Domus Aeliana - Oecus

  • Callidus, der auf einer der Bänke im Peristyl von den Mühen des Tages Erholung suchte, sah Nakhti hin- und herlaufen, doch sah Nakhti Callidus nicht. Jener hatte sich wenig dabei gedacht und erst, als der Ägypter vor ihm stand und in gebrochenem Latein, hier und da einen Laut verschluckend, sagte, dass Quarto ihn sprechen wolle, verstand Callidus und machte sich auf den Weg in den oecus.
    Dort angekommen fand er bereits Quarto mit siener Gemahlin Adria vor und auch einen Fremden. Er nickte ihm freundlich und mit einem Lächeln zu.


    > Salve, mein Name ist Marcus Aelius Callidus. <


    Dann wandte er seinen Blick zu Quarto, denn offenbar war der Mann der Grund für dessen Bitte, im oecus zu erscheinen.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Da Quarto, erschöpft vom Tag, anscheinend etwas versunken war, antwortete ich selbst und stellte mich vor.


    >>Salve der Herr, mein Name ist Lucius Severus und ich bin der neue Scriba des Quarto.<<


    Stellte ich mich nur knapp vor, um dem Herren nicht in Verlegenheit zu bringen.

  • “Nun, dann wäre auch das geklärt. Ich danke dir, Lucius Severus. Du kannst dich jetzt zurückziehen.“


    Dann wandte sich Quarto an sein Eheweib und an den Sohn des Vetters seines Vaters:
    “Also, meine Lieben, viel zu selten kommen wir gemeinsam hier zusammen. Wollen wir nicht gemeinsam eine Kleinigkeit essen? Du könntest ein wenig berichten, wie es dir in deinem Amt ergeht, Marcus.“

  • Callidus nickte dem Mann zu, bevor dieser in Richtung seiner Kammer verschwand, und setzte sich dann an den großen Tisch.
    Er schluckte einmal kräftig und wusste nicht, ob Quarto das nun wirklich wissen wollte. So antwortete trotz so mancher Verärgerung möglichst neutral.


    > Nunja, es ist derzeit etwas anstrengend, da ich zwischen gewisse politische Fronten geraten bin. Ich habe, um meine Entscheidungen nicht selbst ins Lächerliche zu ziehen, meiner magistra scriniorum i der Kurie deutlich den Rücken gestärkt, als man sich über ihre Amtsgewalt hinwegsetzen wollte. Meine Vorgänger waren in dieser Hinsicht wohl nachlässiger und so bin ich durch meinen Einspruch so manchem unliebsam geworden. So ist es nicht verwunderlich, dass man keine Gelegenheit auslässt das Wort des Comes anzugreifen und ihn als unfähig zu titulieren. Solange diese Angriffe jedoch verbale Ausrutscher sind, die nicht meine, sondern die Würde des Kontrahenten schmälern, weiß ich damit sehr gut umzugehen. Erfreulicher ist, dass ich nach Abgabe des Vorsitzes über die Kurie nun die Zeit finde, bald nach Misenum aufzubrechen, um mich vom Stand der Arbeiten selbst zu überzeugen. Von Misenum aus wird meine Reise nach Tarent gehen, wohin mich Plinius Aristo einlud, einer der dortigen Duumvirn. <


    Er lächelte zur Gemahlin des Quarto.


    > Und auch für die Schule kann ich mich nun in größerem Umfang einbringen, was ich schon seit geraumer Zeit vorhatte. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Als Quarto hörte, was Callidus über die Zustände in der Provinzcurie zu berichten hatte, nickte er verständnisvoll.
    “Oh ja, dass kenne ich nur zu gut. Mir ist es auch schon wie dir ergangen. Wer sind diejenigen, die dich angreifen?“

  • "Und was für ein Problem haben sie mit dem Magister Scriniorum?", stellte auch Adria noch eine Frage dazu. Es war ihr aufgefallen, dass es sich um eine 'Magistra' handelte, doch unerklärlicherweise konnte sich Adria mit den verweiblichten Titeln nicht anfreunden.

