schob den Brief unter der Tür hindurch.

Ich klopfte an und gab den Brief im Officium ab.

"Salve! Ich habe hier einen Eilbrief für den Regionarius. Die Rückantwort ist bereits bezahlt. Ihr könnt sie dann im Officium der hiesigen PV abgeben. Ich werde ihr bescheid geben."

Freundlich nickte und lächelte ich, um mich dann zu verabschieden und schnellen Fußes auf den Weg zur Regia des Proconsul zu machen.

Auf Befehl des Procunsuls öffnete ich die Tür und nahm den Brief, bei genauren hin sehen, war dort noch eine Notiz die ich ebenfalls mitnahm.

Von einer Inspektion zurückgekehrt betrat ich mein Officium und sichtete den Stapel mit den Briefen und Dokumenten, welche noch zu erledigen waren. Nachdem ich alle meine Unterlagen wieder hatte vervollständigen lassen - und ich hasste es, wenn man einfach so in mein Büro eindrang - bestellte ich den Centurio der Stadtwache zu mir und gab Anweisung, alles für die Ergreifung des Aelius Hadrianus vorzubereiten. Seit seiner Ankunft in Hispania hatte ich ihn Beschatten lassen und es würde uns ein leichtes sein in festzunehmen. Er hatte hier weder Unterstützer, noch verfügte er über die Mittel längere Zeit unterzutauchen. Ich legte den Gurt meines Gladius um und machte mich dann auf den Weg...

... betrat ich wutschnaubend das Officium und schleuderte mein Gladius in die Ecke. Der Centurio lief rot an und wagte kein Wort zu sprechen.

"Verdammt!!! Wie blöd kann einer sein? Ich dachte, ihr würdet ihn den ganzen Tag beobachten. Und dann steigt der einfach so schon vor ein paar Tagen auf ein Schiff und segelt ab? Wo bei Iupiter hat sich der betreffende Observateur so lange rumgetrieben? Im Puff? Ich reiß ihm die Eier eigenhändig vom Körper, wenn er keine Erklärung hat. Bin ich denn der Arsch hier? Wie soll ich das Rom erklären? Fahr doch zum Hades! Der Kerl ist entlassen! ENTLASSEN! E - N - T - L - A - S - S - E - N! Sofort! Ich will ihn nie wieder sehen. Er soll sich eine andere Stadt suchen! Und jetzt raus! RAUS!"

Der Centurio trat ab, während die Schwellung meines Kamms nur allmählich wieder zurückging.

Ich schrieb fluggs ein Schreiben...

... und machte mich selbst auf den Weg.

Ich klopfte an und betrat das Büro. Da niemand da war, übergab ich die Einladung einem seiner Sklaven und ging wieder.