  • Callidus nahm die Kanne vom Tisch und goss etwas Wasser in die um jene aufgestellten Becher, für Quarto und Adria gleich mit, ohne sie noch zu fragen. Er schüttelte leicht den Kopf und blickte zum Fenster, wie er es gern tat, wenn er nachdachte.


    >Es sind Vertreter aus Mantua, genauer sogar aus der Legion. Der Centurio Claudius Vesuvianus hat sich nun schön desöfteren im Ton vergriffen. Letztlich geht es jedoch darum, dass ich meine mir unterstellte magistra scriniorum mit einem Auftrag nach Mantua schickte. Wenig später gab der Claudier öffentlich in der Kurie vor, es gäbe einen Befehl, Frauen den Zutritt zur castra zu versagen und ich müsste mich selbst um meine Angelegeheiten kümmern. Er wies mich an, keine Frauen mehr nach Mantua zu schicken. Nun, natürlich habe ich dies strikt abgelehnt und die Beachtung der Amtsgewalt gefordert, woraufhin auch Aurelius Antoninus bekräftigte, man würde Frauen immer wieder abweisen, aufgrund des Befehls. Tiberia Honoria, die dieses Amt ausübt, blieb beständig und verharrte in der Stadt, bis bei einem Wachwechsel ein anderer Soldat, der vermutlich nicht unter Druck gesetzt wurde, sie anstandslos zu deinem Bruder vorlies. Auch Valerianus kannte diesen Befehl offensichtlich nicht.
    Ihr kennt die Aurelier und ihre politischen Ziele. Sie versuchen sie selbst durch Blockaden und Behinderungen der Regionalbeamten durchzusetzen.
    Nunja, es gibt bessere Ausgangssituationen, aber ich sehe dieses Gerede nur als eine Art Hilflosigkeit, denn wie ich es auch drehe, ich habe nicht gegen ein Gesetz verstoßen, so dass ich selbst nach meiner Amtszeit schwerlich angeklagt werden kann. <


    Callidus erhob den Becher und grinste. Damit war nicht zu rechnen, aber bei dem, was er in der Kurie von so manchem hören musste, zweifelte er selbst die absurdesten Dinge nicht mehr an.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • “Man verweigerte einer von dir beauftragten Magistra den Zugang zum Lager und das ohne ausdrücklichen Befehl des Legionskommandeurs? Behinderung der Regionalbeamten, wie du es ausdrückst, ist angesichts dessen noch sehr zurückhaltend formuliert, muss ich sagen. Was war denn ihr Auftrag und mit wem sollte sie sprechen?“

  • > Ich habe meinen Ärger über dieses... "Verhalten" in der Kurie auch deutlich zum Ausdruck gebracht, doch war wohl eben das der Grund, warum manche mir sogar drohten. Nun, der Auftrag der Tiberia war es, nach Mantua zu reisen und dort den Legionskommandanten aufzusuchen, um nach Möglichkeiten zu fragen, einen Bautrupp nach Ostia zu entsenden, um dort die Arbeiten am neuen Merkurtempel zu unterstützen. Es handelte sich also keineswegs darum, dass ich weibliche Angestellte in ein Lager einschleusen wollte, sondern lediglich darum, dass sie im Auftrag der regio ihren Pflichten zum Wohle Italias nachging. In der Kurie aber sagte man mir, dass man diese weiblichen Angestellten immer wieder abweisen würde. Ich selbst weiß natürlich, dass dies nicht das Ziel der schönen Stadt Mantua ist, sondern das einiger weniger, die die führenden Familien dort stellen. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Quartos Blick nahm etwas reptilienhaftes an. Denn wenn es um seinen Bruder und dessen Stellung im Staate anging, war übermäßig sensibel und verstand keinen Spaß.
    Es lag eine gewisse Eiseskälte in seiner Stimme, als er antwortete:
    “Die Offiziere meines Bruders verhindern, dass eine offiziell beauftragte Magistra des Comes von Italia zu ihm vordringen kann? Selbst nachdem klar ist, dass sie niemals einen solchen Befehl erhielten, beharren sie darauf?“
    Er ballte die Faust.
    “Es kommt mir so vor, als würde man versuchen den Caesar von der Außenwelt abzuschotten. Das grenzt doch an Hochverrat!“

  • Callidus bemerkte, dass sein Verwandter Quarto die Sache noch wesentlich ernster auffasste, als Callidus selbst es damals getan hatte. Er hörte Quarto zu, der den Sachverhalt für sich noch einmal wiederholte, bevor er antwortete.


    > Ich habe selbst eine Zeit überlegt, deinem Bruder in dieser Angelegenheit einen Brief zu schreiben, kam jedoch wieder von dem Gedanken ab, als ich durch Tiberia Honoria erfuhr, dass sie von einem anderen Soldaten später eingelassen wurde und zum Caesar vordringen konnte. Ein Brief wäre mir in diesem Fall wohl als Racheakt ausgelegt worden, was die Arbeit in der Kurie noch weiter belastet hätte. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich es für wenig ratsam, da auch die Wahlen bevorstanden und die neue Besetzung gebildet werden musste. Dass man jedoch auch für die Zukunft eine Zusammenarbeit verwehrt, machten mir der Optio und der Centurio sehr deutlich. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • “Hmmmmh….“ Quarto strich sich in gewohnter Manier nachdenklich durch den Bart und überlegte dann halblaut vor sich hin brummend: “Claudius Vesuvianus und Aurelius Antoninus… zwei Patrizier… ob der Kaiser selbst hinter dieser Sache steckt? Hmmm…. Nein, er hätte andere Mittel und würde sich anderer Männer bedienen… Patrizier… hmmmm… Flavius Felix…, natürlich, Flavius Felix! Ich habe ihn schon länger in Verdacht, selbst nach der Kaiserwürde zu streben. Was meinst du, Adria, dass ist doch wohl ein Komplott, ausgeheckt von diesem Flavier!“

  • Die Theorie ihres Gatten verwunderte sie doch sehr. Genauso wie die Erzählungen über göttliche Zeichen vor den Tempeln, sah sie auch das hier als übertriebene Phantasie, unterhaltsam, aber doch etwas realitätsfern.
    So reagierte sie mit einem Schmunzeln darauf.
    "Dass Felix Gefallen am Gedanken, Kaiser zu sein, finden würde, kann ich mir durchaus vorstellen. Dass er sich in den letzten Wochen oder Monaten nur noch wenig in der Öffentlichkeit zeigt und sich auf seine Landvilla irgendwo im Süden zurückgezogen hat, könnte doch durchaus auch zu deinen Gedanken passen."
    Gespannt wartete sie darauf, ob er diesen Gedankenanstoß ernst nahm.

  • “Ganz genau, meine Liebe. Das ist doch höchst verdächtig!
    Er tut immer so, als hätte er keinerlei Interesse an Ämtern, Einfluss und Pfründen. Aber kennen wir seine Familie nicht viel zu gut, um es besser zu wissen?
    Seit seiner Zeit als Legatus Augusti pro Praetore von Italia hat er bei fast allem die Finger mit im Spiel, was hier in der Provinz geschieht. Es würde mich gar nicht wundern, wenn er auch hinter diesem… Komplott… gegen meinen Bruder stecken würde.“


    Ein wenig paranoid wirkte Quarto schon, als er sich derart in Rage redete.

  • Callidus trank langsam sein Wasser, vielleicht, um unauffällig zu wirken. Er versuchte die Gedanken zu verfolgen und die Verbindung zwischen diesen unbedeutenden Störenfrieden und einer coniuratio am Caesar zu erstellen und dabei auch noch Senator Flavius Felix einzubeziehen. Es gelang ihm nur mäßig und so hörte er lieber den Worten Quartos zu, denn der musste es ja schließlich wissen.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Felix hat sicher in Rom mehr Beziehungen und Einfluss, als wir es uns vorstellen können und manchem lieb ist.
    Du meinst, er könnte Valerianus als Konkurrenten sehen, dem er das Leben schwer machen möchte?"

    Sie nahm einen Schluck und runzelte die Stirn.
    "Wurde dein Bruder nicht wieder von der Legio I abgezogen und ihm wieder seine frühere Einheit weit weg von Rom zugeteilt?"

  • “Als ich in Mantua war habe ich es ihm mehrfach gesagt. Auf ihn eingeredet habe ich, er soll hierher nach Rom kommen, ins Zentrum des Reiches. Er muss persönlich Kontakte knüpfen und sich der Unterstützung durch die wichtigsten Familien der Stadt versichern, meinte ich und er muss auf den Tag vorbereitet sein, an dem… nun ja, wir wollen hoffen das dieser Tag noch in weiter Ferne liegt.“


    Quarto hob in einer hilflosen Geste die Rechte gen Himmel.


    “Aber er ist genau so stur wie unser Vater und genau so blind gegenüber den dunklen Seiten römischer Politik. Er beharrte darauf, dass er in erster Linie Soldat sei und das sei Platz an der Spitze einer Legion wäre. Sein neues Kommando bringt ihn nun noch weiter weg von Rom...


    Vielleicht habe ich unrecht mit dem, was ich über Flavius Felix gesagt habe. Aber irgendwer in Rom wird immer danach trachten Gaius Platz einzunehmen. Ich werde meinen ganzen Einfluss hier auf dem Palatin aufbieten müssen, um das auch in den nächsten Jahren zu verhindern.“

  • "Ich denke deinen Einfluss würde es weniger auf dem Palatin brauchen, sondern außerhalb. Der Imperator hält ohne Zweifel viel von Valerianus. Solange nicht machtgierige Intriganten dem Kaiser ein falsches Bild von ihm einreden, wird es auch so bleiben. Doch wenn dies einige schaffen, wird das Leben von Valerianus wohl sehr gefährlich.
    Und ich kann mir durchaus vorstellen, das würde auch für uns Konsequenzen haben."

  • “Genau diese Sorge plagt mich, meine Liebe.“


    Er blickte auf ihren schwangeren Bauch.


    “Inzwischen mehr denn je.


    Aber als Aelier haben wir keine Wahl. Egal ob einer von uns zum Thronfolger ausgewählt wurde oder nicht, unser Schicksal ist immer eng mit der großen Politik verknüpft und damit, wer die kaiserliche Macht in Händen hält. In guten Zeiten stehen wir mit an der Spitze des Imperiums und in schlechten fallen wir in tiefste Ungnade. Das war schon zu Aelius Catus und Aelius Seianus Zeiten so und das gilt auch heute noch. …aber ich sollte nicht so daher reden, die Zeiten sind schließlich gut…“


    Er hatte an diesem Abend wohl wirklich ein bisschen viel getrunken, so wie er daherfaselte. ;)

  • Was ihr zu Beginn noch als reine Spinnerei und Spaß ihres Gatten schien, kam ihr nun doch immer mehr als bedenkenswert und wahr vor. Er hatte doch wirklich recht. Ganz schnell konnte ihre Leben umschwenken, wenn andere Menschen, die nicht leicht vor Verleumdung zurückschrecken, es so wollten.


    Sie griff zu ihrem Becher und stimmte Quarto murmelnd dem letzten Satz zu. Man sollte wirklich nicht zuviel darüber reden und nachdenken, es verdarb nur die Lust am schönen Leben.

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